Motorrad-WM

Motorrad-WM

Mit Motorrad-Weltmeisterschaft ist im Allgemeinen die vom Weltverband FIM im Jahre 1949 erstmals ausgeschriebene Weltmeisterschaft für Straßenmotorräder gemeint. Es werden Weltmeisterschaftstitel in mehreren Klassen vergeben, die durch Hubraum, Zylinderzahl, Arbeitsweise und Gewicht definiert sind. Im Gegensatz zur Formel 1 sind die Rennen meist aktionsreich, Überholmanöver sind an der Tagesordnung, Stürze jedoch auch.

Daneben gibt es Weltmeisterschaften für Motocross, Speedway usw.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Lange Jahre wurden die Hubraum-Klassen 50 cm³, 125 cm³, 250 cm³, 350 cm³ und 500 cm³ bei den Solo-Maschinen sowie 500 cm³ bei den Seitenwagen ausgetragen. In den 1950er-Jahren dominierten englische und italienische Marken mit Viertaktmotoren. Auch die süddeutsche Marke NSU konnte Weltmeistertitel erringen.

Anfang der 70er-Jahre lösten die Zweitakt-Maschinen meist japanischer Herkunft auch in der Königsklasse bis 500 cm³ die bis dahin dominierenden Viertakt-Motoren aus Europa ab. So wechselte 1974 Giacomo Agostini nach mehreren Weltmeistertiteln in Folge bei den 350ern und 500ern von der italienischen Marke MV Agusta zu Yamaha und errang damit den ersten 500er-WM-Titel für die Zweitaktmaschinen, die in den folgenden Jahrzehnten die Viertakter völlig verdrängten. Trotzdem gelang dem 15-fachen Weltmeister Giacomo Agostini im Jahre 1976 noch ein Sieg auf der Viertakt-MV-Agusta, und zwar auf der fahrerisch anspruchsvollen Nordschleife des Nürburgrings.

1984 wurde die 50er „Schnapsglas“-Klasse durch die 80-cm³-Klasse ersetzt; die 350er-Klasse wurde ab 1983 ersatzlos gestrichen. Dadurch bleibt der Deutsche Toni Mang aus Inning am Ammersee, der auch mehrere 250er-Titel errang, ewiger Weltmeister in dieser Klasse. Der klassische Start mit Anschieben der Motorräder wurde Ende der 1980er durch einen stehenden Start mit laufenden Motoren ersetzt.

1990 wurden die 80er und 1997 auch noch die Seitenwagen Rennmaschinen aus dem WM-Programm genommen, sodass bis 2001 die Weltmeisterschaft nur in den Hubraum-Klassen 125 cm³, 250 cm³ und 500 cm³ ausgetragen wurde. Die Hersteller störte es zunehmend, dass sie für die Weltmeisterschaftsrennen die aus Umweltgründen nicht mehr zeitgemäßen Zweitaktmotoren weiterentwickeln mussten, während große Motorräder für die Straße längst ausschließlich mit Viertaktmotoren ausgestattet waren.

Seit 1988 hatte sich parallel die Superbike-WM etabliert, wo mit seriennahen Motorrädern mit 750 cm³ (Vierzylinder) bzw. 1000 cm³ (Zweizylinder) fast so schnell gefahren wurde wie mit den noch leistungsstärkeren und leichteren 500er GP-Maschinen. Zur Saison 2002 wurde auf Druck der japanischen Hersteller, insbesondere Honda, die 500er-Klasse in MotoGP umbenannt, und ein neues Regelwerk erlaubte bzw. forderte nun Viertaktmotoren mit 990 cm³. Diese Regelung wurde für die Saison 2007 erneut angepasst und der zulässige maximale Hubraum auf 800 cm³ limitiert. Analog zur Formel 1 müssen diese MotoGP-Maschinen speziell für Rennen entwickelte Prototypen sein, die wegen der Abgrenzung zu den Superbikes nicht von Serienmaschinen abgeleitet sind. Die ersten vier Jahre der MotoGP dominierte der Italiener Valentino Rossi.

