- Militärflugplatz Celle
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Heeresflugplatz Celle Kenndaten IATA-Code ZCN ICAO-Code ETHC Flugplatztyp Militärflugplatz Koordinaten 52° 35′ 28″ N, 10° 1′ 20″ O52.591210.02213333333339.4Koordinaten: 52° 35′ 28″ N, 10° 1′ 20″ O 39,4 m ü. MSLVerkehrsanbindung Entfernung vom Stadtzentrum 4,5 km südwestlich von Celle Straße Stichverbindung zur L 310 Nahverkehr Bushaltestelle „Wietzenbruch Kaserne“ Basisdaten Eröffnung 1934 Betreiber Deutsches Heer Fläche 209 ha Terminals 5 Hangar Flug-
bewegungenca. 50.000 (2008) Beschäftigte ca. 1400 Start- und Landebahn 08/26 1.831 m × 45 m Asphalt Der Heeresflugplatz Celle (HFlPl Celle – IATA: ZCN, ICAO: ETHC) ist ein Militärflugplatz des deutschen Heeres. Die südwestlich von Celle gelegene Einrichtung ist im Jahr 1934 eröffnet worden und befindet sich seither durchgängig in militärischer Nutzung. Während der Berliner Luftbrücke 1948/49 war er ein bedeutender Einsatzstützpunkt, von dem aus Kohle und Lebensmittel in den Westteil der abgeriegelten Großstadt geflogen wurden.[1][2] Heute wird die Anlage von der Bundeswehr überwiegend für die Ausbildung von Hubschrauberpiloten genutzt.[3]
Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs lautete die Bezeichnung „Fliegerhorst Celle-Wietzenbruch“;[4] während der alliierten Besatzung von 1945 bis 1957 war sein Name „RAF Station Celle“.[5] Später erhielt der Heeresflugplatz zusätzlich den Namen „Immelmann-Kaserne“.[3]
Inhaltsverzeichnis
Lage und Anfahrt
Geographische Lage
Der Heeresflugplatz Celle liegt 4,5 Kilometer südwestlich der Stadtmitte Celles und etwa 30 Kilometer nordöstlich der Stadtmitte Hannovers. Im Westen schließt sich das Wietzenbruch an, ein moorähnliches Gebiet, das nach dem Fluss Wietze und dem umgebenden Bruchwald benannt ist. Das Gelände gab auch dem nördlich des Flugplatzes liegenden Stadtteil Wietzenbruch seinen Namen. Im Osten und Süden führt die Bahnstrecke Hannover–Hamburg vorbei. Der Mittelpunkt der Start- und Landebahn, der Bezugspunkt des Flugplatzes, liegt 39,4 Meter (129 Fuß) über Normalnull.[6]
Verkehrsanbindung
Der Fliegerhorst wird über eine Stichverbindung der Landesstraße 310 angefahren, die als Zubringer zu den Bundesautobahnen 7 und 352 dient. Neben den Autobahnen wird Celle und damit auch der Flugplatz überregional durch die Bundesstraßen 3, 191 und 214 erschlossen. Seit Dezember 2005 verfügt die Immelmann-Kaserne über eine nach ihr benannte Haltestelle der städtischen Buslinie 4.[7]
Geschichte
Für Details über die ehemals stationierten Einheiten und Luftfahrzeugtypen siehe Hauptartikel Liste ehemaliger Einheiten und Luftfahrzeuge des Heeresflugplatzes Celle
Vorgeschichte der Luftfahrt um Celle
1910 unternahm ein Privatmann namens Schlüter erste Flugversuche auf der Scheuener Heide im Randgebiet eines Stadtteils von Celle auf der nördlichen Allerseite. Zu diesen waren die Celler Bürger mittels Zeitungsannoncen als Zuschauer eingeladen.[5] Bedeutung erlangte die Fliegerei um Celle jedoch erst, als sich die Kaiserliche Marine auf der Suche nach einem Zwischenlandeplatz für die Verbindung Wilhelmshaven–Kiel für das Gelände bei Scheuen entschied. Der Flugplatz konnte am 3. Oktober 1918 fertiggestellt werden und fortan fand bis zum Kriegsende regelmäßiger Flugbetrieb statt. Durch die Piloten verbreitete sich die Nachricht vom Kieler Matrosenaufstand sehr schnell auch in Celle und am 7. November 1918 kam es – von Scheuen ausgehend – auch in Celle zum Aufstand.[5]
Nach dem Kriegsende wurde der Flugplatz im Juni 1919 aufgegeben und weitere, nachweisbare Flüge fanden erst wieder ab Mitte der 1920er-Jahre statt. Jedoch erlangte das Gelände keine große Bedeutung mehr. Ab Mitte der 1930er erfuhr es als Außenlandeplatz des Fliegerhorstes Celle-Wietzenbruch erneut eine fliegerische Nutzung.[4]
Das ehemalige Flugfeld umfasst heute teilweise das zivile Segelfluggelände Scheuen.[5][8]
Wehrmacht 1933 bis 1945
Da dem Deutschen Reich nach dem Ersten Weltkrieg durch den Versailler Vertrag eine eigene Luftwaffe verboten war,[9] bedienten sich die regierenden Nationalsozialisten der Tarnung des Deutschen Luftsportverbandes (DLV), um die Aufrüstung einer Luftstreitmacht voran zu treiben.[10] So wurde – wie an vielen Orten Deutschlands – auch im Bereich um Celle nach einer geeigneten Stelle für einen Fliegerhorst gesucht. Die Wahl fiel auf ein Gelände bei Wietzenbruch.[11] Dort sollte nach offizieller Angabe einer der Sitze der „Deutschen Verkehrs-Fliegerschule GmbH“ (DVS) entstehen.[11][12] Die exakte Begründung für diese Standortwahl ist nicht überliefert. Die architektonische Leitung lag bei Ernst Sagebiel,[4] der zur damaligen Zeit deutschlandweit tonangebend für den Bau von Fliegerhorsten war.[13]
Mit der Vertiefung des Fuhsekanals im Osten und der Schaffung des Adamsgrabens im Westen begannen die umfassenden Arbeiten zur Einebnung und Trockenlegung des morastigen Geländes. Zeitgleich entstanden die ersten Gebäude, so dass schon 1934 die geplante Fliegerschule einziehen konnte.[4]
Der nachgiebige, moorige Untergrund musste wenig später zwei Spaten tief mit Bitumen vermengt werden, um ein Einsinken der Luftfahrzeuge zu verhindern. Bedingt durch das Bitumen-Gras-Gemisch konnte das Oberflächenwasser nur schlecht abfließen, so dass regelmäßig große Wasserflächen auf dem Flugfeld entstanden.[11] Aufgrund des federnden Untergrundes erhielt das Flugfeld von den Piloten den Namen „Gummiwiese“.[4][14]
Am 9. März 1935 wurde mit einer Rede Hermann Görings[15] die Tarnung durch den DLV deutschlandweit aufgegeben und die Luftwaffe trat auf dem Fliegerhorst offiziell als Hausherr auf, die Beschäftigten gaben sich fortan offen als Soldaten zu erkennen und trugen die Uniformen der Wehrmacht.[4]
