Montreal Screwjob

Montreal Screwjob

Als Montreal Screwjob werden die Geschehnisse rund um den Main Event der Survivor Series 1997, dem World-Wrestling-Federation-Championship-Titelmatch zwischen Titelträger Bret Hart und Herausforderer Shawn Michaels, bezeichnet. Dieses Titelmatch fand am 9. November im Molson Center in Montréal (Québec, Kanada) statt.

Als Screwjob wird im Wrestling ein nicht abgesprochener Ausgang eines Wrestlingmatches bezeichnet. Der so genannte Montreal Screwjob ging bis dato als der wichtigste Screwjob in der Geschichte des Wrestlings ein, da er die Karriere von Bret Hart in der WWF vor heimischem Publikum anders beendete, als es zwischen diesem und Vince McMahon abgesprochen war.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Vorgeschichte begann bereits im Herbst 1996, als Bret Hart sich nicht entscheiden konnte, ob er für 1,5 Millionen US-Dollar pro Jahr bei der WWF (der heutigen WWE) bleiben oder das Angebot von Ted Turner annehmen und zur WCW wechseln sollte. WWF-Chef Vince McMahon konnte mit dieser Zerrissenheit nicht wirtschaften und wollte nicht alles auf Hart setzen, während dieser dann doch nach Ablauf seines Vertrages zur WCW wechseln würde. So bot McMahon Bret Hart zwar offiziell einen Zehn-Jahres-Vertrag an und beide einigten sich kurze Zeit später darauf, dass Hart zwar weiterhin in Kanada und Europa ein Publikumsliebling bleiben sollte. In den USA aber sollte ein Gimmickwechsel stattfinden und Hart als Bösewicht die US-amerikanischen Wrestlingfans aufgrund ihrer angeblichen Gewaltverherrlichung und der verkommenen Jugend beschimpfen und die neuausgearbeitete Storyline Kanada vs. USA nach außen hin vertreten.

McMahon machte Hart aber dann im September 1997 klar, dass die WWF finanziell doch nicht so gut aufgestellt sei wie die Konkurrenzliga WCW, und wollte den zuvor abgeschlossenen 10-Jahres-Vertrag gegen einen anderen gutdotierten tauschen. Ferner schlug McMahon Hart vor, dessen Gehalt um 30.000 US-Dollar pro Woche zu kürzen und ihm den Rest später auszuzahlen, wenn es dem Unternehmen finanziell wieder besser gehe. Hart ging auf diesen Vorschlag nicht ein. Er war mittlerweile fünffacher WWF-Champion, was vor ihm nur Hulk Hogan geschafft hatte. Bret Hart hatte für die letzten 30 Tage seines Vertrages die kreative Kontrolle über seinen Charakter. Das heißt, er durfte sich aussuchen, wie die Matches im letzten Monat seiner WWF-Karriere enden. McMahon machte ihm das Angebot, er solle seinen Titel bei den Survivor Series verlieren und würde ihn dafür am 12. Dezember desselben Jahres zurückgewinnen. Damit wäre er sechsfacher Champion. Doch der Hitman wollte vor heimischem Publikum nicht verlieren und wollte seine Karriere bei der WWF als Champion beenden. Man einigte sich darauf, dass es zu einer Verteidigung am Sonntag bei den Survivor Series kommen sollte und Bret Hart den Titel dafür am darauffolgenden Montag bei RAW verliert.

Das Match

Inzwischen hatte Hart einen Arbeitsvertrag bei der WCW unterzeichnet. Er wollte sich in seinen letzten Tagen an die mit dem WWF-Boss ausgehandelten Matchabläufe halten. McMahon nahm allerdings an, dass die WCW den inzwischen vertraglich gebundenen Hart mit einem Paukenschlag präsentieren würde. Er nahm an, Hart würde mit dem WWF-Championgürtel zu World Championship Wrestling wechseln und dort dessen Wert schmälern - beispielsweise in eine Mülltonne werfen, so wie es zwei Jahre zuvor WWF-Damenchampionesse Alundra Blayze (Madusa Micheli) getan hatte. Daher kam es ohne Wissen Harts zu einer geheimen Absprache zwischen McMahon, dem Kontrahenten Shawn Michaels und dem Ringrichter Earl Hebner.

Gegen Ende des eigentlichen Matches wurde Hart von Michaels in seinen eigenen Aufgabegriff, den Sharpshooter, genommen. Hart sollte sich eigentlich aus diesem befreien, doch McMahon gab Hebner ein Zeichen, worauf dieser die Ringglocke läuten ließ. Michaels siegte offiziell vor den entsetzten Augen des kanadischen Publikums sowie einem völlig desillusionierten Bret Hart, der das plötzliche Ende des Matches erst Augenblicke später verinnerlichte. So wurde Shawn Michaels neuer WWF-Champion. Als McMahon nach dem Match an den Ring kam, um den neuen Champion Shawn Michaels zu beglückwünschen, spuckte Hart in seinem Zorn über den Ausgang des Matches seinem Chef aus dem Ring ins Gesicht. Dieser verschwand daraufhin zusammen mit Shawn Michaels und weiteren Offiziellen aus der Halle und ließ den immer noch sichtlich verwirrten Bret Hart alleine im Ring zurück, welcher seine Wut nun am Equipment eines Kommentatorenpults ausließ und anschließend ebenfalls in die Katakomben verschwand.

