Milzeni

Milzeni

Die Milzener waren ein westslawischer Stamm in dem Gebiet der heutigen Oberlausitz, der erstmals in der Beschreibung des Bayerischen Geographen aus der Mitte des 9. Jahrhunderts erwähnt wird. Hier wurden ihm 30 civitates – Siedlungskammern, möglicherweise schon mit einer zentralen Burganlage in der Mitte der zugehörigen Siedlungen – zugeschrieben.

Die genaue Abgrenzung des Siedlungsgebietes der Milzener ist in der Forschung umstritten. Es umfasste im Wesentlichen eine Gefildelandschaft mit fruchtbaren Lößböden und einer Ausdehnung von etwa 50 Kilometern in Ost-West und etwa 20 Kilometern in Nord-Süd-Richtung. Die Grenze nach Norden dürfte die sumpfige und teilweise unfruchtbare Ebene und nach Süden das Lausitzer Bergland gebildet haben. Im Westen bilden die Burkauer Berge westlich von Kamenz einen natürlichen Riegel. Nach Osten, zum benachbarten Gebiet (der) Besunzane, ist die Abgrenzung weniger deutlich. Nach den Milzenern wurde die Region um Bautzen in den schriftlichen Quellen des 10. bis 12. Jahrhunderts als Gau Milsca (vgl. Thietmar von Merseburg) bezeichnet. Eingewandert sind die Milzener vermutlich um 700 aus dem Osten. Sie brachten aus ihrer osteuropäischen Heimat einen eigenartigen Totenkult mit: sie verbrannte ihre Toten, um die Seele zu befreien und bestatteten sie in Urnen nicht unter sondern auf Grabhügeln! Diese Art der Bestattung wurde auch in Polen beobachtet. Aus den Reiseberichten arabischer Gesandter aus dem 10 Jh. kann man schließen, daß die Verbrennung der Toten als auch die oberirdische Aufstellung der Urnen auf Hügelpodesten mit Vorstellungen über die Himmelreise der Seelen zusammenhingen, denen man so nachhelfen wollte. Noch heute lebt in der Region das slawische Volk der Sorben.

Literatur

  • Milceni et Silensi. Die Oberlausitz und Schlesien um das Jahr 1000 in der Zeit des Boleslaw Chrobry. Begleitheft zur Gemeinschaftsausstellung des Muzeum Miejskie Wroclawia, Abteilung Archäologisches Museum mit dem Stadtmuseum Bautzen vom 17. Juni bis zum 11. November im Stadtmuseum. Bautzen [2001].
  • Joachim Meffert, Die Ortenburg in Bautzen - Der archäologische Forschungsstand und die Ausgrabungen von 1999 bis 2001. Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 44, 2002, 75-177.
  • Jasper von Richthofen, Die Landeskrone bei Görlitz - eine bedeutende slawische Befestigung in der östlichen Oberlausitz. Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 45, 2003, 263-300.
  • Jasper von Richthofen (Hg.), Besunzane - Milzener - Sorben. Die slawische Oberlausitz zwischen Polen, Deutschen und Tschechen. Schriftenreihe der Städt. Sammlungen für Geschichte und Kultur Görlitz N.F. Bd. 37, Görlitz - Zittau 2004
  • Karin Sczech, Archäologische Untersuchungen zu Bautzen in der Oberlausitz in slawischer Zeit. Archäologische Forschungen am GWZO. Berichte und Beiträge des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas e.V. 2003, 49-64.

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