Michail Schtschennikow

Michail Schtschennikow

Michail Schtschennikow (russisch Михаил Щенников, * 24. Dezember 1967 in Swerdlowsk, heute Jekaterinburg) ist ein ehemaliger russischer Leichtathlet, der bis 1991 für die Sowjetunion und 1992 für die Gemeinschaft unabhängiger Staaten antrat. Bei einer Körpergröße von 1,82 Meter betrug sein Wettkampfgewicht 70 Kilogramm.

Die Stärke von Michail Schtschennikow lag viele Jahre auf den kurzen Strecken, seine Erfolge erzielte er im 20 km Gehen und im 5000-Meter-Bahngehen in der Halle. 1996 startete er erstmals im 50 km Gehen und wurde bereits in seinem zweiten Wettbewerb Olympiazweiter.

Inhaltsverzeichnis

Freiluft-Karriere

1985 wurde Michail Schtschennikow Juniorenweltmeister im 10.000-Meter-Bahngehen, ein Jahr später wurde er über die gleiche Distanz Junioreneuropameister.

1988 wurde er Meister der Sowjetunion im 20 km Gehen. Bei den Olympischen Spielen 1988 belegte er in 1:20:47 Std den sechsten Platz mit einem Rückstand von einer halben Minute auf Bronze. Nachdem er 1989 Zweiter im Geher-Weltcup geworden war, blieb er 1990 mit 1:19:07 Std erstmals unter 1:20. Bei der Europameisterschaft 1990 gab er auf.

1991 gewann Schtschennikow den Geher-Weltcup über 20 km. Bei der Weltmeisterschaft 1991 kamen Schtschennikow und der Italiener Maurizio Damilano gemeinsam ins Stadion. Schtschennikow spurtete und überquerte die Ziellinie als Erster. Erst jetzt erkannte er, dass noch eine Runde zu gehen war. Bei seinem zu früh angesetzten Spurt hatte er aber viel Kraft verbraucht. Damilano gewann letztlich in 1:19:37 Std vor Schtschennikow in 1:19:46 Std. Ob Schtschennikow gewonnen hätte, wenn er die Distanz richtig eingeschätzt hätte, ist zweifelhaft, denn Damilano wirkte im Ziel wesentlich frischer.

Bei den Olympischen Spielen 1992 wurde Schtschennikow in 1:27:17 Std Zwölfter. 1993 wurde er Fünfter im Geher-Weltcup. Bei der Weltmeisterschaft wurde Schtschennikow, an dritter Stelle liegend, disqualifiziert.

Seinen einzigen großen Freiluft-Titel gewann Schtschennikow bei der Europameisterschaft 1994 in Helsinki. Mit 1:18:45 Std hatte er einen deutlichen Vorsprung auf den Weißrussen Jewgeni Misjulja, der in 1:19:22 Std Silber gewann. 1995 wurde Schtschennikow Zweiter beim Geher-Weltcup. Bei der Weltmeisterschaft 1995 wurde er in 1:22:16 Std Sechster mit anderthalb Minuten Rückstand auf Misjulja, der Bronze holte.

1996 wurde Schtschennikow russischer Meister über 20 km. In Naumburg bestritt er seinen ersten Wettkampf über 50 km und wurde in 3:47:27 Std Dritter. Bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta belegte Schtschennikow in 1:21:09 Std den siebte Platz auf der 20-km-Strecke. Eine Woche später trat er auch auf der 50-km-Strecke an und wurde in 3:43:46 Std Zweiter hinter dem Polen Robert Korzeniowski (3:43:30).

Bei der Weltmeisterschaft 1997 wurde der führende Russe Ilja Markow nach fünfzehn Kilometern disqualifiziert. Die beiden folgenden Geher, der Mexikaner Daniel García und Schtschennikow, hatten zu diesem Zeitpunkt bereits jeweils zwei Verwarnungen erhalten. Sie gingen die restlichen Kilometer vorsichtig genug, um nicht die dritte Verwarnung zu erhalten, die die Disqualifikation bedeutet hätte. Im Ziel lag García mit 1:21:43 zehn Sekunden vor Schtschennikow.

Hallen-Karriere

Das Gehen in der Halle birgt für alle Starter zwei Gefahren. Zum einen wird durch die auf kurzen Strecken hohe Schrittfrequenz die Wahrscheinlichkeit des mangelnden Bodenkontaktes höher. Zum anderen sind die erhöhten Kurven einem sauberen Gehstil nicht zuträglich. Dies sah auch der Weltleichtathletik-Verband IAAF ein und strich das Hallengehen 1994 aus dem Wettkampfkalender. Bei Halleneuropameisterschaften wurde das Gehen auf der 5000-Meter-Distanz von 1987 bis 1994 ausgetragen, nachdem 1981 bis 1983 Demonstrationswettbewerbe stattgefunden hatten. Bei Hallenweltmeisterschaften stand das Gehen von 1987 bis 1993 auf dem Programm, außerdem war es bei den Hallenweltspielen 1985 ausgetragen worden.

Bei Halleneuropameisterschaften wurde das Gehen insgesamt sechs mal ausgetragen. Schtschennikow war dreimal am Start: 1989, 1990 und 1994 und gewann jeweils. Noch beeindruckender ist seine Bilanz bei Hallenweltmeisterschaften. Nachdem bei den Hallenweltspielen 1985 der Franzose Gérard Lelièvre gewonnen hatte, startete Schtschennikow bei allen vier Weltmeisterschaften von 1987 bis1993. Er gewann alle vier Titel, 1987 (18:27,79 Minuten), 1989 (18:27,10 Minuten) und 1991 (18:23,55 Minuten) sogar jeweils mit offiziellem Hallenweltrekord. Schtschennikows persönliche Bestzeit von 18:15,91 Minuten aus dem Jahr 1989 wurde nie offiziell als Weltrekord anerkannt.

Bestzeiten

  • 20 km Gehen: 1:18:36 Std (1996)
  • 50 km Gehen: 3:43:46 Std (1996)

Literatur

  • Peter Matthews (ed): Athletics 1999, Surbiton 1999 ISBN 1-899807-047
  • Ekkehard zur Megede: The Modern Olympic Century 1896-1996 Track and Fields Athletics, Berlin 1999, publiziert über Deutsche Gesellschaft für Leichtathletik-Dokumentation e.V.

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