Milbe

Milbe
Milben
REM-Aufnahme von Tuckerella sp.,ein Parasit von tropischen Zitruspflanzen, bei 260-facher Vergrößerung

REM-Aufnahme von Tuckerella sp.,
ein Parasit von tropischen Zitruspflanzen, bei 260-facher Vergrößerung

Systematik
ohne Rang: Urmünder (Protostomia)
Überstamm: Häutungstiere (Ecdysozoa)
Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Unterstamm: Kieferklauenträger (Chelicerata)
Klasse: Spinnentiere (Arachnida)
Ordnung: Milben
Wissenschaftlicher Name
Acari
Unterordnungen
  • Actinedida
  • Astigmata
  • Raubmilben (Gamasida)
  • Holothyrida
  • Zecken (Ixodida)
  • Opilioacarida
  • Hornmilben (Oribatida)
  • Laufmilben (Trombiculidae)

Milben (Acari) sind eine Ordnung der Spinnentiere (Arachnida) im Stamm der Gliederfüßer. Milben stellen mit etwa 50.000 bekannten Arten in 546 Familien[1] die artenreichste Gruppe der Spinnentiere. Da zu ihnen die kleinsten Gliederfüßer (Arthropoda) gehören, ist davon auszugehen, dass viele Arten noch nicht entdeckt wurden.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen

Milben haben sehr viele Lebensräume besiedelt. Rund die Hälfte der bekannten Arten lebt im Boden, wobei bei guten Bedingungen einige hunderttausend Milben pro Quadratmeter Platz und Nahrung finden. Unter den Lebensräumen befinden sich allerdings auch so ungewöhnliche wie beispielsweise Affenlungen, Nasenlöcher von Vögeln und Tracheenöffnungen von Insekten. Auch die meisten Menschen beherbergen Milben, beispielsweise an den Haarwurzeln der Augenwimpern.

Merkmale

Milben auf Weberknecht

Während Spinnen ausschließlich räuberisch leben und alle im Großen und Ganzen einen ähnlichen Körperbau haben, unterscheiden sich Milben auf Grund ihrer verschiedenen Lebensweise untereinander viel stärker. Die kleinsten Milben sind nur etwa 0,1 Millimeter groß. Die größten sind Zecken, bei denen die Weibchen im vollgesogenen Zustand bis zu 3 cm erreichen können. Wie Webspinnen haben sie auch acht Beine, obwohl sie im Larvenstadium oft nur sechs Beine besitzen.

Da Milben nicht besonders schnell sind, benutzen etliche von ihnen andere Tiere wie beispielsweise Insekten als Transportmittel (siehe Phoresie). Dabei saugen einige Milben während des Ritts die Körpersäfte ihres Wirts.

Eine tropische Hornmilbenart (Archegozetes longisetosus) ist, gemessen an ihrer Körpergröße von 0,8 mm, das stärkste Tier der Welt: sie kann beinahe das 1200-fache des eigenen Körpergewichts halten, etwa fünfmal mehr als theoretisch zu erwarten (Heethoff & Koerner 2007).[2]

Im Gegensatz zu denjenigen Milbenarten, die Lebendbeute jagen, sind die Individuen vieler anderer Milbenarten durch Blindheit gekennzeichnet. Die zentralen Augen der Arachniden sind bei Milben allgemein nicht vorhanden, oder sie sind zu einem einzigen Auge verschmolzen. Generell kann man bei Milbentieren eine Augenzahl von null bis fünf vorfinden[3].

Ernährung

Neben den Raubmilben gibt es solche, die sich von Pflanzen oder Pilzen ernähren, und wiederum andere, die von Aas oder abgestorbenem Gewebe leben. Außerdem gibt es unter den Milben auch viele Parasiten.

