Mevleviyya

Mevleviyya

Die Mevlevi-Tariqa (Mevlevi-Derwisch-Orden) ist eine der bekanntesten Tariqas, ihre Entstehung geht auf den persischen Mystiker (Sufi) Dschalal ad-Din Rumi (auch bekannt als 'Mevlana') (* 1207; † 1273) zurück, der lange Zeit in Konya (heutige Türkei), dem Ursprungsort des Ordens, lebte.

Inhaltsverzeichnis

Dhikr

Mevlevi-Derwische in Istanbul, April 2006
Anlässlich eines Workshops auf dem TFF.Rudolstadt 2007

Die Anhänger des Mevlevi-Ordens werden auch die drehenden Derwische genannt, weil ihr Dhikr (Sama; türkisch Sema) oberflächlich gesehen darin besteht, durch kreisende Bewegungen in Ekstase zu geraten. Für einen außenstehenden Betrachter erscheint diese Zeremonie wie eine schöne Aufführung, die einem Ballett sehr ähnlich ist. Für die Mevlevis handelt es sich aber dabei, wie bei jedem Dhikr, um eine Form des Gebets, in der man die Möglichkeit hat, sich der Welt komplett zu verschließen und Gott näher zu kommen. Viele Arten der Symbolik ist für Außenstehende nicht erkennbar. Am Anfang eines „Tanzes“ steht der Sheikh auf einem roten Fell (Post), das den Mittelpunkt der Welt darstellt. Die Tänzer tragen einen schwarzen Umhang über dem weißen Gewand. Der Umhang symbolisiert das Grab und der Hut (Sikke) den Grabstein. Nach der Segnung durch den Sheikh und somit der Auferstehung aus dem Grab legen sie das Grabtuch ab und beginnen zum Klang der Ney sich zu drehen. Die rechte Handfläche zeigt nach oben um den Segen Gottes zu empfangen, die linke Handfläche zeigt nach unten um den Segen in dieser Welt zu verteilen. Der Mevlevi-Dhikr wurde im Jahr 2005 in die UNESCO-Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen.

Geschichte

Heute gilt die Stadt Konya als der Ursprungsort dieses Sufi-Ordens, auch in Afyon nahe Konya waren Mevlevis. Davon zeugen auch einige Gräber hochrangiger Angehöriger des Ordens.

Die Teilnahme von Frauen an der Mukabele, dem „Sema-Ritual“, ist eine Erscheinung des 20. Jahrhunderts. Einzig im 16. Jahrhundert übernahm Günesch Hanim nach dem Tod ihres Vaters, des bisherigen Vorstehers der Asitane in Afyonkarahisar, in einem „Husarenstreich“ das Amt des Postnischin, während sich die Derwische noch über die Nachfolge uneins waren. Sie wurde später in ihrem Amt durch den Makam Tschelebî in Konya bestätigt. Dies war jedoch ein einmaliges Ereignis und fand keine Nachahmer.

Der Hinweis, dass Rumi selbst nie das Interesse daran gehabt haben soll, eine große Anzahl an Derwischen zu leiten oder einen Orden zu organisieren ist insofern richtig, als dass er selbst Scheich der von Nedschmeddîn Kubrâ gegründeten Kübreviyye Tariqa war. So war er in die sufische Tradition eingebunden. Erst unter seinen Sohn Sultan Weled (1284–1312) wurde die Mevlevî Tariqa als furu, d.h. Nebenlinie der Kubreviyye Tariqa begründet.

Die Bezeichnung Mevlevî stammt von Rumi selbst, der gesagt haben soll – „Biz Mevleviyiz“ in der Bedeutung von „Wir gehören zu Gott (Mevlâ oder Maulâ = Herr,Gebieter). Erst im Laufe der folgenden Jahrzehnte gewann die Bezeichnung Mevlevî eine größere Bedeutung und wurde zur Zeit von Rumis Sohn Sultan Weled zur Bezeichnung für die Tariqa. Ein weiterer Hinweis für den Ursprung der Tariqa findet sich in der Tatsache, dass der von den Mevlevis gelesene „Große“ und „Kleine“ Evrâd, eine Sammlung von Gebets- und Korantexten, die regelmäßig von den Derwischen gelesen wird, aus der Kubraviyya-Tradition stammt.

Zu der Zeit von Shamsuddin Amir Alim († 1395), dem Sohn und Nachfolger von Ulu Arif Çelebi, hat sich die Mevlevi-Tariqa schon über die Grenzen Anatoliens hinaus verbreitet.

Als am 2. September 1925 Mustafa Kemâl Pascha (genannt Atatürk), der Gründer der Türkischen Republik, sämtliche religiösen Aktivitäten durch Beschluss der großen Türkischen Nationalversammlung (Türk Büyük Millî Meclisi) verbieten lässt, waren davon auch die Rituale der Mevlevi-Derwische betroffen. Seit 1954 darf der Sama oder Sema (eine besondere Art der Dhikr) anlässlich des Jahrestages von Rumis Tod am 17. Dezember wieder vollzogen werden, allerdings nicht im Mutterhaus der Tariqa, sondern in einer Sporthalle.

Aufbau

Das Oberhaupt der Mevlevi-Tariqa stammt, außer Hz. Mevlana's unmittelbarer Nachfolger Çelebî Husâm-ed-dîn, aus der Familie Dschalal ad-Din Rumi’s, er wird Maqam Çelebî genannt. Ihm zur Seite stehen die Sheikhs der Tariqa. Einer dieser Sheikhs ist das Lehroberhaupt, der sogenannte Sertarik.

Siehe auch

Literatur

  • Annemarie Schimmel: Ich bin Wind und du bist Feuer; Rumi, Leben und Werk des Mystikers
  • Yaşar Nuri Öztürk: The Eye of the Heart; An Introduction to Sufism and the Tariqats of Anatolia and the Balkans
  • Erkan Türkmen: Besinnung Sufi-Dichter Rumis schönste Verse; Rumi, ISBN 975-98547-1-6

Weblinks


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