Moschendorf (Lager)

Moschendorf (Lager)
Denkmal zur Erinnerung an das Lager Moschendorf

Das Lager Moschendorf im Stadtteil Moschendorf der Stadt Hof (Saale) wurde als KZ-Außenlager errichtet und nach Ende des Zweiten Weltkrieges als Flüchtlings- und Grenzdurchgangslager genutzt und ausgebaut.

Inhaltsverzeichnis

KZ-Außenlager Hof-Moschendorf

Bereits 1941 gab es auf dem Grund der Porzellanfabrik Moschendorf ein Barackenlager für osteuropäische Zwangsarbeiter. Seit 3. September 1944 wurde es als Arbeitslager genutzt, zunächst als Außenstelle des KZ Dachau, dann als Außenstelle des KZ Flossenbürg. Die etwa hundert Häftlinge reparierten für die SS erbeutete Waffen. Im März 1945 befanden sich 33 Deutsche, 20 Polen, 14 Russen und weitere Häftlinge aus zehn Nationen im Lager, insgesamt 102 Personen, nur einer davon Jude. Lagerleiter war SS-Sturmbannführer Ludwig Bauer aus Neustadt bei Coburg.

Es sind 4 Todesfälle belegt, zwei der Zwangsarbeiter starben an Lungentuberkulose und einer bei einem Arbeitsunfall. Der vierte Todesfall war ein Jugoslawe, der vor den Augen der anderen Häftlinge gehengt wurde da er aus Treibriemen Schuhsohlen fertigte.

Einige Tage vor dem Einmarsch amerikanischer Truppen 1945 wurde das Lager aufgelöst. Ein erheblicher Teil der Häftlinge konnte flüchten, ca. 60 Personen fuhren Richtung Dachau wobei es zu Todesfällen und Morden kam. Am 14. April 1945 wurde das Lager von den amerikanischen Streitkräften befreit.

1967 gab es Ermittlungsverfahren wegen der Erhängung des Häftlings, welches aber 1973 wieder eingestellt wurde.


Flüchtlings- und Durchgangslager Moschendorf

Das Lager, das sich unmittelbar an der Bahnlinie Hof-Regensburg zwischen den Bahnhöfen Moschendorf und Hof Hauptbahnhof befand, diente nach 1945 als Durchgangslager für Heimatvertriebene und Kriegsheimkehrer. Nach dem Ausbau 1946 konnte das Lager 5000 Menschen aufnehmen, auch Flüchtlinge aus der sowjetischen Besatzungszone, der späteren DDR.

Um die Flüchtlinge und Heimkehrer zu versorgen, gab es umfangreiche Einrichtungen. So war ein eigenes Krankenhaus vorhanden. Für die Kinder wurden Kindergarten und Schule eingerichtet. Es gab einen katholischen Kirchenraum und Kontakt zur nahen evangelischen Auferstehungskirche.

Im April 1957 wurde das Flüchtlingslager Hof-Moschendorf aufgelöst. Der Abbruch der Baracken zog sich bis ins Frühjahr 1962 hin. An der Stelle des ehemaligen Lagers steht heute ein Werk der Textilgruppe Hof.

Ein Denkmal an der Wunsiedler Straße erinnert mit folgender Inschrift an das ehemalige Lager: „Das Grenzdurchgangs- und Massenlager Moschendorf war hier 1945–1957 Tor zur Freiheit für Hunderttausende Deutsche Kriegsgefangene, Zivilgefangene und Vertriebene des Zweiten Weltkrieges, die aus den Weiten des Ostens kamen. Mahnen soll diese Stätte, die Gewalt zu verdammen, dem Hass zu entsagen, der Versöhnung zu dienen und den Frieden in Freiheit zu wahren.“

Literatur

  • Wolfgang Benz und Barbara Distel (Herausgeber): Ort des Terrors 4: Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager: Bd. 4. Beck; Auflage: 1. ISBN 978-3406529641
  • Jürgen Greim: In einer neuen Heimat - Flüchtlinge und Vertriebene im Raum Hof-Münchberg-Naila-Rehau. Herausgeber: Landratsamt Hof, Hoermann Verlag, Hof (Saale) 1990, ISBN 3-88267-035-5

Weblinks

50.29415111.9282027Koordinaten: 50° 17′ 38,9″ N, 11° 55′ 41,5″ O


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