Bret Hart ging nun wutentbrannt zum Büro McMahons, um diesen zur Rede zu stellen. Dieser hatte sich jedoch eingeschlossen. Darauf zog sich Hart in seine Umkleidekabine zurück. Kurze Zeit darauf erschien McMahon, um ein klärendes Gespräch zu führen. Doch Hart drohte ihm Prügel an, falls er nicht verschwunden sein sollte, bis er sich fertig umgezogen hätte. Da McMahon jedoch nicht gehen wollte, versetzte Hart ihm nach einem kurzem Handgemenge einen heftigen Faustschlag ins Gesicht.

Vince McMahon erlitt dabei eine Schwellung des linken Auges und eine Gehirnerschütterung. In der zu diesem Zeitpunkt gedrehten TV-Dokumentation Hitman Hart: Wrestling with Shadows gestand der Kanadier kurz darauf offen: „Der Alte ist mir in die Faust gelaufen … ok, ich habe da ein bisschen nachgeholfen - ich habe so fest zugeschlagen, wie ich konnte.“

Epilog

Vince McMahon wurde daraufhin zur Hassfigur der kanadischen Wrestlingfans und der Skandal wurde noch Jahre später als das meistdiskutierte Ereignis des Wrestlingsports behandelt. Gleichzeitig ermöglichte der Montreal Screwjob McMahon, in den Shows in den Vordergrund zu treten und als bösartiger Boss das Geschehen der folgenden Jahre entscheidend zu prägen. Bei den Survivor Series im darauf folgenden Jahr wurden die Geschehnisse dann mit Mick Foley und The Rock karikiert. Auch im PlayStation 2-Spiel SmackDown vs. Raw 2006 gab es eine Anspielung auf Montreal.

Für Shawn Michaels bedeuteten die Ereignisse den Aufstieg zum unangefochtenen Bösewicht der WWF/WWE-Sendungen und die Bestätigung aller seiner Kritiker, dass Michaels divenhaftes Auftreten an den Tag legte, wenn er für ihn unangenehme Arbeit erledigen sollte. Erst die mehrjährige Verletzungspause, seine Heirat sowie die Läuterung zum Christen bedeuteten eine Wandlung im Auftreten und eine Annäherung zu den Fans.

Earl Hebner wurde von Hart die Freundschaft, welche beide jahrelang verband, gekündigt. Inzwischen haben sich Hebner und Hart ausgesprochen und ihr Verhältnis professionell gekittet, der langjährige Ringrichter musste sich jedoch bis zu seiner Entlassung 2005 mit Anfeindungen seitens der Fans auseinandersetzen, welche ihn mit den Schmährufen „You screwed Bret“ („Du hast Bret betrogen“) bedachten.

Als die WCW im Jahre 2001 von der WWF aufgekauft wurde, war Bret Hart bereits aus dem Wrestlinggeschäft ausgestiegen. Der Grund für seinen Rücktritt war eine chronische Gehirnerschütterung, die er sich bei einem unachtsamen Tritt Bill Goldbergs zugezogen hatte, aus dem auch ein Schlaganfall resultierte. Bret Hart hatte sich und all seinen Fans nach dem Montreal Screwjob geschworen, nie wieder für die WWF/WWE zu arbeiten bzw. je wieder vor eine Kamera der WWE zu treten. Im April 2006 trat Hart lediglich für die Promotion auf, als er in deren Hall of Fame eingeführt wurde. Dies tat er zwar, um all seinen langjährigen Fans zu danken, jedoch wollte Bret Hart nicht wie sonst bei Aufnahmen in die Hall of Fame am darauffolgenden Tag bei Wrestlemania auftreten, da er, wie er sagte, „zu seinem Wort steht“. Im Dezember 2005 erschien die 3er DVD-Box Bret Hitman Hart - The best there is, the best there was and the best there ever will be. Diese DVD-Box ist, so Hart, ebenfalls all seinen Fans gewidmet. Am 4. Januar 2010 trat Bret Hart erstmals wieder bei WWE Raw auf. Dabei kam es auch zum ersten öffentlichen Aufeinandertreffen zwischen Hart und Michaels, die mit einer Versöhnungsgeste endete. Es folgte eine ausgedehnte Storyline mit Vince McMahon, welche mit einem Match Bret Hart gegen Vince McMahon am 28. März 2010 bei Wrestlemania 26 endete. Hart verblieb noch ein paar Monate vor der WWE-Kamera.

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