Im weiteren Verlauf stationierte die Reichsluftwaffe immer größere Flugzeuge auf dem Fliegerhorst; der Ausbildungsbetrieb umfasste schließlich nahezu alle gängigen deutschen, militärischen Luftfahrzeugtypen der damaligen Zeit.[4]
Der Schulbetrieb erforderte aufgrund seines Umfanges Außenlandeplätze bei den nahe gelegenen Orten Hustedt und Scheuen. 1937 musste aus Kapazitätsgründen die Blindflugausbildung (Vorläufer des Instrumentenfluges) auf den etwa 35 Kilometer weiter ostwärts gelegenen Fliegerhorst Wesendorf ausgelagert werden.[11]
Nach dem Kriegsbeginn erfolgte die Verlegung der Flugschule nach Leipzig-Mockau und den Fliegerhorst Celle–Wietzenbruch nutzten kurzzeitig immer wechselnde Verbände.[11]
Im Jahr 1944 erfolgte zwar in einer Flugzeughalle zeitweise die Endfertigung der Junkers Ju-88[11], doch blieb Celle–Wietzenbruch für die Kriegshandlungen insgesamt von nur untergeordneter Bedeutung. Daher und aufgrund des geschickten Tarnanstrichs der Flugzeughallen[11] war der Platz nur selten Ziel alliierter Luftangriffe.[4] Zeitzeugen berichteten, dass im Jahr 1944 ein US-amerikanischer Jagdpilot so lange die Flugzeughalle V angriff, bis sich die platzeigene Flugabwehr auf den Flieger eingestellt hatte und den Piloten „zum Aussteigen zwang“.[4][11]
Das Gelände wurde am 11. April 1945 von einem zurückbeorderten Oberfeldwebel kampflos und nahezu unbeschädigt an die britischen Streitkräfte übergeben.[11] Zuvor hatten die Angehörigen der letzten auf dem Fliegerhorst stationierten Einheit der Wehrmacht, der Flugzeugführerschule A/B 6, die verbliebenen Luftfahrzeuge gesprengt und anschließend die Kaserne verlassen. Somit erzielte ein letzter alliierter Tieffliegerangriff gegen den Fliegerhorst am 9. April 1945 keine Wirkung.[3][11]
Alliierte Streitkräfte 1945 bis 1957
Die Royal Air Force Germany zog auf dem Platz ein und bezeichnete ihn fortan als RAF Station Celle mit der Nummer B.118.[5] Bereits kurz nach der Einnahme verlegte die britische Luftwaffe metallene Lochplatten auf dem Flugfeld um dieses tragfähig für größere Flugzeuge zu machen.[1] Nach anfänglichen Verbindungsflügen nach Großbritannien und Überwachungsflügen entlang der Luftkorridore nach Berlin sank die Zahl der Flugbewegungen schnell wieder und der Platz blieb von nachrangiger Bedeutung. 1947 fand gar kein Flugbetrieb mehr statt und die Luftfahrzeughallen dienten als Abstellflächen für Möbel und Panzer.[4][11]
Berliner Luftbrücke
Mit dem Beginn der Berliner Luftbrücke im Juni 1948 änderte sich dies schlagartig. Die Alliierten benötigten dringend weitere Flugplätze und Celle bot eine strategisch günstige Lage: kürzeste Distanz nach Berlin und direkt am mittleren Luftkorridor gelegen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Standorten der Luftbrücke wurde RAF Station Celle jedoch nicht vollständig in US-amerikanische Verwaltung übergeben. Die britische Luftwaffe blieb mit einem kleinen Kontingent Soldaten vor Ort und behielt das Oberkommando.[1]
Neben Faßberg und Wunstorf war der Fliegerhorst Celle der dritte Einsatzflughafen der Region. Für die Durchführung der Versorgungsflüge des 317th Troop Carrier Wing der US Air Force mit Douglas C-54 Skymaster, bei denen zunächst überwiegend Kohle nach Berlin geflogen wurde, musste der Flugplatz stark ausgebaut werden.[1] Er erhielt unter anderem einen Gleisanschluss mit ungewöhnlich langer Verladerampe (etwa 300 Meter) und direkter Anbindung zum Flugfeld, sowie nun erstmalig eine befestigte Start- und Landebahn aus Teer und Makadam sowie weitläufige Abstellflächen nördlich und südlich der Piste.[5][1][16]
Waren es zu Beginn der Luftbrücke noch etwa 600 Tonnen Fracht insgesamt, wurden im Frühjahr 1949 täglich 1000 Tonnen Kohle sowie 1000 Tonnen Lebensmittel transportiert. Somit entwickelte sich RAF Celle nach RAF Faßberg zum Platz mit dem zweithöchsten Warenumschlag überhaupt.[2] Zu dieser Zeit wurde die Hälfte aller Güter zu Versorgung Berlins von diesen beiden Plätzen aus zu der eingeschlossenen Bevölkerung geflogen.[2] 5000 deutsche Arbeitskräfte unterstützten die Arbeiten auf dem Fliegerhorst. Für sie und die Soldaten wurden nördlich der Kaserne großflächig Nissenhütten zur Unterbringung errichtet.[1][2]
Die Celler Bevölkerung erregte sich derweil über die „Veronikas“ genannten Frauen die, von den gut bezahlten Soldaten angelockt, mehr oder minder offen Liebschaften mit US-Amerikanern suchten. Ein öffentlicher Aufruf der Stadt Celle prangerte „Frauen und Mädchen [an, die] durch ihr Verhalten … Aergernis und Entrüstung“ in der bürgerlichen Bevölkerung hervorriefen.[17] Das öffentliche Entsetzen und die wiederkehrenden Aufrufe zur Sittlichkeit durch städtische Mandatsträger in der lokalen Presse[18] wurden schließlich bundesweit bekannt. So befassten sich die Stuttgarter Nachrichten am 14. Februar 1949 in einem halbseitigen Artikel mit „Celle – eine entrüstete Stadt“.
Von der Zeit der Luftbrücke zeugt heute noch das Luftbrückendenkmal, das – in etwas kleinerer Form als in Berlin und Frankfurt am Main – an der Zufahrtstraße zum Fliegerhorst steht und auch das Stadtteilwappen Wietzenbruchs ziert.[19][20]
Nach dem Ende der Luftbrücke wurde das Gelände wieder ausschließlich von den britischen Luftstreitkräften genutzt, die mit De Havilland Mosquito und De Havilland Vampire erstmals Strahlflugzeuge auf dem Platz stationierten.[4][5]
Die infrastrukturelle Fähigkeit zum schnellen Aufbau einer erneuten Luftbrücke nach Berlin wurde bis zur deutschen Wiedervereinigung aufrecht erhalten und konsequent weiter ausgebaut. Unter anderem wurde die Start- und Landebahn in den 1960er-Jahre erst verlängert und dann komplett erneuert. Für die Piste 26 wurde ein Instrumentenlandesystem installiert[21] und es erfolgte der Bau einer umfassenden Beleuchtung für die Verladerampe noch Ende der 1980er-Jahre, kurz vor dem Fall der Berliner Mauer.