Rekorde

Erfolgreichste Fahrer

Erfolgreichste Hersteller

(Stand: Saisonende 2007)

Hersteller Grand-Prix-Siege
1 JPNJPN Honda 621
2 JPNJPN Yamaha 431
3 ITAITA MV Agusta 275
4 ITAITA Aprilia 234
5 JPNJPN Suzuki 155
6 ESPESP Derbi 87
7 JPNJPN Kawasaki 85
8 GERGER Kreidler 65
9 ITAITA Garelli 51
10 ITAITA Gilera 47

Kurioses

  • John Surtees ist bis heute der einzige Fahrer, der Weltmeistertitel in den Klassen bis 350 cm³, bis 500 cm³ der Motorrad-WM und in der Formel 1 gewann (1964). Nur drei andere Motorrad-Weltmeister fuhren in der Formel 1: Nello Pagani, Mike Hailwood und Johnny Cecotto.
  • Valentino Rossi ist der einzige Motorrad-Rennfahrer, der Weltmeistertitel in vier verschiedenen Klassen gewann (125 cm³, 250 cm³, 500 cm³ und MotoGP)
  • Loris Capirossi ist der einzige Motorrad-Rennfahrer, der den Weltmeistertitel in seiner ersten Saison gewann, 1990.
  • Emilio Alzamora ist der erste Motorrad-Rennfahrer, der den Weltmeistertitel in der 125-cm³-Klasse gewinnen konnte, ohne ein einziges Rennen in der betreffenden Saison (1999) zu gewinnen. Manuel Herreros erreichte 1989 den letzten 80-cm³-Titel ebenfalls ohne Grand-Prix-Siege. George O´Dell wurde 1977 Seitenwagen-Weltmeister, doch konnte nie bei einem Grand Prix gewinnen.
  • Rupert Hollaus ist der bisher einzige postume Weltmeister. 1954 verunglückte er auf NSU als bereits feststehender Weltmeister der 125-cm³-Klasse beim Training zum Großen Preis der Nationen in Monza tödlich.

Frauen im GP-Sport

  • Inge Stoll (Deutschland) ist die erste Frau, die im GP-Sport Punkte errang. Von 1952 bis 1957 nahm sie als Beifahrerin in einem Norton-Gespann an den Seitenwagen-Rennen der Motorrad-WM teil. Dabei erreichte sie folgende Plätze: 1952:5; 1953:3; 1954:7; 1955:4; 1956:11; 1957:9; am 24. August 1958 verunglückte sie tödlich bei einem Rennen in Brünn.
  • Gina Bovaird ist die einzige Motorrad-Rennfahrerin, die in der Klasse 500 cm³ startete. Dies war beim Französischen Grand Prix 1982.
  • Katja Poensgen (Deutschland) ist die einzige Motorrad-Rennfahrerin, die in der 250 cm³-Klasse Punkte einfuhr. Sie startete in den Saisons 2001 und 2003 und wurde 2001 beim italienischen Grand Prix in Mugello Vierzehnte.
  • Taru Rinne (Finnland) sammelte insgesamt 25 Punkte in der 125 cm³-Klasse (1988 u. 1989). Sie war zweitschnellste im Training zum 1989er Grand Prix von Deutschland.
  • Tomoko Igata (Japan) sammelte insgesamt 30 Punkte in der 125 cm³-Klasse (1994 und 1995).

