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Nixdorf Computer AG Unternehmensform Aktiengesellschaft Gründung 1. Juli 1952 Unternehmenssitz Paderborn Mitarbeiter 31.037 weltweit (1988) Umsatz 5,347 Mrd. DM (1988) Produkte Die Nixdorf Computer AG wurde 1952 unter dem Namen Labor für Impulstechnik (LFI) in Essen von Heinz Nixdorf gegründet. Das Unternehmen gehörte zu den bedeutendsten und innovativsten Computerherstellern in Europa.
Inhaltsverzeichnis
Das Vorgängerunternehmen Labor für Impulstechnik
Als Werkstudent beim amerikanischen Büromaschinenhersteller Remington Rand Corp. tätig, arbeitete Nixdorf an der Entwicklung einfacher Zählgeräte, so genannten Multiplikations- und Saldierwerken, mit. Die Weiterentwicklung des Rechnerprojektes wurde nach einigen Monaten von der Unternehmensleitung jedoch gestoppt – der Marktwert der Rechenmaschinen wurde nicht erkannt – woraufhin Nixdorf, der das Marktpotential erkannte, sein Konzept eines Elektronenrechners auf Rundfunkröhrenbasis mehreren Großunternehmen vorstellte. Bei den Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerken (RWE) stieß Nixdorf auf Interesse und Vertrauen, so dass er mit einem Entwicklungsauftrag in Höhe von 30.000 D-Mark ausgestattet wurde und am 1. Juli 1952 das Labor für Impulstechnik gründete. Noch 1952 konnte der erste Elektronenrechner auf Rundfunkröhrenbasis für die Buchhaltung der RWE ausgeliefert und im folgenden Jahr die Weiterentwicklung betrieben werden. Die Innovations- und Expansionsphase des jungen Unternehmens verlief in großen Schritten, so dass das LFI sich vom Produzenten von Rechenmaschinen für die RWE AG in den 1950er Jahren schnell zum Zulieferer elektronischer Rechenwerke für bedeutende Büromaschinenhersteller wie die Exacta Büromaschinen GmbH – ab 1963 Wanderer-Werke – in Köln und die Compagnie des Machines Bull in Paris entwickelte. So war das Unternehmen 1954 gezwungen, aus den zu Anfang von der RWE zur Verfügung gestellten Arbeitsräumen aufgrund von Platzmangel auszuziehen und neue Räumlichkeiten anzumieten. Stetig wurden neue Elektronenrechner entwickelt, wie der elektronisch multiplizierende Buchungsautomat Multitronic 6000 oder der 1963 vorgestellte Wanderer Conti, welcher einst der weltweit erste Tischrechner mit eingebautem Drucker war. 1965 folgte die von Wanderer vertriebene Logatronic, den das LFI 1967 zum Nixdorf-Universalcomputer 820 weiterentwickelte. Die rasche Expansion des Unternehmens brachte es mit sich, dass bereits 1957 erste Räume in Nixdorfs Geburtsstadt Paderborn angemietet wurden. Ein Jahr später zog Nixdorf mit dem gesamten Unternehmen von Essen nach Paderborn um und das erste Werksgebäude wurde 1961 an der Pontanusstraße errichtet, in welchem heute das Technische Rathaus der Stadt Paderborn untergebracht ist. 1967 sah Nixdorf die Möglichkeit, nicht mehr nur als Zulieferer zu fungieren, sondern den Vertrieb der Produkte selbst in die Hand zu nehmen. So wurden erste Geschäftsstellen gegründet und das LFI zeigte durch die Errichtung eines zweiten Betriebswerkes in Berlin Präsenz. Ins Bewusstsein der Öffentlichkeit geriet das Unternehmen 1968 mit dem Kauf und der Übernahme des größten Kunden, den Wanderer-Werken in Köln.
