NABU-Stiftung Nationales Naturerbe

NABU-Stiftung Nationales Naturerbe

52.52313613.3786257Koordinaten: 52° 31′ 23″ N, 13° 22′ 43″ O

Naturschutzbund Deutschland e. V.
(NABU)
NABU Logo
Zweck: Einsatz und Projektarbeit im Umwelt- und Naturschutz
Vorsitz: Olaf Tschimpke
Gründungsdatum: 1899
Mitgliederzahl: 450.000 (02/2008)
Sitz: Berlin
Website: www.nabu.de

Der Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) ist eine deutsche nichtstaatliche Organisation (NGO), die sich vor allem konkreten Zielen des Naturschutzes im In- und Ausland zuwendet, etwa dem Schutz von Flüssen, von Wäldern oder einzelner Tierarten.

Als einer der großen, anerkannten Naturschutzverbände in Deutschland setzt er sich bereits seit mehr als 100 Jahren für Mensch und Natur ein. Der NABU führt konkrete Naturschutzprojekte durch, unterhält eigene Forschungsinstitute, betreibt Umweltbildung und informiert Massenmedien und Bürger über wichtige Themen im Umwelt- und Naturschutz. Vom Staat ist der Verein als Umwelt- und Naturschutzverband (Träger öffentlicher Belange) anerkannt und muss daher bei Eingriffen in den Naturhaushalt angehört werden.

Im NABU engagieren sich rund 450.000 Mitglieder (Stand: Februar 2008) als aktive Umweltschützer oder Förderer. Sie sind in ganz Deutschland in mehr als 1.500 lokalen Gruppen organisiert.

Der NABU ist die nationale Partnerorganisation von BirdLife International.

Inhaltsverzeichnis

Aufgaben und Ziele

Zu den Aufgaben des NABU gehört die überparteiliche, politische Arbeit. Leitbild ist dabei eine lebenswerte Umwelt. Der NABU mischt sich auf gesetzlicher Grundlage ein, wird an behördlichen Naturschutzverfahren beteiligt und begutachtet Eingriffe in die Natur. Dabei geht es vor allem darum, Umweltschäden zu vermeiden und konstruktive, praktikable Lösungen vorzuschlagen.

Zu den Zielen des NABU gehört es, Bewusstsein für die Natur zu schaffen und über sie zu informieren. Über den Erhalt einzelner Schutzgebiete hinaus sind auch langfristige Lösungen und ein konsequentes Umdenken gefragt. Deshalb bringt der NABU die Umwelt in die Medien - zum Beispiel mit Kampagnen für naturnahe Waldwirtschaft, ökologische Landwirtschaft oder für eine ökologische Steuerreform. Verteilt über ganz Deutschland bieten außerdem rund hundert NABU-Naturschutzzentren Information und Umweltbildung an. Oft wird dort gleichzeitig praktische Naturschutzarbeit geleistet, indem ein bestimmtes Gebiet geschützt und gepflegt wird. Die Mitglieder des NABU betreiben vielfach praktischen Naturschutz vor Ort: pflanzen Hecken, stellen Krötenzäune (Amphibienschutz) auf und schützen so bedrohte Tierarten. Darüber hinaus betreuen sie mehr als 5.000 Schutzgebiete. Der NABU ist auch international aktiv und hilft beispielsweise, das Weltnaturerbe Russlands zu retten oder in Kirgisistan die letzten Schneeleoparden vor dem Aussterben zu bewahren.

Die NABU-eigenen Forschungsinstitute, wissenschaftlichen Fachausschüsse und Arbeitskreise leisten dabei Grundlagenarbeit. Sie erarbeiten Konzepte und geben zahlreiche Fachpublikationen heraus. Die Arbeitsgebiete reichen von naturwissenschaftlichen Spezialthemen über Verkehr- und Energiepolitik bis hin zu ökologischer Land- und Forstwirtschaft.

