- Aram Khatchaturian
-
Aram Chatschaturjan (armen. Արամ Խաչատրյան, wissenschaftliche Transliteration Aram Xač‘atryan); russische Schreibweise Арам Ильич Хачатурян/Aram Iljitsch Chatschaturjan; * 6. Juni 1903 in Tiflis; † 1. Mai 1978 in Moskau) war ein sowjetisch-armenischer Komponist. Seine Kompositionen sind beeinflusst von der armenischen und kaukasischen Volksmusik.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Er wuchs in Tiflis als Sohn einer armen Buchbinderfamilie auf und war schon früh von der armenischen, georgischen und aserbaidschanischen Musik seiner Umgebung fasziniert. Während seiner Schulzeit spielte er Tenorhorn. Er erlernte die russische Sprache und ging 1922 nach Moskau, um dort Biologie zu studieren. Bereits nach wenigen Monaten wechselte er jedoch an das Musikpädagogische Gnessin-Institut und schrieb sich dort für das Instrument Cello ein. Nach drei Jahren wechselte er in die Kompositionsklasse und ein weiteres Jahr später ging bereits seine erste Komposition in Druck. Dann wechselte er an das Moskauer Konservatorium und lernte dort bei Nikolai Mjaskowski und Michail Gnessin. 1933 beendete er sein Studium im Alter von 30 Jahren und heiratete seine Kommilitonin Nina Makarowa.
Sein erstes großes Werk war seine Diplomarbeit, die Erste Sinfonie von 1934. Mit seinem Klavierkonzert von 1937 begann er international bekannt zu werden, was sich mit seinem Violinkonzert von 1940, das er für David Oistrach schrieb, noch steigerte.
Neben seiner Tätigkeit als Komponist dirigierte er ab 1950 im In- und Ausland Konzerte, vor allem mit eigenen Werken. 1951 wurde er zum Professor für Komposition am Moskauer Konservatorium berufen, nebenher auch noch am Musikpädagogischen Institut Gnessin. Außerdem war er lange Jahre Mitglied des Organisationskomitees des sowjetischen Komponistenverbandes.
Weltruhm erlangte er mit seinem Klavierkonzert, dem Violinkonzert und dem Ballett „Gayaneh“, das sein bekanntestes Werk beinhaltet, den Säbeltanz. Breite Bekanntheit erhielt der Säbeltanz durch den Film Eins, Zwei, Drei von Billy Wilder, bei dem Liselotte Pulver zu der Musik auf einem Tisch Striptease tanzt, sowie in den 1970er-Jahren durch die Verwendung in einem weit verbreiteten TV-Werbespot („Komm Brüderchen trink – Kosakenkaffee!“). Sehr bekannt sind auch sein Ballett Spartacus, das als Filmmusik der britischen Fernsehserie „Die Onedin-Linie“ große Bekanntheit erlangte sowie die Schauspielmusik „Maskerade“. Er war auch der Komponist der Hymne der Armenischen SSR.
Die Stadt Eriwan hat ihm ein Museum eingerichtet, das um das Haus seines Bruders, der dort gelebt hatte, gebaut wurde.
Nachdem er mit zahlreichen Orden und Ehrentiteln bedacht worden war, wurde er 1948 vom Zentralkomitee der Sowjetischen Kommunistischen Partei auf einer Sitzung des Zentralverbands der sowjetischen Komponisten unter der ideologischen Führung Andrej Schdanows wegen „formalistischer“ Musik mehrfach gemaßregelt und gegängelt. Die Nennung seines Namens im Zusammenhang mit angeblichen „formalistischen“ und „anti-sowjetischen“ Tendenzen führte deshalb 1948 auch zu einer längeren Schaffenskrise. Neben ihm waren auch andere berühmte Komponisten wie Dmitri Schostakowitsch und Sergei Prokofjew betroffen. Erst mit dem Ballett „Spartakus“ (1956) kehrte der große Erfolg zurück. Sein Stil ging von der russischen Musik des 19. Jahrhunderts und vom französischen Impressionismus aus und lehnte sich stark an die armenische Volksmusik an. Durch den persönlichen Stil, den er daraus entwickelte, gewann er für die Musik Armeniens große Bedeutung.
Ein Porträt Aram Chatschaturjans fand sich auch auf der armenischen 50-Dram-Note.
