Mimoyecques (V3 Bunker)

Mimoyecques (V3 Bunker)
V3-Geschützrohrteil im Bunker Mimoyecques
Hauptstollen im Bunker Mimoyecques

Der unterirdische V3-Bunker von Mimoyecques liegt westlich der Ortschaft Landrethun-le-Nord zwischen Boulogne-sur-Mer und Calais, 8 km von der Kanalküste entfernt. Von hier sollte im Zweiten Weltkrieg das etwa 160 km entfernte London aus den fünf 140 m langen V3 Geschützrohren beschossen werden.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Geplant war, zwei solcher Batterien mit je fünf Schächten, jeder davon mit 5 übereinander liegenden Rohren zu bauen. Ein fortgeschrittenes Baustadium erreichte jedoch nur die noch heute zugängliche östliche Batterie, die westliche musste schon im November 1943 nach starken Beschädigungen durch alliierte Bomben aufgegeben werden.

Die Organisation Todt begann im September 1943 unter dem Decknamen „Wiese“ mit der Anlage der unterirdischen Stollen im Kreidegestein. Neben Tausenden von Zwangsarbeitern waren hier auch etwa 350 bis 450 Bergleute aus dem Ruhrgebiet und aus Mittelhessen als Fachkräfte tätig. Sie legten zunächst einen 600 Meter langen Hauptstollen mit einem Eisenbahngleis an. Von dort aus trieben sie Querstollen zu einem weitern 300 Meter langen Verbindungstunnel. Die fünf Abschusskanäle begannen auf einer 80 Meter tieferen Ebene, die über Aufzugsschächte in den Verbindungstunnel reichten.

Nach der ersten Bombardierung im November 1943 erfolgten weitere Luftangriffe der 8. US-Air Force am 19. März und am 1., 15. und 21. Mai 1944.

Noch vor ihrem ersten Schuss wurde der Bunker am 6. Juli 1944 bei einem britischen Luftangriff durch drei 5,5-Tonnen-Tallboy-Fliegerbomben zerstört. Mehrere Batterieschächte erhielten Volltreffer. Eine Bombe fiel in einen zu diesem Zeitpunkt nicht durch eine Betonabdeckung verschlossenen Aufzugschacht. Die 80 m tiefe, 9 Stockwerke unter den Boden reichende Anlage wurde erheblich beschädigt. Die Pumpen fielen sofort aus und es gab zahllose Tote. Aufgrund des schnell ansteigenden Grundwasserspiegels konnten diese nie geborgen werden.

Bislang wurde davon ausgegangen, dass die Anlage niemals fertig gestellt wurde. In den vergangenen Jahren berichteten britische Quellen von möglichen V3 Einschlägen während des Zweiten Weltkriegs. Diese Berichte sind bislang jedoch nicht gesichert.

Ende August 1944 gaben die Deutschen das Projekt auf. Nach der Befreiung der Region durch kanadische Truppen wurde die Anlage von Colonel Sanders untersucht und aufgezeichnet. Im Mai 1945 sprengten britische Pioniere Teile der Bunkeranlage.

Museum

Seit den 80er Jahren sind der Hauptstollen sowie mehrere Verbindungsstollen der ersten Ebene zugänglich und museal erschlossen. In den Stollen sind mehrsprachige Erklärungstafeln angebracht. Am Eingang werden Infomationsbroschüren und eine Dokumentation von Zeitzeugenaussagen angeboten. Dort befindet sich auch ein kleines Café. 2009 soll das privat getragene Museum vom V2-Anlagemusem La Coupole in Helfaut-Wizernes übernommen werden.

Gedenkstätte

Gedenkstätte für die Opfer der Zwangsarbeit und Bombardements

An die Toten der alliierten Luftstreitkräfte, darunter Joseph P. Kennedy junior, dem älteren Bruder des späteren US-Präsidenten, sowie die zahllosen zu Tode gekommenen Zwangsarbeitern aus 18 Nationen erinnern verschiedene Gedenkstätten im Stollen.

Literatur

  • Karsten Porezag: Geheime Kommandosache : Geschichte der "V-Waffen" und geheimen Militäraktionen des Zweiten Weltkrieges an Lahn, Dill und im Westerwald ; Dokumentation. Verlag Wetzlardruck, Wetzlar 1997, ISBN 3926617209

Weblinks

50.8530555555561.75888888888897Koordinaten: 50° 51′ 11″ N, 1° 45′ 32″ O


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