Medienkampagne

Medienkampagne

Das Wort Kampagne (v. französ. campagne: "Ebene" aus lat. campus: "(flaches) Feld") wurde im 17. Jahrhundert in der Bedeutung von "Feldzug" in die deutsche Sprache übernommen. Diese Feldzüge waren in früheren Jahrhunderten zeitlich befristete Aktionen. Heute findet sich diese Bedeutung noch im übertragenen Sinne in Zusammensetzungen wie "Pressekampagne, Wahlkampagne". Im 19. Jahrhundert entwickelte sich innerhalb der Kaufmannssprache die weitere Bedeutungen von "Geschäftszeit, Saison".[1]

Heute wird der Begriff für unterschiedliche Sachzusammenhänge verwendet, auf die Merkmale einer zeitlichen Begrenzung sowie dem geplanten und koordinierten Zusammenwirken mehrerer Personen zutreffen. Für den Gebrauch, insbesondere innerhalb von Werbung und Marketing, aber auch bei (Computer)Spielen dürfte auch die Übersetzung des englischen campaign eine Rolle spielen.

Unter den Begriff der Kampagne fallen heute auch die Karnevals-, Fastnachts- bzw. Faschings-Zeit sowie aufeinanderfolgende Produktionsaufträge in der Produktionsplanung. In der Archäologie werden zeitlich begrenzte Expeditionen zu Ausgrabungsorten als Grabungskampagnen bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Marketing

Im Kontext von Kommunikation und Marketing findet sich Kampagne in zahlreichen Komposita und Wortschöpfungen (Medienkampagne, PR-Kampagne, Informationskampagne). Werbekampagnen sind in der Regel zeitlich befristete Aktionen von Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen anbieten.

Weitere zusammengesetzte Substantive beziehen sich auf die bei der jeweiligen Kampagne verwendeten Massenmedien (Internetkampagne, TV-Kampagne, Telefonkampagne, Anzeigenkampagne). Mit dieser Wortwahl soll betont werden, dass sich die jeweilige Kampagne an den spezifischen Möglichkeiten dieses Mediums orientiert und Zielgruppen anspricht, die auf diesem Kommunikationsweg am besten zu erreichen sind.

Politische Kampagne

Parteien und Verbände

Politische Kampagnen werden von Parteien meistens bei Wahlen und Abstimmungen geführt. Eine wichtige Rolle spielen Wahlkampagnen innerhalb eines Wahlkampfes. In Deutschland gab die SPD ihrer Wahlkampfzentrale der Bundestagswahl 1998 den Namen KAMPA.

In der Schweiz werden Kampagnen bei Wahlen und noch öfter vor Abstimmungen geführt. Diese Kampagnen beinhalten Versammlungen, Veranstaltungen, Standaktionen, selten auch Umzüge. Die Kampagnen werden meistens mit Einbezug von Medien und immer mehr durch professioneller Marketing organisiert. Plakate, Zeitungsinserate, verteilte Informationsbroschüren oder Flyer sind ständige Begleiter der Kampagnen. Die politische Werbung ist in den elektronischen Medien (Radio und TV) der Schweiz untersagt, die öffentlich-rechtliche Medien sind von Gesetz her zur objektiven, unparteiischen und ausgewogenen Information der Bevölkerung auch anlässlich von Wahlen und Abstimmungen verpflichtet.

Die Durchführungen politischer Kampagnen ist nicht nur Aufgabe politischer Parteien sowie ihrer Vereinigungen, Sonderorganisationen und Arbeitsgemeinschaften, sondern auch von Verbänden, Gewerkschaften usw. Solche Kampagnen werden oft von Lobbyisten organisiert und durchgeführt. Der Begriff der Kampagnen wird somit auch für Aktionen von Lobbygruppen, Interessensverbänden, Gewerkschaften und anderen Organisationen verwendet, die diese zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele ausführen.

Zu unterscheiden sind dabei

  • die Aktionskampagne, die zu einem Thema politischen Druck aufbaut, um eine konkrete Entscheidung durchzusetzen bzw. zu verhindern);
  • die Informationskampagne, (durch die eine bestimmte politische Meinung zu einem Thema/Problem verbreitet werden soll; Regierungskampagnen versuchen das häufig);
  • die Imagekampagne, die das öffentliche Bild einer Organisation oder einer Person positiv beeinflussen, Bekanntheit, Verständnis und Akzeptanz verbessern soll.

Besonders politische Kampagnen sind oft gegen etwas oder jemanden gerichtet; im Extremfall handelt es sich um eine Rufmordkampagne. In diesen Bereich fällt beispielsweise auch die Begriffsschöpfung "Schmutzkübelkampagne".

