Mestys

Mestys

Minderstadt ist die Bezeichnung für eine Kategorie von Orten mit eingeschränktem Stadtrecht. Das wichtigste Recht einer Minderstadt war das Marktrecht, damit verbunden waren wirtschaftliche Vorteile für die Bewohner des Ortes, z. B. die Handwerker. Minderstädte hatten eine wichtige Versorgungsfunktion für das Umland, sie waren die zentralen Orte der untersten Ebene. Sie finden sich häufig in dünn besiedelten Gebieten, wo der Weg zum Markt in der nächsten Stadt für die Bauern zu weit war.

Viele Minderstädte wurde im 13. und 14. Jahrhundert unmittelbar neben einer Burg gegründet. Diese bot Schutz und garantierte den störungsfreien Handel. Zugleich konnten auch die Burgbewohner leichter versorgt werden.

Bezeichnungen, die auf eine Minderstadt hindeuten, haben historischen Charakter, werden aber heute noch in einigen deutschen Bundesländern und in Nachbarländern verwendet. So finden sich vergleichbare Formen von Kleinstädten mit Marktrechten auch in Skandinavien und England.

Eine Zwischenstellung zwischen Minderstädten und Städten haben die Titularstädte. Diese führen zwar formell den Titel "Stadt", haben aber nicht deren volle Rechte und Funktionen.

Inhaltsverzeichnis

Bezeichnungen

Markt

Markt Aidenbach in Niederbayern. Der Marktplatz

Das bayerische Kommunalrecht unterscheidet bei kreisangehörigen Gemeinden zwischen Städten, Märkten und Gemeinden. Den Titel "Markt" führen in Bayern 384 Gemeinden (Stand 2007). Der Titel wird noch heute verliehen. Jüngste Minderstadt (seit dem 17. September 2005) in Deutschland ist Markt Postbauer-Heng in der Oberpfalz. Mit dem Titel "Markt" war im Mittelalter das Marktrecht verbunden.

Siehe: Liste der Märkte in Bayern

Flecken

In Norddeutschland war für Minderstädte die Bezeichnung Flecken gebräuchlich. Auch diese Bezeichnung war mit dem Marktrecht verbunden. In Niedersachsen führen 54 Gemeinden (Stand 2006) die Bezeichnung "Flecken" als Titel, der faktisch keine Bedeutung mehr hat. In Sachsen-Anhalt führen vier Gemeinden in der Börde und in der Altmark wieder diesen Titel. In Hessen führen vier Gemeinden im Landkreis Limburg-Weilburg den Titel "Marktflecken". In Schleswig-Holstein wurde der Titel "Flecken" 1934 abgeschafft, die meisten Orte dieser Kategorie wurden vorher zu Städten erhoben. In Brandenburg führt noch Flecken Zechlin den Titel.

Siehe: Liste der Flecken in Niedersachsen

Wigbold

In Westfalen gibt es die alte Bezeichnung Wigbold (auch Wiegbold, Weichbild). Im 19. Jahrhundert wurden u. a. Ochtrup, Metelen, Westerkappeln, Wolbeck und Ottenstein Wigbold genannt.

Noch bis zur kommunalen Neugliederung im Jahr 1969 führten die Orte Nienborg, Südlohn und Schöppingen die Bezeichnung Wigbold.

Freiheit

Der Alte Flecken, Freudenbergs historisches Zentrum. Der Ort erhielt 1456 die Rechte einer Freiheit

Eine weitere westfälische Form der Minderstadt ist die Freiheit. Deren Rechte kamen denen der Stadt sehr nahe. Ein Beispiel dafür ist Bödefeld im Sauerland. Seit 1342 trägt der Ort den Namen "Freiheit Bödefeld". Mit dem Titel "Freiheit" war das Privileg verbunden, einen Magistrat und einen Bürgermeister zu wählen und den Ort selbst zu verwalten. Das Privileg endete 1803, der Name ist geblieben. Zusätzlich trat in der Regel das Recht der Befestigung der Freiheit mit Wall und Graben. Im Sauerland und Siegerland hatten u. a. die heutigen Städte Altena, Meschede, Sundern, Freudenberg und Freienohl die Rechte einer Freiheit; ebenso eine Reihe von Dörfern wie Affeln und Hachen.

