Apparatschik

Apparatschik

Apparatschik (russisch аппара́тчик, zu deutsch: Mann bzw. Frau des „Apparats“) ist eine aus dem Russischen stammende Bezeichnung für einen Parteifunktionär oder Bürokraten in den ehemaligen sozialistischen Staaten und ihrem Parteiapparat. Der Begriff wird heute meistens abwertend verwendet. Ein im Deutschen begriffsähnliches Wort ist Funktionär (das jedoch auch neutral besetzt ist, im Sinne von „führt eine Funktion für eine gesellschaftliche Gruppe aus“). Ein verwandtes, allerdings noch negativer besetztes Wort ist Bonze – ein Apparatschik wird zum Bonzen durch Privilegien und willentlichen Machtmissbrauch.

Das Wort wurde von bundesdeutschen Massenmedien und auch in der DDR aufgegriffen, um eine Person aus diesem System zu kennzeichnen, die sich (zumindest scheinbar) an alle Vorgaben seiner Vorgesetzten hält, sich nach der jeweils aktuellen Linie der politischen Führung richtet und es versteht, sich durch Unterwürfigkeit und vorauseilenden Gehorsam bei seinen Vorgesetzten beliebt und möglichst unentbehrlich zu machen. Diese Strategie ermöglichte den Apparatschiks in allen verbürokratisierten Systemen den Aufstieg, sogar bis an die Parteispitze. Als prominentestes Beispiel hierfür dürfte Konstantin Tschernenko gelten. Dieser schaffte es durch bedingungslose Loyalität der Partei gegenüber, sowie Beherrschung des Apparats von einem armen Bauernsohn aus Sibirien zum de facto Staatschef der UdSSR.

Apparatschiks gab und gibt es in praktisch allen politischen Systemen. Unabhängiges oder gar kritisches Denken ist unerwünscht. In totalitären und autoritären Systemen wurde – und wird – dieses Verhalten in der Regel offiziell gut geheißen, ja sogar gefördert. Zweitrangig beim hierarchischen Aufstieg sind dabei in der Regel die fachlichen oder menschlichen Qualifikationen.

Die Bezeichnung Apparatschik ist mittlerweile auch in den Sprachschatz nichtkommunistischer Länder eingedrungen und bezeichnet dort einen phantasiearmen, aber stets loyalen und zuverlässigen „Parteisoldaten“ oder Mitarbeiter, der sich üblicherweise keinen demokratischen Wahlen zu stellen braucht.


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