Strecken, auf denen WM-Läufe stattfinden/stattfanden

Land Strecke Stadt Zeitraum
Argentinien Argentinien Autódromo Oscar Alfredo Gálvez Buenos Aires 1961–1963, 1981, 1982, 1987, 1994, 1995, 1998, 1999
Australien Australien Eastern Creek Raceway Sydney 1991–1996
Phillip Island Circuit Phillip Island 1989, 1990, seit 1997
Belgien Belgien Circuit Zolder Zolder 1980
Circuit de Spa-Francorchamps Spa 1949–1990
Brasilien Brasilien Autódromo Internacional Ayrton Senna Goiânia 1987–1989
Autódromo José Carlos Pace São Paulo 1992
Autódromo Internacional Nelson Piquet Rio de Janeiro 1995–1997, 1999–2004
China China Shanghai International Circuit Shanghai seit 2005
Deutschland Deutschland Hockenheimring Hockenheim 1957, 1959, 1961, 1963, 1966, 1967, 1969, 1971, 1973, 1975, 1977, 1979, 1981–1983, 1985, 1987, 1989, 1991–1994
Nürburgring Nürburg 1955, 1958, 1965, 1968, 1970, 1972, 1974, 1976, 1978, 1980, 1984, 1986, 1988, 1990, 1995–1997
Schottenring Schotten 1953
Solitude Stuttgart-Solitude 1952, 1954, 1956, 1960, 1962, 1964
Deutschland Deutschland /
East GermanyEast Germany DDR
Sachsenring Hohenstein-Ernstthal 1961–1972, seit 1998
Finnland Finnland Imatra 1964–1982
Pyynikki Tampere 1962, 1963
Frankreich Frankreich Circuit d'Albi Albi 1951
Circuit de Charade Clermont-Ferrand
Circuit de Nevers Magny-Cours Magny Cours 1992
Circuit de Reims-Gueux Reims 1954, 1955
Circuit Paul Armagnac Nogaro 1978, 1982
Circuit Paul Ricard Le Castellet
Le Mans Bugatti Circuit Le Mans
Rouen-les-Essarts Rouen 1953, 1954, 1965
Katar Katar Losail International Circuit Doha seit 2004
Indonesien Indonesien Sentul International Circuit Sentul 1996–1997
Isle of Man Tourist Trophy 1949–1976
Italien Italien Autodromo Enzo e Dino Ferrari Imola 1969, 1972, 1974, 1975, 1977, 1979, 1981, 1983, 1988, 1989, 1996–1999
Autodromo Internazionale del Mugello Mugello 1976, 1978, 1982, 1984, 1985, seit 1991
Autodromo Nazionale Monza Monza 1949–1968, 1970, 1971, 1972, 1983, 1986, 1987
Misano World Circuit Misano Adriatico 1980, 1982, 1984–1987, 1989–1991, 1993, seit 2007
Japan Japan Fuji Speedway Oyama 1966, 1967
Suzuka International Racing Course Suzuka 1963–1965, 1987–1998, 2000–2003
Twin Ring Motegi Motegi seit 1999
Jugoslawien Jugoslawien Preluk Opatija 1969, 1970, 1972–1977
Automotodrom Grobnik Rijeka 1978–1990
Kanada Kanada Mosport International Raceway Bowmanville 1967
Malaysia Malaysia Shah Alam Circuit Shah Alam 1991–1997
Johor Circuit Pasir Gudang 1998
Sepang International Circuit Sepang seit 1999
Niederlande Niederlande TT Circuit Assen Assen seit 1949
Nordirland Nordirland Clady Circuit Clady 1949–1952
Dundrod Circuit Dundrod 1952–1971
 OesterreichÖsterreich Österreich A1-Ring Spielberg 1996, 1997
Salzburgring Salzburg 1971–1979, 1981–1991, 1993, 1994
Portugal Portugal Circuito do Estoril Estoril seit 2000
Schweden Schweden Hedemora TT Circuit Hedemora 1958
Gelleråsbanan Karlskoga 1978, 1979
Råbelöfsbanan Kristianstad 1959, 1961
Scandinavian Raceway Anderstorp 1971–1977, 1981–1990
Schweiz Schweiz Bern 1949, 1951–1954
Genf 1950
Spanien Spanien Circuit de Catalunya Barcelona seit 1991
Circuit Ricardo Tormo Valencia seit 1999
Circuito de Jerez Jerez de la Frontera seit 1987
Circuito del Jarama San Sebastián de los Reyes
Circuit de Montjuïc Barcelona 1950–1968, 1970, 1972, 1974, 1976
 SudafrikaSüdafrika Südafrika Kyalami Grand Prix Circuit Johannesburg 1983–1985, 1992
Phakisa Freeway Welkom 1999–2004
Tschechien Tschechien Automotodrom Brno Brünn 1965–1982, 1987–1991, seit 1993
 TurkeiTürkei Türkei İstanbul Otodrom Circuit Istanbul 2005–2007
Ungarn Ungarn Hungaroring Budapest 1990, 1992
Venezuela Venezuela San Carlos 1977–1979
Vereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich Donington Park Circuit Castle Donington seit 1987
Silverstone Circuit Silverstone 1977–1986
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Daytona International Speedway Daytona Beach 1964, 1965
Indianapolis Motor Speedway Speedway seit 2008
Laguna Seca Raceway Monterey 1988–1991, 1993, 1994, seit 2005

Siehe auch

Weblinks


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