Mechanischer Webstuhl

Mechanischer Webstuhl

Der Power Loom und in der deutschen Übersetzung Kraftstuhl war die Bezeichnung für die 1785 von Edmond Cartwright erfundene Webmaschine mit einem Antrieb durch eine Kraftmaschine. Der Power Loom war die erste dampfkraftbetriebene Webmaschine und die erste automatische Webmaschine für breite Gewebe überhaupt. Es handelte sich um eine Schützenwebmaschine: Das Weberschiffchen wurde an seinen Enden verstärkt und hieß fortan Schütze. Das Prinzip war jedoch das gleiche wie bei den Handwebstühlen, es handelte sich vielmehr um eine Weiterentwicklung des Schnellschützen-Webstuhls, den John Kay 1733 erfunden hatte.

Das Heben und Senken der Kettfäden zum Öffnen eines Faches, die Bewegung des Schützen und das Anschlagen des Schussfadens mit dem Webblatt erfolgte neu über Exzenter und Nocken. Während beim Handwebstuhl das Webblatt an einem Bügel – Lade genannt – hing, erfolgte der Antrieb des Blattes, der Schäfte und des Schützen der Power Loom zentral von unten.

Nachdem die Spinnerei bereits weitgehend automatisiert war, musste auch das Weben automatisiert werden. Dem Power Loom war jedoch keine so schnelle Verbreitung beschieden wie der Spinning Jenny oder der Spinning Mule. Die Gesellschaft und namentlich der webende Teil davon fürchtete zu Recht, dass die Automatisierung der Königsdisziplin in der Textilherstellung ihre Arbeitsplätze überflüssig machen würde. Die ersten industriellen Webereien fielen denn auch dem Maschinensturm zum Opfer, John Kay wurde fast ermordet. Erst in der ersten Hälfte des 19. Jh. setzten sich die Webmaschinen durch, nachdem ihre Produktivität gegenüber der ersten Power Loom vervielfacht wurde und die Prozesse in der Webereivorbereitung auch rationalisiert wurden.

Power Loom war bis vor einigen Jahrzehnten in der englischen Sprache ein Synonym für Webmaschine. Heute wird es nur noch in Asien vereinzelt so verwendet, im Westen spricht man jetzt bei Webmaschinen von weaving machine oder loom.

Literatur

  • William Radcliffe: Origin of the new system of manufacture, commonly called "power-loom weaving" and the purposes for which this system was invented and brought into use, fully explained in a narrative, containing William Radcliffe's struggles through life to remove the cause which has brought this country to its present crisis / written by himself..., Stockport, Lomax, 1828

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  • Webstuhl — Web|stuhl 〈m. 1u; Textilw.〉 Maschine zum Weben, ursprünglich von Hand u. Fuß angetrieben (HandWebstuhl, MaschinenWebstuhl) * * * Web|stuhl, der: (für die Handweberei stuhlartiges) Gestell od. Maschine zum Weben: ein mechanischer, automatischer W …   Universal-Lexikon

  • Webstuhl — We̲b·stuhl der; eine Vorrichtung oder eine Maschine, mit der man ↑weben (1) kann <ein mechanischer, elektrischer Webstuhl> …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • jacquardscher Webstuhl — jacquardscher Webstuhl,   mechanischer Webstuhl mit einer teilautomatischen Steuerung der Kettfäden, der Anfang des 19. Jahrhunderts vom französischen Ingenieur Joseph Marie Jacquard entwickelt wurde.   Der jacquardsche Webstuhl konnte Muster… …   Universal-Lexikon

  • Liste der Erfinder — Dies ist eine Liste von Erfindern, die die Welt mit ihren Erfindungen bereichert haben. Ein Erfinder ist jemand, der ein Problem erkannt hat, es gelöst und mindestens einmal damit Erfolg gehabt hat. Er muss nicht der erste gewesen sein; eine… …   Deutsch Wikipedia

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  • Industriealisation — Mechaniker arbeitet an einer Dampfpumpe (1920), eines der berühmtesten Bilder des sozialdokumentarischen US Fotografen Lewis W. Hine Als Industrielle Revolution wird die schnelle und nachhaltige Umgestaltung der wirtschaftlichen und sozialen… …   Deutsch Wikipedia

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