Mission (Christentum)

Mission (Christentum)
Missionar in der Südsee, 1916-17
Missionar Jansson taufend in Brasilien 1910
englischer Wandermissionar in der Mongolei 1904
Grönlandmissionar Aron von Kangeq, 19. Jh

Der Begriff Mission leitet sich vom lateinischen „missio“ (Sendung) ab und bezeichnet die Verbreitung des christlichen Glaubens (Evangelium), meist durch für diese Aufgabe entsandte Missionare („Sendboten“). Die Mission ist meist ausgerichtet auf bestimmte Gebiete oder Zielgruppen und verfolgt in der Regel das Ziel, dass Menschen ganzheitlich, sozial Hilfe erfahren und sie sich durch Bekehrung dem Christentum zuwenden. Die Entsendung und finanzielle Unterstützung der Missionare geschieht durch eine kirchliche Institution, ein überkonfessionelles Missionswerk, eine einzelne christliche Gemeinde oder den persönlichen Freundeskreis der Missionare.

Verwandte Begriffe sind Evangelisierung und Evangelisation.

Inhaltsverzeichnis

Biblische Grundlagen

Die christliche Missionstätigkeit gründet sich auf Passagen der Bibel, insbesondere den Missionsbefehl von Jesus an seine Jünger. Ein Missionsauftrag findet sich in sämtlichen Evangelien, sowie in der Apostelgeschichte (Mt 28,18-20 EU; Mk 16,15 EU; Lk 24,46-48 EU; Joh 20,21 EU; Apg 1,8 EU).

Die Grundlage für den Auftrag zur christlichen Mission beschränkt sich jedoch nicht auf die neutestamentlichen Schriften. Bereits im Alten Testament findet die christliche Theologie Aussagen, die den universalen Anspruch der Offenbarung Gottes betonen – dass Gottes Botschaft und Liebe nicht nur dem Volk Israel, sondern der gesamten Menschheit gilt. So wird die Anrede Gottes an Abraham, welche die ganze Menschheit erwähnt, im Christentum im Kontext des Missionsbefehls gelesen: „Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen“ (1 Mo 12,3 nach der Einheitsübersetzung).

Geschichte

In der christlichen Mission gibt es zahlreiche Phasen, in denen bestimmte Kirchen oder Gruppen in bestimmten Gebieten besonders aktiv waren. Hier der Hinweis auf die Darstellungen an anderer Stelle:

Gegenwärtige Situation

Neben der „Neuland-Mission“ in Gebieten ohne christliche Glaubenszeugnisse (Pioniermission oder früher „Heidenmission“) hat sich die Weltmission der christlichen Denominationen vielfach in eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Kirchen des Nordens und den Kirchen der traditionellen Missionsgebiete entwickelt, von denen die meisten heute unabhängige, selbstständige Kirchen sind. Viele dieser unabhängigen Kirchen betreiben ihrerseits Missionen: So entsendet die Evangelisch Lutherische Kirche in Tansania Missionare nach Mosambik. Südkorea ist heutzutage das Land, das weltweit die meisten Missionare entsendet.

Mit Hilfe ihrer Partner spielt in den „jungen Kirchen“ auch Diakonie eine wichtige Rolle. Weil in den Ländern des Südens Gesundheit und Bildung auf der Aufgabenliste der Regierung selten ganz oben rangiert, fühlen sich die Kirchen herausgefordert, den Menschen ganzheitlich zu dienen. Evangelisierung und Entwicklungshilfe, Gesundheitsarbeit und Sozialarbeit wird von den Mitgliedswerken des EMW, Evangelischen Missionswerk in Deutschland e. V., und der AEM, Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen, nach eigenen Angaben vorrangig gesehen.

Mission wird eng mit Diakonie in Verbindung gebracht: Die Missionsgesellschaften der verschiedenen christlichen Kirchen verbinden ihre Arbeit mit praktischer Entwicklungshilfe.

Im ökumenischen Dialog im Rahmen der Weltmissionskonferenz hat sich der Missionsbegriff zur Missio Dei gewandelt. Er besagt: Gott selbst handelt in seiner Schöpfung, und die Christen beteiligen sich nur daran. Ganz in diesem Sinne ging es auf der Weltmissionskonferenz 2005 in Athen um die Frage, wie christliche Gemeinschaften, Kirchengemeinden vor Ort und ganze Kirchen sich an der Heilung und Versöhnung beteiligen können, welche die Menschen und Gesellschaften um sie herum dringend benötigen. Beispiele dafür sind die Theologie der Befreiung in Lateinamerika oder die Wahrheits- und Versöhnungskommission (engl. Truth and Reconciliation Commission) in Südafrika. Durch den Interreligiösen Dialog mit Muslimen, Juden und Angehörigen anderer Religionen versucht man, alte Missionspositionen zu überwinden.

