Mungiu

Mungiu

Cristian Mungiu (* 27. April 1968 in Iaşi) ist ein rumänischer Filmregisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Cristian Mungiu wurde 1968 in Iaşi, im Nordosten Rumäniens geboren. Der Arztsohn studierte Englische Literatur an der Universität seiner Heimatstadt. Daraufhin arbeitete Mungiu einige Jahre als Lehrer, Journalist und Radiomoderator[1], ehe er sich dazu entschloss Filmwissenschaft an der Hochschule für Theater und Film in Bukarest zu studieren, das er 1998 abschloss. Im selben Jahr war er als erster Regieassistent an den Dreharbeiten zu dem in Rumänien abgedrehten kanadischen Abenteuerfilm Teen Knight – Zurück ins Mittelalter beteiligt, dem wenig später der Posten als zweiter Regieassistent bei Radu Mihaileanus vielfach prämierten Weltkriegsdrama Zug des Lebens (1998) folgte.

Zwei Jahre später versuchte sich Mungiu als Filmregisseur an ersten Kurzfilmdramen, darunter Zapping, Nici o întâmplare und Corul pompierilor für die er auch die Drehbücher verfasste und arbeitete in der Werbebranche[2]. Ersten Erfolg als Filmemacher ebnete ihm im Jahr 2002 sein erster Spielfilm Okzident, eine zwischen Komödie und Drama angesiedelte Sozialstudie über die Zukunftshoffnungen junger Menschen im postkommunistischen Rumänien. Die Variety wies auf den unauffälligen schwarzen Humor in der ersten Hälfte des Films hin, der die einzelnen Handlungsstränge zusammenhalten und eine historische Perspektive verleihen würde und lobte Okzident für sein robustes Schauspielensemble aus Theater- und Leinwandakteuren[3]. Der Film war 2002 bei den Filmfestspielen von Cannes in der Reihe Quinzaine des Realisateurs vertreten[4], wurde auf dem Filmfestival von Thessaloniki und ein Jahr später auf dem Festival International du Films d'Amour im belgischen Mons mit Preisen ausgezeichnet. 2005 folgte mit Lost and Found ein über das Thema „Generation“ handelnder Kompilationsfilm mit Kurzfilmen junger Nachwuchsregisseure aus Osteuropa, zu dem Cristian Mungiu, auf Einladung der Kulturstiftung des Bundes[1], die Episode Turkey Girl (dt. Titel: Das Mädchen und der Truthahn) beisteuerte. Hier stellt der Filmemacher eine junge Rumänin in den Mittelpunkt, die die teure Operation ihrer Mutter in Bukarest unter anderem durch das Versetzen ihres geliebten Truthahns zu finanzieren versucht.

Seinen Durchbruch feierte Cristian Mungiu, der mit der Bukarester Mobra Films über eine eigene Produktionsfirma verfügt[2], 2007 mit seinem zweiten Spielfilm 4 luni, 3 săptămâni şi 2 zile (dt.: 4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage). Das Werk zeigt vor dem Hintergrund des Ceauşescu-Regimes im Jahr 1987 die Geschichte zweier rumänischer Studentinnen (gespielt von Anamaria Marinca und Laura Vasiliu) auf, die sich mit dem Problem einer ungewollten Schwangerschaft konfrontiert sehen. 4 luni, 3 săptămâni şi 2 zile erlebte seine Welturaufführung 2007 auf den 60. Filmfestspielen von Cannes, wo er im Wettbewerb um die Goldene Palme vertreten war. Für das von deutschen Filmkritikern als „magenerschütternd“[5], „beklemmend“, „stark“ und „großartig besetzt“[6] bewertete Drama, Teil einer geplanten Serie mit dem Titel „Geschichten aus dem Goldenden Zeitalter“[2], gewann Mungiu den FIPRESCI-Preis der internationalen Filmkritiker und als erster rumänischer Filmregisseur die Goldene Palme für den besten Film des Festivals. Wenige Monate später wurde Mungius Film als offizieller rumänischer Beitrag für die Nominierung um den besten nichtenglischsprachigen Film bei der Oscar-Verleihung 2008 ausgewählt und gewann den Europäischen Filmpreis 2007 in den Kategorien Film und Regie.

Bei der Auswertung von 4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage in Rumänien sah sich Cristian Mungiu mit dem Problem der geringen Zahl an Kinos konfrontiert. Daraufhin beschloss er seinen Film mit einer aus Deutschland geliehenen Projektionsausrüstung selbst zu vertreiben. Durch private Spenden finanzierte er einen Wohnwagen, der durch die größeren Städte Rumäniens fährt, in denen es keine Filmtheater mehr gibt und Mungius Film näher bringt.[7]

Filmografie

Filmregisseur

  • 2000: Zapping (Kurzfilm)
  • 2000: Nici o întâmplare (Kurzfilm)
  • 2000: Corul pompierilor (Kurzfilm)
  • 2002: Okzident (Occident)
  • 2005: Lost and Found (Episode: Turkey Girl)
  • 2007: 4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage (4 luni, 3 săptămâni şi 2 zile)

Drehbuchautor

  • 2000: Zapping (Kurzfilm)
  • 2000: Nici o întâmplare (Kurzfilm)
  • 2000: Corul pompierilor (Kurzfilm)
  • 2002: Okzident (Occident)
  • 2005: Lost and Found (Episode: Turkey Girl)
  • 2007: 4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage (4 luni, 3 săptămâni şi 2 zile)

Filmproduzent

  • 2005: Bucureşti-Berlin (Kurzfilm)

Auszeichnungen

Europäischer Filmpreis

Weitere

César

  • 2008: nominiert in der Kategorie Bester ausländischer Film für 4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage

Internationale Filmfestspiele von Cannes

  • 2007: Goldene Palme und FIPRESCI-Preis für 4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage

Mar del Plata Film Festival

  • 2006: nominiert in der Kategorie Bester Film für Lost and Found

Festival International du Films d'Amour de Mons

  • 2003: Bester Film und Prix Meuter-Titra für Okzident

Independent Spirit Awards

  • 2008: nominiert in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film für 4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage

Sofia International Film Festival

  • 2003: FIPRESCI-Preis für Okzident

Thessaloniki Film Festival

  • 2002: Publikumspreis, nominiert in der Kategorie Bester Film für Okzident

Transilvania International Film Festival

  • 2002: Transilvania Trophy für Okzident

Weblinks

Fußnoten

  1. a b vgl. Kappert, Ines: Der geschickte Geschichtenerzähler. In: die tageszeitung, 29. Mai 2007, Themen des Tages, S. 2
  2. a b c vgl. Cristian Mungiu, überraschender Sieger der Filmfestspiele in Cannes. In: Süddeutsche Zeitung, 29. Mai 2007, Meinungsseite, S. 4
  3. vgl. Young, Deborah: Occident. In: Daily Variety, 7. Juni 2002, Section, S. 28
  4. vgl. Lueken, Verena: Cristian Mungiu : der Gewinner der Goldenen Palme bei faz.net
  5. vgl. Filmkritik zu 4 luni, 3 săptămâni şi 2 zile bei faz.net
  6. vgl. Filmkritik zu 4 luni, 3 săptămâni şi 2 zile bei welt.de
  7. vgl. Filmporträt von 4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage und Interview mit de Regisseur bei epd-film.de

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