Der NABU ist ein nach § 59 BNatSchG anerkannter Verein und wirkt nach § 58 BNatSchG im Bund und in den Ländern bei der Vorbereitung von Verordnungen zum Naturschutz und zur Landschaftspflege, in Planfeststellungsverfahren, die mit Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden sind und bei Plangenehmigungen mit, für die eine Öffentlichkeitsbeteiligung vorgesehen ist.[1]

Geschichte

Am 1. Februar 1899 gründete Lina Hähnle in Stuttgart den „Bund für Vogelschutz“ (BfV). Zweck des Bundes war der Schutz der einheimischen Vogelwelt, durch Schaffung von Nisthilfen, Fütterung im Winter und Aufklärung der Bevölkerung beispielsweise durch ein Verbot der damaligen Vogelfeder-Hutmode. Lina Hähnle selbst strebte einen breiter angelegten Naturschutz an und stimmte dem Namen und Vereinszweck unter der Bedingung zu, dass unter der Flagge des Vogelschutzes für die gesamte Natur Sorge getragen würde. Bis 1938 war sie Vorsitzende und gewann mit ihrem Konzept eines besonders niedrigen Jahresbeitrags von 50 Pfennigen für Erwachsene und 10 Pfennigen für Kinder bis über 41.000 Mitglieder. Das erste betreute Schutzgebiet war die Vogelinsel bei Giengen an der Brenz.

Auf Anordnung des Reichsforstministeriums erfolgte 1935 eine Umbenennung in „Reichsbund für Vogelschutz (RfV)” und die Gleichschaltung bis 1945. Durch einen Erlass des Reichsforstmeisters Hermann Göring vom 24. September 1938 waren neben diesem Einheitsverband keine anderen Vogelschutz-Vereine mehr zulässig.

So wie der Kollaps des Staates und der Gesellschaft war auch der Zusammenbruch des Bundes für Vogelschutz nach 1945 gravierend. Große Gebiete Deutschlands waren abgetrennt und der Kern in streng getrennte Besatzungszonen unterteilt. Die Geschäftsstellen des Vogelschutzbundes in Stuttgart, München und Berlin waren völlig zerstört. Ab 1946 erfolgte unter der Präsidentschaft Hermann Hähnles der Wiederaufbau und unter dem alten Namen „Bund für Vogelschutz“ wurden wieder die ersten Gruppen vor Ort aktiv. Im Laufe des Jahres 1946 ließen die Besatzungsmächte auch wieder regionale Vereinigungen zu.

Mit der Entstehung der beiden deutschen Teilstaaten brach jedoch die organisatorische Bindung zwischen Ost und West ab. In der DDR gingen die Naturschutzgruppen in der Abteilung „Natur- und Heimatfreunde“ des bereits im Juli 1945 gegründeten Kulturbundes auf und 1980 entstand innerhalb dieses Bundes die „Gesellschaft für Natur und Umwelt“ (GNU), mit bis zu 50.000 Mitgliedern.

In Westdeutschland wurde 1966 der BfV in „Deutscher Bund für Vogelschutz“ (DBV) umbenannt und in Landesverbände untergliedert. Der Weißstorch wird zum Wappenvogel. 1971 wurde der Wanderfalke zum ersten „Vogel des Jahres“ gekürt, seither wird dieser Titel jedes Jahr vergeben. 1982 wird die eigenständig arbeitende Jugendabteilung „DBV-Jugend“ gegründet und später in „Naturschutzjugend“ (NAJU) umbenannt.

Im Jahr 1990 fand dann der Zusammenschluss mit den in der DDR neu gegründeten Landesverbänden und die Umbenennung zu „Naturschutzbund Deutschland e.V.“ (NABU) statt. Sitz der Bundesgeschäftsstelle war Bonn; im Oktober 2007 hat der NABU seine Bundesgeschäftsstelle von Bonn nach Berlin verlegt.

Organisatorische Gliederung

Infostand des NABU auf einer Anti-Gentechnik-Demo in Karlsruhe im Juni 2007

Der NABU ist ein föderal organisierter Verband mit Landesverbänden in 15 deutschen Bundesländern. In Bayern ist der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (kurz LBV) der Partnerverband. Die Organisationsstruktur des NABU reicht bis zu Ortsgruppen in den einzelnen Gemeinden. Die Jugendorganisation des NABU, die Naturschutzjugend NAJU, arbeitet ebenfalls auf allen Ebenen des Bundes mit und zählt zu den mitgliederstärksten Kinder- und Jugendorganisationen in Deutschland. Eine jährliche Aktion der NAJU ist der „Erlebte Frühling“.