Auch seine Neffen Karen Chatschaturjan und Emin Chatschaturjan sind Komponisten.
Werke
Bühnenwerke
Ballette
- Das Glück – Ballett in drei Akten und einem Epilog, Libretto: Owanesjan-Kimika, 1939
- Gayaneh – Ballett in vier Akten und einem Epilog, Libretto: K.Dershawin, 1942, revidiert 1952, 1957,
- Spartakus – Ballett in vier Akten, Libretto: N.Wolkow, 1954, Uraufführung: Leningrad 1956
Orchesterwerke
Sinfonien und andere Orchesterwerke
- Tanzsuite – fünf Sätze, 1933
- Sinfonie Nr.1 – 1934
- Zwei Tänze – 1935
- Sinfonie Nr.2 („Sinfonie mit der Glocke“) – 1943, umgearbeitet 1944
- Choreografischer Walzer – 1944
- Russische Fantasie – Konzerttranskription einer Szene aus dem Ballett „Das Glück“, 1944/45
- Sinfonie Nr.3 („Sinfonie-Poem“) – in einem Satz für Orchester, Orgel und 15 Trompeten, 1947
- Ode in memoriam Lenin – nach der Filmmusik, 1949
- Die Schlacht an der Wolga – programmatische sinfonische Suite in acht Sätzen, 1950
- Feierliches Poem – 1952
- Gruß-Ouvertüre – zur Eröffnung des XXI.Parteitages der KPdSU, 1959
Werke für Soloinstrument und Orchester
- Klavierkonzert – 1936
- Violinkonzert – 1940
- Cellokonzert – 1946
- Rhapsodie für Violine und Orchester – 1961/62
- Rhapsodie für Cello und Orchester – 1963
- Rhapsodie für Klavier und Orchester – 1967
Suiten
- Suite aus dem Ballett „Das Glück“ Nr.1 – 1939
- Suite aus dem Ballett „Das Glück“ Nr.2 – 1939
- Suite aus dem Ballett „Gayaneh“ Nr.1 – 1943
- Suite aus dem Ballett „Gayaneh“ Nr.2 – 1943
- Suite aus dem Ballett „Gayaneh“ Nr.3 – 1943
- Suite aus der Bühnenmusik „Maskerade“ – 1943
- Suite aus der Musik zum Film „Die Schlacht von Stalingrad“ – 1949
- Suite aus der Bühnenmusik „Die Witwe von Valencia“ – 1953
- Suite aus dem Ballett „Spartakus“ Nr.1 – 1955–57
- Suite aus dem Ballett „Spartakus“ Nr.2 – 1955–57
- Suite aus dem Ballett „Spartakus“ Nr.3 – 1955–57
- Suite aus der Bühnenmusik „Lermontow“ – 1953
- Suite aus dem Ballett „Spartakus“ Nr.4 – 1967
Sonstige Orchesterwerke
- Marsch für Blasorchester Nr.1 – 1929
- Marsch für Blasorchester Nr.2 – zum 10.Jahrestag der Armenischen SSR, 1930
- Zwei Stücke nach armenischen Liedthemen – für Blasorchester, 1933
- Zwei Stücke nach usbekischen Liedthemen – für Blasorchester, 1933
- Sangesur-Marsch – für Blasorchester, 1938
- Den Helden des Vaterländischen Krieges – Marsch für Blasorchester, 1942
- Marsch der Sowjetpolizei
Kammermusik
- Tanz B-Dur op.1 – für Violine und Klavier, 1926
- Liedpoem – für Violine und Klavier, zu Ehren der Aschugen, 1929
- Allegretto – für Violine und Klavier, 1929
- Suite – für Viola und Klavier, 1929–32
- Tanz – für Balalaika und Domra, 1929–32
- Doppelfuge – für Streichquartett, 1932
- Violinsonate – 1932
- Trio – für Klarinette, Violine und Klavier, 1932
- Rezitativ und Fuge – für Streichquartett, bearbeitete Ausgabe des Werks von 1932
- Sonate-Fantasie C-Dur – für Violoncello solo, 1974
- Sonate – für Violine solo, 1975
- Sonate – für Viola solo, 1976
Klavierwerke
Klavier zu 2 Händen
- Valse Caprice – 1926
- Tanz g-Moll – 1926
- Poem cis-Moll – 1927
