Ar 234

Ar 234
Arado Ar 234
Arado Ar 234 B von Amerikanern erbeutet
Arado Ar 234 B von Amerikanern erbeutet
Typ: strahlturbinengetriebener Aufklärer/Bomber
Entwurfsland: Deutsches Reich
Hersteller: Arado Flugzeugwerke
Erstflug: 30. Juli 1943
Indienststellung: 1944

Die Arado Ar 234 war das erste einsatzfähige – und tatsächlich eingesetzte – strahlturbinengetriebene Bombenflugzeug der Welt. Im Dezember 1943 flog zuerst die Version Ar 234 B-1 als Aufklärer, 1944 folgten deren erste Einsätze als Bomber. Die Bomberversion Ar 234 B-2 wurde ab Anfang 1945 eingesetzt, wobei die Bomben extern mitgeführt wurden. Das setzte die Geschwindigkeit allerdings soweit herab (auf ca. 660 km/h), dass schnelle alliierte kolbenmotorgetriebene Jagdflugzeuge die Arado bekämpfen konnten. Auch wenn in den Endtagen des Krieges dem Bomber eine eher bescheidene Rolle zukam, da er wegen des allgemeinen deutschen Treibstoffmangels die meiste Zeit am Boden blieb, zeigte sich doch in den wenigen Einsätzen, dass es für die Alliierten nahezu unmöglich war, ihn abzufangen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Arado Ar 234 B
Arado Ar 234 B-2 (im National Air and Space Museum (Steven F. Udvar-Hazy Center)
Arado Ar 234 B-2
Arado Ar 234 B-2
Arado Ar 234 B-2
Arado Ar 234 B-2

Ende des Jahres 1940 schrieb das Reichsluftfahrtministerium (RLM) einen Auftrag für die Entwicklung eines schnellen strahlgetriebenen Aufklärers / Bombers mit einer Reichweite von mindestens 2150 Kilometern aus. Lediglich die Arado Flugzeugwerke antworteten auf diese Ausschreibung und boten dem RLM ihren Prototypen E.370 an. Dabei handelte es sich um einen Schulterdecker in Ganzmetallbauweise mit ungepfeilten Tragflächen und je einem Strahltriebwerk vom Typ Junkers Jumo 004 unter jeder Tragfläche.

Die Arado-Werke veranschlagten eine Höchstgeschwindigkeit von 780 km/h in einer Operationshöhe von etwa 11.000 Metern bei einer Reichweite von knapp 2000 Kilometern. Da es Schwierigkeiten beim Erreichen der vom RLM vorgeschriebenen Mindestreichweite gab, begann Arado damit, das Gewicht des Flugzeuges drastisch zu reduzieren. Dies führte soweit, dass die Ar 234 kein eigenes Fahrwerk mehr besaß, sondern stattdessen einen abwerfbaren Startwagen verwendete. Die Landung erfolgte schließlich auf Kufen.

Obwohl die Reichweitenanforderungen nicht erfüllt wurden, bestellte das RLM zwei Prototypen der Ar 234, wohl auch in Ermangelung von Alternativen. Die Prototypen wurden noch vor Ende 1941 fertiggestellt und vorgeführt; sie konnten jedoch nicht vorgeflogen werden, da die Jumo-004-Triebwerke noch nicht einsatzbereit waren und auch erst gegen Anfang 1943 geliefert werden konnten. So fand der Erstflug der Ar 234 erst am 30. Juli 1943 statt. Da sich die Benutzung des Startwagens in der Erprobung als unpraktikabel erwies, wurde ein normales Fahrwerk mit Bugrad entwickelt. Da auch noch eine Verstärkung der Rumpfstruktur erforderlich war, konnte der Erstflug der verbesserten Maschine erst im März 1944 stattfinden.

Von der Ar 234 gibt es mehrere Versionen:

  1. Ar 234 A-0: Aufklärer ohne Fahrwerk
  2. Ar 234 B-0: Vorserie
  3. Ar 234 B-1: Aufklärer
  4. Ar 234 B-2: Bomber Blitz
  5. Ar 234 C bis P: weitere Serien, teilweise mit vier Triebwerken

Die Ar 234 war eines der ersten Flugzeuge, die mit Schleudersitz für den Piloten ausgestattet waren. Außerdem kam für die Bomberversion einer der ersten 3-Achsen-Autopiloten vom Typ PDS zum Einsatz.

Der erste Bomber war die Ar 234 B-2. Diese Maschinen waren neben dem Autopiloten PDS mit einem Kontrollgerät vom Typ LKS 7D ausgestattet. Gezielt wurde mit dem Bombenzielgerät Lotfe 7C und für Sturzangriffe mit einem BZA-Rechner mit RF2C-Periskop-Visier. Maximal konnte das Flugzeug 1500 Kilogramm Bomben tragen, als Antrieb dienten die dann verfügbaren Jumo-004-Triebwerke, mit denen die Maschinen in 6000 Metern Höhe Geschwindigkeiten bis zu 780 km/h erreichte und eine beachtliche Steigleistung von über 22 m/s erbrachte. Das Flugzeug erreichte nach nur sechs Minuten eine Höhe von 8000 Metern. Die Flugleistungen der Arado 234 waren mit Ausnahme der Gloster Meteor denen aller anderen alliierten Flugzeugen weit überlegen.

