Migros-Frühling

Migros-Frühling

Der M-Frühling war ein Schweizer Verein, der das Einzelhandelsunternehmen Migros-Genossenschafts-Bund (dessen Markenzeichen oftmals schlicht als „M“ erscheint) aus sozialen und ökologischen Gründen kritisierte. Seine Mitglieder entstammten hauptsächlich dem linken und grünen politischen Lager. Bedeutender Vertreter des M-Frühling war Hans A. Pestalozzi. Der Verein bestand 1980–1995.

Geschichte

Der Verein M-Frühling formierte sich 1980 unter Hans A. Pestalozzi – dem früheren Leiter des zur Migros gehörenden Gottlieb Duttweiler Instituts – und forderte eine wirklich freie und demokratische Wahl der Migros-Geschäftsführung durch die über 1 Million Genossenschafter des Konzerns. Hierzu wollte der Verein bei den normalerweise eher routinemäßigen Wahlen eigene Gegenkandidaten gegenüber den offiziellen Anwärtern aufstellen.

Bei der Kandidatur wurden dem M-Frühling von der etablierten Migros-Leitung Hindernisse in den Weg gelegt. So waren für eine Kandidatur Tausende Unterschriften erforderlich, die ihrerseits nur mit Angabe der Genossenschafter-Nummer gültig waren. Dies erschwerte das Sammeln der benötigten Unterschriften erheblich, da die wenigsten Migros-Genossenschafter ihren Genossenschaftsanteilschein mit Nummer auf sich trugen. Der M-Frühling erreichte schließlich juristisch, dass er die fehlenden Nummern aus dem Mitgliederregister abschreiben durfte.

Den Wahlkampf eröffnete der M-Frühling mit dem 250-seitigen Manifest M-Frühling – Vom Migrosaurier zum menschlichen Mass. Darin wurde eine Dezentralisierung der Migros gefordert, der Verzicht auf die reine Expansionspolitik, die Beachtung von Umwelt- und Tierschutzaspekten, sozialere Arbeitsbedingungen für die Angestellten sowie ein fairer Handel mit Produzenten in Entwicklungsländern.

Der Wahlkampf fand große Beachtung in den Medien. In den Regionalgenossenschaften in der ganzen Schweiz gab es Gegenkandidaten des M-Frühling, zu denen auch die „BananenfrauUrsula Brunner zählte. Hauptanwärter für das Präsidium des Migros-Genossenschafts-Bundes waren der amtierende Pierre Arnold und Hans A. Pestalozzi. Insgesamt erhielten die M-Frühling-Kandidaten 20 % der Stimmen, konnten jedoch kein Amt innerhalb der Genossenschaft einnehmen.

1981 wurden die Hürden für eine Kandidatur bei Genossenschaftswahlen erhöht, was die Position des M-Frühling schwächte. Nach Gerichtsprozessen gegen die Wahlstatuten kam es bis 1988 zu weiteren Kandidaturen bei Regionalwahlen, die aber erfolglos blieben. Bis 1995 gab der M-Frühling eine vierteljährliche Zeitschrift als Gegenstück zum Migros-Publikationsorgan Wir Brückenbauer heraus und trug so zur vermehrt ökologischen und sozialen Ausrichtung der Migros und zur diesbezüglichen Sensibilisierung der Konsumenten bei.

2004 wurde der Migros-kritische Verein Sorgim gegründet, der wie der M-Frühling eine Demokratisierung des Konzerns anstrebt.

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