- Mein Hut, der hat drei Ecken
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Mein Hut, der hat drei Ecken ist ein bewegtes Singspiel, das auf dem Prinzip des Lückentext-Liedes basiert.
Inhaltsverzeichnis
Ursprung
Das Lied wird auf die Melodie von „Oh cara mama mia“ gesungen, das auf eine neapolitanische Canzonetta von vor 1816 zurückgeht und auch in den Bänkelsang Eingang fand. Niccolò Paganini spielte in seinen Konzerten Variationen über diese Melodie und zwar unter dem Titel "Carnevale di Venezia" op. 10. Unter dem Titel „Souvenirs de Paganini“ komponierte Chopin sein Rondo Nr. 1 ebenfalls als Variationswerk über diese Melodie. Der Text „Mein Hut, der hat drei Ecken“ ist im Saarland 1886 erstmals belegt.[1] Auf dieselbe Melodie wird auch das Lied „Ein Hund kam in die Küche“ und das erotische Frauenlied „Ich lieg im Bett und schwitze“ gesungen. [2][3][4]
Liedtext
Mein Hut, der hat drei Ecken
Mein Hut, der hat drei Ecken,
drei Ecken hat mein Hut.
Und hätt er nicht drei Ecken,
so wär's auch nicht mein Hut.Choreographie
Der Inhalt des Liedes wird durch folgende Gesten untermalt:
- mein - mit dem Zeigefinger auf sich selbst zeigen
- Hut - sich an den Kopf oder die imaginäre Hutkrempe fassen
- drei - drei Finger ausstrecken
- Ecken - den Ellenbogen mit der Hand berühren
- nicht - Kopfschütteln
Schwierigkeitsgrad
Das Singspiel gehört zur Gruppe der Lückentext-Lieder, bei denen mit jeder Strophe ein weiteres Schlüsselwort ausgelassen und nur noch gestisch dargestellt wird. Wer versehentlich in eine Lücke hinein singt, muss in der Regel ausscheiden oder ein Pfand abgeben.
Verbreitung
Folklore
Es existieren Varianten des Liedes in Schwedisch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch, aber auch in Hebräisch. In der jüdischen Kultur wird das Lied oft mit Kindern in Verbindung mit dem Purimfest gesungen. Der persische Wesir Haman, der die Vernichtung der Juden beabsichtigte, soll einen dreieckigen Hut getragen haben. Nach der Lehre einiger hebräischer Schulen verweisen auch die Hamantaschen, eine Süßigkeit, die traditionell zum Purimfest gebacken wird, auf die dreieckige Hutform Hamans. Allerdings wird das hebräische Lied „La kova sheli Shalosh“ auf eine andre Melodie gesungen als das deutsche Pendant.
Belletristik
In Primo Levis Buch Die Atempause[5], das der Holocaust-Literatur zuzurechnen ist, bildet die Vorführung des Singspiels „Mein Hut, der hat drei Ecken“ durch eine Theatergruppe ein zentrales Motiv: „Im Gestischen der Pantomime und im Kreisgang eines sinnlosen Kinderreims artikuliert sich sprachlos die Essenz des Daseins der Überlebenden.“[6]
Popmusik
Das Lied befindet sich auch auf der Kinderlieder-CD Unser Apfelhaus von Nena. Dort wurde es um eine zweite Strophe mit dem Text „Mein Schuh, der hat drei Löcher“ ergänzt.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Lewalter, Johann - Deutsche Volkslieder: in Niederhessen aus dem Munde des Volkes gesammelt, Hamburg : G. Fritzsche, 1890-1894
- ↑ Liedtext: Ein Hund kam in die Küche
- ↑ Liedtext: Ich lieg im Bett und schwitze
- ↑ Kimminich Eva - Erlebte Lieder: Eine Analyse handschriftlicher Liederaufzeichnungen des 19. Jahrhunderts, Narr G., 1990
- ↑ Levi Primo - Die Atempause, DTV, 1994
- ↑ Auschwitz: Geschichte, Rezeption und Wirkung - Jahrbuch 1996, Fritz Bauer Institut, 1996
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