Miemingerkette

Miemingerkette

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Mieminger Gebirge
Lage von „Wettersteingebirge und Mieminger Gebirge“ (gelb hervorgehoben) innerhalb der Ostalpen

Lage von „Wettersteingebirge und Mieminger Gebirge“ (gelb hervorgehoben) innerhalb der Ostalpen

Höchster Gipfel Hochplattig (2.768 m ü. A.)
Lage Tirol, Österreich
Teil der Nördlichen Kalkalpen
Einteilung nach AVE 4 (Wettersteingebirge und Mieminger Gebirge)
Koordinaten 47° 21′ N, 10° 59′ O47.3510.9833333333332768Koordinaten: 47° 21′ N, 10° 59′ O
Nordansicht der Mieminger Kette

Das Mieminger Gebirge (auch Mieminger Kette genannt) ist eine Gebirgsgruppe der Nördlichen Kalkalpen in den Ostalpen. Es befindet sich vollumfänglich in Österreich im Bundesland Tirol. Die Untergruppe befindet sich etwas im Schatten des berühmteren, direkt im Norden anschließenden Wetterstein. Während das Gebiet um Coburger Hütte, Seeben- und Drachensee im Westen (Ehrwalder Sonnenspitze und Vorderer Tajakopf mit neuem Klettersteig über die Tajakante) und die Hohe Munde ganz im Osten regen Besuch erhalten, ist es im wenig erschlossenen Mittelteil sehr ruhig geblieben. Die Hohe Munde ist auch ein beliebtes anspruchsvolles Skitourenziel.

Öffentliche Verkehrsanbindung: In Ehrwald an der Westseite des Gebirges hält die Außerfernbahn. Nach Leutasch an der Südseite fahren Busse von Mittenwald und Seefeld in Tirol.

Inhaltsverzeichnis

Geologische Verhältnisse

Das Mieminger Gebirge liegt in ei­nem geologisch besonders interessanten Ge­biet. Zwischen Sonnen­spitze, Wetterstein und Daniel treffen drei Ge­steinseinheiten aufeinander, die im Verlauf der Gebirgsbildung übereinander gestapelt wurden und heute nah nebeneinander aufgeschlossen sind. Das Mieminger Gebirge liegt in einem dieser Decken­stapel: der Inntaldecke. Fast alle Gesteine des Mieminger Gebirges ent­standen einstmals am Meeresboden und bestehen aus Kalkstein und dessen Umwandlungs­produkt, dem Dolomit. Daneben finden sich Sandsteine, Ton­steine, Hornsteine, Rauh­wacken und vulkanische Tuffe.

Im Verhältnis zum ge­samten Alter der Erde, das etwa 4500 Milli­onen Jahre umfasst, stammen die Gesteine im Mieminger Gebirge im Wesentlichen aus zwei relativ kleinen Zeit­fen­stern. Eines davon be­gann vor etwa 250 und en­de­te vor 130 Milli­o­nen Jahren (Erd­mit­tel­alter mit den Erd­zeit­altern Trias und Jura) während das andere die letzten 10.000 Jahre seit dem Ende der Würmeiszeit (Teil der Erdneuzeit) um­fasst. Ältere Gesteine gibt es in Zwischentoren nirgends und die jüngeren wurden seit der Alpen­bildung vor etwa 35 Millionen Jahren von Wind, Wetter und Was­ser abgetragen.

Zunächst beginnt die geologische Geschichte im tropischen Klima­be­reich, am Rand eines aus­ge­dehnten Flach­meeres, dem Tethys­ozean. Dort lagert sich anfänglich Material ab, das vom Land aus ins Meer gespült wurde, bis dann der Meeres­spiegel ansteigt und kalkbildende Organis­men ihre Besiedlung beginnen. Teilweise noch von Land­nähe zeugende Meeres­ablagerungen aus Kalk­steinen, Dolo­mit­steinen, Rauhwacken und ­Brekzien sind in einem schmalen Streifen ­zwischen Langlehn und Igelskar aufgeschlossen (Reichenhall Schichten). Da sie relativ leicht ­verwittern, bilden sie Scharten und Törle, wie die Biberwierer Scharte oder das Tajatörl.

Im nächsten Zeitab­schnitt entsteht eine mächtige Abfolge von dunklen Kalksteinen, die beim Anschlagen oftmals leicht nach Bitumen riechen und durch ihre unebenen, wursteligen Schichtoberächen auffallen: der Alpine Muschelkalk. In jenen Kalksteinen kommen unregelmäßig ausgebildete, dunkelbraune bis schwarze Hornstein­knauern sowie grünliche Tuffe vor, die auf nahe gelegene, dem Strom­boli ähnelnde Vulkane hindeuten. Diese Ab­folge entstammt einem flachen, sauerstoffreichen Meeresbereich, in dem Riffe und Becken miteinander abwechselten. Zeitlich danach bilden sich die Partnach Schichten, die besonders schön in der „Schwärz” zwischen Marienberg­spitzen und Wampertem Schrofen zu sehen sind. Sie bestehen aus hellen Kalksteinbänken und dazwischen liegenden Tonsteinen.