Auch im Ruhrgebiet hatten etliche Orte seit dem Mittelalter den Rang einer Freiheit. Buer hieß "Freiheit Buer"; andere Orte, die den Titel trugen, waren Wattenscheid, Westerholt, Mengede, Blankenstein, Westhofen, Horst und Wetter.

Für eine Liste der Flecken, Wigbolde und Freiheiten in Westfalen siehe die Weblinks.

In vielen Bundesländern gab es auch in der Geschichte keinen Status für Orte, der mit einer Minderstadt vergleichbar ist, z. B. erhielten in Baden-Württemberg auch sehr kleine Ortschaften den Titel "Stadt". In alten Karten finden sich gelegentlich Hinweise auf Orte mit einem Status der de facto einer Minderstadt entspricht, in Baden-Württemberg z. B. Mudau.[1]

Schweiz

In der Schweiz gibt es keinen Status, der einer Minderstadt entspricht. In der Geschichte finden sich jedoch einige Beispiele, wie z. B. Beromünster, heute im Sprachgebrauch der Einwohner noch Fläcke genannt; Langenthal, früher eine Marktgemeinde, seit 1997 Stadt; ferner Trogen in Appenzell und Rothenburg im Kanton Luzern.

Österreich

In Österreich wird die Bezeichnung Marktgemeinde verwendet. Es handelt sich heute aber nur um einen Titel, den die Gemeinde führt, Privilegien sind damit nicht mehr verbunden. Die Zahl der Marktgemeinden liegt bei über 700, der Schwerpunkt liegt in Niederösterreich. Die größte Marktgemeinde Österreichs ist Lustenau in Vorarlberg mit 21.170 Einwohnern.

Italien

In Italien findet sich der Titel, historisch bedingt, heute noch in Südtirol. Beispiele sind die Marktgemeinden Kastelruth und St. Ulrich.

Dänemark

Einige Orte in Nordschleswig (z. B. Højer und Løgumkloster) führten den Titel flække. In anderen Teilen Dänemarks war der Titel handelsplads geläufig (z. B. Hadsund und Marstal). Die dänischen Minderstädte wurden zur Kommunalreform von 1970 zu Städten (købstad) oder Gemeinden.

Schweden

In Schweden führten über 100 Orte den Titel köping, z. B. Örnsköldsvik und Älmhult; im Rahmen der Kommunalreform von 1971 wurden sie zu Städten oder Gemeinden.

England

In England gibt es die Bezeichnung market town. Die ersten Market Towns entstanden im 13. Jahrhundert. Sie waren in Ihrer Stellung den Märkten in Deutschland vergleichbar. Der Name deutet – wie in Bayern – in vielen Fällen auf den Status des Ortes hin, wie z. B. Market Bosworth oder Needham Market.

Tschechien

In Tschechien wird eine Minderstadt als městys bezeichnet. Die Gemeindeart wurde vor der Machtergreifung durch die Kommunisten etwa bis 1954 verwendet. Im Jahr 2006 wurde sie wieder eingeführt. Den Status eines městys vergibt der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses auf Antrag der Gemeinde und nach Stellungnahme der Regierung. Zum 1. Januar 2007 gab es in Tschechien 123 Minderstädte.[2]

Siehe: Liste der Městys in Tschechien

Siehe auch

Gemeindearten in Deutschland

Weblinks

Fußnoten

  1. Schulwandkarte Süddeutschland, Georg Westermann Verlag, 1959, bearbeitet von A. Geistbeck
  2. Statistický lexikon obcí České republiky 2007 : Podle správního rozdělení k 1. 1. 2007 a výsledků sčítání lidu, domů a bytů k 1. březnu 2001. Český statistický úřad a Ministerstvo vnitra České republiky, 2007. ISBN 978-80-250-1450-9 (PDF)

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