Mori-Ogai-Gedenkstätte

Mori-Ogai-Gedenkstätte

Die Mori-Ôgai-Gedenkstätte ist ein kleines, dem Andenken und Vermächtnis des japanischen Arztes, Dichters, Übersetzers und Kritikers Mori Ôgai gewidmetes Museum in Berlin-Mitte.

Die Mori-Ôgai-Gedenkstätte ist Teil der Japanologie der Humboldt-Universität. Sie übernimmt auf dem Gebiet der Vermittlung zwischen japanischer und deutscher Kultur wissenschaftliche Aufgaben, die an die Person und das Werk des Arztes und Wissenschaftlers, des Dichters und Übersetzers Mori Ôgai anschließen.Die Gedenkstätte dient der wissenschaftlichen Information der deutschen Öffentlichkeit und japanischer Besucher über das Vermächtnis Mori Ôgais und fördert die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Leben und Wirken Ôgais und seinem Einfluss auf die kulturellen Leistungen Japans.Hauptaufgabe ist die Übersetzung, Erschließung und Verbreitung von Werken, denen für ein kulturelles Verständnis zwischen Japan und Deutschland eine wichtige Bedeutung zukommt.

Während seines Studiums in Deutschland von 1884 bis 1888 wohnte Mori-Ôgai 1887 für einige Monate in einem Pensionszimmer in einem Eckhaus der Berliner Luisenstraße 29 zur Marienstraße. Dieses Zimmer, das einzig erhaltene seiner Berliner Quartiere, wurde Kern der Gedenkstätte. Heute bietet die Gedenkstätte den Besuchern Gelegenheit, sich über das umfangreiche Werk Ôgais zu informieren. Durch alte Photographien, Büchervitrinen, sowie eine kleine Bibliothek und Textstellen aus Werken und Tagebüchern Ôgais gewinnt man einen Einblick in das Leben in Japan.

Neben dem im Stil des späten 19. Jahrhunderts möblierten Gedenkzimmer erwarten den Besucher wechselnde Ausstellungen und eine „Kleine Reihe“ genannte Edition mit studentischen Erstübersetzungen aus unterschiedlichsten japanischen Literaturformen. Neben einer Ôgai-Handbibliothek steht ein digitaler Ôgai-Katalog zur Verfügung. Hierin sind alle Übersetzungen, Artikel, Dissertationen etc. in europäischen Sprachen dokumentiert. Neben der Dauerausstellung gibt es auch wechselnde Sonderausstellungen (z. B. Kalligraphie- oder Fotoausstellungen) und es werden Kurse, Vorträge und Lesungen angeboten. Wichtigste Publikation der Mori-Ôgai-Gedenkstätte ist das Jahrbuch Japonica Humboldtiana mit wissenschaftlichen Beiträgen, Übersetzungen und Rezensionen.

Die Gedenkstätte wird jährlich von etwa 3000 Touristen besucht, die vorwiegend aus Japan stammen, wo Ôgai eine bekannte und verehrte Persönlichkeit ist. Die Besucher reagieren meist überrascht und erfreut über einen Ort kultureller Vertrautheit in der ihnen fremden Stadt.

Die Arbeit der Gedenkstätte wird unterstützt durch die Stiftung Mori-Ôgai-Gedenkfonds.

Die Gedenkstätte ist von Montag bis Freitag von 10:00 bis 14:00 Uhr geöffnet.

Geschichte

  • 1965: Mit einem Brief vom 8. Juni 1965 wenden sich Niwa Fumio, Präsident des japanischen Pen-Clubs, Kawabata Yasunari, Präsident des Japanischen Schriftstellerverbandes und Takami Jun, Präsident des Museums für moderne Literatur an den Magistrat von Berlin (Ost). Man bittet darum das Wirken des japanischen Schriftstellers und Vermittlers deutscher Literatur in Japan, Mori Ôgai, durch eine Gedenktafel zu würdigen.
  • 1966: Eine Gedenktafel wird enthüllt.
  • 1984: Anlässlich der 100jährigen Wiederkehr der Ankunft Ôgais in Deutschland wird auf Initiative des Japanologen und Übersetzers Prof. Dr. Jürgen Berndt (1933–1993) unter Mitwirkung von Charlotte von Mahlsdorf das „Mori-Ôgai-Gedenkzimmer“ an dem Ort wo Ôgai wohnte, in Ostberlin im Eckhaus Luisenstraße 39 / Marienstraße 32 eingeweiht. Dies geschieht mit Unterstützung der DDR-Regierung, die nach Möglichkeiten sucht die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen Japan und der DDR zu verbessern, sowie von der akademischen Ogai-Gesellschaft in Tokio. Die Einweihung erfolgt in Anwesenheit von Vertretern der Familie Mori.
  • 1989: Gründung der Mori-Ôgai-Gedenkstätte durch den Rektor der Humboldt-Universität im Beisein einer japanischen Wirtschaftsdelegation.
  • 1990: Nach der deutschen Einigung ist der Erhalt der Gedenkstätte wegen ungeklärter Trägerschaft gefährdet. Bis 1993 werden die Betriebskosten aus japanischen Spendenmitteln beglichen.
  • 1993: Die weitere Erhaltung der Gedenkstätte ist durch Zuwendungen der Schering AG und des japanischen Außenministeriums in Höhe von 250.000,- DM gesichert. Dies ist das Grundkapital zur Errichtung einer Stiftung, des „Mori-Ôgai-Gedenkfonds“.
  • 1994/95: Spendenmittel erlauben die Aufstockung des Stiftungskapitals zur Förderung und zum Ausbau der Gedenkstätte unter Federführung des japanischen Außenministeriums. Es wird beschlossen, die Gedenkstätte als wissenschaftliche Einrichtung der Humboldt-Universität zu erhalten.
  • 1995: Gründung des Zentrums für Sprache und Kultur Japans der Humboldt-Universität zu Berlin, bestehend aus dem Institut für Japanologie und der Mori-Ôgai-Gedenkstätte (Direktor: Prof. Dr. Klaus Kracht).
  • 4. Dezember 1996: Der 70. Gründungsgedenktag des Berliner Japaninstituts und der erste Jahrestag des Japanzentrums der Humboldt-Universität werden in der Gedenkstätte feierlich begangen.
  • 20. März 1997: Bundespräsident Roman Herzog besucht vor seiner Abreise nach Japan die Mori-Ôgai-Gedenkstätte.Erstmaliges Erscheinen des Jahrbuchs Japonica Humboldtiana und der Kleinen Reihe der Gedenkstätte.
  • 1999: Dank einer Spende der Daio Paper Corporation Japan und mit Unterstützung der Bauabteilung der Humboldt-Universität wurden alle Räume der Gedenkstätte renoviert und neu möbliert. Durch die Gründung des Japanzentrums (gemeinsame Bibliothek, gemeinsames Sekretariat, neue Ausstellungsflächen in den Etagenfluren), die Verbindung zur Lehre und durch Einstellung neuer Mitarbeiter erhöhten sich Wirkungsradius und Effektivität der Arbeit der Gedenkstätte.