Dann beginnt im flachen Meerwasser die Entwick­lung des Riffs, in dem kleine Kalkalgen sowie Korallen leben. Ihre abgestorbenen, kalkigen Skelette bauen die wichtigstes Gesteine auf: den Wettersteinkalk. Deutlich hebt sich dieser meist hellweiße und witterungsbeständige Kalk­stein von den anderen Gesteinen ab. Er bildet die markanten Gipfel des Mieminger und des Wetterstein Gebirges. Sonnenspitze, Igelskopf und die Zug­spitze bestehen aus diesem Gestein. Da der Wettersteinkalk nur wenige Panzen­nährstoffe enthält, sind seine Schutt­halden meist unbewachsen und charakterisieren so das Landschaftsbild oberhalb der Baumgrenze.

Eine Besonderheit im Wetter­steinkalk sind silberhaltige Blei- und Zinkerze. Sie wurden an der Silberleithe und im restlichen Mieminger Gebirge abgebaut. Mit dem Wetterstein­kalk endet im Mieminger Gebirge das Erdzeit­alter der Trias und es beginnt der Jura, dessen Ablagerungen nur untergeordnete Bedeutung haben. Sie wurden im Lauf der Jahrmillionen weitgehend abgetragen und sind nur an einigen geschützten Stellen und unter Tage erhalten.

Zum Zeitpunkt ihrer Ablagerung befanden sich die Gesteine der Nördlichen Kalkalpen einige hundert Kilometer südlich von ihrer jetzigen Position. Extreme Kräfte, die noch heute wirken, begannen vor etwa 35 Millionen Jahren diese Gesteins­ein­heiten nach Norden zu drücken. Damals lagen über den heute sichtbaren Ge­steinen einige Kilometer Gestein und einige hundert Meter Wasser. Folg­lich stellte sich ein großer Überlagerungsdruck ein, der verhinderte, dass die unten liegenden Gesteine beim Zusam­menschieben auseinander brechen konnten.

Um dem Druck auszuweichen bildeten sich in den Gesteinen Falten, die teilweise auseinander rissen und sich zu Gesteinsdecken aufstapelten. Beispielsweise ist der Steilabfall vom Mieminger Gebirge ins Ehrwalder Becken oder die Leutasch die Front eines solchen Stapels, der als Inntal­decke bezeichnet wird. Gleichzeitig wurden die Gesteine nach oben hin herausgepresst. Zusammen genommen werden diese Prozesse werden als Gebirgs­bildung bezeichnet.

Bei den relativ jungen Ablagerungen im bis zu 70 Meter tiefen Moos handelt es sich überwiegend um Schotter, Kies, Lehm, Humus und Torf, der bei Lermoos sogar einmal für die Blei-Zink-Hütte der Gewerkschaft Silberleithen verwendet werden sollte. Den letzten Schliff erhielten unsere Berge und Täler in der Würmeiszeit. Etwa 1000 Meter hoch stand das Eis des Loisach­gletschers und nach dem Abtauen des Eises vor etwa 10.000 Jahren hinterließ der Gletscher die typischen eiszeitlichen Gelände­formen: die Moränen. Die verbliebenen Eisreste in den Bergen bildeten die typischen Kare, in denen die letzten Moränen der Gletscher erhalten sind.

Die entscheidendste Veränderung des Landschaftsbildes nach der letzten Eiszeit rief der Fernpassbergsturz hervor. Er verschüttete das Tal zwischen Biberwier und Nassereith 200 Meter hoch. Seitdem hat sich unser Landschafts­bild nur noch wenig verändert. Gele­gentlich kommt es zu Geröll­lawinen, Felsstürzen oder Mur­abgängen. Wasser, Eis und Wind greifen nach wie vor die Gesteine an, transportieren deren Schutt über die Wild­bäche ins Tal hinab und erinnern, dass die geologischen Prozesse bis heute andauern.

Benachbarte Gebirgsgruppen

Die Mieminger Kette grenzt an die folgenden anderen Gebirgsgruppen der Alpen:

In der AVE, der Alpenvereinseinteilung der Ostalpen, veröffentlicht im Jahr 1984, sind die Mieminger Kette und das Wettersteingebirge als eine einzige Gebirgsgruppe dargestellt.

