Mohammad Ayub Khan

Mohammad Ayub Khan
Muhammed Ayub Khan

Muhammed Ayub Khan (* 14. Mai 1907 im Dorf Rehana, Distrikt Hazara; † 20. April 1974 in Rawalpindi) war pakistanischer Offizier, Politiker und Präsident. Er war der jüngste General und (selbsternannte) Feldmarschall in Pakistans militärischer Geschichte. Er war ebenso der erste pakistanische Militär, der die Macht durch einen Putsch übernahm.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geboren im Dorf Rehana im Distrikt Hazara, ging er in Sarai Saleh zur Schule, das etwa 6,5 km von seinem Heimatdorf entfernt war und wohin er auf einem Maultier ritt. Später wechselte er in eine Schule in der Distrikthauptstadt Haripur, wo er bei seiner Großmutter wohnte. Von 1922 an studierte er an der Aligarh Muslim University, wurde aber vor seinem B.A.-Abschluss an die britische Militärakademie Sandhurst delegiert, wo er sich auszeichnete und einen Offiziersposten in der britisch-indischen Armee erhielt.

Im Zweiten Weltkrieg war er Hauptmann, später Major an der birmanischen Front. Nach dem Krieg und der Teilung Indiens wurde er in die junge pakistanische Armee übernommen und brachte es dort bald zum Brigadegeneral. Als solcher kommandierte er eine Brigade in Waziristan und wurde 1948 mit dem Rang eines Generalmajors nach Ostpakistan versetzt, wo er eine Division kommandiert, die für den gesamten Landesteil verantwortlich war. Am 17. Januar 1951 übernahm Ayub als erster Pakistaner den Oberbefehl über die pakistanische Armee als Nachfolger des britischen Generals Sir Douglas Gracey.

Staatsstreich und Präsident

Muhammed Ayub Khan 1961 auf Staatsbesuch in München (links: Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel)

Im zweite Kabinett von Muhammad Ali Bogra wurde er 1954 Verteidigungsminister. Als es dem ersten Präsidenten des jungen Pakistan Iskander Mirza nicht gelang, stabile politische Verhältnisse herzustellen und er am 7. Oktober 1958 das Kriegsrecht ausrief, machte er Ayub Khan zum Kriegsrechtsadministrator. Nachdem er so die Kontrolle über die pakistanische Armee hatte, setzte Ayub in einem unblutigen Staatsstreich am 27. Oktober 1958 Präsident Mirza ab. Drei Generäle nahmen Mirza mitten in der Nacht fest und schickten ihn nach England ins Exil. Dies wurde zunächst in Pakistan sehr begrüßt, da das Land seit seiner Gründung 1947 stark unter den instabilen politischen Verhältnissen gelitten hatte. Es hieß, Mirza hätte versucht, Ayub und andere Generale festnehmen zu lassen, was diesen zum Handeln zwang [1] [2].

Im Jahre 1960 ließ Ayub ein indirektes Referendum abhalten, das ihn in seiner Macht bestätigte. Rund 80.000 gewählte Dorf-Ratsleute (Basis-Demokraten) stimmten ab über die Frage „Haben Sie Vertrauen in den Präsidenten, Feldmarschall Muhammad Ayub Khan?“. Sie stimmten mit 95,6% für ja. Diese Zustimmung nutzte Ayub Khan, seinem neuen Regime feste Formen zu geben: Er veranlasste die Ausarbeitung einer neuen Verfassung, die 1960 fertig gestellt wurde. Sie reflektierte im wesentlichen seine Ansichten über Politiker und die Benutzung der Religion in der Politik. 1962 wurde eine neue Verfassung durchgesetzt, die zwar dem Islam Achtung zollte, ihn aber nicht zur Staatsreligion erklärte. Sie sah ferner die Wahl des Staatspräsidenten durch 80.000 (später 120.000) sogenannte „Basisdemokraten“ (gewählte Gemeinderäte) vor. Eine gewählte Nationalversammlung war zwar erlaubt, hatte aber nur begrenzte Vollmachten. Aufgrund dieser Verfassungen wurde Ayub 1960 und 1965 jeweils wiedergewählt.

Reformen

Innenpolitisch versuchte sich Ayub an mannigfachen Reformen. Am 2. Mai 1961 führte er durch Erlass ein Muslimisches Familiengesetz ein, das die Polygamie begrenzte und die Zustimmung der ersten Ehefrau zu einer weiteren Ehe zur Pflicht machte. Die sofortige Scheidung nach islamischem Recht, bei der der Ehemann dreimal hintereinder die Worte „ich verstoße dich“ aussprechen musste, wurde abgeschafft. Es wurden sogenannte lokale Schiedsgerichte eingesetzt, die

  • die Erlaubnis für zweite Eheschließungen erteilen mussten
  • in Konflikten zwischen Ehepartnern schlichten mussten
  • für den Unterhalt für Frauen und Kinder zu sorgen hatten.