Da eine neuerliche Luftbrücke nach Berlin eine innere Angelegenheit des Staates gewesen wäre, die Bundeswehr aber nur im erklärten Verteidigungsfall im Inland tätig werden darf, trug das Bundesministerium des Innern die Kosten für den Unterhalt und die Erweiterung der Anlagen.[4]
Bundeswehr 1957 bis heute
Ein Jahr nach der Aufstellung der Bundeswehr übergaben die Briten am 29. November 1957 den Flugplatz an die deutschen Heeresflieger.[22] Damit wurde Celle nach Niedermendig und neben Fritzlar einer der ersten Standorte der damals jüngsten Truppengattung des deutschen Heeres, die im Laufe der Jahre verschiedene fliegende Einheiten und Verbände in Celle stationierte.[4][11]
Als Besonderheit waren von 1959 bis 1967 mit zwei Lufttransportgeschwadern auch Luftwaffeneinheiten in Celle stationiert.[23] Somit ergab sich, bis in die 1990er-Jahre einmalig in der Bundeswehr, ein dauerhaft gemischt genutzter Fliegerhorst von Heer und Luftwaffe. Das Lufttransportgeschwader 62 verlegte jedoch bereits 1960 nach Köln. Das in Celle 1961 aufgestellte Lufttransportgeschwader 63 wurde im Jahr 1967 nach Hohn bei Rendsburg verlegt, wo es auch heute noch stationiert ist.[4][5]
Im Herbst 1961 wurde auf dem Fliegerhorst Celle eine kleinere Einheit der Nationalgarde der Vereinigten Staaten stationiert, die hier aufgrund der Spannungen nach dem Berliner Mauerbau zum Einsatz bei einer eventuellen Neuauflage der Berliner Luftbrücke in Reserve gehalten wurde.
Nach der Verlegung der Transportgeschwader stationierte die Luftwaffe keine fliegenden Verbände mehr in Celle. Dennoch stellte weiterhin eine gemischte Einheit aus Heer und Luftwaffe die Flugsicherungsdienste.[4] In Celle bestand neben der stationären auch eine mobile Flugsicherungseinheit, die unter anderem mit einem mobilen Tower ausgerüstet war und damit beispielsweise sogenannte Autobahn-Notlandeplätze betreiben konnte.[4][24]
Weiterhin leistete von 1959 bis 1966 eine mit mobilem Radar ausgestattete US-amerikanische Luftwaffeneinheit auf dem Fliegerhorst Dienst. Diese Einheit führte u.a. Marschflugkörper vom Typ TM-61C (MGM-1 Matador) indem sie sich nach deren Start mit der Steuereinheit verband und so die Rakete ins Ziel lenken konnte.[25]
Da sie für die lückenlose Abdeckung des Luftraumes insbesondere in Richtung Osten jedoch nicht unbedingt notwendig war ist die Einheit aus Kostengründen wieder aufgelöst worden.[26]
Von 1963 bis 1981 befand sich auf dem Heeresflugplatz Celle eine Versuchsstaffel, die Erprobungen mit Drohnen und neu einzuführenden Hubschraubertypen wie beispielsweise der Bölkow Bo-105 in der Version als Panzerabwehrhubschrauber durchführte.[4]
Die Einheit mit der längsten Stationierungszeit in Celle war die Heeresfliegerstaffel 7, zuverlegt im Jahr 1961 vom Heeresflugplatz Rheine. Sie ist 1968 zum Bataillon aufgewertet und nach drei Jahren wieder zu einer Staffel zurückgestuft worden. 1979 erfolgte die Umbenennung in Heeresfliegerstaffel 1. Die mit dem Verbindungs- und Beobachtungshubschrauber Alouette II ausgerüstete Einheit wurde 1994 aufgelöst.[4]
Am 28. Juli 1967 erhielt die Einrichtung im Rahmen einer feierlichen Zeremonie den zusätzlichen Namen Immelmann-Kaserne in Erinnerung an den deutschen Piloten Max Immelmann.[3] Das Fliegerass war während des Ersten Weltkrieges am 18. Juni 1916 gefallen.
Anfang der 1970er wuchsen die Verbände der Heeresflieger personell massiv auf und 1971 ist mit dem Heeresfliegerregiment 10, ausgerüstet mit Bell UH-1D, erstmalig ein Verband der Regimentsgröße in Celle geschaffen worden.[4] Im Jahr 1979 wurde ein zweites Regiment, das mit Panzerabwehrhubschraubern ausgestattete Heeresfliegerregiment 16 aufgestellt.[4]
Da der Fliegerhorst nicht Platz für zwei Regimenter bietet war von Anfang an geplant, eines der beiden auf den Heeresflugplatz Faßberg zu verlegen. Die endgültige Entscheidung führte im Jahr 1981 zur Verlegung des Heeresfliegerregiments 10 nach Faßberg. Das Regimentswappen zeigt noch heute das stilisierte Celler Schloss.[4]
Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde im Jahr 1991 die Fähigkeit zum Instrumentenflug in Celle ebenso wie die Notlandeplätze auf Bundesautobahnen aufgegeben und somit auch die Flugsicherung entsprechend reduziert. Das Instrumentenlandesystem, die Anflugkontrollstelle (Radar) sowie die bis dahin vorhandenen Ausstattungsmerkmale zum schnellen Aufbau einer erneuten Luftbrücke nach Berlin wurden außer Betrieb genommen.[21] Mehrere kleinere Einheiten und Dienststellen wurden in den folgenden Jahren aufgelöst oder verlegt, auch die Luftwaffe zog sich ganz vom Fliegerhorst zurück.
Einziger am Standort Celle verbliebener fliegender Verband war das Heeresfliegerregiment 16, ausgerüstet mit Panzerabwehrhubschraubern vom Typ Bölkow Bo-105 (PAH 1A1).[4][5]
2002/2003 ist im Rahmen der Umstrukturierung der Bundeswehr und der Vorbereitung auf die Einführung der neuen Hubschraubertypen NH-90 und Tiger das Heeresfliegerregiment 16 aufgelöst worden.[4] Teile der Heeresfliegerwaffenschule zogen auf dem Flugplatz ein. Zur gleichen Zeit wurde mit der Heeresfliegerverbindungs- und Aufklärungsstaffel 100 sowie der Heeresfliegerinstandsetzungsstaffel 100 wieder kleinere, selbstständige Hubschraubereinheiten aufgestellt.[3]
Mit der Aufnahme des Schulungsflugbetriebes wurde der Fliegerhorst Celle seit 2003 wieder instrumentenanflugfähig und das 1981 von Celle weg verlegte Hubschraubermuster Bell UH-1D hielt – zusätzlich zur weiterhin eingesetzten Bölkow Bo-105 – erneut Einzug auf dem Flugplatz.[6]
Katastrophenhilfe
Nur bei erklärtem Verteidigungs- oder Katastrophenfall oder zur Amtshilfe dürfen Soldaten der Bundeswehr auch im Inland eingesetzt werden.[27] Auf dem Heeresflugplatz Celle stationierte Soldaten waren bisher sieben Mal im Rahmen der Katastrophenhilfe innerhalb Deutschlands tätig.