Gründung und Entwicklung der Nixdorf Computer AG
Mit dem Erwerb der Wanderer-Aktien und somit den Wanderer-Werken, der Kaufpreis betrug 17,2 Millionen D-Mark, besaß Nixdorf nicht mehr nur leistungsfähige Entwicklungs- und Produktionsabteilungen, sondern er verfügte zugleich auch über eine eigene Vertriebsstruktur. Mit der Aktienübernahme bei Wanderer durch Nixdorf im April 1968 erfolgte zum 1. Oktober desselben Jahres der Zusammenschluss zwischen den ehemaligen Wanderer-Werken und dem Labor für Impulstechnik zur Nixdorf Computer AG (NCAG) mit Sitz in Paderborn. Der sich schnell einstellenden Erfolg der NCAG basierte auf der Erschließung eines neuen Computermarktes: der Mittleren Datentechnik, bzw. der dezentralen elektronischen Datenverarbeitung. Massenhersteller wie IBM setzten weiterhin auf Großrechner und zentralisierte Datenverarbeitung, wobei Großrechner für kleine und mittlere Unternehmen schlicht zu teuer waren und die Großhersteller diesen Markt nicht bedienen konnten. Nixdorf stieß in diese Marktnische mit dem modular aufgebauten Nixdorf 820 vor, brachte dadurch den Computer direkt an den Arbeitsplatz und ermöglichte kleineren und mittleren Betrieben die Nutzung der elektronischen Datenverarbeitung zu einem erschwinglichen Preis. In der Folgezeit konnten auch Großunternehmen als Kunden gewonnen werden, die das Nixdorf-System aus Kostengründen in ihren Auslandsdependancen verwandten. Die Hard- und Softwarepakte wurden individuell auf den Kunden zugeschnitten, wobei Schulungen die Kunden im Umgang mit der dezentralen EDV vertraut machten. Wesentliche Mitbewerber im Bereich der Mittleren Datentechnik waren Kienzle Apparate, Triumph-Adler, Olivetti, Philips, NCR und Dietz Computer. Noch 1968 fanden mit einem 100-Millionen-Mark-Auftrag des amerikanischen Büromaschinenherstellers Victor Comptometer, der 1972 übernommen wurde, Computer aus Paderborn den Weg nach Übersee. Neben dem steten innerdeutschen Ausbau des Vertriebsnetzes, fasste die NCAG später auch Fuß in den USA und Japan.
In den 1970er Jahren stieg die NCAG zum Marktführer in der Mittleren Datentechnik in Deutschland auf und entwickelte sich zum viertgrößten Computerhersteller in Europa mit Fertigungsstätten in Deutschland, Irland, Spanien, USA und Singapur. 1972 war der westfälische Computerhersteller in 22 Ländern weltweit vertreten. Die weltweite Expansion führte am Unternehmenssitz zu regen Bautätigkeiten: In den Paderauen – heute Heinz-Nixdorf-Aue – wurde 1971 die neue Hauptverwaltung an der Fürstenallee bezogen. Heute beherbergt das Gebäude das Heinz Nixdorf MuseumsForum und das Heinz-Nixdorf-Institut der Universität Paderborn. Am ehemals Unteren Frankfurter Weg – heute Heinz-Nixdorf-Ring – entstanden neue Fertigungsstätten in bestechender architektonischer Form, die mit dem Deutschen Architekturpreis für Industriebauten ausgezeichnet wurden. Ab 1975 brachte die NCAG eine dringend erforderliche neue Generation der Datenerfassungs- und Datenverarbeitungssysteme heraus: die 88xx-Reihe. Das alte 820-System hatte sich endgültig überlebt. Neben dem Datenverarbeitungssektor hatte die NCAG seit 1971 kontinuierlich weitere Marktsegmente erschlossen. Das eine Segment betraf elektronische Kassensysteme und Bankenterminals. In Schweden konnte das zu der Zeit größte Datenverarbeitungsnetz mit Bankenterminals aus dem Hause Nixdorf realisiert werden. Das andere Segment war der Bereich der Datenerfassungssysteme, wobei eine Datenspeicherung auf elektromagnetischen Bändern erfolgte und nicht mehr wie zuvor auf Lochkarten. Die Anlage bescherte Mitte der 1970er Jahre die nötigen Erfolge, als sich das Unternehmen in einer durchaus wirtschaftlich kritischen Lage befand. Ein adäquates Nachfolgemodelle der Nixdorf 820 fehlte zunächst, denn in Zeiten der stetigen Expansion und des wirtschaftlichen Erfolgs wurde die Produktentwicklung schlichtweg vernachlässigt.
Mit der Einführung des 88xx-Systems fand die Erfolgsgeschichte der NCAG eine Fortsetzung und ein Jahr nach dem 25-jährigen Betriebsjubiläum – im Jahr 1978 – überstieg der Gesamtumsatz erstmals die Milliarden-Mark-Grenze. Weltweit beschäftigte die NCAG zu dem Zeitpunkt über 10.000 Mitarbeiter.
