Mouches volantes

Mouches volantes
Nachempfundenes Bild von Mouches volantes beim Blick zum Himmel

Als Mouches volantes (französisch wörtlich fliegende Fliegen, deutsch fliegende Mücken und im Englischen auch floater genannt) werden kleine schwarze Punkte, Flecken oder fadenartige Strukturen im Gesichtsfeld bezeichnet, die sich in charakteristisch huschender Weise gemeinsam mit der Blickrichtung verschieben, wobei sie um eine Grundposition herum langsam schwingende Bewegungen ausführen. Sie fallen ganz besonders dann auf, wenn Hintergründe mit relativ wenigen dunklen Strukturen betrachtet werden, wie zum Beispiel hell gestrichene Wände, blauer Himmel oder Seiten eines Buches beim Lesen.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Mouches volantes werden durch Glaskörpertrübungen hervorgerufen. Diese Trübungen finden sich in nahezu jedem Glaskörper. Sie entstehen durch die physiologische Kondensation von Collagenfibrillen, die in der Grundsubstanz gelöst sind, zu mikroskopisch kleinen Fädchen und Klümpchen. Mouches volantes lassen sich durch Schatten- und Beugungseffekte an diesen Kondensaten erklären, die umso stärker sind, je mehr Licht ins Auge fällt, und umso deutlicher gesehen werden, je näher die Kondensate vor der Netzhaut liegen. Häufig treten sie in Verbindung mit höhergradiger Kurzsichtigkeit auf.[1]

Mouches volantes als Krankheit

Klassifikation nach ICD-10
H43.2 Kristalline Ablagerungen im Glaskörper
H43.3 Sonstige Glaskörpertrübungen
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Mouches volantes nimmt fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens bei bestimmten Lichtverhältnissen wahr. Die Diagnose „Mouches volantes“ bezeichnet eine harmlose, allerdings manchmal störende Veränderung. Sie hat auf die Sehschärfe keinen Einfluss. Viele Menschen sind nach anfänglicher Besorgnis durch eine Diagnose, die die Harmlosigkeit der Veränderung feststellt, beruhigt und können sich mit dem Phänomen arrangieren, so dass sie es nicht in besonderem Maße als störend oder belastend empfinden.

Krankheitswert erhalten Mouches volantes, wenn sie als stark störend empfunden werden. Für den Augenarzt, der bei seiner Untersuchung einen normalen Befund erhebt und selbst nicht unter eigenen Mouches volantes leidet, ist das Ausmaß der Beschwerden häufig nicht nachvollziehbar. So fühlen sich nicht wenige der betroffenen Patienten unverstanden. In medizinischen Internet-Foren und Web-Sites werben Selbsthilfegruppen um Verständnis für die Lage der Patienten und tragen Forderungen nach neuen Behandlungsmöglichkeiten vor.

Behandlung

Eine Behandlungsmöglichkeit ist die operative Entfernung des Glaskörpers (Vitrektomie), die allerdings wegen der Unverhältnismäßigkeit und der möglichen Komplikationen nur in ausgewählten Fällen und bei Vorliegen ausgeprägter subjektiver Beschwerden eine mögliche Therapie darstellt.[2] In begrenztem Umfang werden auch Laserbehandlungen durchgeführt, deren Nutzen und Erfolg jedoch kontrovers diskutiert werden.

Ähnliche Erkrankungen

Mouches volantes sind abzugrenzen von der Wahrnehmung anders gearteter Glaskörpertrübungen. Verdächtig sind besonders plötzliche, ausgeprägte Veränderungen wie eine Zunahme der Zahl, der Größe, ein Wechsel der Bewegungsart oder der Farbe der wahrgenommenen Flecken. Das massive Auftreten von groben, tiefschwarzen Flecken, die sich gleichmäßig nach oben oder unten bewegen, vergleichbar einem „Rußregen“, kann durch eine Blutung im Glaskörperraum verursacht werden. Eine plötzliche Zunahme der Mouches volantes, verbunden mit der Wahrnehmung von Blitzen, ist ein häufiges Symptom der physiologischen „hinteren Glaskörperabhebung“. Sie kann in seltenen Fällen über einen Netzhauteinriss zur Netzhautablösung führen. Die genannten Veränderungen sollten immer Anlass zu einer umgehenden augenärztlichen Untersuchung sein.

Literatur

Allgemein

  • K. Murakami, A. E. Jalkh, M. P. Avila et al.: Vitreous floaters. Ophthalmology 90 (1983), S. 271–1276.
  • Y. M. Delaney, A. Oyinloye, L. Benjamin: Nd:YAG vitreolysis and pars plana vitrectomy: surgical treatment for vitreous floaters. Eye 16/1 (2002), S. 21–26.

Vitrektomie und Floaters

  • W. M. Schiff , S. Chang, N. Mandava, G. R. Barile: Pars plana vitrectomy for persistent, visually significant vitreous opacities. Retina 20 (2000), S. 591–596.
  • P. H. Hong, D. P. Han, J. M. Burke, W. J. Wirostho: Vitrectomy for large vitreous opacity in retinitis pigmentosa. Am J Ophthalmol 131 (2001), S. 133–134.
  • H. Hoerauf, M. Müller, H. Laqua: Mouches volantes und Vitrektomie bei vollem Visus? Der Ophthalmologe 8 (2003), S. 639–643.
  • M. Roth, P. Trittibach, F. Koerner, G. Sarra: Pars plana vitrectomy for idiopathic vitreous floaters. Klin Monatsbl Augenheilkd. 222/9 (2005), S. 728–732.
  • H. Hoerauf: Vitrectomy Against Floaters. In: B. Kirchhof und D. Wong (Hrsg.): Vitreo-retinal Surgery, 2007, S. 115–124.

YAG-Laserbehandlung und Floaters

  • D. Aron-Rosa, D. A. Greenspan: Neodymium: YAG laser vitreolysis. Int Ophthalmol Clin 25 (1985), S. 125–134.
  • C. A. Puliafito, P. J. Wasson, R. F. Steinert: Neodymium-YAG laser surgery on experimental vitreous membrane. Arch Ophthalmol 102 (1984), S. 843–847.
  • W. F. Tsai, Y. C. Chen, C. Y. Su: Treatment of vitreous floaters with neodymium: YAG laser. Br J Ophthalmol 77 (1993), S. 485–488.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 256. Auflage, bearbeitet unter der Leitung von Dr. Christoph Zink, de Gruyter, Berlin 1990, ISBN 3-11-010881-X
  2. http://www.springerlink.com/content/nlcfpjk7jfxar0ce/ Mouches volantes und Vitrektomie bei vollem Visus?
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