Moritatensänger

Moritatensänger

Die Moritat ist die seit dem 19. Jahrhundert übliche, vermutlich von dem beim Singen langgezogenen Wort „Mordtat“ (Mo-red-tat) [1] abgeleitete Bezeichnung für ein balladenähnliches Bänkellied mit einer einfachen Melodie, das entsetzliche Ereignisse und schaurige Verbrechen schildert und mit moralisierenden Worten endet.

Diese Schauerballaden, die sich auch an wahren Begebenheiten orientierten, wurden häufig durch eine Drehorgel oder Violine begleitet, auf Straßen, Plätzen und Jahrmärkten von Moritatensängern und Bänkelsängern vorgetragen. Dabei wurde die Dramatik oft durch einen erhöhten Stand und entsprechende Leinwandbilder oder Moritatentafeln gesteigert, auf die mit einem langen Stock gedeutet wurde. Dazu verkauften die Sänger Texthefte oder sammelten vom Publikum Geld, so konnten sie ihren Lebensunterhalt verdienen.

Moritatensänger,
1. Hälfte des 19. Jahrhunderts

Im Gegensatz zu dem verwandten Drehorgelmann, der gelegentlich noch anzutreffen ist, verschwand der Moritatensänger in den 30er Jahren allmählich aus dem öffentlichen Leben. In den letzten Jahren wurde allerdings der Moritatengesang durch Einzelne oder Gruppen wieder entdeckt. Er wird heute etwa in Deutschland durch die Baden-Badener Liederweiber, die Gruppe Leierkastenheiterkeit mit Doris van Rhee, Axel Stüber und Dr. Ullrich Wimmer, die Hofheimer Moritatensänger um Gerd Gröhl oder durch die oberschwäbische Moritatengruppe um Werner Schnell vertreten.

In Bertolt Brechts Dreigroschenoper wird die Form der Moritat noch einmal in der Moritat von Mackie Messer aufgegriffen, von Kurt Weill konsequent mit Begleitung „in der Art eines Leierkastens“ umgesetzt.

Heutige Formen des Genres Mörderballade findet man zum Beispiel bei der Kanadierin Suzie Ungerleider und bei Nick Cave, dessen 1996er-Album Murder Ballads enthält und auch so heißt.

Küchenlied

Ein Küchenlied ist die parodierte Form einer Moritat.

Beispiele für diese Liedgattung sind Sabinchen war ein Frauenzimmer, Mariechen saß weinend im Garten und Die schöne Tilla!.

Quellen

  1. Duden. Etymologie; Mannheim: Bibliographisches Institut, 1963

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