Weblinks

52.52173613.3797527Koordinaten: 52° 31′ 18″ N, 13° 22′ 47″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Mori-Ôgai-Gedenkstätte — Der japanische Militärarzt, Dichter und Übersetzer Mori Ōgai lebte 1887 in Berlin …   Deutsch Wikipedia

  • Mori Ogai — Mori Ōgai Mori Ōgai (jap. 森 鷗外 Mori Ōgai; * 17. Februar 1862 in Tsuwano; † 9. Juli 1922 in Tokio), japanischer Arzt und Militär, Dichter und Übersetzer. Ōgai ist sein Schriftstellername, den er in den Jahren 1885 bis 1913 gebrauchte. Sein… …   Deutsch Wikipedia

  • Mori Ôgai — Mori Ōgai Mori Ōgai (jap. 森 鷗外 Mori Ōgai; * 17. Februar 1862 in Tsuwano; † 9. Juli 1922 in Tokio), japanischer Arzt und Militär, Dichter und Übersetzer. Ōgai ist sein Schriftstellername, den er in den Jahren 1885 bis 1913 gebrauchte. Sein… …   Deutsch Wikipedia

  • Mori Ōgai — (jap. 森 鷗外; * 17. Februar 1862 in Tsuwano; † 9. Juli 1922 in Tokio) war ein japanischer Militärarzt, Dichter und Übersetzer. Ōgai (“Möwenfern”) ist sein Schriftstellername, den er mit Unterbrechungen in den Jahren 1885 bis 1913 gebrauchte. Sein… …   Deutsch Wikipedia

  • Ogai Mori — Mori Ōgai Mori Ōgai (jap. 森 鷗外 Mori Ōgai; * 17. Februar 1862 in Tsuwano; † 9. Juli 1922 in Tokio), japanischer Arzt und Militär, Dichter und Übersetzer. Ōgai ist sein Schriftstellername, den er in den Jahren 1885 bis 1913 gebrauchte. Sein… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Literaturmuseen — Ein Literaturmuseum sammelt, pflegt und präsentiert Zeugnisse über Autoren des literarischen Lebens, literarische Themen bzw. literarische Produktionen. Oft befinden sich derartige Museen in der ehemaligen Lebens und Wirkungsstätte eines Autors,… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste internationaler Literaturmuseen — Ein Literaturmuseum sammelt, pflegt und präsentiert Zeugnisse über Autoren des literarischen Lebens, literarische Themen bzw. literarische Produktionen. Oft befinden sich derartige Museen in der ehemaligen Lebens und Wirkungsstätte eines Autors,… …   Deutsch Wikipedia

  • Berliner Museen — Die Berliner Museen gehören zu den bekanntesten Kulturgütern der deutschen Hauptstadt. Museen in Bundes , Landes oder Kommunalbesitz werden von öffentlichen Vereinen und Stiftungen als Museumsträger betrieben. Zentren der Museen und Sammlungen… …   Deutsch Wikipedia

  • Berliner Museum — Die Berliner Museen gehören zu den bekanntesten Kulturgütern der deutschen Hauptstadt. Museen in Bundes , Landes oder Kommunalbesitz werden von öffentlichen Vereinen und Stiftungen als Museumsträger betrieben. Zentren der Museen und Sammlungen… …   Deutsch Wikipedia

  • Berliner Museumslandschaft — Die Berliner Museen gehören zu den bekanntesten Kulturgütern der deutschen Hauptstadt. Museen in Bundes , Landes oder Kommunalbesitz werden von öffentlichen Vereinen und Stiftungen als Museumsträger betrieben. Zentren der Museen und Sammlungen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”