Im NABU-Bundesverband arbeiten über 30 ehrenamtlich tätige Bundesfachausschüsse und Bundesarbeitsgruppen an speziellen Themen. Die Palette reicht von einzelnen Artengruppen wie Insekten und Vögeln über Landnutzungsthematiken wie „Wald und Wild“ oder „Streuobst“ bis zu umweltpolitischen Themen wie „Verkehr“ oder „Abfall“, „Energie“ und „Chemie“. Im Bundesfachausschuss „Internationales“ gibt es darüber hinaus zahlreiche Aktivitäten speziell in Mittelasien, im Kaukasus und in Afrika sowie im Zugvogelschutz z. B. für ziehende Greifvögel an der Straße von Messina in Süditalien. Spezielle Fachzeitschriften und teilweise auch umfangreiche Serviceleistungen existieren für die Bereiche Fledermausschutz, Streuobst, Entomologie und Mykologie.

Die gemeinnützige NABU-Stiftung Nationales Naturerbe kauft in ganz Deutschland Naturschutzflächen, die von herausragender Bedeutung für die heimische Artenvielfalt sind und kümmert sich auch um die fachgerechte Betreuung, Verwaltung und Pflege von Naturschutzgrundstücken des NABU.

Wirtschaftliche Lage

Zum Jahresende 2007 hatte der Verband über 450.000 Mitglieder und Förderer. Die Beiträge, Spenden, Erbschaften, Zuschüsse und Bußgelder des NABU-Bundesverbandes – also ohne die Landes-, Kreis- und Ortsverbände – beliefen sich im Jahr 2006 auf 19.675.295 Euro.

Aktionen

Dinosaurier des Jahres

Seit 1993 wird der Dinosaurier des Jahres als Negativpreis an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens vergeben, die nach Ansicht der Naturschützer veraltete Umweltstandards vertreten bzw. „sich sowohl durch herausragende Einzelleistungen als auch durch die Summe ihres Gesamtwerkes in Sachen Umweltschutz als besonders antiquiert erwiesen haben.“[2]

Stunde der Gartenvögel

Die Stunde der Gartenvögel ist die derzeit deutschlandweit größte Aktion zur Vogelbeobachtung. Sie wird vom Naturschutzbund Deutschland seit 2005 jährlich im Mai veranstaltet.

Vogel des Jahres

Seit 1971 kürt der NABU regelmäßig den Vogel des Jahres, um auf die Gefährdung der Tiere und deren Lebensräume aufmerksam zu machen.

Erneuerbare Energien

Seit einigen Jahren engagiert sich der NABU, bei Streitfällen um Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien vor Ort zu vermitteln und gemeinsam konstruktive Lösungen zur Umwelt- und Naturverträglichkeit zu erarbeiten. Schwerpunkte waren dabei bisher die Konflikte um Vogelschutz und Windenergie an Land sowie Anforderungen an die Errichtung von Solarparks auf Freiflächen. Künftig wird vor allem das Thema Biomassenutzung in den Regionen an Bedeutung gewinnen. Für den Ausbau und die Nutzung aller erneuerbaren Energien müssen aus Sicht des NABU Rahmenbedingungen definiert und eingehalten werden. Entsprechendes vertritt das NABU-Referat für Landnutzung und Gentechnik, das Artenvielfalt (Biodiversität) durch Monokulturenanbau für Biotreibstoffe wie auch durch Agro-Gentechnik bedroht sieht.

Neben einer transparenten Planung und der Einbindung des Sachverstands aus den Umwelt- und Naturschutzgruppen vor Ort kann Mediation einen wichtigen Beitrag dazu leisten, den Umgang der Beteiligten mit Konflikten zu verbessern und vor Ort akzeptierte Lösungen für erneuerbare Energien zu entwickeln. Über eine Projektförderung des Umweltbundesamts hat der NABU die Möglichkeit, 2007 beispielhaft Erfahrungen mit der Durchführung von Mediationsverfahren zu sammeln und auszuwerten.

Der NABU ist Mitglied des Grüner Strom Label e.V., der das gleichnamige Gütesiegel für Ökostrom-Angebote vergibt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vom Bund nach dem Bundesnaturschutzgesetz anerkannte Vereine. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, 31. Juli 2007. Abgerufen am 1. Februar 2009.
  2. Air-Berlin-Chef erhält den Dino 2007; Tschimpke: Joachim Hunold ist ein Umweltsünder ohne schlechtes Gewissen. In: Naturschutzbund Deutschland (NABU). Naturschutzbund Deutschland (NABU), 28. Dezember 2008. Abgerufen am 25. Juni 2008.

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