- Minimalkunst
-
Der Minimalismus oder englisch Minimal-Art ist eine in den frühen 60er Jahren des 20. Jahrhunderts in den USA als Gegenbewegung zur gestischen Malerei des Abstrakten Expressionismus entstandene Kunstströmung der Bildenden Kunst (Malerei, Bildhauerei, Objektkunst). In der Architektur ist er seit den 1980er Jahren vertreten (siehe: Minimalismus (Architektur)).
Minimalismus strebt nach Objektivität, schematischer Klarheit, Logik und Entpersönlichung. Typisch für Skulpturen und Objekte des Minimalismus ist das Reduzieren auf einfache und übersichtliche, meist geometrische Grundstrukturen (sogenannte Primary Structures), häufig in serieller Wiederholung, die industrielle Produktion wie auch der Einsatz von Fertigprodukten (z. B. Stein- und Metallfliesen (Carl Andre), Neonröhren (Dan Flavin), Stahlrahmen (Donald Judd)), oder die überdimensionale Vergrößerung (Ronald Bladen, Tony Smith). So entstanden eigene Ordnungen, mit ihren eigenen Regeln und Gesetzen, die mit Gegensätzen wie Anfang und Ende, Fülle und Leere operierten. Vertreter der minimalistischen Skulptur sind ferner John McCracken, Sol LeWitt, Walter De Maria, Robert Morris, Larry Bell oder Fred Sandback. Obwohl auch in der Malerei Farben und Formen auf das Einfachste reduziert wurden (auf Grundstrukturen, monochrome und geometrische Flächen), wird Minimalismus vorwiegend auf dreidimensionale Kunst angewendet. Ausgehend von konstruktivistischen Vorstellungen waren wichtige Wegbereiter dieser malerischen Kunstauffassung James Rosenquist, Ellsworth Kelly, Frank Stella, Jo Baer oder Agnes Martin.
Den Begriff prägte 1965 der britische Philosoph und Kunstkritiker Richard Wollheim in seinem Essay Minimal Art (Art Magazine, Jan. 1965). Wichtig für die Begriffsbildung war auch Donald Judd, nach seinen Vorstellungen ging es darum, der Farbe eine plastische Form zu geben, um so in den Raum hinein zu wirken (vgl. Judds Artikel Specific Objects, 1965). Diese „Inszenierung“ in den Raum hinein hatte auch einen maßgeblichen Einfluss für die Entwicklung der postmodernen Konzept- und Aktionskunst im Gefolge des Minimalismus.
Der Minimalismus wurde als eine speziell amerikanische Kunstbewegung verstanden, die sich von europäischen Traditionen (etwa dem Konstruktivismus, der Konkreten Kunst, der Malerei am Bauhaus) abzugrenzen suchte. Mit gleichem Recht wäre der Begriff auf europäische mit geometrischen Strukturen arbeitende Bildhauer anzuwenden, etwa Max Bill, Erwin Heerich, Peter Roehr oder Ulrich Rückriem. 1969 wurden Werke der amerikanischen Minimal-Art erstmals in einer Ausstellungs-Tournee mit Stationen in Düsseldorf und Berlin in Deutschland präsentiert. In der Architektur und Landschaftsarchitektur des 20. Jahrhunderts galt der Minimalismus, insbesondere die Skulpturen von Donald Judd, Carl Andre und Sol LeWitt, neben der Land Art wegen ihrer starken räumlichen Ausdruckskraft zu den wichtigsten Inspirationsquellen, deren Einfluss bis heute spürbar ist.
Siehe auch: Minimal Music, Land Art, Concept Art und die Gegenströmung der Neuen Wilden
Künstler
- Carl Andre
- John McCracken
- Kurt Fleckenstein
- Robert Gober
- Hannes Hopf
- Donald Judd
- Robert Morris
- Sol LeWitt
- Richard Lin
- Dan Flavin
- Patricia Johanson
- Fred Sandback
- Richard Serra
- Robert Smithson
- Tony Smith
- Markus Zürcher
Literatur
- Minimal Art, Ausst.-Kat. Haags Gemeentemuseum, Den Haag; Kunsthalle und Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf; Akademie der Künste, Berlin, 1969.
- Gregory Battcock, Minimal Art: A Critical Anthology, N.Y., 1968, University of California Press, (Reprint) 1995
- Margit Brinkmann: Minimal art - Etablierung und Vermittlung moderner Kunst in den 1960er Jahren, Dissertation, Universität Bonn, Philosophische Fakultät, Jahrgang 2006 online (erste umfassende historische Aufarbeitung des Themas in deutscher Sprache)
- Donald Judd, Complete Writings, 1959–1975, Nova Scotia 1975.
- Gregor Stemmrich (Hrsg.), Minimal Art. Eine kritische Retrospektive, Dresden 1995. ISBN 978-3-86572-554-7
- A Minimal future? Art as object 1958–1968, Hrsg. v. Ann Goldstein, Ausst.-Kat. Museum of Contemporary Art, Los Angeles 2004. ISBN 0262072513
- Daniel Marzona, Minimal Art, Taschen: Köln 2004 ISBN 3-8228-3058-5 (Einführung)
- James Meyer (Hrsg.): Minimalismus, Phaidon Verlag, Berlin 2005 ISBN 0-7148-9426-5 (informativer Bildband mit wichtigen Quellen)
Weblinks
Wikimedia Foundation.