Medienkampagne

Die eigentlichen Medienkampagnen werden meistens direkt von einzelnen Medien oder Medienschaffenden aus eigener Initiative mit bestimmter Zielsetzung ausgelöst. Diese können auf Recherchen der Medien oder auf externe Informationen basieren, welche den Medien zur Verfügung gestellt werden. Manchmal werden vertrauliche amtliche oder geschäftliche Informationen durch Indiskretion "zugespielt". Die Medienkampagnen können das Interesse der Öffentlichkeit dienen, Gesetzwidrigkeiten und Unregelmässigkeiten aufdecken oder aber im Interesse von einzelnen Personen oder Gruppen stehen, welche nicht direkt in Erscheinung treten. Diese Unterscheidung hängt auch vom Wahrheitsgehalt der publizierten Informationen ab, das während der Kampagne aber oft nicht sofort verifiziert werden kann. Medienkampagne können manchmal unbewusst oder bewusst auch Desinformationen verwenden. Geheimdienste der Ostblock lieferten im Kalten Krieg systematisch falsche Informationen anonym an westlichen Medien. Eine Kampagne, welche Personen, Gruppen, Institutionen oder Ideen mit unfairen Mitteln und unlauteren Zielen diskreditieren will, nennt man Hetzkampagne.[2]

Landwirtschaft

In der Landwirtschaft bezeichnet die Kampagne die Hauptarbeitszeit bei Betrieben, die nicht ganzjährig voll ausgelastet arbeiten, wie zum Beispiel landwirtschaftliche Betriebe und Fabriken, die ernteabhängig weiterverarbeiten. Solche Arbeit nennt man auch Saisonarbeit. Erntekampagnen sind zum Beispiel:

Logistik

Der Begriff Produktionskampagne entstammt der Produktionsplanung (teils auch Supply Chain Management) und beschreibt eine Menge von zeitlich hintereinander eingelasteten Produktionsaufträgen zur Herstellung von gleichen oder ähnlichen Produkten.

Medizin

In der Medizin und Veterinärmedizin werden Impfkampagnen eingesetzt, um eine bestimmte Population möglichst schnell und gleichmäßig gegen einen (neuen) Erreger zu immunisieren und die Ausbreitung von Seuchen zu vermeiden.

Messungen

Der Begriff Messkampagne wird in der Technik und den Wissenschaften für eine länger geplante und organisatorisch gut vorbereitete Messreihe verwendet, die großen Umfang aufweist und als koordiniertes Zusammenwirken mehrerer Personen oder Institutionen durchgeführt wird. Besondere Bedeutung haben länderübergreifende Kampagnen für die Astronomie und die Geodäsie.

Sie sind - im Gegensatz zu kontinuierlichen Messreihen oder einem permanenten Monitoring - zeitlich begrenzt, sodass ein konzentrierter Einsatz von Ressourcen und Personal möglich ist. Sie können z.B. in kooperierenden Labors stattfinden, viel häufiger jedoch im Freien. In örtlicher Hinsicht erstrecken sie sich oft über mehrere Länder oder Kontinente, etwa in den Geowissenschaften.

Die Koordinierung internationaler Messkampagnen wird heute meist von dafür eingerichteten Diensten vorgenommen, die an internationale Vereinigungen angegliedert oder eigens zum Zweck einer Spezialprojekts gegründet werden. Bis vor einigen Jahrzehnten wurden solche Kampagnen aber auch von einzelnen Institutionen, bisweilen sogar von einzelnen führenden Wissenschaftlern initialisiert bzw. organisiert.

Beispiele aus der Astronomie

Beispiele aus der Geodäsie und Satellitentechnik

Weitere Fachgebiete

Merklichen Bedarf an länder- oder institutsübergreifenden Messkampagnen haben unter anderem die Biologie (Verbreitung von Arten und Lebensräumen), die Bodenkunde und der Umweltschutz (Luft- und Bodenbelastung), die Hydrologie (z.B. Abflussmodelle, Karstwässer) und die Geophysik (Seismische Traversen, Tiefbau der Alpen, ÖKORP usw.)

Oft gehen internationale Vereinbarungen oder Normierungen auf vorangehende, umfangreiche Messkampagnen zurück, wofür etwa die internationale Meterkonvention ein Beispiel darstellt, oder die nach langen Bemühungen gelungene Längenkonvention mit der Etablierung des Nullmeridians von Greenwich.

Einzelnachweise

  1. Etymologie im Absatz nach Duden «Etymologie» - Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache, 2. Auflage, Dudenverlag, 1989
  2. Rudolf Friedrich: Die Monopolmedien – Ein Problem für die Demokratie in Jeanne Hersch (Hg): Rechtsstaat im Zwielicht – Elisabeth Kopps Rücktritt.

Weblinks


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