Während der Sturmflut im Februar 1962 starteten auch von Celle aus Evakuierungs- und Versorgungsflüge, überwiegend in das Hamburger Umland. Hierbei kamen vorrangig die Nord Noratlas des Lufttransportgeschwaders 63 sowie Alouette II der Heeresfliegerstaffel 7 zum Einsatz.[28][29][30]
Beim Brand in der Lüneburger Heide im August 1975 setzte das Heeresfliegertransportregiment 10 den Hubschraubertyp Bell UH-1D mit „Smokeys“, unter die Hubschrauber gehängte Löschwasserbehälter, massiv zur Brandbekämpfung ein. Auch das bodengebundene Personal unterstützte die Brandabwehr mit den zur Verfügung stehenden Mitteln.[29][31]
Im Laufe der Schneekatastrophe in Norddeutschland 1978 zeichnete sich insbesondere die Flugsicherungskompanie Nord mit Radarunterstützung der Rettungsdienste während der katastrophalen Wetterlage aus.[32]
Vornehmlich zur Sicherung der Deiche und für Verbindungs- und Überwachungsflüge während des Oderhochwasser 1997 wurden einzelne Soldaten und Hubschrauber des Heeresfliegerregimentes 16 in die Katastrophengebiete entsandt. Der reguläre Dienstbetrieb am Standort ist parallel fortgesetzt worden.
Beim ICE-Unglück von Eschede vom 3. Juni 1998 war der Heeresflugplatz Celle die zuständige Stelle für die Koordination des massiven Rettungs- und Bergungseinsatzes der Bundeswehr zu Lande und in der Luft. Zwei der verunglückten Waggons sowie die zugehörigen Teile der Bahntrasse und alle relevanten Drehgestelle wurden bis zum Abschluss der Untersuchungen über den Unfallhergang auf dem Fliegerhorst in der damals leeren Flugzeughalle V gelagert.[33]
Das gesamte Gebiet der Bundesrepublik Deutschland ist für den Katastrophenfall in Zuständigkeitsbereiche aufgeteilt. Bei örtlich begrenzten Fällen ist der zuständige Standortälteste Ansprechpartner ziviler Behörden und Organisationen. Bei Bedarf kann jedoch Unterstützung aus anderen Bereichen angefordert werden. So waren für die Transporte Schwerstverletzter überwiegend Bell UH-1D des Heeresflugplatzes Faßberg im Einsatz, obwohl dessen Zuständigkeitsbereich erst etwas nördlich der Unfallstelle beginnt.
Zur Unterstützung der Hilfeleistung der Bundeswehr während der Elbehochwasser 2002 und 2006 waren erneut Soldaten und Material aus Celle zur Unterstützung abgestellt. Wie bei der Oderflut zuvor wurde der Dienstbetrieb am Standort jedoch weiter fortgesetzt.
Flugplatzmerkmale
Der Heeresflugplatz Celle ist ein kontrollierter Militärflugplatz, an dem Sicht- und Instrumentenflug zugelassen sind.[6]
Die überwiegende Zahl der auch heute noch genutzten Gebäude wurde vor 1940 errichtet. Nur wenige wesentliche Neubauten erfolgten nach der Übernahme des Fliegerhorstes durch deutsche Heeresflieger, beispielsweise das Anflugkontrollgebäude (Tower mit Approach) sowie zusätzliche Unterkünfte im nördlichen Kasernenbereich. Markanteste Änderungen der Infrastruktur waren die Erweiterung des Flugplatzgeländes nach Westen in Verbindung mit einer Verlängerung der Start- und Landebahn zur Berliner Luftbrücke 1948 und nochmals Ende der 1960ern, sowie 1994 die Verlegung des Fuhsekanales nach Osten aus der Kaserne heraus. Dieser führte ursprünglich direkt am Flugfeld entlang durch die Kaserne.
Mehrere Gebäude des Flugplatzes mussten im Laufe der Jahre wegen Baufälligkeit oder aus Gründen des Umweltschutzes abgerissen werden, unter anderen die sogenannte „Berlin-Küche“ (Küche und Speisesaal aus der Zeit der Berliner Luftbrücke), das Fliegerhorst-Kino, das Schwimmbad sowie eine Tankanlage. Andere wurden und werden nach und nach – teils mehrfach – saniert und umgebaut. Manche sind in ihrer Funktion vollständig oder teilweise geändert. So wird die ehemalige Reithalle heute als Sporthalle genutzt.
Aus Kostengründen stimmte die Bundeswehr im Jahr 2005 der Stilllegung des zuletzt von den Osthannoverschen Eisenbahnen bedienten Gleisanschlusses zu. Der Nachschub an Kerosin wird seitdem über Tankwagen sichergestellt. Bereits ein Jahr später begann der Rückbau der Gleise vom Celler Bahnhof nach Wietzenbruch, dem bis dahin letzten Rest der ehemaligen Allertalbahn.
Organisation
Die gesamte Anlage ist Militärischer Sicherheitsbereich, vollständig von einem Kasernenzaun umschlossen und somit für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Organisatorisch besteht eine interne Trennung zwischen Kasernen- und Flugbetriebsbereich.
Zutrittsberechtigt zum Kasernenbereich sind grundsätzlich alle Angehörigen der Bundeswehr und verbündeter Streitkräfte. In diesem Teil sind die Verwaltungs-, Betreuungs-, Sport- und Sanitätseinrichtungen sowie die Unterkünfte gelegen.
Der Flugbetriebsbereich ist nochmals speziell eingezäunt und umfasst das Flugfeld, die Flugzeughallen und Abstellflächen für Luftfahrzeuge sowie die Einrichtungen zum Betreiben des Flugplatzes, beispielsweise Radaranlagen, Tower und Tanklager. Der Zugang zum Flugbetriebsbereich wird – ähnlich einem zivilen Verkehrsflughafen – grundsätzlich nur Personen gestattet, die in diesem Bereich ihre Arbeitsstätte haben oder als Luftfahrzeugbesatzung beziehungsweise Passagier zwingend das Flugfeld betreten müssen.
