Mittelalterliches Optimum

Mittelalterliches Optimum
Rekonstruierter Temperaturverlauf der letzten 2.000 Jahre nach verschiedenen Quellen. Im Vergleich dazu auch die direkt gemessenen Temperaturen bis einschließlich 2004.

Die Mittelalterliche Warmzeit (auch Mittelalterliches Klimaoptimum genannt) war eine vom 9. bis in das 14. Jahrhundert andauernde Periode vergleichsweise milden Klimas. Sie folgte auf das kalte Pessimum der Völkerwanderungszeit und endete mit Beginn der sog. „Kleinen Eiszeit“.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

In Mitteleuropa war die Temperatur etwa 1°C wärmer als während der vorletzten CLINO-Periode (1961-1990), in Südengland etwa 1-2 °C.[1] Die Anbaugrenzen in den deutschen Mittelgebirgen reichten etwa 200 m höher als gegenwärtig, so dass die Kulturlandschaft Deutschlands im Hochmittelalter ihre größte Ausdehnung erfährt. Der Flächenanteil des Waldes geht in dieser Phase auf unter 20 Prozent zurück.[2]

Das im Vergleich zur Völkerwanderungszeit wärmere Klima erlaubte den Weinanbau sogar in Ostpreußen, Pommern und Südschottland. Getreideanbau war in Norwegen bis fast zum Polarkreis möglich. Zeitgleich zog sich das Packeis im nördlichen Atlantik nach Norden zurück. Ebenso ermöglichte die Erwärmung den Skandinaviern die dauerhafte Besiedelung Islands (seit etwa 870) und Grönlands (seit 986, siehe Grænlendingar).

Weniger stark ausgeprägt verlief die Mittelalterliche Warmzeit in anderen Teilen der Welt, jedoch lässt sie sich sogar in Neuseeland nachweisen.[3] In anderen Teilen der Welt führte sie zu deutlich feuchterem Klima, etwa in der Wüste Namib, die während dieser Zeit besiedelt war.

Nach heutigem Kenntnisstand lagen die Durchschnittstemperaturen der nördlichen Hemisphäre im wärmsten Abschnitt der Mittelalterlichen Warmzeit (zwischen 950 und 1000) etwa 0,1°C bis 0,2°C unter der vorletzten CLINO-Periode.[4]

Ursachen

Die milderen Temperaturen während des mittelalterlichen Optimums können auf eine deutlich verstärkte Sonnenaktivität und weltweit ungewöhnlich geringe Vulkan-Aktivitäten zurückzuführen sein. Letzteres würde bewirken, dass weniger Aerosole das Sonnenlicht reflektierten und ihre kühlende Wirkung somit reduziert würde.

Andere Theorien verweisen auf periodische Schwankungen (ca. 1000-2000 Jahre) des Nordatlantikstromes als Ursache. Durch Verdunstung von 0,25 x 10^6 m³/s Wasser, welches in den Pazifik verfrachtet wird, steigt der Salzgehalt des Atlantik an. Die Zirkulation des Globalen Förderbandes soll ca. alle 1500 Jahre stark ansteigen, um den Salzgehalt auszugleichen. Dies sei mit Temperaturschwankungen des Meerwassers in der Größenordnung von 4-5 K verbunden, wodurch sich auch die Temperaturen an Land ändern könnten. [5]

Siehe auch

Literatur

  • Intergovernmental Panel on Climate Change (2007): Fourth Assessment Report – Working Group I, Chapter 6: Palaeoclimate, Seite 466–481 (PDF, 7,7 MB)
  • Raymond S. Bradley et al.: “Climate in Medieval Time”, in: Science 302, 2003, S. 404-405. doi:10.1126/science.1090372

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Christian-Dietrich Schönwiese: Klimatologie, Ulmer, Stuttgart 1994. ISBN 3-8001-2676-1
  2. Hans-Rudolf Bork et al.: Landschaftsentwicklung in Mitteleuropa. Wirkungen des Menschen auf Landschaften, Klett-Perthes, Gotha 1998. ISBN 3-623-00849-4
  3. Edward R. Cook et al.: “Evidence for a ‘Medieval Warm Period’ in a 1,100 year tree-ring reconstruction of past austral summer temperatures in New Zealand”, in: Geophysical Research Letters 29, 2002, S. 1667. doi:10.1029/2001GL014580
  4. Intergovernmental Panel on Climate Change (2007): Fourth Assessment Report – Working Group I, Chapter 6: Palaeoclimate, online (PDF, 7,7 Mb)
  5. Wallace S. Broecker, Was the Medieval Warm Period Global?, in: Science, Vol. 291. Nr. 5508, S. 1497 - 1499, 23. Februar 2001, doi:10.1126/science.291.5508.1497

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