- Marsch – 1929
- Sieben Fugen – 1929, (später eingegangen die sieben Rezitative und Fugen)
- Sieben Rezitative und Fugen – 1928/29 und 1970
- Toccata es-Moll – 1932
- Budjonowka – nach einem Liedthema von Dawidenko, 1932
- Massentanz – 1932
- Kinderalbum Heft 1 – zehn Charakterstücke, 1926–47 (auch: Die Abenteuer des Iwan)
- Fughetta – 1947
- Sonatine C-Dur – 1959
- Sonate C-Dur – gewidmet N.I. Mjaskowski, 1961
- Kinderalbum Heft 2 – 10 Stücke, 1964
Werke für zwei Klaviere
- Suite in drei Sätzen – nach der Filmmusik „Mensch“ und dem Lied „Töchter Irans“, 1944/45
Vokalinstrumentale Werke
Chor oder Singstimme und Orchester
- Lied des Aschugen – für Chor und Orchester nach Bairamow aus Tausa, 1937/38
- Sinfonisches Poem – mit Schlusschor „Lied des Aschugen“ für Chor und Orchester, 1938
- Drei Konzertarien – für hohe Stimme und Orchester nach Worten armenischer Dichter, 1944–46
- Ode der Freude – für Mezzosopran, gemischten Chor, Unisonoensemble der Violinen, zehn Harfen und Orchester nach Smirnow, 1956
- Ballade von der Heimat – für Bass und Orchester nach Garnekerjan, 1961
- Euch, arabische Freunde – Kantate für Chor und Orchester, 1964
- Im Andenken an die Helden – Oratorium, 1976
Lieder
- Unsere Zukunft – Burunow, 1931
- Neues Lied – Tscharenz, 1932
- Es wuchs das Korn – Gidasch, 1932
- Pepos Lied – Tscharenz, 1934
- Auf dem Gogolboulevard – Michalkow, 1935
- Auf zum Kampf, Camarados – Smoljan, 1936
- Garten, mein lieber Garten – Lebedew-Kumatsch, 1938
- Töchter Irans – Lachuti, 1939
- Romanze der Nina – aus der Schauspielmusik „Maskerade“, 1941
- Kapitän Gastello – Lugin, 1941
- Die Ostsee – Radionow, aus der Schauspielmusik „Das Glockenspiel im Kreml“, 1942
- Mächtiger Ural – Barto, 1943
- Gardemarsch – Lebdew-Kumatsch, 1942
- Du mein Ural – Slawin, 1943
- Männer des Ural sind prächtige Kämpfer – Garto, 1943
- Ich warte dein – Slawin, 1943
- Hymne der Armenischen SSR – 1944
- Lied von der Heimat – Rubljew, 1948
- Lied des Zorns – Rubljew, 1948
- Lied von Jerewan – Graschi, 1948
- Lied des Herzens – Michalkow, 1949
- Meine Heimat – Sadofjew, 1950
- Armenischer Trinkspruch – Graschi, 1950
- Lied vom Mädchen – Graschi, 1950
- Der Glücksteppich – Graschi, 1951
- Meine Heimat – Gridow, 1951
- Friedensschwur – Rubljew, 1951
- Lied der Friedenskämpferinnen – Ostrowa, 1951
- Ich rief dich mit einer Blume ... – Graschi, 1952
- Walzer der Freundschaft – Rubljew, 1952
- Vokalise der Desdemona – aus der Filmmusik „Othello“, 1956
- Soldatenlied – aus der Filmmusik „Othello“, 1956
- Lied vom Weidenbaum – aus der Filmmusik „Othello“, 1956
- Frühlingskarneval – Gradow, 1956
Schauspiel- und Filmmusiken
- Musik zum Schauspiel „Zerstörter Held“ – 1929–32
- Musik zum Schauspiel „Chatabala“ – 1929–32
- Musik zum Schauspiel „Orientalischer Zahnarzt“ – 1929–32
- Musik zum Schauspiel „Macbeth" von Shakespeare“ – 1934
- Musik zum Film „Pepo“ – 1934
- Musik zum Film „Sangesur“ – 1937/38
- Musik zum Film „Der Garten“ – 1938
- Musik zum Film „Salawat Julajew“ – 1939