Landeflächen
Die Dimensionen der Piste mit 1831 Metern Länge und 45 Metern Breite bei zusätzlich 303 Metern Überrollstrecke im Osten (gesamte asphaltierte und nutzbare Länge 2134 Meter) erlauben grundsätzlich Starts und Landungen nahezu aller gängigen Luftfahrzeuge. Als bisher größtes Flugzeug landete 1972 eine Lockheed C-5 Galaxy in Celle, um einen Materialtransport durchzuführen.[4][34]
Entsprechend der überwiegenden Nutzung als Ausbildungsflugplatz der Bundeswehr für Hubschrauberpiloten stehen parallel zur befestigten Start- und Landebahn verschiedene Graslandeflächen zur Verfügung. In diese jeweils mindestens 50 Meter breiten und zwischen 50 und 500 Meter langen Grasstreifen können Punktlandungen sowie Autorotationen und andere Hubschrauber-Notverfahren geübt werden.[35]
Um die Lärmbelastung für die über Jahrzehnte an den Flugplatz herangewachsene Stadt möglichst gering zu halten, wird zusätzlich ein Hubschrauberübungsgelände in Scheuen, nordöstlich der Stadt Celle, betrieben. Dort können, etwas abseits von bebautem Gebiet, ebenfalls Landeübungen durchgeführt werden.[36]
Der Flugplatz verfügt nicht über Hakenfanganlagen oder andere Sicherungseinrichtungen für strahlgetriebene Luftfahrzeuge.[6]
Infrastruktur
Zum Abstellen, Warten und Instandsetzen von Luftfahrzeugen stehen insgesamt fünf Flugzeughallen zur Verfügung, eine davon ist als Werft ausgelegt. Jede der Hallen kann dabei je nach Typ bis zu 24 Hubschrauber fassen. Die Abstellflächen im Freien vor den Hallen bieten Platz für rund 40 Luftfahrzeuge unterschiedlicher Größen. Weitere Standflächen bieten die Nord-, die Südwest- und die Südostspinne. Diese Abstellflächen sind aufgelockert spinnenförmig angeordnet und teilweise durch Bepflanzung gedeckt, wie zur Zeit des Kalten Krieges üblich. Diese werden jedoch überwiegend nicht mehr fliegerisch genutzt, stehen aber begrenzt für Übungen platzfremder Einheiten zur Verfügung.[4]
Kerosin, mit dem fast alle Militär- und die meisten zivilen Luftfahrzeuge fliegen, wird bereit gehalten. Kraftstoffe wie AvGas, MoGas und Dieselkraftstoff, die überwiegend für Sportflugzeuge genutzt werden stehen nicht zur Verfügung.[6] Das Betanken erfolgt in der Regel über Tankfahrzeuge, seltener über die „Unterflur-Tankanlage“, die mit vier Zapfstellen ausgestattet ist.
Luftraum
Der Flugplatz wird umgeben von einer Kontrollzone der Luftraumklasse „D“, die jedoch nur bei Öffnung des Flugplatzes aktiv ist.[37] Der Luftraum im Zuständigkeitsbereich der Anflugkontrollstelle ist als „E“ mit 1000 Fuß Untergrenze klassifiziert.[38]
Navigationshilfen
Der Flugplatz verfügt über ein ungerichtetes Funkfeuer (Frequenz: 311 kHz, Kennung: CEL).[39] Dieses wird für An- und Abflugverfahren des Heeresflugplatzes Celle, aber auch von der zivilen Deutschen Flugsicherung als An- und Abflughilfe für die Flughäfen Hannover-Langenhagen und Braunschweig-Wolfsburg verwendet[40] sowie in der Funknavigation als Wegpunkt zweier Luftstraßen.[41] Weiterhin ist der Platz mit einem Präzisionsanflugradar (PAR-80) und einem Flughafen-Rundsichtradar (ASR-910) ausgestattet.[6][42]
Dienste
Auf dem Flugplatz ist eine Flugberatung, eine Außenstelle des Geoinformationsdienstes der Bundeswehr (Wetterberatungsstelle) und eine eigene Feuerwache stationiert.[6] Somit werden alle notwendigen Dienste für den nationalen und internationalen Flugverkehr verfügbar gehalten. Der Heeresflugplatz Celle ist „Airport of Entry“ (Zollflughafen)[43] und darf somit direkt aus dem nicht-europäischen Ausland angeflogen werden.
Auf dem Flugplatz ist mit der Heeresfliegerinstandsetzungsstaffel 100 eine hohe Kompetenz zur Instandsetzung des von der Bundeswehr genutzten Hubschraubertyps Bölkow Bo-105 vorhanden, die für die gesamte Bundeswehr-Flotte dieses Hubschraubertyps zuständig ist. Weiterhin sind die in Celle stationierten Teile der Heeresfliegerwaffenschule ebenfalls in der Lage, Hubschrauber der Typen Bölkow Bo-105 und Bell UH-1D zu warten. Andere Luftfahrzeuge können in Celle zurzeit nicht typenspezifisch gewartet, sondern lediglich versorgt werden.
Nutzung
Der Fliegerhorst steht als militärischer Flugplatz während seiner Öffnungszeiten grundsätzlich für alle Luftfahrzeuge der Bundeswehr, der Polizei und Bundespolizei, sowie der NATO-Mitgliedsstaaten zur Verfügung. Aus Gründen des Lärmschutzes für die Zivilbevölkerung sowie um den eigenen Ausbildungsflugbetrieb nicht unnötig zu stören, wird dies durch eine sogenannte „PPR“–Regelung eingeschränkt; das bedeutet eine Genehmigung zum Anflug auf Celle ist vor Antritt des Fluges einzuholen.[6]
Starts und Landungen ziviler Maschinen bedürfen einer vorherigen schriftlichen Anfrage und Genehmigung oder müssen durch einen Mitbenutzungsvertrag abgedeckt sein. Lediglich Luftnotlagen sind ausgenommen.
Zusätzlich zu den Einheiten, die den Flugplatz fliegerisch nutzen oder den Flugbetrieb unterstützen sind auf dem Heeresflugplatz Celle auch Einheiten und Dienststellen untergebracht, die lediglich auf die militärische Infrastruktur zurück greifen.[3] Diese Nutzer sind dabei von der Verwendung der Liegenschaft als Fliegerhorst unabhängig. Sie befinden sich aus organisatorischen, historischen oder Kapazitätsgründen mit in der Immelmann-Kaserne.
Auftrag und Aufgaben aller auf dem Heeresflugplatz Celle stationierten Einheiten leitet sich aus den Vorgaben des Weißbuch 2006 ab.[44][45] Neben jeweils individuellem Auftrag und Aufgaben ist allen auf dem Heeresflugplatz Celle stationierten Einheiten gemeinsam, dass Sie jederzeit im Rahmen der Amts- und Katastrophenhilfe zum Schutz und zur Rettung auch der zivilen Bevölkerung Deutschlands zur Verfügung stehen sowie zivile Behörden und Dienststellen, beispielsweise die Polizei, unterstützen.[46]
Einheiten mit fliegerischem Auftrag
Heeresfliegerausbildungszentrum C
Der Heeresflugplatz Celle wird im Hauptauftrag zurzeit überwiegend als Ausbildungsflugplatz für Hubschrauberpiloten genutzt und ist damit größtenteils zugehörig zur Heeresfliegerwaffenschule in Bückeburg, dem „Mutterhaus der Heeresflieger“ (Soldatensprache). Die Ausbildung wird vom Heeresfliegerausbildungszentrum C auf den Hubschraubermustern Bell UH-1D und Bölkow Bo-105 durchgeführt und umfasst folgende Bereiche[3]:
- Ausbildung von Flugschülern in Notverfahren wie beispielsweise Ausfall eines oder mehrerer Triebwerke, einer Autorotation sowie Ausfall des Heckrotors, der Hydraulik oder anderer Systeme
- Erst- und Umschulung auf die Muster Bölkow Bo-105 und Bell UH-1D für Piloten, die bisher andere Hubschraubermuster flogen
- Ausbildung künftiger Fluglehrer
- Durchführung von Speziallehrgängen auf den jeweiligen Hubschraubermustern
- Aus- und Fortbildung der eigenen Piloten
Heeresfliegerverbindungs- und Aufklärungsstaffel 100
Die Heeresfliegerverbindungs- und Aufklärungsstaffel 100 startet von Celle aus mit der Bölkow Bo-105 zu Verbindungsflügen überwiegend in Nord- und Ostdeutschland sowie deutschlandweit zu nationalen und regelmäßig auch internationalen Übungen, beispielsweise in Norwegen.
