Mikrofonaufnahmebereich

Mikrofonaufnahmebereich

Der Aufnahmebereich des Mikrofonsystems ist in der Stereoaufnahmetechnik derjenige Aufnahmewinkel (Gesamtwinkel) - von der Mikrofonanordnung oder dem Mikrofonsystem aus gesehen - in dem sich die Schallquellen befinden und der vollständig bei der Wiedergabe auf der Stereobasis aus der Richtung der Lautsprecher L und R abgebildet wird. Es ist der maximale Abbildungsbereich des Klangkörpers zwischen den Lautsprechern.

Inhaltsverzeichnis

Einstellung

Der Aufnahmebereich des Mikrofonsystems sollte gerade so eingestellt sein, dass das Klanggeschehen bei ausgedehnten Instrumentengruppen voll erfasst wird; nicht größer und nicht kleiner. Bei wenig ausgedehnten Klangquellen wie z. B. ein oder zwei Soloinstrumenten, die im Allgemeinen nicht auf der vollen Basis abgebildet werden sollen, wird der Aufnahmebereich größer als die Ausdehnung der Solisten gewählt. Außerhalb des Aufnahmebereichs nimmt das Mikrofonsystem ebenfalls Schall auf. Häufig wird der Aufnahmebereich zu groß gewählt, wobei das Klangbild dann zu schmal auf der Stereobasis abgebildet wird.

Hilfsmittel

Eine Taschenlampe kann etwas zum Verständnis des unsichtbaren Aufnahmebereichs beitragen. Wenn man bei einer Taschenlampe vorne am Reflektor dreht, dann lässt sich damit der Lichtkegel verändern. Man kann den Lichtkegel der Taschenlampe variieren und auf klein einstellen und damit einen bestimmten Winkelbereich von L bis R beleuchten oder man kann ihn auch größer einstellen. Jedes Mikrofonsystem hat dagegen einen ganz bestimmten festen, unsichtbaren Aufnahmebereich, der in der Vorstellung einige Ähnlichkeit mit dem sichtbaren Lichtkegel einer Taschenlampe hat.

Es ist nicht zu erkennen, welchen Aufnahmebereich ein bestimmtes Mikrofonsystem jeweils hat. Dagegen ist die Größe eines Taschenlampen-Lichtkegels sofort zu erkennen. Der Aufnahmebereich eines jeden Mikrofonsystems kann berechnet oder nachgeschlagen werden. [1] Für häufig verwendete Mikrofonanordnungen sollte der jeweilige Aufnahmebereich bekannt sein.

Der Achsenwinkel (gesamter Öffnungswinkel) zwischen den Mikrofonen und auch die jeweilige Richtcharakteristik verändert die Pegeldifferenz Δ L je nach Schalleinfallswinkel und die Mikrofonbasis verändert die Laufzeitdifferenz Δ t je nach Schalleinfallswinkel.

Ein Vergrößern der Mikrofonbasis verkleinert den Aufnahmebereich sowie auch ein Vergrößern des Achsenwinkels den Aufnahmebereich verkleinert. Mikrofonbasis und Achsenwinkel sind gegenläufig zum Aufnahmebereich.

Siehe "Der Aufnahmebereich, wichtige berechnete Werte": [2]
Oder das Thema "Aufnahmebereich-Kurven (Nieren)": [3]

Berechnung

Beim Thema "Berechnen der Hörereignisrichtung für Äquivalenzstereofonie" kann mit dem Excel-Programm der Aufnahmebereich vorausgesehen werden; siehe: [4]

Häufig wird in diesem Zusammenhang auf die Williams-Kurven hingewiesen, die auf geringfügig andere psychoakustische Rechenwerte für die Laufzeitdifferenz Δ t und die Pegeldifferenz Δ L zurückgreifen, die mit Marracasklicken und Sprachsignalen im reflexionsarmen Raum gefunden wurden.

Die Aufnahme

Bevor eine Aufnahme gemacht wird, sollte eine gewisse Vorstellung vorhanden sein, wie der Klangkörper auf der Lautsprecherbasis klingen und abgebildet werden soll: Orchesterbreite, Orchestertiefenstaffelung, Festlegen eines Vordergrunds, Näheeindruck, Räumlichkeit, Klangfarbe und vieles mehr. Das Stereo-Hauptmikrofonsystem muss ausgewählt werden und der Aufnahmebereich (Aufnahmewinkel) muss von seinem für den Klang bedeutsamen Aufstellungsort aus eingestellt werden. Dazu sind die verschiedenen Mikrofonsysteme mit ihren unterschiedlichen Parametern zu kennen und besonders die jeweils fest zu einem Hauptmikrofonsystem dazugehörende Größe des unsichtbaren Aufnahmebereichs.

Während der sichtbare Ausdehnungsbereich des Klangkörpers – der allein vom Abstand des Stereomikrofonsystems zum Orchester und der Breite des Orchesters abhängt – leicht zu erkennen ist, kann der unsichtbare Aufnahmebereich des Mikrofonsystems nicht so einfach festgestellt werden. Die Größe des unsichtbaren aber immer vorhandenen Aufnahmebereichs kann nur durch Hörtests festgestellt oder durch Berechnung der Hörereignisrichtung vorausgesagt werden. Dazu muss der Tonverantwortliche einiges über die Lautsprecher-Stereofonie wissen und die psycho-akustischen Werte der Laufzeit- und der frequenzneutralen Pegeldifferenzen in etwa kennen, die für die Lokalisation von Phantomschallquellen auf der Stereo-Lautsprecherbasis benötigt werden.

Das Richtungshören

Um die nicht leichten Zusammenhänge des Stereo-Richtungshörens zu verstehen, muss man erkennen, wie dazu die Lautsprechersignale als Interchannel-Pegeldifferenz und Interchannel-Laufzeitdifferenz am besten zusammengesetzt sein sollten. Dazu muss man wissen, welche Pegeldifferenzen und welche Laufzeitdifferenzen das Stereo-Mikrofonsystem in Abhängigkeit vom Schalleinfallswinkel liefert. Erst dann kann man den unsichtbaren Aufnahmebereich des Mikrofonsystems durch geometrische Berechnung vor den inneren Augen "sichtbar machen". Etwas anderes dagegen ist der wichtige geometrische Ausdehnungsbereich des Klangkörpers.

Literatur

  • Michael Dickreiter, Volker Dittel, Wolfgang Hoeg, Martin Wöhr, "Handbuch der Tonstudiotechnik", 7. völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Herausgegeben von der ARD.ZDF medienakademie, Nürnberg, 2 Bände, Verlag: K G Saur, München, ISBN 3-59811-765-5 oder ISBN 978-3-598-11765-7
  • Thomas Görne: Tontechnik. 1. Auflage, Carl Hanser Verlag, Leipzig, 2006, ISBN 3-446-40198-9
  • Thomas Görne: Mikrofone in Theorie und Praxis. 8. Auflage, Elektor-Verlag, Aachen, 2007, ISBN 978-3-89576-189-8

Siehe auch

Ausdehnungsbereich | Laufzeitstereofonie | Intensitätsstereofonie | Äquivalenzstereofonie | Hauptmikrofon | ORTF-Stereosystem | NOS-Stereosystem | Interchannel | Mikrofon | Decca-Tree | Richtcharakteristik | Entfernungsgesetz | Hörereignisrichtung | Lautsprecherbasis | Mikrofonbasis |

Weblinks


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