Max Graf Montgelas

Max Graf Montgelas

Maximilian 'Max' Maria Karl Desiderius Graf (von) Montgelas (üblicherweise: Max Graf Montgelas) (* 23. Mai 1860 in Sankt Petersburg; † 4. Februar 1938 in München) war ein deutscher Politiker, Diplomat (Militärattaché) und Historiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Max Graf Montgelas wurde 1860 in Sankt Petersburg geboren, wo sein Vater Ludwig von Montgelas zu dieser Zeit als bayerischer Gesandter amtierte. Sein Großvater war der bayerische Ministerpräsident Maximilian von Montgelas.

Nach dem Abitur 1878 am Wilhelmsgymnasium München trat Montgelas 1879 in die bayerische Armee ein. 1900 nahm Montgelas als Battaillonskommandeur des ostasiatischen Expeditionskorps an der Niederschlagung des sogenannten Boxeraufstandes in China teil. Anschließend bekleidete er drei Jahre lang das Amt des deutschen Militärattachés in Peking.

Von 1910 bis 1912 gehörte Montgelas dem Großen Generalstab als Oberquartiermeister an. Danach kommandierte er bis 1915 die 4. Division der bayerischen Infanterie. Mit dem Generalstab stand er weiterhin als Berater Helmuth von Moltkes in Verbindung.[1]

Aufgrund seiner Kritik am deutschen Bruch der belgischen Neutralität und der brutalen deutschen Kriegsführung in der Anfangsphase des Ersten Weltkriegs im August 1914 nahm Montgelas 1915 – wohl erzwungenermaßen – seinen Abschied aus der Armee. Er siedelte bis zum Ende des Krieges in die Schweiz über. Zu dieser Zeit wandelte Montgelas sich zum überzeugten Pazifisten.

Im März 1919 wurde Montgelas zusammen mit Hans Delbrück, Max Weber, Mendelssohn-Bartholdy in die sogenannte Viererkommission innerhalb der deutschen Delegation bei den Friedensverhandlungen von Versailles berufen. Am 27. Mai 1919 legten die vier eine gemeinsame Denkschrift, das sogenannte Professorenmemorandum (Bemerkung zum Bericht der Kommission der alliierten und assoziierten Regierungen über die Verantwotlichkeit der Urheber des Krieges), vor, in dem sie sich nachdrücklich gegen die, von den Siegermächten des Weltkrieges aufgestellte, These von der deutschen Alleinschuld am Ausbruch des Krieges 1914 wandten (vgl. Kriegsschuldfrage).

Der Versuch, die Kriegsschuldthese zu widerlegen, bildete fortan den Mittelpunkt von Montgelas’ Tätigkeit als Militärhistoriker. Dem zugrunde lag die Auffassung, dass Deutschland nachträglich mildere Friedensbedingungen zugestanden bekommen würde, wenn die deutsche Unschuld am Krieg einmal belegt sei.[2] Bereits im Juli und August 1919 lieferte Montgelas sich eine Reihe von öffentlich vielbeachteten, an drei Abenden ausgetragenen, Disputation mit dem Liberalen Hellmut von Gerlach zum Thema der Kriegsschuldfrage in den Räumlichkeiten des ehemaligen Preußischen Herrenhauses. Zusammen mit Walther Schücking fungierte er in den frühen 1920er Jahren als Herausgeber der offiziellen deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch. Anschließend legte er einige Buchveröffentlichungen sowie zahlreiche Beiträge für Zeitschriften wie die Berliner Monatshefte, Die Kriegsschuldfrage oder die Politische Zeitschrift vor. Im Gegensatz zu Montgelas’ Negierung der deutschen Kriegsschuld stehen allerdings seine Äußerungen der Schweizer Zeit, als er noch von der „dreifachen“ Schuld Deutschlands sprach, die er in der Fehlannahme, dass vermehrte Rüstung den Frieden erhalten werde, der bewussten Herbeiführung eines Präventivkrieges und der Setzung von Kriegszielen, die kein „ehrliebender“ Gegner akzeptieren könne, sah. Zudem sei der deutsche Präventivkrieg spätestens im September 1914 zu einem Eroberungskrieg geworden.

1919 wurde Monteglas Sekretär der Heidelberger Vereinigung (gegründet von Max Weber und Maximilian von Baden, laut letzterem eine „Kampfesorganisation gegen den Versailler Vertrag“[3]), 1920 Sachverständiger des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses. 1928 erhielt Montgelas die Ehrendoktorwürde der Universität München.

Literatur

  • Detlef Vogel: Max Graf Montgelas (1860-1944). Ein Offizier im Spannungsfeld zwischen nationalen Ansprüchen und Menschlichkeit, in: Pazifistische Offiziere in Deutschland 1871-1933, Bremen 1999, S. 82ff.

Schriften

  • Zur Schuldfrage. Eine Untersuchung über den Ausbruch des Weltkrieges, 1921.
  • Die wichtigsten Mobilmachungsdaten 1914, 1922.‎ (auch als Zeitübersicht über die Mobilmachugnen 1914, 1922)
  • Übersicht der Truppen I. Und II. Linie für die Mobilmachungsbefehle ergingen‎, 1922.
  • Leitfaden zur Kriegsschuldfrage, 1923.
  • Der Schlüssel zur Kriegsschuldfrage, 1926. (mit Heinrich Kanner)
  • Bemerkung zum Bericht der Kommission der alliierten und assoziierten Regierungen über die Verantwotlichkeit der Urheber des Krieges), in: Das Deutsche Weißbuch über die Schuld am Kriege 1914, Berlin 1927, S. 74ff.
  • Three invasions of France?‎, 1932. (französische Ausgabe: Les trois invasions de La France‎, 1932)

Als Herausgeber:

  • Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch, 4 Bde., Berlin 1927. (zusammen mit Walter Schücking)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Benz: Flucht aus Deutschland. Zum Exil im 20. Jahrhundert, 2001, S. 12.
  2. Sacha Zala: Geschichte unter der Schere politischer Zensur, 2001, S. 53.
  3. Zitiert nach Iris Wigger: „‚Gegen die Kultur und Zivilisation aller Weißen‘. Die internationale rassistische Kampagne gegen die ‚Schwarze Schmach‘“, in: Fritz Bauer Institut (Hrsg.): Grenzenlose Vorurteile. Antisemitismus, Nationalismus und ethnische Konflikte in verschiedenen Kulturen (= Jahrbuch 2002 zur Geschichte und Wirkung des Holocaust). Frankfurt/Main, Campus 2002, S. 105.

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