Der Auftrag umfasst dabei[3]:
- Verbindungsflüge zwischen Einheiten und Verbänden der Luftbeweglichen Brigade 1 sowie anderer Großverbände der Bundeswehr
- VIP-Flüge für Militärs und Politiker
- Durchführung von eigenen militärischen Übungen sowie Teilnahme an Übungen der vorgesetzten Großverbände
- Durchführung von Überwachungsflügen
- Aus- und Fortbildung der eigenen Piloten
Heeresfliegerinstandsetzungsstaffel 100
Die Heeresfliegerinstandsetzungsstaffel 100 ist eine höchstspezialisierte Einheit der Bundeswehr für die Instandsetzung der Bölkow Bo-105. Sie ist in dieser Form einzigartig und daher zentral für die gesamte Bundeswehr zuständig. Instandsetzungs- und Wartungsarbeiten mit höherem Aufwand, für die aus Kosten- und Personalgründen nicht jede mit Bölkow Bo-105 ausgestattet Einheit selbst ausgerüstet und ausgebildet sein kann, werden von dieser Staffel durchgeführt. Die Hubschrauber werden dafür von der entsendenden Einheit nach Celle überführt und nach Abschluss der Arbeiten wieder abgeholt.[3]
Einheiten mit flugunterstützendem Auftrag
Geoinformationsberatungsstelle Celle
Die Aufgaben der Geoinformationsberatungsstelle umfassen den Flugwetterdienst generell für den regionalen Bereich sowie bei Einsatzflügen für die gesamte Flugstrecke – bei Bedarf auch weltweit.
Rund um die Uhr werden Wetterbeobachtungen durchgeführt, selbst wenn der Flugplatz an sich geschlossen ist. Die Daten werden in ein weltumspannendes Fernmeldesystem für Wetterdaten eingesteuert und das sich ergebende Bild vor Ort ausgewertet.
Bei sich entwickelnden regionalen Unwettern gibt die Beratungsstelle Warnungen und Informationen, insbesondere an die Luftfahrzeugbesatzungen, heraus.[3][47]
Heeresflugplatzfeuerwehr Celle
Die Heeresflugplatzfeuerwehr stellt den Brandschutz und die Technische Hilfeleistung auf dem Fliegerhorst sicher. Sie ist rund um die Uhr im Dienst, selbst wenn der Flugplatz an sich geschlossen ist. Bei einem Flugunfall oder einer Luftnotlage ist sie für die Erstmaßnahmen sowohl auf dem Flugplatzgelände als auch im Nahbereich zuständig.
Zusätzlich stellt die Einheit bei Bedarf den Brandschutz auf dem Hubschrauberübungsgelände Scheuen sicher.[3]
Sanitätsstaffel Celle-Wietzenbruch
Um die unentgeltliche truppenärztliche Versorgung der Soldaten sicherzustellen, ist auf dem Flugplatz eine eigene Sanitätsstaffel mit mehreren Praktischen- bzw. Fachärzten und Zahnärzten untergebracht. Unterstützt wird diese Komponente von speziell ausgebildeten Fliegerärzten, die von den fliegenden Einheiten gestellt werden.
Bei Zwischenfällen im Flugverkehr während der regulären Dienstzeiten stellen die Fliegerärzte gemeinsam mit der Feuerwehr die Erstversorgung Verletzter sicher.[3]
Standortservice
Aufgrund der im Grundgesetz vorgeschriebenen Trennung zwischen militärischem Auftrag und ziviler Wehrverwaltung[48] unterhält der Hausherr, die Wehrbereichsverwaltung Nord, auf dem Gelände des Fliegerhorstes Außenstellen ziviler Dienstleistungszentren, den sogenannten Standortservice. Diese stellen den technischen Betrieb der Anlagen sowie die Pflege und Verwaltung des Geländes mitsamt aller Gebäude und Einrichtungen sicher und stellt diese den militärischen Nutzern zur Verfügung.
Zuständig für den Standort Celle ist das Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Hannover.[3]
Militärseelsorge
Für die Durchführung der Militärseelsorge auf dem Fliegerhorst befindet sich eine vom evangelischen und katholischen Standortpfarrer ökumenisch genutzte Kapelle auf dem Gelände, in der monatlich Gottesdienste durchgeführt werden. Der ständige Dienstsitz der zuständigen Militärgeistlichen ist Hannover. Sie sind Teil des „psychosozialen Netzwerks der Hilfe“. Das Netzwerk bestehend aus den Fliegerärzten, den Standortpfarrern und anderen sozialen Einrichtungen der Bundeswehr. Es betreut hilfesuchende Soldaten bei privaten sowie dienstlichen Problemen und betreut Betroffene, deren Angehörige und eingesetzte Rettungskräfte bei einem Flugunfall oder Zwischenfall.[49]
Einrichtungen anderer Glaubensgemeinschaften sind nicht vorhanden.[3]
Einheiten ohne fliegerischen Bezug
Standortältester Celle
Der Standortälteste Celle repräsentiert den Heeresflugplatz Celle und weitere militärische Liegenschaften um Celle nach außen, vor allem gegenüber der Stadt sowie dem Landkreis Celle und der örtlichen Presse. Er ist Ansprechpartner für zivile Dienststellen und Behörden, insbesondere bei der Koordinierung der Amts und Katastrophenhilfe durch die Bundeswehr. Der Standortälteste übt Dienstaufsicht über alle Einheiten des Standortes aus und regelt Angelegenheiten von gemeinsamem Belang, beispielsweise die Nutzungszeiten für den Standortübungsplatz Scheuen und die Standortschießanlage.
Heeresfliegerstaffel 109
Die Heeresfliegerstaffel 109 ist Teil des in Faßberg stationierten Transporthubschrauberregiments 10 und führt die Allgemeine Grundausbildung für Wehrpflichtige und Soldaten auf Zeit durch. Weiterhin führt sie spezielle Vorbereitungslehrgänge für Bundeswehrangehörige durch, die für einen Auslandseinsatz vorgesehen ist.