Die Prototypen V5 und V7 waren die ersten Maschinen, die gegen den Feind geschickt wurden. Im Juli 1944 hoben die beiden Maschinen vom Flugplatz Juvincourt bei Reims ab. Die Aufklärungsmaschinen führten unbewaffnete Aufklärungseinsätze über Südengland durch. Sie konnten mit ihrer hohen Geschwindigkeit allen Feindjägern entkommen. Am 27. Juli wurde der Verband nach Chièvres und am 5. September nach Rheine verlegt. Dort kamen zwei weitere Ar 234 B zum Verband. Auch von Rheine aus wurden weitere Aufklärungseinsätze gegen Südengland geflogen.

Aus diversen Sonderkommandos entstand im Januar 1945 die erste Ar 234-Staffel – die 1.(F)/100. Dazu kam noch die 1.(F)/123 und in Dänemark die 1.(F)/33. Die letzte Staffel wurde später nach Stavanger verlegt. Das (F) in der Einheitenbezeichnung steht dabei für Fernaufklärergruppe.

Als erster Bomberverband wurde die 11./KG 76 von ihren Ju 88 auf die Ar 234 B-2 umgerüstet. Das KG 26 flog Einsätze während der Ardennenoffensive und anschließend im Raum Kleve. Die Einsätze mussten jedoch im April 1945 wegen Treibstoffmangels aufgegeben werden.

Erhaltene Exemplare

Soweit bekannt, ist nur eine Ar 234 erhalten geblieben. Es handelt sich dabei um eine Ar 234 B-2 (Bomber) mit der Seriennummer 140312, die nach Kriegsende als eines von neun Exemplaren auf dem Sola-Flugplatz in der Nähe des norwegischen Stavanger den britischen Streitkräften übergeben wurden. Das Flugzeug war in den letzten Kriegswochen bei der 9./KG 76 eingesetzt worden. Dieses Flugzeug und drei weitere wurden zur Verschiffung für Flugtests in den Vereinigten Staaten ausgewählt. Das Flugzeug wurde am 24. Juni 1945 von Sola nach Cherbourg geflogen, wo es mit 30 anderen beschlagnahmten technisch fortgeschrittenen deutschen Flugzeugen an Bord des britischen Flugzeugträgers HMS Reaper nach Newark (New Jersey) überführt wurde. Nach der Ankunft wurden zwei Ar 234, darunter auch die „140312“, wieder zusammengesetzt und von USAAF-Piloten zum Freeman-Field nach Indiana geflogen. „140312“ bekam die Registriernummer FE-1010. Das Schicksal der zweiten, nach Indiana geflogenen Ar 234 ist unbekannt. Eine der anderen beiden Ar 234 wurde von der US Navy für Testzwecke wieder zusammengesetzt, dann allerdings als in flugunfähigem Zustand befunden und verschrottet.

Die Maschine „140312“ wurde mit neuen Triebwerken, Funk und Sauerstoffversorgung ausgerüstet, zur Wright-Patterson Field AFB in Dayton (Ohio) überführt und dort im Juli 1946 der Accelerated Service Test Maintenance Squadron (ASTMS) der Flight Test Devision übergeben. Die Flugtests wurden im Oktober 1946 abgeschlossen, das Flugzeug verblieb dort jedoch noch bis 1947. Es wurde dann zum Orchard Place Airport in Park Ridge (Illinois) überführt, von wo am 1. Mai 1949 mit mehreren anderen dort eingelagerten Maschinen dem Smithsonian Institut übergeben wurde. Anfang der 1950er wurde es zur Lagerung und Restauration in eine Einrichtung des Smithsonian in Suitland (Maryland) verbracht.

Das Smithsonian restaurierte das Flugzeug von 1984 bis 1989. Die gesamte Farbe war bereits vor der Übergabe an das Smithsonian entfernt worden, daher versah man das Flugzeug nun mit den Markierungen der 8./KG 76, der ersten Einheit, die Maschinen des Typs Ar 234 eingesetzt hatte. Das restaurierte Flugzeug wurde anfangs im Hauptgebäude des National Air and Space Museum (NASM) in Washington (D.C.) als Teil der Ausstellung Wunderwaffe? Die Arado Ar 234 gezeigt.

2005 war die Arado eines der ersten Flugzeuge, die in die neue Flugausstellung des NASM, das Steven F. Udvar-Hazy Center bei Washington D.C. gebracht wurden. Heute wird „140312“ dort direkt neben dem letzten erhaltenen Exemplar der Dornier Do 335 gezeigt, das es bereits über 60 Jahre vorher auf der Reise über den Atlantik an Bord der HMS Reaper begleitet hatte.

Technische Daten - Arado Ar 234 B-2 „Blitz“

Kenngröße Daten
Länge    12,64 m
Flügelspannweite    14,41 m
Höhe    4,29 m
Antrieb    Zwei Junkers Jumo 004B-1-Strahltriebwerke mit je 8,8 kN (900 kp) Schub
Höchstgeschwindigkeit    742 km/h in 6000 m
Normale Reichweite    1100–1556 km
Besatzung    1 Mann
Dienstgipfelhöhe    10.000 m
Gesamtgewicht    bis zu 9850 kg
Bewaffnung    Zwei 20-mm-Kanonen MG 151, nach hinten feuernd; bis zu 2000 kg Bomben an Außenstationen

Siehe auch

Weblinks


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