Um die Lehrlinge der NCAG adäquat am Computer auszubilden, richtete Nixdorf 1969 eine werkseigene Berufsschule ein, aus dessen Trägerverein 1972 das Bildungszentrum für informationsverarbeitende Berufe (b.i.b.) hervorging. Des Weiteren war nach einer Direktive von Nixdorf Sportunterricht für die Auszubildenden Pflicht. Als Ansprechpartner im Bereich Sport stand Kurt Bendlin, Gewinner der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt 1968, zur Verfügung. Um der Belegschaft Möglichkeiten zum Sporttreiben zu geben, errichtete Nixdorf 1984 den Ahorn-Sportpark auf dem Betriebsgelände der NCAG. Der Sportpark stand auch der Paderborner Bürgerschaft zur Verfügung und kann bis heute kostenlos genutzt werden.
Das rasante Wachstum erforderte die Akquirierung neuer Geldmittel. 1978 lehnte Nixdorf ein Angebot des Volkswagen-Konzerns ab, der sich mehrheitlich an der NCAG beteiligen wollte. Die Zusage erhielt dagegen die Deutsche Bank, die für eine Beteiligung in Höhe von 25 Prozent 200 Millionen D-Mark zahlte. Weiteres Kapital, rund 300 Millionen D-Mark, konnte 1984 mit dem Gang an die Frankfurter Börse gewonnen werden und ein Jahr später erbrachte die Emission von Bezugsrechten weitere 700 Millionen D-Mark. Im In- und im Ausland wurden Mitte der 1980er Jahre die Produktionskapazitäten ständig erweitert.
1985 stieg der Umsatz auf fast 4 Milliarden D-Mark, der Gewinn belief sich auf 172 Millionen D-Mark. Beschäftigt waren zu diesem Zeitpunkt 23.300 Mitarbeiter in 44 Ländern. Das Folgejahr wurde überschattet durch den Tod des Unternehmensgründers. Am 17. März 1986 erlag Nixdorf an den Folgen eines Herzinfarktes auf der Computermesse CeBIT in Hannover.
Entwicklung der Nixdorf Computer AG nach dem Tod des Unternehmensgründers
Die Nachfolge von Nixdorf trat noch im April 1986 Klaus Luft an, der im ersten Jahr nach dem Tod von Nixdorf nochmals Rekorde vermelden konnte. Der Umsatz stieg auf über 5 Milliarden D-Mark und das Unternehmen beschäftigte über 30.000 Mitarbeiter weltweit. Jedoch konnte die NCAG dem grundlegenden Wandel in der Computer- und Elektronikbranche nicht folgen. Wichtige Markttrends wie der Siegeszug der Personal Computer wurden verpasst und ein rascher Preisverfall kennzeichnete den mittlerweile hart umkämpften Massenmarkt der Mittleren Datentechnik. Darüber hinaus geriet das Unternehmen durch den plötzlichen Tod Nixdorfs in eine Nachfolgekrise. Seitens des Managements wurde massiv investiert, obwohl auf der Einnahmenseite keine entsprechenden Einnahmen vorhanden waren. Ende des Jahres 1989 musste der Vorstandsvorsitzende Klaus Luft auf Druck des Aufsichtsrat nach drei einhalb Jahren seine Position mit sofortiger Wirkung räumen. Die Eigentümer waren aufgrund der riesigen Verluste im operativen Geschäft gezwungen das Geschäft zu verkaufen.
Übernahme durch Siemens
Am 1. Oktober 1990 übernahm Siemens die Mehrheit der Nixdorf-Stammaktien und führte die Nixdorf Computer AG mit dem Bereich der Daten- und Informationstechnik der Siemens AG zur Siemens Nixdorf Informationssysteme AG (SNI) zusammen. 1992 erhöhte Siemens den Anteilsbesitz an der SNI auf 100 Prozent und gliederte diese in die Siemens AG ein. Nach einer schmerzhaften Gesundschrumpfung mit dem Verlust mehrerer Tausend Arbeitsplätze in Paderborn in den frühen 1990er Jahren konnte sich SNI etwa ab Mitte des Jahrzehnts als größter europäischer Computerkonzern stabilisieren. 1995 wurde das Dienstleistungs- und Lösungsgeschäft in den Bereichen Informationstechnologie und Telekommunikation aus dem Unternehmen SNI herausgelöst und zusammen mit Teilen der Siemens AG in die Siemens Business Services GmbH und Co OHG (SBS), damals mit Sitz in Paderborn und München überführt. Am 1. Oktober 1998 wurde die SNI als Aktiengesellschaft aufgelöst und vollständig in die Siemens AG integriert, wobei weitere Teile zur SBS wanderten. Der Name Siemens Nixdorf lebte noch ein Jahr weiter in Form der Siemens Nixdorf Banking and Retail Systems GmbH.
