NORAD

NORAD
Dieser Artikel behandelt die Einrichtung zur Weltraumüberwachung, für NORAD ID bzw NORAD TLE zur Satellitenkennung siehe Satellitenbahnelement
Wappen von NORAD.

Das North American Aerospace Defense Command (NORAD) (Nordamerikanisches Luft- und Weltraum-Verteidigungskommando) ist eine gemeinsame Einrichtung der Vereinigten Staaten von Amerika und Kanadas, die den Weltraum überwachen und vor Angriffen mit Interkontinentalraketen (ICBM) warnen soll.

Die Einrichtung wird von einem Befehlshaber geführt, der direkt vom Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika und dem Premierminister Kanadas bestimmt wird. Gleichzeitig ist dieser Kommandeur auch der Kommandierende General des übergeordneten Regionalkommandos US Northern Command (NORTHCOM), das für den nordamerikanischen Kontinent zuständig ist. Das Hauptquartier liegt in der Peterson Air Force Base (Colorado). In den Cheyenne Mountains (Colorado) befindet sich die zentrale Koordinierungsstelle für sämtliche Sensorendaten. Es gibt drei regionale Kontrollzentren; sie befinden sich in der Elmendorf Air Force Base (Alaska), in der Tyndall Air Force Base (Florida) und in der Canadian Forces Base Winnipeg (Kanada).

Traditionell ist der Befehlshaber US-Amerikaner und sein Stellvertreter Kanadier. Derzeitiger Kommandeur ist General Victor E. Renuart, Jr. (USAF), sein Stellvertreter ist Lieutenant General Erick A. Findley vom Canadian Forces Air Command.

Inhaltsverzeichnis

Auftrag

NORAD ist die zentrale Führungsstelle für die Luftverteidigung und Frühwarnung der amerikanischen und kanadischen Luftstreitkräfte in CONUS. Gleichzeitig ist es auch für die Weltraumüberwachung und Verfolgung von gestarteten Interkontinentalraketen zuständig.

Die Überwachung schließt von Raketen übrig gebliebenen Weltraumschrott sowie das Aufspüren, Validieren und Warnen vor Angriffen auf Nordamerika mit Flugzeugen, Raketen oder Weltraumfahrzeugen ein.

Als oberster Einsatzführungsstab der Luftverteidigung ist NORAD vorgesetzte Kommandodiensstelle der Air Force North, dem Air-Force-Komponentenkommando des NORTHCOM, welches die 1st Air Force (1. Luftflotte) des Air Combat Command führt.

Geschichte

Hintergrund

Nördlicher Eingang von NORAD im Cheyenne Mountain
NORAD-Command-Center

Anfang der 1950er Jahre wuchs in Nordamerika das Empfinden einer Bedrohung durch sowjetische, mit Atombomben bewaffnete Langstrecken-Bomber, was die Regierungen der Vereinigten Staaten und Kanadas zur Zusammenarbeit in der Luftraum-Verteidigung von Nordamerika bewegte. Sie vereinbarten die gemeinsame Errichtung und Nutzung einer Reihe von Radarstationen an Amerikas Nordgrenze, um einen sowjetischen Angriff über den Nordpol frühzeitig aufspüren zu können. Die ersten Radaranlagen wurden 1954 in Dienst gestellt, befanden sich im Süden Kanadas nahe der Grenze zu den USA und wurden als Pinetree Line bezeichnet. Aufgrund von technischen Defiziten mussten aber weitere Anlagen errichtet werden. 1957 wurde die Mid-Canada Line errichtet, welche sich ca. 300 Meilen nördlich der Pinetree Line befand und größtenteils entlang des 55. Breitengrades führte. Sie konnte mit ihren Dopplerradaranlagen auch tieffliegende Flugzeuge aufspüren. Die dritte Linie wurde als Distant Early Warning Line (DEW Line) bezeichnet und wurde ebenfalls 1957 fertiggestellt. Diese war ein Verbund von 57 Stationen entlang des 70. Breitengrads. Alle drei Radarlinien ermöglichten eine Vorwarnzeit von drei Stunden vor einem Bomberangriff für alle größeren Städte. Angriffe über den Pazifik oder den Atlantik wären von AWACS-Flugzeugen, Schiffen der US-Navy oder von seegestützten Radaranlagen aufgespürt worden. Die Führung und Leitung dieses komplexen Systems wurde zu einer großen Herausforderung.

Einrichtung

Am 1. August 1957 kündigten die USA und Kanada an, ein gemeinsames Kommando einzurichten, das North American Air Defense Command. Am 12. September 1957 wurde der Betrieb in Colorado aufgenommen. Das formelle Abkommen zwischen den beiden Regierungen wurde am 12. Mai 1958 unterzeichnet. In den frühen 1960ern war bereits eine viertel Million Personen mit Arbeiten bzgl. NORAD involviert.

Umbenennung

Als Ende der 1950er Jahre der Sputnikschock die USA erfasste, und damit die Möglichkeit von Angriffen mit Interkontinentalraketen gegeben war, wurde beiden Staaten bewusst, die Überwachungsmaßnahmen erweitern zu müssen. Es wurde daraufhin ein Weltraumüberwachungs- und Raketenwarnsystem errichtet, um weltweite Raketenstarts aufspüren, verfolgen und identifizieren zu können. Diese Erweiterung der Aufgaben führte zur Umbenennung in North American Aerospace Defense Command.

