- Mischwasserkanalisation
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Ein Mischsystem (Mischverfahren) ist ein Ableitungssystem in der Entwässerungstechnik, bei dem alle Abwässer (Schmutz-, Fremd- und Regenwasser) in einer gemeinsamen Leitung gemischt abgeführt werden. Die Alternative zu diesem System ist das Trennsystem, bei dem das Schmutzwasser in getrennten Kanälen abgeführt wird.
Vorteile und Nachteile von Mischsystemen
Vorteil des Mischwassersystems ist, dass im entwässerten Gebiet nur ein Kanalsystem installiert und betrieben werden muss. Dies gilt insbesondere auch für die Hausanschlüsse, die weniger aufwendig zu erstellen sind und bei denen außerdem die Gefahr eines Fehlanschlusses (Einleitung von Schmutzwasser in Regenwasserkanäle) vermieden wird.
Von Nachteil ist, dass die Kapazität der Kläranlagen sehr viel größer ausgelegt werden müssen, um auch Fremd- und Regenwasser zumindest in begrenztem Maß verarbeiten zu können. Teilweise umgangen wird dieses Problem durch die Einrichtung von Bauwerken zur Mischwasserentlastung (z.B. Regenüberlaufbecken), die im gesamten Kanalnetz verteilt werden.
Idealerweise sollten diese Becken den Spülstoß passieren lassen und erst das nachkommende, nur wenig verdreckte Wasser direkt in den Vorfluter leiten. Dies ist allerdings häufig nicht der Fall, was dazu führt, dass im Mischsystem relativ viele verschmutzte Abwässer ungeklärt in die Gewässer eingeleitet werden.
Ein weiterer Nachteil ist, dass die Kanäle für den Regenwasserabfluss dimensioniert werden müssen, der mehr als das Hundertfache des Schmutzwasserabflusses betragen kann. Deshalb sind die Abwasserkanäle in Zeiten ohne Niederschläge nicht ausgelastet und es bilden sich Ablagerungen.
Situation in Deutschland
Während früher die geringeren Betriebs- und Installationskosten von Mischsystemen häufig ausschlaggebend für die Entscheidung gegen ein Trennsystem waren, geht der Trend heute, vor allem aufgrund der relativ hohen Gewässerbelastung durch ungeklärtes Schmutzwasser in Mischsystemen, in Richtung Trennsystem. 1957 lag der Anteil der Mischwasserkanalisation an der gesamten kommunalen Kanalisation in Deutschland bei 84,2%, bis heute (2001) ist der Anteil auf 63,2% zurückgegangen (Differenz zu 100% ist jeweils Trennsystem). Allerdings sollte eine Entscheidung für ein bestimmtes System immer fallbezogen (in Abhängigkeit von Topographie, Belastbarkeit der Gewässer etc.) getroffen werden.
Siehe auch
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