Gründung neuer Gesellschaften
Am 1. Oktober 1999 wurden die handels- und bankenspezifischen Aktivitäten der SNI aus dem Siemens-Konzern aufgrund einer Portfoliobereinigung herausgelöst und von den Kapitalbeteiligungsgesellschaften Kohlberg Kravis Roberts und Goldman Sachs Capital Partners übernommen. Dabei wurde der Name in Wincor Nixdorf International GmbH geändert. Seit Mitte 2004 ist das Unternehmen wieder an der Frankfurter Börse notiert und trägt den Namen Wincor Nixdorf AG. Die Geschäftsfelder umfassen Geldautomaten, Kassensysteme und Leergutautomaten.
Aus der Computersparte der SNI und dem Tochterunternehmen Fujitsu Computers Europe des japanischen Technologiekonzerns Fujitsu wurde 1999 das Joint Venture Fujitsu Siemens Holding gegründet. Unter dem Markennamen Fujitsu Siemens Computers wurden Computersysteme vertrieben. Siemens verkaufte zum 1. April 2009 seine Unternehmensanteile an Fujitsu. Durch die erfolgte Zusammenlegung von FSC (USA), FSC (EMEA) und FJ (Asia) zu Fujitsu Technology Solutions, ist FTS zur weltweiten Nummer 3, hinter HP und Dell, aufgestiegen.
Bereits in den 1990er Jahren entstand durch gezieltes Outsorcing aus SNI und durch Eigeninitiative von früheren Nixdorf- und SNI-Mitarbeitern ein wachsendes Umfeld an spezialisierten IT-Zulieferern und –Anbietern, die den vor allem durch das Internet entstandenen neuen Markt-Verhältnissen gut entsprachen. Wichtige Beispiele sind die Orga Kartensysteme GmbH, heute Sagem Orga und die Paragon AG.
Produkte
Systemfamilien 620 bis 880
- Nixdorf 820 (von 1968 bis 1979): Vorläufer des Nixdorf-Universalcomputers 820 war die vom Labor für Impulstechnik (LFI) entwickelte und durch Wanderer vertriebene Logatronic. Das Rechenwerk der Systemfamilie 820 beruhte auf Halbleiterbasis, wobei frühzeitig Siliziumtransistoren zum Einsatz kamen. Als Systemschreibwerk kam eine IBM-Kugelkopfschreibmaschine zum Einsatz, die von anderen Herstellern vergleichbarer Systeme aufgrund des hohen Preises nicht verwendet wurde. Im Gegensatz zu Mitbewerbern, die ihre Computer in Schreibtische oder Schreibmaschinentische integrierten, entwickelte die NCAG für die 820 ein Pultchassis mit eigenständigem Design. Die unterschiedlichen Kundenwünsche führten zu einer Vielzahl an Modellvarianten der 820, beispielsweise als Fakturier-, Abrechnungs- oder Magnetkontencomputer, wobei konsequent eine Ausrichtung an jeweiligen Marktsegmenten erfolgte.
- Nixdorf 840 (von 1973 bis 1979): Weiterentwicklung des 820-Computers. Neben dem bekannten Einsatzmöglichkeiten der 820 war mit dem 840-System eine direkte Datenverarbeitung und eine Datenfernübertragung und somit eine Kombination und Kommunikation mit anderen EDV-Anlagen (Rechenzentrum) möglich. Als Ausgabegerät wurden Nadeldrucker eingesetzt.
- Nixdorf 880 (von 1972 bis 1975): Erstes NCAG-System mit Direkt-Zugriffs-Speicher (Magnetplatten). Die kurze Produktionsdauer begründet sich mit der Neuentwicklung von Produktfamilien im Bereich der Magnetplattensysteme.
- Systemfamilie 700 (Kassensysteme, von 1971 bis 1981): Die Systemfamilie 700 umfasste die Nixdorf-Kassensysteme 705 und 710 sowie dem Terminalsystem 720. Von vornherein waren die unterschiedlich leistungsstarken Einzelsysteme mit einer CPU mit Mikroprozessor, mit einem Spezialdrucker gemäß Kassenanforderungen und mit einem Datensicherungssystem bei Netzausfall ausgestattet.
