Miesbacher Anzeiger

Miesbacher Anzeiger

Der Miesbacher Anzeiger war nach dem Ersten Weltkrieg eine der bekanntesten deutschen Zeitungen.

Inhaltsverzeichnis

Publikationsgeschichte

Der Anzeiger wurde 1874 in Miesbach gegründet. Zwei Jahre später, 1876, wurde er von der Verlegerfamilie Mayr übernommen. Unter der Federführung der Mayrs besaß das Blatt in den ersten Jahrzehnten seines Bestehens einen deutlich liberalen Charakter.

In der politisch instabilen Zeit der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg vollzog der Anzeiger vorübergehend einen deutlichen Ruck nach rechts. Ach und Pentrop werten ihn für diese Zeit als ein „einflussreiches antidemokratisches katholisches Blatt“.[1] Maßgebliche Verantwortung hierfür trug der Redakteur Klaus Eck, der den Anzeiger zu einem Forum der extremen Rechten machte. So schrieben für den Anzeiger neben dem patriotisch-antisemitisch gewendeten Ludwig Thoma auch frühe Weggenossen Adolf Hitlers wie Dietrich Eckart und Bernhard Stempfle. Der der NSDAP zu dieser Zeit nahestehende Erich Ludendorff befand später, dass die nationalsozialistische Propaganda des Miesbacher Anzeigers der frühen 1920er Jahre auch in Norddeutschland besonders großen Anklang gefunden habe. Denn dort habe er jenen Menschen „die Köpfe verwirrt“, die „begierig” alles aufgenommen hätten, was Stempfle ihnen mit dem Miesbacher Anzeiger über die „Ordnungszelle Bayern“ suggeriert habe.[2]

Seit 1922 wieder unter der Eigenregie der Familie Mayr mäßigte sich der Stil der Zeitung wieder. 1945 wurde der Anzeiger von den Alliierten verboten. Anschließend wurde er unter dem Namen Miesbacher Merkur als Lokalteil des Münchner Merkurs fortgeführt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Manfred Ach/ Clemens Penetrop: Hitlers "Religion". Pseudoreligiöse Elemente im nationalsozialistischen, 1977, S. 29.
  2. Erich Ludendorff: Auf dem Weg zur Feldherrnhalle. Lebenserinnerungen an die Zeit des 9.11.1923, 1937, S. 30.

Literatur

  • Langheiter, Alexander: Miesbach. Ein Kulturführer. Miesbach: Maurusverlag, 2006.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Мисбахер анцайгер — ( Miesbacher Anzeiger ), ежедневная газета ультраправого толка, выходившая в курортном городке Мисбах (Верхняя Бавария). Основана в 1875. После 1 й мировой войны приобрела широкую популярность благодаря острой критике в адрес правительства… …   Энциклопедия Третьего рейха

  • Bernhard Rudolf Stempfle — Pater Bernhard Rudolf Stempfle (* 17. April 1882[1] oder am 17. April 1888[2] in München;[3] † 1. Juli 1934 im KZ Dachau bei München) (Pseudonyme: Redivivus; Spectator Germaniae)[4] war ein deutscher Ordensmann, Theologe und Publizist. Er wurde… …   Deutsch Wikipedia

  • Stempfle — Pater Bernhard Rudolf Stempfle (* 17. April 1882[1] oder am 17. April 1888[2] in München;[3] † 1. Juli 1934 im KZ Dachau bei München) (Pseudonyme: Redivivus; Spectator Germaniae)[4] war ein deutscher Ordensmann, Theologe und Publizist. Er wurde… …   Deutsch Wikipedia

  • Miesbach — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Bernhard Stempfle — (um 1928). Pater Bernhard Rudolf Stempfle (* 17. April 1882 in München[1]; † 1. Juli 1934 im KZ Dachau bei München) (Pseudonyme: Redivivus; Spectator Germaniae)[2] war ein deutscher …   Deutsch Wikipedia

  • Ludwig Thoma — Porträt von Ludwig Thoma, vermutlich von Karl Klimsch, 1909 Ludwig Thoma (* 21. Januar 1867 in Oberammergau; † 26. August 1921 in Tegernsee) war ein deutscher Schriftsteller, der durch seine ebenso realistischen wie satirischen Schilderungen des …   Deutsch Wikipedia

  • Ludwig Thoma — (January 21, 1867 August 26, 1921) was a German author, publisher and editor, who gained popularity through his partially exaggerated description of a Bavarian workday.After graduation from the Imperial Latin School in Landstuhl (today: Sickingen …   Wikipedia

  • Carl Gareis — Karl Gareis (* 14. November 1889 in Regensburg; † 9. Juni 1921 in München) war Fraktionsvorsitzender der USPD im bayerischen Landtag und fiel vermutlich einem von zahlreichen Fememorden während der Weimarer Republik zum Opfer. Inhaltsverzeichnis… …   Deutsch Wikipedia

  • Die Schaubühne — Umschlag der Weltbühne vom 2. Dezember 1930 Die Weltbühne war eine deutsche Wochenzeitschrift für Politik, Kunst und Wirtschaft. Sie wurde von Siegfried Jacobsohn in Berlin unter dem Namen Die Schaubühne als reine Theaterzeitschrift gegründet und …   Deutsch Wikipedia

  • Weltbühne — Umschlag der Weltbühne vom 2. Dezember 1930 Die Weltbühne war eine deutsche Wochenzeitschrift für Politik, Kunst und Wirtschaft. Sie wurde von Siegfried Jacobsohn in Berlin unter dem Namen Die Schaubühne als reine Theaterzeitschrift gegründet und …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”