- Montagetechnik
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Die Technik der literarischen Montage ist eine Bezeichnung für das Zusammenfügen unterschiedlicher Texte oder Textteile, die unterschiedliche, oft Sprachebenen und -stile bzw. Inhalte transportieren.
Die Montage entstammt u. a. der Cento-Dichtung und dem Cross-Reading, sie ist bereits in der Literatur des Mittelalters nachweisbar. Seit der Literaturrevolution zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sie sich zu einem literarischen Mittel in sämtlichen literarischen Gattungen, u. a.
- bei Gottfried Benn, Hans Magnus Enzensberger oder Ingeborg Bachmann in der Lyrik,
- bei John Dos Passos (Manhattan Transfer, 1925), Alfred Döblin (Berlin Alexanderplatz, 1929) oder Aldous Huxley (Brave New World, 1932) in der Prosa,
- bei Georg Kaiser (Nebeneinander, 1923), Ferdinand Bruckner (Die Verbrecher, 1929) oder Peter Weiss (Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats, 1964) im Drama
und in zahlreichen Hörspielen.
Ähnlich wie die technischen Möglichkeiten des Films, der mit Voraus- und Rückblende, mit Einstellungsgrößen oder Schnittverfahren räumliche und zeitliche Gegensätze herausarbeitet, haben literarische Montagen unterschiedliche Funktionen. Benn strebte durch seine Montagen aus Fachsprache und Jargon eine artistische Totalität des Bewusstseins an; der Dada-Kunst ging es bei der Verbindung von Werbe-, literarischer und Umgangssprache vor allem um eine ästhetische Provokation, die das Publikum schockieren sollte; das epische Theater von Bertolt Brecht zielte damit vor allem auf die Konfrontation, die den Verfremdungseffekt herausfordert; in der Romanprosa schließlich sollen verschiedene Bereiche der Wirklichkeit oder deren Wahrnehmung simultan erfahrbar erscheinen. Gemeinsam ist den Montageverfahren eine assoziative Verknüpfung der unterschiedlichen Handlungs- und Bewusstseinsebenen.
Bis zur Mitte der 1960er-Jahre wurden die Begriffe Montage und Collage synonym benutzt. Danach setzte sich als Vereinheitlichung zu anderen Kunstformen (Juan Gris in der Malerei, Bernd Alois Zimmermann in der Musik) allmählich der Collage-Begriff durch. Der Realitätsbezug durch die Verwendung von Alltagstexten wurde eher hervorgehoben. Auch in der Literatur des Futurismus, des Konstruktivismus und des Sozialistischen Realismus wurden Montagetechniken wirksam. Der Begriff wurde ebenfalls für philosophische Schriften benutzt, u. a. bei Ernst Bloch und Julia Kristewa.
Eine weitere Form der Montage, die den Zufall miteinbezieht, ist der Cut-up.
Literatur
- Peter Szondi: Die Theorie des modernen Dramas. Zürich 1956
- Johannes Leclerque: Montage in der zeitgenössischen deutschen Lyrik. (Dissertation) Wien 1961
- Heinz Otto Burger, Reinhold Grimm: Evokation und Montage. Drei Beiträge zum Verständnis moderner deutscher Lyrik. Göttingen 1961
- Manfred Durzak: Zitat und Montage im deutschen Roman der Gegenwart. In: Manfred Durzak (Hrsg.): Die deutsche Literatur der Gegenwart. Aspekte und Tendenzen. Stuttgart 1971. ISBN 3-15-010198-0
- Kerstin Schmitt: Poetik der Montage. Figurenkonzeption und Intertextualität in der „Kudrun“. Berlin 2002. ISBN 3-503-06142-8
- Jean Antoine-Dunne: The montage principle. Eisenstein in new cultural and critical contexts. 2004 Amsterdam. ISBN 90-420-0898-9
- Hanno Möbius: Montage und Collage. Literatur, bildende Künste, Film, Fotografie, Musik, Theater bis 1933. München: Wilhelm Fink 2000.
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