- Systemfamilie 620 (Datenerfassung, von 1974 bis 1984): Das Datensammelsystem Nixdorf 620 wurde in der zentralen und dezentralen Datensammelerfassung in Wirtschaft und Verwaltung eingesetzt und ständig von Nixdorf weiterentwickelt. 1982 war die NCAG mit diesem System bei einem Marktanteil von etwa 40 % Marktführer für Datensammelsysteme in Deutschland.
Systemfamilie 88xx und weitere Produkte
- Nixdorf 8830/35 (von 1974 bis 1982): Die Systeme der 883X-Serie waren die letzten Entwicklungsstufen der 820 und 840 Systemfamilie. Es handelte sich um Einplatzmagnetplattensysteme in kompakter Bauweise, ausgestattet mit Bildschirm und Nixdorf-Nadeldrucker.
- Nixdorf 8870/g (von 1973 bis 1982): Nachfolger der Nixdorf 880. Computersystem mit Magnetplattenspeicher und maximal vier Bildschirmarbeitsplätzen. Einsatzgebiet der 8870/g war die Lagerstandsüberwachung, das Bestellwesen, die Buchhaltung, Lohn- und Gehaltsabrechnung, Stücklistenorganisation und Datenerfassung und -verarbeitung.
- Nixdorf 8870/u (von 1976 bis 1986/87): Eigenständiges Datenverarbeitungssystem für Datenerfassung und Datenverarbeitung. Einsatz als Einplatz oder Mehrplatzsystem (bis zu 24 Bildschirmarbeitsplätze). Seit 1977 Auslieferung der 8870-Systeme mit der Anwendersoftware COMET, die jeweils auf die kundenspezifischen Betriebsbedürfnisse angepasst und auf die einzelnen Aufgabengebiete zugeschnitten wurde.
- Nixdorf 8870 M (von 1983 bis 1986/87): Eigenentwicklung der NCAG als Festplatten-Dialog-Computer. Baut auf der 8870/g und /u-Reihe auf. Eingestellt aufgrund der Markteinführung der Quattro.
- Nixdorf 8812 Kassensystem (ab 1976): Konsequente Weiterentwicklung der Nixdorf-Kassensysteme 705 und 710. Die mit einem Mikrorechner ausgestattete 8812 wurde im Handel und in der Gastronomie/Hotellerie eingesetzt. Weitere Ausstattungsmerkmale umfassten eine internationale 10er-Tastatur, eine Bedienanzeige mit je einem alphanumerischen und einem numerischen Anzeigefeld sowie einer Druckstation für Bon und Journal. Ein Anschluss des Handelsterminals 8812 an das Zentralsystem 8862 war gegeben.
- Nixdorf 8812/200 Kassensystem (ab 1986): Entwicklung auf der Grundlage der 8812. Ausgestattet war dieses Kassensystem mit einem 9-Zoll-Bildschirm, einer Kundenanzeige, einem Banking-POS-Terminal mit integriertem Kartenleser, einem Strichcodeleser, einem stationären Scanner sowie einem Handscanner und einem Mini-Nadeldrucker.
- Nixdorf 8862 Handelsinformationssystem (ab 1976): Das Zentralsystem 8862 verband die Komponenten 8812 untereinander und ermöglichte eine Kontrolle und Abfrage des Warenkreislaufs von der Bestellung über die Ausgabe bis zur Inventur.
- Nixdorf 8840 Textverarbeitungssystem (ab 1979 bis 1990): Die elektronische Schreibhilfe Multitext 8840 war als Mehrplatz-System konzipiert, wobei jeder Schreibplatz mit einem Typenrad-Drucker ausgestattet werden konnte. Routinearbeiten, wie das Verfassen von Standardbriefen, Vordrucken, Serienbriefen, etc. wurden durch das Speichern auf Magnetplatten der Zentraleinheit erleichtert. Der Drucker ermöglichte durch das Typenrad das Schreiben von bis zu zehn Kopien.
- Nixdorf 8850 Datenkommunikationssystem / Datensammelsystem (ab 1982): Weiterentwicklung des Datensammelsystems 620 mit gesteigerter Kapazität und mit bis zu 24 Arbeitsplätzen.