Umgrenzung

Im Süden bildet der Inn die Grenze von der Einmündung des Niederbachs bei Inzing flussaufwärts bis zur Einmündung des Gurglbachs bei Imst. Die Grenze im Westen verläuft entlang des Gurgltals von Imst bis Nassereith und über den Fernpass bis Ehrwald. Im Norden verläuft die Grenze von Ehrwald entlang des Gaisbachs und die Ehrwalder Alm bis ins Gaistal (Leutascher Ache) und weiter über Leutasch–Oberweidach und nördlich des Simmelbergs vorbei zum Drahnbach. Die Grenze im Osten verläuft entlang des Drahnbachs und über den Seefelder Sattel, dann abwärts entlang des Niederbachs bis zur Einmündung in den Inn.

Der Fernpass verbindet die Mieminger Kette mit den Lechtaler Alpen. Der nicht benannte Sattel bei der Ehrwalder Alm stellt die Verbindung zwischen Mieminger Kette und Wetterstein her. Der Seefelder Sattel verbindet die Mieminger Kette mit dem Karwendel.

Untergruppen

Der Alpenvereinsführer teilt die Mieminger Kette in die folgenden Untergruppen ein:

  • Hauptkamm (von der Hohen Munde bis zum Hochwannig)
  • Nördliche Seitenkämme (Wampeter Schrofen, Schartenkopf, Sonnenspitze, Breitenkopf, Igelsköpfe, Tajaköpfe, Drachenköpfe)
  • Südliche Seitenkämme (Hintereggenkamm, Judenkopfkamm, Schlosskopfkamm, Wankspitzen, Arzbergkamm, Höllkopf)
  • Tschirgant-Simmering-Stock (Tschirgant, Simmering)
  • Das Hügelland zwischen Seefeld und dem Buchener Sattel bei der Hohen Munde ist im Alpenvereinsführer nicht beschrieben. Orographisch gehört es jedoch zweifellos zur Mieminger Kette.

Gipfel

Die Ehrwalder Sonnenspitze (2412 m) von der Coburger Hütte
Hochplattig (2768 m) und Hochwand (2719 m) von der Hohen Munde

Die 10 höchsten Gipfel der Mieminger Kette:

  • Hochplattig, Hauptgipfel, 2768 m
  • Hochplattig, Westeck, 2749 m
  • Östliche Griesspitzen, 2747 m
  • Westliche Griesspitzen, 2741 m
  • Hochwand, Nordostgipfel, 2721 m
  • Hochwand, Südwestgipfel, 2715 m
  • Östliche Mitterspitze, 2705 m
  • Hochplattig, Signalgipfel, 2698 m
  • Westliche Mitterspitze, 2693 m
  • Mittlere Mitterspitze, 2686 m

In der Mieminger Kette befinden sich über 60 benannte und mit Höhenkote versehene Gipfel. Zu den bekannteren gehören, geordnet nach der Höhe:

Im Bereich des 1789 m hohen Marienbergjochs befindet sich ein Skigebiet.

Tourismus

Hütten

In der Mieminger Kette gibt drei Hütten des Alpenvereins, nur eine davon ist bewirtschaftet.

  • Alplhaus: Höhe: 1506 m, Selbstversorger (Sonderschloss), nicht bewirtschaftet, Schlüssel über den Alpenverein München erhältlich, 16 Matratzenlager, Talort: Wildermieming, Gehzeit von Wildermieming: 2 Stunden
  • Breitenkopfhütte: Höhe: 2040 m, Selbstversorger (AV-Schlüssel), nicht bewirtschaftet, 5 Matratzenlager, Talort: Ehrwald, Gehzeit von Ehrwald: 3,5 Stunden
  • Coburger Hütte: Höhe: 1920 m, bewirtschaftet von Anfang Juni bis Oktober, 80 Matratzenlager, Winterraum mit 10 Lagern, Talort: Ehrwald, Gehzeit von der Ehrwalder Alm (Seilbahn): 2 Stunden

Fern-/ Weitwanderwege

Die Via Alpina, ein grenzüberschreitender Weitwanderweg mit fünf Teilwegen durch die ganzen Alpen, verläuft auch durch das Mieminger Gebirge.

Der Rote Weg der Via Alpina verläuft mit zwei Etappen durch das Mieminger Gebirge wie folgt:

  • Etappe R46 verläuft von der Reintalangerhütte zur Coburger Hütte. Der erste Teil dieser Etappe befindet sich im Wetterstein.
  • Etappe R47 verläuft von der Coburger Hütte über Biberwier zur Wolfratshauser Hütte. Der zweite Teil dieser Etappe befindet sich in den Lechtaler Alpen.

Literatur und Karten


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