Sowohl die katholische als auch die evangelischen Kirchen in Deutschland sehen sich in jüngster Zeit gesellschaftlichen – vor allem demografischen und steuerpolitischen – Veränderungen ausgesetzt. Bereits 1999 hat eine Synode der EKD in Leipzig Innere Mission als künftige Kernaufgabe der Kirche benannt. Besonders in den neuen Bundesländern wird die Entfremdung der Menschen von der Kirche und vom christlichem Glauben als eine große Herausforderung gesehen. Missionarischem Wirken komme hier die Aufgabe zu, auf Menschen zuzugehen, mit ihnen über ihr Leben ins Gespräch zu kommen und sie mit dem Glauben an Jesus Christus bekannt zu machen. In einer Gesellschaft der Postmoderne könne dies – insbesondere aus Sicht der Volkskirchen – nur geschehen, wenn das Christentum als ein Angebot unter vielen deutlich artikuliert wird. Deswegen wird eine überzeugende Vermittlung christlicher Werte für zunehmend unverzichtbar gehalten.

Laienmission

Oft werden Missionseinsätze nicht von fest angestellten Missionaren, sondern von Laien durchgeführt, welche sich zwischen einer Woche und ungefähr zwei Jahren im Ausland einsetzen und oft die fest angestellten Missionare in ihrer Tätigkeit unterstützen. Die Grenze zwischen Festanstellung und Laie sind dabei fließend. Sehr kurze Einsätze von einer bis fünf Wochen sind eine Art Feriengestaltung. Solche Einsätze können auch in der Gruppe (beispielsweise als Jugendgruppe) durchgeführt werden.

Die Spannbreite dieser Einsätze reicht vom Segeltörn auf einen Missionsschiff bis zur Ferienlagergestaltung für andere Kinder in einem Sommerlager.

Kritik

Die christliche Mission wird sowohl von nicht-christlicher als auch von christlicher Seite kritisiert, wobei diese Kritik entweder grundsätzlicher Art ist oder nur einzelne Aspekte der Mission ablehnt. Kritisiert werden z. B. Zwangstaufen, wie sie in Deutschland besonders zur Zeit der Sachsenkriege Karls des Großen vorkamen, Proselytismus und die enge Verbindung von Missionaren mit der staatlichen Kolonialpolitik in der Zeit der Conquista und des Imperialismus.

Siehe auch

Literatur

  • Fritz Kohlbrunner: Mission. In: Volker Drehsen et al. (Hrsg.): Wörterbuch des Christentums. Orbis Verlag, München 1995, ISBN 3-572-00691-0 (S. 811ff)
  • Norman Lewis: Die Missionare. Über die Vernichtung anderer Kulturen. Ein Augenzeugenbericht. Stuttgart 1982, ISBN 3-608-95312-4
  • Stephen Neill: A History of Christian Missions (The Penguin History of the Church, Volume Six). 2. überarbeitete Auflage, London 1990, ISBN 0-14-013763-7
  • Neal Pirolo: Berufen zum Senden Haenssler Verlag, ISBN 3-7751-3646-0
  • Gert von Paczensky: Verbrechen im Namen Christi. Mission und Kolonialismus. Orbis Verlag 2002, ISBN 3-572-01177-9
  • Ute & Frank Paul (Hrsg.): Begleiten statt erobern. Missionare als Gäste im nordargentinischen Chaco. Neufeld Verlag, Schwarzenfeld 2010, ISBN 978-3-937896-95-3.
  • Werner Raupp: Mission in Quellentexten. Verlag der Evang.-Luth. Mission, Erlangen 1990, ISBN 3-87214-238-0
  • Wolfgang Reinbold: Propaganda und Mission im ältesten Christentum. Eine Untersuchung zu den Modalitäten der Ausbreitung der frühen Kirche. FRLANT Bd. 188, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-53872-3
  • Thomas Schirrmacher; Aufbruch zur modernen Weltmission – William Careys Missionstheologie Ref. Verlag H.C.Beese, ISBN 3-928936-58-1
  • Michael Sievernich: Christliche Mission, Europäische Geschichte Online Mainz 2011, Zugriff am: 23. Mai 2011.
  • Joachim Wietzke (Hrsg.): Mission erklärt. Ökumenische Dokumente von 1972 bis 1992. Leipzig 1993 ISBN 3-374-01479-8
  • Klaus Wetzel: Missionsgeschichte Deutschlands. 2005, Korntaler Reihe 2, VTR, ISBN 3-937965-18-1
  • Klaus Wetzel: Bevölkerungsentwicklung und Mission, 2005, Korntaler Reihe 4, VTR, ISBN 3-937965-47-5

Weblinks


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