- Nixdorf 8864 Bankenterminal (ab 1975): Einsatz im Bereich Handel und Banken als Multi-Job-Computer. Dialogverkehr, Bestandsführung, Datensammlung, etc. in der Terminalzentraleinheit möglich. Als Speicher waren Disketten, Magnetplatten und Magnetbänder vorgesehen. Spezielle Peripherieeinheiten wie Scheckleser und Geldausgabegeräte waren speziell auf die Kundenwünsche der Banken zugeschnitten.
- AKT - Automatischer Kassentresor (an 8864)
- Nixdorf 8815 Textverarbeitungssystem (ab 1977): Als Zentraleinheit fungierte ein Minicomputer, als Speichermedium wurden Disketten verwandt. Die Ausgabe erfolgte über Nadeldrucker. Alle Funktionselemente waren individuell verstellbar auf einer höhenverstellbaren Arbeitsplatte untergebracht.
- Nixdorf 8820 Terminalsystem (von 1975 bis 1984): Frei programmierbare Anlage für Datenerfassung und Terminalbetrieb. Als Massendatenträger wurden Floppy-Discs eingesetzt. Eingesetzt wurde das System in Versandabteilungen um ein- und ausgehende Waren zu erfassen, zu bewerten und zu kontrollieren.
- Nixdorf 8810 (ab 1986): PC-System mit Microprozessor. Ausstattung: 5 1/4-Zoll Floppy-Disk-Laufwerk und 14-Zoll-Farbbildschirm. Software MS-DOS. Das Einsatzgebiet des Nixdorf 8810 Personal Computers war auf die Datenverarbeitung und -fernübertragung ausgelegt. Angewandt wurde der PC von Freiberuflern und mittleren Wirtschaftsunternehmen.
- Nixdorf 8811 Datentelefon (von 1975 bis 1979, Vorläufermodelle mit Wählscheibe bereits ab 1973): Das Datentelefon, ausgestattet mit Tastenwahl und LED-Display, ermöglichte den Dialog zwischen Telefon und Computer, so dass Informationen direkt vom Rechner über das System 8811 ausgegeben werden konnten. Als Datenausgabegerät war ein geräuscharmer Drucker (Metalleinbrennverfahren) vorgesehen und eine optional erhältliche alphanumerische Tastatur erweiterte den Zeichenvorrat von 20 auf 55 Zeichen. Die Post verweigerte jedoch trotz des innovativen Charakters eine Genehmigung, so dass das Datentelefon wirtschaftlich kein Erfolg war.
- Nixdorf 8818 Digitales Vermittlungssystem ISDN (ab 1982): Mit der 1982 vorgestellten Nixdorf 8818 DVS war die NCAG der erste deutsche Hersteller eines digitalen Vermittlungssystems und zugleich war das 8818-System das erste von der Post in Deutschland zugelassene digitale Vermittlungssystem. Zwischen 30 und 600 Telefone oder Terminals konnten an die 8818 angeschlossen werden. Die Vermittlungskapazität ermöglichte 246 Teilnehmern das gleichzeitige Sprechen, bzw. Telefonkonferenzen mit bis zu sechs Teilnehmern. Ein Rufnummernspeicher von zehn Rufnummern sowie eine schnelle Wahlwiederholung stand jedem Benutzer zur Verfügung.
- Nixdorf BT01 (ab 1987): BTX-Telefon mit separatem Farbbildschirm und alphanumerischer Tastatur. Datenverarbeitung im Bereich Text, Bild und Sprache möglich.
- Digitales Telefon, Digifon (Nur für System 8818, kein Standard-Verfahren)
- Digitales ISDN-Telefon Octopus für die Deutsche Bundespost
- IBAS - erste ISDN-Klein-Nebenstellenanlage (Entwicklung wegen Siemens-Übernahme nicht vollendet)
- Nixdorf Pocket Computer LK-3000 (um 1975/1979)
- Tankstellen-Systeme mit Steuerung der Zapfsäulen-Anzeige und Datenübermittlung an die Kasse
Literaturverzeichnis
- Kemper, Klaus, Heinz Nixdorf - eine deutsche Karriere, Landsberg/Lech 1986. Verlag Moderne Industrie, ISBN 3-478-30120-3, Neuauflage in 2001.
- Heinz Nixdorf Stiftung, Heinz Nixdorf - Lebensbilder, Paderborn 2004. (im Heinz Nixdorf MuseumsForum zu erwerben, keine ISBN)
- Geschäftsberichte der Nixdorf Computer AG von 1968-1991, Archiv des Heinz Nixdorf MuseumsForums.
Weblinks
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