Schadwirkung

Milbe in mikroskopischer Aufnahme

Milben werden im Allgemeinen als Problem betrachtet, was bei der Hausstaubmilbe aber nur für Allergiker zutrifft. Ob Matratze, Teppiche, Polstermöbel oder Stofftiere, die Hausstaubmilbe, die sich von menschlichen Hautschüppchen ernährt, ist fast überall anzutreffen. Mit ihren Borsten und Krallen klammert sie sich in den Textilien fest und übersteht sogar gründliches Staubsaugen. Besonders wohl fühlen sich die lichtscheuen Tiere in menschlichen Betten: Das meist feuchtwarme Klima bietet für sie optimale Lebensbedingungen. Durch ihre Ausscheidungen können jedoch beim Menschen Hausstauballergien ausgelöst werden - mehr als 70 Prozent der Hausstaub-Allergiker entwickeln ohne Behandlung im Durchschnitt nach acht Jahren Asthma.

Milben können auch als Vorratsschädlinge in Mehl- oder Getreidelagern auftreten. Die Mehlmilbe (Acarus siro) kann durch ihren Befall die Inhaltsstoffe verändern, außerdem wird sie häufig als Ekel erregend wahrgenommen. Befallene Partien sind zu vernichten. Da Mehlmilben sehr klein sind (0,3–0,6 mm), kann man sie häufig nur durch einen Filth-Test nachweisen.

Milben als Krankheitsverursacher

Erkrankungen durch Milben werden als Acariose bezeichnet.

Die Grabmilben bohren Gänge in die Haut ihres Wirts und legen dort ihre Eier ab. Das verursacht bei dem Betroffenen starken Juckreiz. Die aus den Eiern schlüpfenden Larven erzeugen beim Menschen das Krankheitsbild der Krätze, bei Tieren die Räude.

Haarbalgmilben (Gattung Demodex) leben in den Haarbälgen von Säugetieren. Demodex canis lebt in der Haut vieler Hunde, jedoch nur bei Hunden mit einer Schwächung des Immunsystem kommt es durch sie zu einer typischen Hauterkrankung.

Demodex follicularum ist bei allen Menschen als harmloser Bewohner der Haarfollikel und Hautbewohner anzutreffen, wo er sich vor allem von Fett aber auch Bakterien ernährt. Vermutet, aber unbewiesen ist ein Zusammenhang mit "Rosazea".

Federmilben parasitieren auf oder in den Federn der Vögel.

Verschiedene Arten von Laufmilben (Trombiculidae) können beim Menschen auch die Trombidiose (Erntekrätze) verursachen.[4]

Bei Honigbienen rufen einige Milben wie z.B die Varroamilbe Tierseuchen (Varroose, Acarapidose, Tropilaelapsose) hervor.

Milben als Krankheitsüberträger

Andere Milbenarten können durch ihren Biss Fleckfieber, Rickettsipocken, Tularämie und die Saint-Louis-Enzephalitis übertragen. Die Vertreter der Unterordnung Zecken können beim Blutsaugen gefährliche Krankheiten wie virale Hirnhautentzündung (FSME), Krim-Kongo-Fieber, Fleckfieber oder Borreliose übertragen.

Nutzwirkung

Viele Raubmilben werden auch als Nützling eingestuft, da sie Schädlinge in der Landwirtschaft bekämpfen. Zu diesem Zweck werden sie im Labor gezüchtet. Eine Verwendung von Milben (Thyroplyphus siro [5], frühere Bezeichnung Tyroglyphus casei ) als Nutztier findet bei der Herstellung von Milbenkäse statt.

Arten

Milben als Transportparasiten an einem Mistkäfer

Siehe auch

Akarizid, Varroamilbe

Einzelnachweise

  1. Joel Hallan, 2005: SYNOPSIS OF THE DESCRIBED ARACHNIDA OF THE WORLD. ACARI PROJECT STATUS. Department of Entomology, Texas A&M University.
  2. M. Heethoff, L. Koerner: Small but powerful - The oribatid mite Archegozetes longisetosus Aoki (Acari, Oribatida) produces disproportionate high forces, J. Exp. Biol. 2007, Bd. 210 (17), S. 3036-3042. (auf englisch)
  3. Schmidt, Günther (1993): Giftige und gefährliche Spinnentiere, S. 58 ff., Westarp Wissenschaften ISBN 3894324058
  4. http://www.meb.uni-bonn.de/parasitologie/ag_zecken/images/merkbla_.doc
  5. http://www.zeiss.de/C1257173002D0F60/0/D964725523A455EEC12574A60030BA71/$File/innovation_20_40.pdf

Weblinks


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