- Musik zum Schauspiel „Die Witwe von Valencia“ von Lope de Vega, 1940
- Musik zum Schauspiel „Maskerade“ von Lermontow, 1941
- Musik zum Schauspiel „Das Glockenspiel des Kreml“ von Pogodin, 1942
- Musik zum Schauspiel „Glubokaja Raswedka“ von Korn, 1943
- Musik zum Film „Mensch“ – 1944/45
- Musik zum Film „Gefangener Nr.217“ – 1945
- Musik zum Schauspiel „Märchen von der Wahrheit“ von Aliger, 1946
- Musik zum Film „Die russische Frage“ – 1947
- Musik zum Film „Sie haben eine Heimat“ – 1948
- Musik zum Film „Wladimir Iljitsch Lenin“ – 1948
- Musik zum Schauspiel „Ilja Golowin“ von Michalkow, 1949
- Musik zum Film „Die Schlacht von Stalingrad“ – 1949
- Musik zum Film „In geheimer Mission“ – 1950
- Musik zum Film „Admiral Uschakow“ – 1953/"Segel im Sturm" DDR, 22. Januar 1954
- Musik zum Film „Schiffe stürmen Bastionen“ – 1953
- Musik zum Schauspiel „Der Schutzengel von Nebraska“ von Jakobson, 1953
- Musik zum Schauspiel „Lermontow“ von Lawronjew, 1954
- Musik zum Film „Othello“ – 1955
- Musik zum Film „Saltanat“ – 1955
- Musik zum Schauspiel „Macbeth“ von Shakespeare, 1955
- Musik zum Film „Ewige Flamme“ – 1956
- Musik zum Film „Das Duell“ – 1957
- Musik zum Schauspiel „König Lear“ von Shakespeare, 1958
- Musik zum Film „Menschen und Tiere“ – 1960
Vokalmusik
- Lied der Schwarzmeerflotte – für Männerchor nach Steinberg, 1931
- Komsomolzenlied der Schachtarbeiter – für gemischten Chor nach Sitkowski, 1932
- Drei Pionierlieder – nach Wladimirowski und Michalkow für Kinderchor mit Klavierbegleitung, 1933
- Ruhm unserem Vaterland – nach Lebedew-Kumatsch für Solisten, Chor und Klavier, 1943
- Wovon Kinder träumen – nach Gradow für Kinderchor und Klavier
- Marschlied und Lied der russischen Matrosen – nach den Filmmusiken über Admiral Uschakow, für Männerchor a cappella nach Surkow, 1955
Transkriptionen
- Lieder der Völker der UdSSR – 30 Lieder, bearbeitet für verschiedene Besetzungen, 1929–32
- Choreografischer Walzer für Klavier – 1944
- Nocturne aus der Suite „Maskerade“ für Violine und Klavier, 1948
- Fragmente aus der Schauspielmusik „Othello“ für Klavier – bearbeitet vom Emin Khatchaturian, 1956
- Flötenkonzert – nach dem Violinkonzert transkribiert von J.-P. Rampal nach einer Anregung von Aram Khatchaturian, 1968
- Massentanz (Klavier) für Akkordeon
- Walzer aus "Maskerade" für Klavier, 1953
Literatur
- Marie Biesold: Aram Chatschaturjan (1903–1978), Komponist zwischen Kaukasus und Moskau. Studie zur transkaukasischen Musik und zum Klavierwerk des armenischen Nationalkomponisten. Wittmund 1989, ISBN 3-9802019-1-0
- Friedbert Streller: Aram Chatschaturjan. Leipzig 1968
Weblinks
- Einträge zu Aram Chatschaturjan im Katalog des Deutschen Musikarchivs
- Seite über Chatschaturjan (en)
- Biografie Aram Chatschaturians (en)
- Werkeverzeichnis
PND: Datensatz zu Aram Chatschaturjan bei der DNB – Keine Treffer im DDB-OPAC, 20. Juni 2006 Personendaten NAME Chatschaturjan, Aram KURZBESCHREIBUNG sowjetischer Komponist GEBURTSDATUM 6. Juni 1903 GEBURTSORT Tiflis STERBEDATUM 1. Mai 1978 STERBEORT Moskau
Wikimedia Foundation.