- Marionettentheater
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Eine Marionette ist eine Gliederpuppe, die von einem Marionettenspieler mit Hilfe von Fäden bewegt wird, die an den einzelnen Gliedern befestigt sind. Das Baumaterial war früher in der Regel Holz. Für die Köpfe wurde häufig Lindenholz verwendet, da es eine feine Maserung aufweist, weich genug ist um einfach bearbeitet zu werden, und hart genug um langlebig stabil und bruchfest zu bleiben. Heute werden je nach Thema verschiedenste Materialien verwendet, Hart- und Weichschaum, Latex, Papier- oder Holzmaschee und vieles mehr.
Inhaltsverzeichnis
Darstellung und Herstellung
Im Gegensatz zu Handpuppen kann hier die ganze Figur dargestellt und bewegt werden, also auch der Unterkörper, bzw. die Beine, was eine naturgetreuere Darstellung der Figur zulässt. Außerdem kann der Spieler völlig verdeckt agieren, sodass nur die scheinbar eigenständige Figur für das Publikum sichtbar bleibt. Diese Umstände führten im 19. Jahrhundert zu einer Mode, Theaterstücke oder auch Opern unmittelbar auf die Marionettenbühne zu übertragen und „kleine Menschlein“ handeln zu lassen, was weder den Stücken noch dem Medium Figurentheater gerecht wurde.
Die komplizierteste Marionette muss scheitern, verlangt man von ihr die Fähigkeiten eines Menschen. Direkte Handlungen wie z. B. Greifen, innige Umarmungen oder auch kraftvolles Zuschlagen in einer Rauferei liegen ihr ursprünglich nicht, da sie nur den Pendelgesetzen und der Schwerkraft gehorcht. Mit eigens dafür entwickelten Figuren sind natürlich auch solche Situationen zu bewerkstelligen, dann aber entwickelt sich das Spiel unter Umständen eher zur Artistik.
Geht es dagegen um Indirektes und vor allem um Gestalten, die sich von der Schwerkraft lösen, ist die Marionette naturgemäß jedem Schauspieler überlegen.
Eine berühmte Marionette ist die Kinderbuchfigur Pinocchio. Eines der bekanntesten deutschsprachigen Marionettentheater ist die Augsburger Puppenkiste. Die älteste Marionettentheaterdynastie Deutschlands ist die Theaterfamilie Bille aus dem Erzgebirge (seit 1638), daneben gab es noch die Winters aus Schlesien, die Richters aus Thüringen und die Theaterfamilie Schichtl (deren Nachfahren noch als Varieté-Theater Schichtl auf dem Oktoberfest in München vertreten sind) aus Süddeutschland. Die Lindauer Marionettenoper, das Salzburger Marionettentheater und das Marionettentheater Schloss Schönbrunn führen Opern und Theaterstücke mit Marionetten auf. Große Tradition haben Marionetten insbesondere auch im Chinesischen Puppentheater und im Sizilianischen Puppentheater (Opera dei Pupi).
Ein weiteres bekanntes Marionettentheater ist das Steinauer Marionettentheater; diese Bühne gehört zu den wenigen, die noch in traditioneller Form spielen. Die ältesten Puppen stammen aus der ersten von insgesamt sechs Faust-Inszenierungen, aus der Nachkriegszeit. Denn dieses Theater zählt zu den ältesten Puppentheatern, die es noch gibt. Im Jahre 2004 wurde es 80 Jahre alt.
Marionette im übertragenen Sinn
- Eine lebende Person, die wie ein Werkzeug von anderen benutzt wird, bezeichnet man ebenfalls als Marionette.
- Eine Marionettenregierung wird von einer fremden (Sieger-)Macht eingesetzt und kontrolliert.
Siehe auch: Strohmann, Drahtzieher, Marionettenstaat, Sockenpuppe
Romantik
Die Romantik, bzw. die Romantiker hatten eine Affinität zum Marionettentheater. Es faszinierte sie, dass man mit den Figuren scheinbar die Gesetze der Gravitation außer Kraft setzen konnte. So kam es zu dem bekannten Dahinschweben der Figuren, so wie es auch Feen, Elfen etc. in der Phantasie der Romantiker vermochten.
Galerie
Marionettentheater Plön
Siehe auch
Berühmte Marionetten: Spejbl und Hurvinek, Der Spatz vom Wallrafplatz
Literatur
- Olaf Bernstengel/Lars Rebehn: Volkstheater an Fäden. Vom Massenmedium zum musealen Objekt - sächsisches Marionettentheater im 20. Jahrhundert, hg. von der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Puppentheatersammlung, Halle 2007, ISBN 978-3-89812-550-5
- Harro Siegels Marionetten, Propyläen-Verlag,1982 ISBN 3-549-06657-0
- Marionetten aus aller Welt, Rheingauer Verlagsgesellschaft, 1972 ISBN 3-88102-022-5
Weblinks
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