Moreschi

Moreschi
Alessandro Moreschi ca. 1875

Alessandro Moreschi (* 11. November 1858 in Monte Compatri; † 21. April 1922 in Rom) war einer der letzten Kastraten und der einzige, von dem heute noch Tonaufnahmen vorliegen.

Seinen Gesangsunterricht begann Moreschi 1871 an der Scuola di San Salvatore. Im Alter von 25 Jahren trat er dem Chor der sixtinischen Kapelle bei. Aufgrund seiner besonderen Stimme wurde er auch als Solist des Chores eingesetzt.

Ab 1898 leitete er den Chor als Dirigent. Obwohl Papst Pius X. im Jahr 1904 Kastraten im päpstlichen Chor verbot, durfte Moreschi bleiben. Aufnahmen von 1904 zeigen, dass er sogar noch als Solist tätig sein durfte.

Moreschi starb im Alter von 64 Jahren. Zu seiner Zeit war er unbeachtet und kaum bekannt. Dennoch wurde er nach seinem Tod durch insgesamt 17 Aufnahmen von 1902 und 1904 als letzter Kastrat berühmt. Moreschi hatte man den Beinamen «Angelo di Roma» gegeben. Im Jahre 1883 sang er bei einer Aufführung von Beethovens Oratorium Christus am Ölberge den Seraph, und bei den Beisetzungsfeierlichkeiten des im Jahre 1900 ermordeten italienischen Königs Umberto I. trat er als Solist in der Totenmesse auf. Prof. Franz Haböck, ein bekannter Kastratenforscher, hatte im Jahre 1914 den Plan, mit Moreschi eine Hommage an den berühmtesten aller Kastraten Farinelli (Carlo Broschi 1705–1782) zu zelebrieren, jedoch war Moreschi nicht mehr in der Lage, die hohen Töne zu treffen, und auch aufgrund seiner stilistischen Ausbildung – die sich an den Idealen des 19. Jahrhunderts orientierte – nicht befähigt, die schwierigen Partien Farinellis zu bewältigen. Moreschi soll angeblich nicht der letzte Kastrat gewesen sein. Noch in den 60er Jahren, unter Papst Paul VI. hätte angeblich ein gewisser Domenico Mancini als Kastrat in der Sixtinischen Kapelle gesungen. Moreschi gab auch in bescheidenem Rahmen Konzerte und sang vor allem auch privat vor hohen geistlichen Würdenträgern in Rom. Laut Prof. Haböck soll seine Sprechstimme einen metallischen Klang gehabt haben, die derjenigen eines hohen lyrischen Tenors geglichen habe, und nicht der eines Knaben. Die überlieferten Aufnahmen Alessandro Moreschis aus den Jahren 1902 und 1904 können uns keinen Eindruck von der außerordentlichen Virtuosität und großen Umfang der Stimmen der großen Kastraten des 18. Jahrhunderts – wie Farinelli, Caffarelli, Senesino, Gizziello, Carestini u.a. – vermitteln, allenfalls einen Eindruck vom Klang einer Kastratenstimme, die sich doch sehr deutlich von derjenigen eines sogenannten Countertenors unterscheidet. Im März 1913 wurde Moreschi nach 30 Jahren als Mitglied der Capella Sistina pensioniert. Laut Haböck sangen mit Moreschi noch drei weitere Kastraten in der Cappella Sistina: Salvatore, Cesari und Sebastianelli. Alle älteren Kastraten wurden ab 1895, vor allem unter der Direktion Lorenzo Perosis pensioniert. 1914 sang Moreschi mit Sebastianelli noch in der Cappella Giulia.

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