- Myrica gale
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Gagelstrauch Systematik Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige (Rosopsida)Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae) Ordnung: Buchenartige (Fagales) Familie: Gagelstrauchgewächse (Myricaceae) Gattung: Myrica Art: Gagelstrauch Wissenschaftlicher Name Myrica gale L.
Der Gagelstrauch (Myrica gale), oder Gagel genannt, gehört zur Familie der Gagelstrauchgewächse (Myricaceae). Der Gagelstrauch steht auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten und ist in Europa die einzige Art der Familie Myricaceae. „Myrica“ (Myríke) ist der griechische Name der Tamariske.Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Der Gagelstrauch wird 0,5 bis 1,5 m hoch. Er ist ein winterkahler Strauch, der dicht mit Drüsen besetzt ist. Diese Drüsen sondern ätherische Öle mit α-Penin, D- und Y-Cadinen und Limonen ab. Die Blätter haben einen aromatisch, bitteren Geschmack.
Blüten
Die Gagelsträucher sind zweihäusige Pflanzen (diözisch), die „Windblüten“ sind vom „unbeweglichen Typ“. Weibliche Blüten stehen in kurzen, männliche in länglichen Ähren (Kätzchen) ab.
Ökologie
Der Gagelstrauch bildet mit dem Strahlenpilz Frankia eine Stickstoff-fixierende Wurzelsymbiose aus.
Volkstümliche Bezeichnungen
Flohkrut, Grut, Noppenkraut, Bäckerbusch. Im englischen bog myrtle = Sumpfmyrte, oder der spanische Namen mirto holandés = holländische Myrte und mirto de Brabante unter Bezug auf die belgische Provinz Brabant. In Norddeutschen Gegenden wird der Gagelstrauch auch Porst, Post, Beerpost, oder Kienpost genannt. Dies kann an einer Ableitung aus den skandinavischen Namen liegen (z. B. dänisch „Porse“, estnisch „Porss“, norwegisch und schwedisch „Pors“). Diese Bezeichnung kann für botanische Laien irreführend sein, da der Name Porst oder Sumpfporst im botanischen Gebrauch der deutschen Sprache die Pflanze Rhododendron tomentosum (alte Bezeichnung Ledum palustre) bezeichnet.
(siehe auch unten: Kulturgeschichte)Verbreitung
Der Gagelstrauch wächst vorwiegend an den Rändern von Mooren und feuchten Heiden des atlantischen Klimabereichs.
Er ist verbreitet in Nordamerika und Nordwesteuropa, hier vor allem in den küstennahen (niederschlagsreichen) Gebieten Großbritanniens, Belgiens, der Niederlande, Polens, Dänemarks sowie Süd- und Mittelschwedens.
In Deutschland ist er auf Bereiche mit atlantischen Klima beschränkt. Seine Vorkommen reichen bis ins Niederrheinische Tiefland, Westfälische Bucht (Münsterland, Senne), westliches Schleswig-Holstein, Niederlausitz, Mecklenburg-Vorpommern. Auf den Nordseeinseln kommt der Gagelstrauch heute nur noch auf Spiekeroog vor. Auf Juist wurde er einst gepflanzt.Gefährdung und Schutz
Größere Gagelstrauchbestände finden sich in Mitteleuropa heute fast nur noch in Naturschutzgebieten. Der Gagelstrauch ist vor allem durch die Eutrophierung, Trockenlegung und durch Beschattung seiner Standorte stark gefährdet.
Kulturgeschichte
Der Gagelstrauch wurde in Nordwesteuropa schon früh zum Bierbrauen verwendet. Aufgrund von archäologischen Funden im Gebiet der Rheinmündung kann angenommen werden, dass Gagel dort bereits zur Zeit Christi Geburt zum Bierbrauen verwendet wurde.[1] Nach der am Niederrhein üblichen Bezeichnung für den Gagelstrauch „Grut“ werden solche Biere auch Grutbiere genannt. Diese waren bis in das 15. Jahrhundert weit verbreitet. Die Bierbrauer, die damit arbeiteten, nannte man früher „Gruter“, woher sich viele ähnliche Familiennamen wie Greuter, Gruyter, Grüter usw. herleiten. Auch heute gibt es noch bzw. wieder Gagelbiere.
In Dänemark, vor allem in Jütland, wo der Strauch noch recht häufig vorkommt, bilden die Zweige des Gagelstrauchs den entscheidenden Bestandteil des wegen seiner Mildheit beliebten Gagel-Schnapses (Porsesnaps).
Er fand auch als Gerberpflanze und als insektenvertreibendes Mittel Anwendung. Die Blütenknospen wurden zum Gelbfärben (Färberpflanze) verwendet.
Literatur
- Rubrecht Düll & Herfried Kutzelnigg: Botanisch-ökologisches Exkursionstaschenbuch, ISBN 3-494-01229-6
- Peter Lietz: Die Roh- und Zusatzstoffe in der Geschichte der Bierbereitung in: GGB-Jahrbuch 2004, Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens e.V. (GGB), Berlin 2004, ISSN 0072-422-X, S.154-156.
- Frank Lorberg: Das Verschwinden des Gagels - Landschaft ein ephemeres Phänomen in: Gagel, Speik und Wegerich. Beiträge zur Pflanzensoziologie, Landschafts- und Vegetationskunde. Notizbuch der Kasseler Schule 52, Seiten 82-107. Kassel, 1999.
- Thomas Prolingheuer und Klaus Kaplan: Zur Vergesellschaftung und zum Standort des Gagels (Myrica gale L.) in Westfalen. In: Metelener Schriftenreihe für Naturschutz, Heft 1, Metelen 1990, S. 39-57.
Einzelnachweise
- ↑ Reallexikon der germanischen Altertumskunde, von Johannes Hoops, Hans-Peter Naumann, Franziska Lanter, Oliver Szokody, Heinrich Beck, Rudolf Simek, Sebastian Brather, Detlev Ellmers, Kurt Schier, Ulrike Sprenger, Else Ebel, Klaus Düwel, Wilhelm Heizmann, Heiko Uecker, Jürgen Udolph, veröffentlicht von Walter de Gruyter, Band 23, ISBN 3110175355, Stichwort „Porst“ S. 287 ff.
Weblinks
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