Seine weiteren innenpolitischen Maßnahmen, wie die große Landreform oder die Umstellung der Wirtschaft auf einen Fünfjahresplan, hatten eher mäßigen Erfolg.

Außenpolitisch suchte Ayub trotz enger militärischer Zusammenarbeit mit den USA gegen die Sowjetunion die Annäherung an China, da er sein Land durch das benachbarte Indien bedroht sah. Er erreichte eine militärische Partnerschaft und ein Grenzabkommen mit China.

Präsidentenwahl 2. Januar 1965

Im Vertrauen auf seine Popularität rief Ayub Khan 1964 neue Präsidentenwahlen aus, die er gewann, obwohl die vereinigten Oppositionsparteien die populäre und respektierte Schwester des Staatsgründers Muhammad Ali Jinnah, Fatima Jinnah, als Kandidatin aufstellten. Auf sie entfielen insgesamt 36% der Stimmen, Ayub erhielt insgesamt 63 % der Stimmen (in Ostpakistan war das Verhältnis 46% für Fatima gegen 53 % für Ayub und in Westpakistan 26 % für Fatima gegen 73 % für Ayub)[3], in einer heiß umstrittenen Wahl. Journalisten, aber auch Historiker, behaupten, sie sei „gefälscht“ gewesen.

Zweiter Krieg mit Indien

Als 1964 der indische Ministerpräsident Jawaharlal Nehru verstarb, sah Ayub hierin eine Schwächung Indiens in der seit Jahren ungeklärte Frage der Selbstbestimmung Kaschmirs, das er nun gewaltsam erobern zu können glaubte. Er zettelte 1965 den Zweiten Indisch-Pakistanischen Krieg an. Dies sollte zum Wendepunkt seines Regimes werden. Trotz militärischer Erfolge beeinträchtigte der Krieg die positive Entwicklung der pakistanischen Wirtschaft beträchtlich. Durch das diplomatische Eingreifen der UdSSR kam es zur Friedenskonferenz von Taschkent) und noch im gleichen Jahr wurden die Streitigkeiten beigelegt, allerdings ohne den Kaschmir-Konflikt zu lösen, der bis heute andauert.

Der Krieg führte auch zum Bruch mit Pakistans Außenminister Zulfikar Ali Bhutto, der zurücktrat und in Opposition zu Ayub ging. Außerdem verstärkte er den ständigen Konflikt mit Ostpakistan (dem heutigen Bangladesch), wo die Awami-Liga unter Sheikh Mujibur Rahman mehr politische und kulturelle Autonomie für die Provinz verlangte.

Die geringe Stabilität der pakistanischen Wirtschaft wurde durch diesen Konflikt nachhaltig gestört. 1968 brachen bürgerkriegsähnlichen Unruhen aus. Ayub, nun unter starkem politischem Druck und gesundheitlich angeschlagen, trat am 25. März 1969 zurück. Er händigte die Macht an General Yahya Khan über, obwohl dieser Schritt nicht verfassungskonform war. Yahya setzte daraufhin die Verfassung außer Kraft und verhängte erneut das Kriegsrecht.

Literatur

  • Mohammad Ayub Khan: Erinnerungen und Bekenntnisse. Horst Erdmann Verlag, Tübingen und Basel 1968, ISBN.
  • Karl J. Newman: Pakistan unter Ayub Khan, Bhutto und Zia-ul-Haq. Weltforum Verlag, München-Köln-London 1986, ISBN 3-8039-0327-0.
  • Christophe Jaffrelot (Hrsg.): A History of Pakistan and its Origins. 1. Auflage. Wimbledon Publishing Company, London 2002, ISBN 1-84331-030-9.

Weblinks

Referenzen

  1. Karl J. Newman: Pakistan unter Ayub Khan, Bhutto und Zia-ul-Haq. S. 31, ISBN 3-8039-0327-0
  2. Ayub Khan: Erinnerungen und Bekenntnisse. S. 115–121
  3. Ayub Khan: Erinnerungen und Bekenntnisse. S. 357/375
Vorgänger Amt Nachfolger
Feroz Khan Noon Premierminister von Pakistan
1958
unbesetzt bis 1971, dann Nurul Amin
Iskander Ali Mirza Präsident von Pakistan
1958–1969
Agha Muhammad Yahya Khan

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