Soldaten ab der Dienstgradgruppe Unteroffizier, die als Wachhabende im Wachdienst eingesetzt werden sollen, erhalten in der Heeresfliegerstaffel 109 die theoretische und praktische Ausbildung zum Wachvorgesetzten.[3]
Kraftfahrausbildungszentrum Celle
Das Kraftfahrausbildungszentrum Celle führt die Ausbildung in den Fahrerlaubnisklassen B und BCE sowie die Fahrlehrer-Ausbildung durch, um den Bedarf an Kraftfahrern zu decken. Soldaten der Bundeswehr benötigen unabhängig von ihrer zivilen Qualifikation eine Fahrerlaubnis durch die Bundeswehr.
Zum 31. Dezember 2010 wird das Kraftfahrausbildungszentrum Celle aufgelöst. Die Aufgaben werden auf andere, verbliebene Ausbildungseinrichtungen verteilt.[3]
Feldwebel für Reservistenangelegenheiten
Diese Kleindienststelle ist Verbindungselement zu den in den Landkreisen Celle und Soltau-Fallingbostel wohnenden Reservisten der Bundeswehr. Zum Aufgabenbereich gehören Weiterbildungs- und Informationsveranstaltungen für ehemalige Soldaten sowie organisatorische Unterstützung bei Reserveübungen. Dabei arbeitet der Feldwebel für Reservistenangelegenheiten eng mit dem Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr (VdRBw) zusammen.
Der Feldwebel für Reservistenangelegenheiten untersteht dem Landeskommando Niedersachsen.[3]
Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr
Der Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr ist ein staatlich geförderter Verein, der im Auftrag und mit finanzieller Unterstützung des Deutschen Bundestages die Reservistenarbeit übernimmt.
Die Kreisgeschäftsstelle Celle ist dabei in Zusammenarbeit mit dem Feldwebel für Reservistenangelegenheiten zuständig für die Betreuung der Mitglieder im Landkreis Celle. Sie führt regelmäßige Veranstaltungen durch und informiert ihre Mitglieder durch eine halbjährlich erscheinende Rundschrift.[3]
Sonstige Nutzung
Bis in die 1980er Jahre nutzten vornehmlich Angehörige der europäischen Adelshäuser, insbesondere des englischen, sowie weitere Personen des öffentlichen Lebens[50] die Möglichkeit, auf den für Journalisten und Fotografen unzugänglichen Militärflugplätzen zu landen. Bekannteste Gäste auf dem Fliegerhorst Celle waren die niederländische Prinzessin Beatrix 1965[51], Elizabeth Bowes-Lyon („Queen Mum“) 1965[52], Elisabeth II. (Königin des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland) 1967[53] und 1984[54] sowie Prinz Charles mit Diana 1987[55].
Bis in die heutige Zeit hinein wird der Heeresflugplatz Celle gelegentlich genutzt, um Truppenbesuche britischer Adeliger bei den in der Region stationierten britischen Streitkräften abzuhalten[56], sowie die traditionellen, seit Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg bestehenden Verbindungen zwischen dem Hause Windsor und der Herzogstadt Celle zu pflegen.[57]
Mit der vermehrten Auflösung bzw. Verlegung britischer Verbände aus Deutschland sinkt diese Bedeutung jedoch seit den 1990ern. Staatsoberhäupter haben den Heeresflugplatz Celle nach 1984 nicht mehr angeflogen.[54]
Ein Anfang der 1990er gestarteter Vorstoß Celler Politiker, den Flugplatz für eine generelle zivile Mitnutzung auszubauen, wurde wegen der aller Voraussicht nach fehlenden Wirtschaftlichkeit – insbesondere aufgrund der Nähe zum Flughafen Hannover-Langenhagen – nicht weiter verfolgt.[58] Eine erneute Untersuchung zehn Jahre später scheiterte am Widerstand der Bundeswehr gegen eine solche Mitnutzung.[59][60]
Bedeutung und Entwicklung
Der Heeresflugplatz Celle tritt überörtlich außerhalb der internen Medien der deutschen Heeresflieger nur sehr selten in Erscheinung. Er ist, anders als beispielsweise die Ramstein Air Base, auch kein nationaler Begriff für einen Militärflughafen. Ziviler Flugverkehr findet auf dem Fliegerhorst grundsätzlich nicht statt.[6]
Wirtschaftliche Bedeutung
Der Heeresflugplatz Celle stellt für die strukturschwache Region Celle[61] einen starken Wirtschaftsfaktor dar.[62] Pro Jahr werden etwa 5 Millionen Euro für Baumaßnahmen und Bauunterhalt sowie etwa 2,5 Millionen Euro für die Bewirtschaftung und den Betrieb ausgegeben (Stand 2008).[3] In der Kaserne sind über 1400 Soldaten, Beamte und zivile Arbeitnehmer beschäftigt.
Militärische Bedeutung
Nahezu jeder jüngere Hubschrauberpilot der Bundeswehr hat zumindest Teile seiner Ausbildung in Celle absolviert.[3] Auch in den nächsten Jahren wird jeder Anwärter in Celle Station machen.
Von Celle aus starten Ausbildungs- und Einsatzflüge nach ganz Deutschland. Bedingt durch die Instandsetzungskomponente wird der Fliegerhorst von Hubschrauberverbänden der gesamten Bundeswehr angeflogen.[3]
Der dem Heeresflugplatz Celle zugeordnete Luftraum stellt in der Luftfahrt einen Verbund der militärischen Flugplätze Bückeburg, Wunstorf, Celle und Faßberg (von Südwest nach Nordost) dar. Dies ermöglicht militärischen Flugverkehr von- und zueinander unter ausschließlich militärischer Kontrolle.[6]
Die Nähe zu den Truppenübungsplätzen Bergen und Munster macht Celle gelegentlich zum Ausgangs- und Basispunkt nationaler und internationaler Übungen mit Beteiligung von Luftfahrzeugen.
Zukünftige Entwicklung
Aus Kostengründen und zum Schutz der Bevölkerung vor Lärm geht die Entwicklung mehr und mehr hin zur Ausbildung im Simulator. Nur noch die absolut notwendigen Ausbildungsinhalte, die nicht simuliert geflogen werden können bzw. dürfen, werden noch im realen Flugbetrieb vermittelt. Bis Ende 2012 möchte die Bundeswehr die Heeresfliegerverbände auf die neu beschafften Muster NH-90 und Tiger umstellen. Durch diese beiden Faktoren wird die Ausbildung auf Bell UH-1D in Celle nach und nach reduziert und der Schulungsbetrieb ändert sich erheblich.[63]
Autorotationen sollen weiterhin in Celle auf der Bölkow Bo-105 geflogen werden,[63] da diese mit dem Eurocopter EC-135, dem in Bückeburg stationierten Standard-Erstschulungshubschrauber für die Pilotenausbildung in der Bundeswehr, im Schulungsbetrieb nicht möglich sind.