1963 wurde damit begonnen, die Air Force zu verkleinern und die nun überholten Radaranlagen abzuschalten. Es wurden zwei unterirdische, atombombensichere Operationsbasen eingerichtet: die erste in den Cheyenne Mountain in Colorado und eine zweite an der North Bay in Ontario. In den frühen 1970ern wuchs die Erkenntnis, dass bei einem Einsatz von Nuklearwaffen sowohl der Angegriffene als auch derjenige, der den atomaren Erstschlag ausgeführt hat, zerstört werden würden (siehe Mutual assured destruction). Dies führte zu einer Kürzung des Luftverteidigungsbudgets und einer Neuausrichtung der Ziele von NORAD hin zu einer Wahrung der Sicherheit im Weltraum in Friedenszeiten. Es folgte eine signifikante Reduzierung der Luftverteidigungsanlagen bis in die 1980er Jahre.

Einer Studie der USA und Kanada, genannt Joint US-Canada Air Defense Study (JUSCADS), aus dem Jahr 1979 zufolge musste die Luftüberwachung mit Hilfe der Distant Early Warning Line durch eine verbesserte Radarlinie in der Arktis, dem North Warning System (NWS), ersetzt werden. Außerdem sollten dem NORAD mehr moderne Jagdflugzeuge zugeteilt sowie mehr Verwendung der AWACS-Flugzeuge genehmigt werden. Diese Empfehlungen wurden 1985 durch die Regierungen genehmigt. Zusätzlich wurde das neue United States Space Command im September 1985 gegründet, was als Unterstützung zum NORAD geplant war.

Neudefinierung des Auftrages

Nach dem Ende des Kalten Krieges mussten die Ziele von NORAD neu definiert werden. Um Kürzungen zu vermeiden, wurde ab 1989 auch damit begonnen, Anti-Drogen-Operationen zu unterstützen, z. B. durch die Radarverfolgung von kleinen Flugzeugen. Die Distant Early Warning-Anlagen in den Cheyenne Mountains wurden zwischen 1986 und 1995 durch die Radare des North Warning System ersetzt.

2006 wurde NORAD offiziell vom Tiefenbunker in Cheyenne Mountain auf die Peterson Air Force Base verlegt. Der Bunker in Cheyenne Mountain wurde in den Status „warm standby“ (In Reserve bei sofortiger Einsatzbereitschaft) versetz. Mit dieser Maßnahme will man in Krisen schneller und flexibler reagieren können. Die Aufgaben haben sich in Richtung Luftraumkontrolle und Terrorabwehr entwickelt.[1]

Liste der NORAD-Kommandeure

Nr. Name Beginn der Berufung Ende der Berufung
20 General Victor E. Renuart, Jr. (USAF) 23. März 2007 ---
19 Admiral Timothy J. Keating (USN) 5. November 2004 23. März 2007
18 Gen. Ralph E. Eberhart (USAF) 22. Februar 2000 5. November 2004
17 Gen. Richard B. Myers (USAF) 14. August 1998 22. Februar 2000
16 Gen. Howell M. Estes III. (USAF) 27. August 1996 13. August 1998
15 Gen. Joseph W. Ashy (USAF) 13. September 1994 26. August 1996
14 Gen. Charles A. Horner (USAF) 30. Juni 1992 12. September 1994
13 Gen. Donald J. Kutyna (USAF) 1. April 1990 30. Juni 1992
12 Gen. John L. Piotrowski (USAF) 6. Februar 1987 30. März 1990
11 Gen. Robert T. Herres (USAF) 30. Juli 1984 5. Februar 1987
10 Gen. James V. Hartinger (USAF) 1. Januar 1980 30. Juli 1984
9 Gen. James E. Hill (USAF) 6. Dezember 1977 31. Dezember 1979
8 Gen. Daniel James, Jr. (USAF) 1. September 1975 5. Dezember 1977
7 Gen. Lucius D. Clay, Jr. (USAF) 1. Oktober 1973 29. August 1975
6 Gen. Seth J. McKee (USAF) 1. August 1969 30. September 1973
5 Gen. Raymond J. Reeves (USAF) 1. August 1966 31. Juli 1969
4 Gen. Dean C. Strother (USAF) 1. April 1965 29. Juli 1966
3 Gen. John K. Gerhart (USAF) 1. August 1962 30. März 1965
2 Gen. Laurence S. Kuter (USAF) 1. August 1959 30. Juli 1962
1 Gen. Earle E. Partridge (USAF) 12. September 1957 30. Juli 1959

„Tracking Santa Claus“

NORAD zieht jedes Jahr zu Weihnachten das öffentliche Interesse auf sich, wenn behauptet wird, den Weihnachtsmann auf seinem Weg rund um die Welt verfolgen zu können. Diese Tradition hat ihren Ursprung im Jahre 1954 und rührt von einem Schreibfehler in einer Telefonnummer her, den ein Sears-Geschäft in Colorado verursacht hatte. Kinder, die diese Nummer anriefen, dachten, sie würden Santa Claus anrufen, bekamen stattdessen aber NORAD ans Telefon.

Verweise

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freiburg, Friederike. SPIEGEL ONLINE (deu). Das stille Ende des Superbunkers. Abgerufen am 20. Oktober 2006.

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