Mysianer

Mysianer
Lage von Mysien.

Mysien (Μυσία, Mysia) ist der Name einer historischen Landschaft im Nordwesten des antiken Kleinasien. Mysien war nie, weder landschaftlich noch ökonomisch, administrativ noch politisch, eine Einheit.

Im Norden grenzt Mysien an den Hellespont und die Propontis; im Osten bilden der Fluss Rhyndakos und das Gebirgsmassiv des mysisch-bithynischen Olymps (Uludağ) die Grenze gegen Bithynien. Im Westen bildet der Aisepos die Grenze zur Troas hin, wobei diese Landschaft häufig noch zu Mysien gerechnet wird. Weiterhin bilden die Ägäis und der Golf von Adramyttion die West- und Südwestgrenze. Die Grenze im Süden und Südosten ist schwieriger zu definieren, Mysien grenzte hier an Phrygien, Lydien und die Aiolis.

Benannt ist sie nach dem thrakischen Volksstamm der Mysoí, die vermutlich schon im 12. Jahrhundert v. Chr. hierher kamen. Ihre Herkunft ist nicht ganz geklärt, sie dürften aber wie die Phryges von der unteren Donau eingewandert sein, wohl aus dem Gebiet des späteren Mösien. Die Siedlungsgebiete der Phryges und Mysoi in Kleinasien waren für die Assyrer die Region der Muški, beide Stämme waren schwer zu scheiden (vgl. Strabon 12,4.4).

Die griechischen Autoren (s. Ptolemaios 8,11,1) unterschieden "Kleinmysien", womit das Küstengebiet mit den wichtigsten Städten gemeint war und "Großmysien", das vor allem das Binnenland umfasste.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Karte von 1902

Die Gegend ist eine waldige Binnen- und Mittelgebirgslandschaft.

Die Hauptgebirge sind der Ida (Kaz Dağ) und der mysische Olympos (Uludağ) im Norden und der Tymnos (Demir Dağ) im Süden.

Die Hauptflüsse Mysiens, ehemals über weite Strecken schiffbar, sind Rhyndakos (Adirnas Çay), Makestos (Susorlu Çay), Tarsios, Aisepos (Gönen Çay), der Granikos (Biga Çay), in der Troas der Skamandros und der Kaïkos (Bakir Çay). Die Landschaft weist eine Reihe ganz oder teilweise erhaltener Römerbrücken auf: die Aiseposbrücke, die Makestosbrücke, die Weiße Brücke (Granikos) und die Konstantinbrücke (Rhyndakos).

Antike Städte in Mysien: Apollonia am Rhyndakos, Astyra, Kyzikos, Lampsakos, Myrina, Parion, Pergamon, Priapos

Mythologie

In der griechischen Mythologie war der wichtigste König der Mysier Teuthras:

König Aleos übergab seine Tochter Auge dem Nauplios mit dem Auftrag, sie ins Meer zu werfen, da sie einen Sohn, Telephos mit Herakles geboren hatte, der einem Orakelspruch zu Folge die beiden anderen Söhne des Aleos umbringen sollte; aber gerührt von ihrer Schönheit, geleitete sie Nauplios nach Mysien zum König Teuthras, der die Verlassene an Kindes Statt annahm. Ihr Sohn Telephos, nachdem er ausgesetzt und von einer Hirschkuh gesäugt, herangewachsen war, zog aus, seine Mutter zu suchen, und kam, vom delphischen Orakel unterrichtet, nach Mysien, wo Teuthras eben in einen schweren Krieg verwickelt war. Telephos half ihm und der gerettete Fürst versprach ihm dafür die Hand seiner Pflegetochter Auge und das Reich. Als sich diese jedoch, des Herakles eingedenk, der Vermählung mit einem Sterblichen widersetzte und im Brautgemach sogar mit dem Schwerte drohte, erschien zwischen beiden, von den Göttern gesandt, eine Schlange, worüber erschrocken Auge das Schwert fallen ließ. Telephos ergreift dieses und zückt es auf die Auge, als diese in Todesangst laut den Herakles anruft, woran Telephos die gesuchte Mutter erkennt und sie in die Heimat zurückführt. Nach andrer Sage trieb der Kasten, in welchem Aleos die Auge mit Telephos ausgesetzt hatte, an die Küste von Mysien, und Teuthras nahm Auge zur Frau. (Meyers 1888)

Literatur

  • Wiegand, Theodor: „Reisen in Mysien“, in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung, P. von Zabern, Mainz, Bd. 29 (1904), S.254-339
  • Philippson, Alfred: „Reisen und Forschungen im westlichen Kleinasien“, in: Das westliche Mysien und die pergamenische Landschaft, Gotha, Bd 1. (1910)
  • Philippson, Alfred: „Reisen und Forschungen im westlichen Kleinasien“, in: Das östliche Mysien und die benachbarten Teile von Phrygien und Bithynien, Gotha, Bd. 3 (1913)
  • Schwertheim, Elmar (Hrsg.): „Mysische Studien“, in: Asia-Minor-Studien, Bonn, Bd 1. (1990) ISBN 3-7749-2485-6

Weblinks


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