Die Heeresfliegerinstandsetzungsstaffel 100 soll weiterhin zentral für die gesamte Bundeswehr die Instandsetzung der Hubschrauber vom Typ Bölkow Bo-105 übernehmen. Neben den Einsatzflügen der Heeresfliegerverbindungs- und Aufklärungsstaffel 100 soll am Heeresflugplatz Celle als Element der Heeresfliegerwaffenschule weiterhin Ausbildungsflugbetrieb stattfinden, da diese Aufgabe von nur einem Flugplatz, unter anderem aus Gründen der Kapazität und des Lärmschutzes, nicht bewältigt werden kann.[63]
Kritik
Wie bei vielen anderen militärischen Flugplätzen auch, sind in Celle die umliegenden Ortschaften im Laufe der Zeit immer näher an den 1933, damals abseits größerer Wohnbebauung und unter anderen Vorzeichen entstandenen Fliegerhorst heran gewachsen.[64][65] Diese Entwicklung führte zu einem Konflikt zwischen den fliegerischen Nutzern des Geländes und den vom Fluglärm betroffenen Anwohnern.
Entwicklung der Fluglärmkritik
Erste Fluglärmbeschwerden sind bereits seit Übernahme des Flugplatzes durch deutsche Heeresflieger zu verzeichnen.[66] Einen vorläufigen Höhepunkt erfuhr der Widerstand aus der Bevölkerung, als in den 1960ern Überlegungen bekannt wurden, den Fliegerhorst mit einer zweiten, in Nordwest-Südost-Richtung verlaufenden Start- und Landebahn auszustatten sowie ein Jagdgeschwader zu stationieren.[67] Anwohner, vornehmlich aus Wietzenbruch, gründeten die „Schutzgemeinschaft gegen Gefahren und Lärm des Flugbetriebes vom Flugplatz Wietzenbruch e.V.“ Der Verein reichte eine Petition beim Deutschen Bundestag ein mit dem Ziel, den Ausbau und die Stationierung zu verhindern. Dabei wurde vor allem auf den zu erwarteten Anstieg des Fluglärms verwiesen.[67]
Die Planungen waren zwischenzeitlich bereits aufgegeben worden. Nachdem das Bundesministerium der Verteidigung bestätigte, dass in Celle künftig ausschließlich Hubschrauber stationiert werden sollen, löste sich die Gemeinschaft wieder auf.
Der Fluglärm blieb über die folgenden Jahre dennoch weiterhin in den örtlichen Medien präsent.[68][69][70][71]
Nach der deutschen Wiedervereinigung blieb für viele Jahre nur das Heeresfliegerregiment 16 mit Bölkow Bo-105 als einziger fliegerischer Verband in Celle stationiert. Die Auflösung dieses Regiments im Jahr 2003, der Einzug des Ausbildungszentrums für Hubschrauberpiloten und die damit einhergehende signifikante Steigerung der Flugbewegungen nach über zehn Jahren relativ ruhigem Flugbetrieb, rückte den Flugplatz weiter in das Zentrum kritischer Betrachtungen.[72] Die erneute Stationierung des Hubschraubertyps Bell UH-1D im Frühjahr 2005 rief zusätzliche Proteste aus der umliegenden Bevölkerung hervor, da das Rotorgeräusch dieses Drehflüglers (im Volksmund auch „Teppichklopfer“ genannt)[73] im Vergleich zur Bölkow Bo-105 als besonders laut wahrgenommen wird.[74] Vor allem Anwohner, die in den „ruhigen“ Jahren Immobilien gebaut oder gekauft hatten, sind von der neuen, unerwarteten Intensität des Flugverkehrs überrascht worden.[72][74]
Heutige Situation
In den angrenzenden Stadtteilen Wietzenbruch[75][76] direkt nördlich und Heese[77] nordöstlich des Flugplatzes sowie Westercelle[78] und Altencelle[79] im An- und Abflugsektor der Piste 26[63] werden seit Ende der 1980er-Jahre Neubaugebiete ausgewiesen. Zeitgleich werden zunehmend Gesetze zum Schutz der Bevölkerung vor Fluglärm erlassen.[80][81]
Bauherren und Kaufinteressenten werden zwar über entsprechende Hinweise vor dem Erwerb[82][83] und in den Grundbüchern auf die Existenz des nahegelegenen Militärflugplatzes hingewiesen, unterschätzen vielfach jedoch die tatsächliche Lärmimmission eines aktiven Fliegerhorstes.[71][84] Insbesondere wenn Nachtflugausbildung stattfindet, wird der Fluglärm als stark störend empfunden.[74] Regelmäßig wird in Ratssitzungen der Stadt Celle[85] sowie umliegender Gemeinden[63][71][86] der durch den Flugplatz bedingte Lärm thematisiert.
Seitens der Gegner des Flugplatzes werden die aktuellen Lärmschutzgesetze[81], das Recht auf Gesundheit[87] sowie die tatsächlichen und vermeintlichen Gefahren durch den Flugbetrieb (beispielsweise mögliche Abstürze von Luftfahrzeugen in bebautes Gebiet) angeführt.[71][74] Die Befürworter argumentieren, dass der Flugplatz bereits seit 1934 in Betrieb ist und die jetzigen Gegner im Wissen um seine Existenz[75][76][77][78][79][82][83] und unter Mitnahme angeblicher Preisminderungen beim Grundstück- oder Hauskauf[74][88] sowie einer niedrigeren Grundsteuer[88] freiwillig in die vom Fluglärm betroffenen Gebiete gezogen seien. Weiterhin führen sie die wirtschaftliche Kraft des Fliegerhorstes sowie der dort Beschäftigten an.[3][74][89] Die Kritiker mutmaßen jedoch, dass aufgrund des Ausbildungsbetriebes tatsächlich nur wenige Beschäftigte mit ihren Angehörigen in Celle und Umgebung wohnen.[74] Statistische Daten zu Pendlern und Wohnbevölkerung liegen nicht vor, offizielle Fluglärmmessungen wurden bisher nicht vorgenommen.
Reaktion der Bundeswehr
Die Einheiten vor Ort versuchen der Kritik mit Selbstbeschränkungen zu begegnen. So werden Platzrunden ausschließlich im Süden über weitgehend unbewohntem Gebiet geflogen[90], Übungsanflüge über Westercelle, soweit wie möglich, vermieden[6], die Mittagspause überwiegend flugfrei gehalten[6][42] und in den An- und Abflugverfahren für den Platz der Überflug dicht besiedelter Gebiete verboten.[35]
Dies entlastet zwar weite Teile der umliegenden Ortschaften, führt jedoch zu einer Kanalisierung des Flugverkehrs über den noch zulässigen Strecken[35] und geht zu Lasten der Bewohner auf diesen angepassten Flugrouten.
Verweise
Literatur
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- Joachim Dressel und Manfred Griel: Flugzeuge und Hubschrauber der Bundeswehr. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3613013584.
- Bernd Vetter und Frank Vetter: Die deutschen Heeresflieger: Geschichte, Typen und Verbände. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3613021463.
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Weblinks
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Einzelnachweise
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