- Mission in Indien
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Die christliche Mission in Indien entwickelte sich parallel mit der Kolonialisierung durch die Portugiesen.
Kolonialzeit
Mit der päpstlichen Bulle Romanus Pontifex wurde den Portugiesen 1455 das Patronat für die Missionierung neuer Länder hinter Afrika übertragen. Gleichzeitig wurde den Portugiesen ein Handelsmonopol für diesen Raum gewährt. Nachdem Vasco da Gama 1498 den Seeweg nach Indien entdeckt hatte, betrieben die Portugiesen zunächst nur Handel mit Indien. Die Gouverneure Portugiesisch-Indiens hielten sich mit der Bekehrung Andersgläubiger zurück, da sie von den Konflikten zwischen Moslems und Hindus profitierten. Außerdem legten viele Beamte keinen Wert auf eine kirchliche Autorität, die ihre Aktionen kritisieren oder sogar weitermelden könnten.
Goa, die „Hauptstadt des Christentums“ in Asien, hatte 1514 vier Kaplane und einen Generalvikar, die für den Eigenbedarf der Portugiesen zuständig waren. Die Kleriker wurden kritisiert, weil manche öffentlich mit Konkubinen zusammenlebten und mehr um ihre Handelsgeschäfte als um das Seelenheil besorgt waren.
Die Portugiesen verwehrten ausländischen Geistlichen den Zugang nach Asien. Als persönliche Abgesandte des Papstes aus Italien in Goa eintrafen, wurden diese verhaftet und nach Europa zurückgebracht. Schließlich wurde der portugiesische König Johann III. (João III.) von katholischer Seite daran erinnert, dass Portugal die Ausbreitung des Glaubens versprochen hatte. Ihm wurde angedroht, dass der Osten für alle katholischen Europäer geöffnet wird, wenn er nicht seiner Verpflichtung nachkommt. Daraufhin proklamierte der König die Epoche der forcierten Missionierung Asiens und schickte um 1540 Mitglieder des neu gegründeten Jesuiten-Ordens nach Goa, welche so schnell wie möglich sehr viele Ungläubige taufen sollten. Viele Jesuiten waren Ausländer, die sich per Eid dem portugiesischen Patronat unterwarfen. Der bekannteste unter ihnen war Francisco de Xavier, welcher 1542 in Goa eintraf.
Der König verpflichtete die koloniale Verwaltung, die Missionierung mit eigenen Maßnahmen unterstützen. Zunächst musste jeder Portugiese in den Kolonien seine Sklaven taufen lassen. Dann wurde ein abgestufter Maßnahmenkatalog entwickelt. Arme wurden in Notzeiten mit Reis versorgt, wenn sie sich taufen ließen. Feudalherren und Herrschern in Indien wurde militärische Unterstützung angeboten. Den Neubekehrten der Mittelschicht wurden Positionen in der Verwaltung angeboten und die Steuern erlassen. Auch Teile des Handels wurden zum Privileg der Christen erklärt. Durch diese staatliche Unterstützung konnten die Priester Massentaufen durchführen. Aber viele „Reischristen“ blieben nur so lange bei ihrem neuen Glauben wie sie Nahrungsmittel brauchten.
Die Missionierung der einheimischen Herrscher war nur teilweise zufriedenstellend. Vor allem diejenigen mit dem wenigsten Einfluss hatten sich zum Christentum bekehrt, da sie sich hiervon die größten Vorteile ausrechneten. Durch die Christianisierung der Herrscher kam Portugal in eine Protektorenrolle, die sehr gefährlich und meistens nicht profitabel war. Deswegen haben die Vizekönige von Goa diese Form der Unterstützung bald aufgegeben.
Am effektivsten war die Missionierung des Mittelstandes. Wer einen guten Posten bei den Portugiesen hatte, ließ auch seine Kinder taufen. Aber viele hatten aus purem Opportunismus den christlichen Glauben angenommen und waren in Wahrheit stärker ihrer alten Religion als dem Christentum zugetan.
Da die Missionare die Reinheit ihrer Lehre gefährdet sahen, bat Francisco de Xavier im Jahre 1545 den König von Portugal, die Heilige Inquisition nach Indien zu schicken, welche 1554 auch dort eintraf. Nachdem die Portugiesen die traditionelle Witwenverbrennung verboten hatten, wurden nun neugetaufte Christen verbrannt, wodurch sich die Priester viele Feinde machten. Die Konsolidierung Goas fand erst durch den portugiesischen Minister Marquês de Pombal statt, welcher die katholischen Privilegien abschaffte und 1774 auch die Inquisition in Goa beendete. Nach dem Sturz Pompals im Jahre 1777 wurde die Inquisition nochmals in abgeschwächter Form eingerichtet.
Literatur
- Ronald Daus: Die Erfindung des Kolonialismus. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1983, ISBN 3-87294-202-6 (Gemeinsam herausgegeben mit der GEPA).
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