Massaker von Mahmudiyya

Massaker von Mahmudiyya
al-Mahmudiyya (Irak)
al-Mahmudiyya
al-Mahmudiyya
Lage der Stadt al-Mahmudiyya im IrakIrak Irak

Das Massaker von Mahmudiyya war ein Vorfall, bei dem am 12. März 2006 nahe der irakischen Stadt al-Mahmudiyya, südlich von Bagdad, 5 US-Soldaten die 14-jährige Irakerin Abeer Qassim al-Janabi vergewaltigten und ermordeten; auch die Eltern des Mädchens und die 6-jährige Schwester wurden dabei getötet.[1] Dieser vielfach als Kriegsverbrechen gewertete Vorfall zählt zu den grausamsten Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung im Irak und führte zu Racheakten gegen die beteiligte Militäreinheit.

Inhaltsverzeichnis

Der Tathergang

Die US-Armee unterhielt westlich von al-Mahmudiyya in al-Yusufiyya einen Verkehrskontrollposten. Rund 200 Meter entfernt davon lebte die Familie Qasim in einem vereinzelt stehenden Haus. Das Haus war bereits in den Tagen zuvor von der Patrouille mehrfach aufgesucht worden. Angaben von Nachbarn zufolge war die Mutter der 14-jährigen Abeer Qasim al-Janabi besorgt um das Schicksal ihrer Tochter gewesen und wollte sie bei Bekannten unterbringen; der Vater habe diese Sorgen aber als unbegründet zurückgewiesen.

Am Tag der Tat gingen fünf Soldaten des aus sechs Soldaten bestehenden Kontrollpostens auf das Haus der Familie Qasim zu. Es handelte sich um Steven Green, Paul E. Cortez, James P. Barker, Jesse V. Spielman und Bryan L. Howard, wobei Howard die Absicherung der Tat nach außen übernahm, ohne sich selbst an ihr zu beteiligen. Die Soldaten drangen dann in das Haus ein und Green forderte Abeers Eltern und die 6-jährige Schwester auf, in einen anderen Raum zu gehen. Er kam dann mit einer AK-47 in der Hand zu den übrigen Soldaten zurück, denen er zurief, er habe alle erschossen. Green und drei weitere Soldaten vergewaltigten daraufhin Abeer. Danach schossen sie ihr in den Kopf, übergossen ihren Körper mit Benzin und zündeten ihn an, bevor sie zu ihrem Stützpunkt zurückkehrten.[2][3]

Die beiden Brüder Abeers befanden sich zum Zeitpunkt der Tat in der Schule und entkamen so dem Massaker. Sie entdeckten die Tat jedoch als erste, als sie an diesem Tag zu ihrem Haus zurückkehrten. Was sie dort vorfanden, hat sie so stark traumatisiert, dass sie sich seitdem weigern die Schule wieder aufzunehmen.[4]

Reaktionen

Am 10. Juli erklärte eine Gruppe mit dem Namen Mudschahidin-Schura-Rat, dass sie drei US-Soldaten, die derselben Einheit angehörten wie die Täter (dem 502. Infanterieregiment der 101. US-Luftlandedivision), aus „Rache für die Schändung unserer Schwester“ getötet habe, und dokumentierte dies durch ein entsprechendes Video. US-Militärsprecher erklärten zunächst, die Familie sei von Aufständischen getötet worden; al-Mahmudiyya ist eine konfessionell zwischen Schiiten und Sunniten geteilte Stadt und war seit längerem Brennpunkt entsprechender Auseinandersetzungen.

Steven Green nahm an der Beerdigung seiner getöteten Kameraden in Arlington in Virginia teil und wurde auf dem Heimweg in Virginia festgenommen.

Gerichtsverfahren

Die Tat wurde von einem Militärgericht untersucht, das auf einem Stützpunkt in Kentucky eingerichtet wurde. Im Einzelnen ergingen dabei für die angeklagten Soldaten folgende Urteile:

Jesse Spielman
  • James Barker wurde zu 90 Jahren Haft verurteilt, mit der Möglichkeit, bei guter Führung nach 20 Jahren entlassen zu werden.[5]
  • Paul Cortez wurde am 22. Januar 2007 zu 100 Jahren Haft verurteilt, mit der Möglichkeit, bei guter Führung nach 10 Jahren entlassen zu werden.
  • Jesse Spielman wurde am 3. August 2007 zu 110 Jahren Haft verurteilt, mit der Möglichkeit, bei guter Führung nach 10 Jahren entlassen zu werden. Er hatte ein Teilgeständnis abgelegt.
  • Bryan L. Howard wurde unehrenhaft aus der US-Army entlassen und wegen Beihilfe zu 27 Monaten Haft verurteilt.
  • Steven Green wurde bereits am 16. Mai 2006 wegen „antisozialer Persönlichkeitsstörung“ unehrenhaft aus der US-Army entlassen. Er wurde am 21. Mai 2009 von einem zivilen Gericht in Kentucky zu lebenslanger Haft verurteilt.

Die Anwälte der Angeklagten hatten sich darüber beklagt, dass die intensive und zum Teil sensationshungrige Begleitung des Verfahrens durch die Medien ein faires Verfahren verhindert habe. Die entsprechende Beschwerde wurde jedoch zurückgewiesen.

Film

Der Film Redacted basiert auf den Ereignissen von al-Mahmudiyya.

Einzelnachweise

  1. AP, Brett Barrouquere: [1] AP, 23. Mai 2009
  2. [2] BBC, 20 October 2006
  3. [3] Guardian, 20 October 2006
  4. [4] CNN, May 12, 2009
  5. Iraq rape soldier given life sentence. Guardian Unlimited (17. November 2006). Abgerufen am 1. November 2007.

Weblinks


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