NRW-Flasche

NRW-Flasche
Flaschen mit Bügelverschluss in einem historischen Bierkasten

Bierflaschen gehören wie Getränkedosen und Fässer zu den Behältnissen, in die Bier gefüllt wird, um es zu konservieren und vor äußeren Einflüssen abzuschirmen.

Die Flaschen sind zum Großteil aus Glas hergestellt, seit Anfang der 2000er Jahre sind jedoch auch zunehmend Kunststoffflaschen in Gebrauch. Verschlossen sind Bierflaschen heutzutage in der Regel mit Kronkorken. Einige Brauereien verwenden wiederverschließbare Bügelflaschen, wie sie vor Einführung des Kronkorkens üblich waren. Schraubverschlüsse finden vor allem bei Kunststoffflaschen Anwendung. Neuerdings wird Bier auch in Flaschen mit einem, durch besondere Gestaltung des Flaschenhalses, schraubbaren Kronkorken angeboten. Bierflaschen kommen einzeln in den Handel oder in Kästen à 9, 10, 11, 20 (0,5-l), 24 oder 25 (0,33-l), beziehungsweise 30 (0,33-l) Flaschen. Ebenso gibt es Holzkästen á 12 Flaschen, Kästen mit drei Sechserträgern (Sixpacks) zu 0,5 Liter die Flasche, Kästen mit vier Sixpacks zu 0,33 Liter die Flasche oder das Hamburger Bier Astra in Achtergebinden. Neben Mehrwegflaschen sind auch Einwegflaschen gebräuchlich, für die wie für Bierdosen jedoch ein höheres Einwegpfand zu entrichten ist. "Sixpacks" (6 x 0,33-l-Flaschen mit Kartonumverpackung) sind in Deutschland deshalb heutzutage meist Mehrwegflaschen und nicht mehr Einweggebinde. Der Preis für eine Flasche liegt bei 12 Cent. Das Pfand in Deutschland beträgt 8 Cent.

Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts löste die Bierflasche nach und nach die bis dahin übliche Fasslagerung ab. Das Zeitalter der Bierflaschen und Flaschenbiere begann.

Inhaltsverzeichnis

Flaschengrößen

0,5-Liter-Longneck-Flasche

Die Flaschengrößen sind einem Wandel unterworfen, so waren früher in Deutschland Literflaschen üblich.

Heutige gängige Flaschengrößen in verschiedenen Ländern:

  • In Deutschland sind Flaschen mit 0,33 und 0,5 Litern gebräuchlich.
  • In der Schweiz waren bis in die 1990er Jahre Pfandflaschen von 0,58 Litern üblich. Heute dominieren die europaweit genormten Pfandflaschen von 0,33 und 0,5 Litern. Regional sind auch Literflaschen gebräuchlich.
  • In Österreich sind hauptsächlich Pfandflaschen von 0,5 Litern - meist in der NRW-Form - in Verwendung, umgangssprachlich werden diese als Hülse bezeichnet. Einige Sorten werden allerdings in Einwegflaschen von 0,25–0,33 Litern angeboten.
  • In Belgien sind Flaschengrößen von 0,25 und 0,33 Litern üblich. Flaschen von 0,375 Litern sind üblich für Lambics. Es gibt Flaschen bis zu 3 Liter Größe z. B. Chimay.
  • In Frankreich sind Flaschen mit einer Größe von 0,25 und 0,65 und 0,75 Liter üblich.
  • In Brasilien und Italien sind auch Flaschengrößen von 0,6 und 0,66 Liter gebräuchlich.
  • In Spanien und Portugal sind 0,25- und 1-Liter-Flaschen und Dosen zu 0,33 oder 0,5 Liter üblich.
  • In Argentinien ist die Standardgröße im Supermarkt oder am Kiosk 1 Liter, die Standardgröße in der Kneipe ist etwa 0,66 oder 0,75 Liter, seltener auch 0,33 Liter.
  • In vielen osteuropäischen Staaten findet man Bierflaschen aus Plastik, die bis zu 2,5 Liter Bier beinhalten
  • In Südasien ist die Standardgröße 0,7 Liter.

Flaschenformen

Sechs verschiedene Flaschenformen

In Deutschland war bis Anfang 1989 weitgehend die sog. Euro2-Flasche Standard (auf dem Bild zweite von rechts). Danach stellten beinahe alle großen Brauereien auf die sog. NRW-Flasche um (Bild: dritte von links). Heute sind aufgrund der Markenpositionierung oft Longneckflaschen (Langhalsflaschen-erste von rechts) anzutreffen. Da damit eine Erneuerung der Abfüllmaschinen verbunden war, behielten einige kleinere Brauereien die alte NRW-Flasche (seltener Euro2-Flasche) bei.

Farbe

Biersammlung in einem Schaufenster in Venedig

Vor und in den 1950er Jahren, in der DDR bis in die 1980er Jahre hinein, waren außer den braunen Bierflaschen auch grüne weit verbreitet. Untersuchungen haben allerdings ergeben, dass das Bier in grünen Flaschen schneller altert als in den lichtundurchlässigeren braunen, und es zeigte sich auch, dass braune Flaschen bei den Verbrauchern beliebter sind. Deshalb werden etwa seit Mitte der 1960er Jahre fast ausschließlich braune Flaschen verwendet. Einige Marken wie Pilsner Urquell, Beck's, Jever, Wicküler, Brinkhoff’s, DAB, Heineken oder Ottakringer setzen jedoch weiterhin auf die grüne Farbe speziell als Wiedererkennungsfaktor. Darüber hinaus verwenden einige Biermarken beim Verkauf von Mixgetränken teilweise andere Flaschenfarben als beim Pils.

Bei Klarglas-Bierflaschen enthält das Flaschenglas ein spezielles Metalloxid, das als Lichtschutz dient. Entwickelt wurde dieser Glastyp durch die Firma Rexam in Nienburg/Weser.

Stabilität

Erfahrungswerte für die Stabilität einer Neuflasche und deren Haltbarkeit während des Produktzyklus' können variieren.[1]

  • Umlaufzahl. Mehrwegbierflaschen können Umlaufzahlen (Wiederverwendung) von bis zu 20 erreichen, unter optimalen Bedingungen bis zu 50. Durchschnittswerte liegen eher in der Größenordnung von 5 bis 9 Umläufen. Niedrige Umläufe werden mit individualisierten Flaschen (z.B. Embossing des Brauereilogos auf der Flasche), höhere mit Standardflaschen erreicht. Ein weiterer Faktor, der die Umlaufzahl erniedrigt, ist die Rückführung gemischter Flaschentypen im Leergut, die in den meisten Brauereien aussortiert werden.
  • Stabilitätskontrolle. Zuerst werden Flaschen in der Brauerei maschinell inspiziert (Empty Bottle Inspector, auch EBI). Kriterien für das Aussortieren sind (a) Beschädigungen der Mündung, (b) nicht reinigbare Verschmutzungen (z.B. Einbringen von sperrigen Fremdkörpern) und (c) der Zerkratzungsgrad (Scruffing; Kratzer, Schleifspuren und sonstigen Oberflächenfehler). Flaschen, die diese Sortierung passieren, aber aufgrund ihrer Abnutzung nicht mehr ausreichend druckbeständig sind, zerspringen oft beim Reinigen (85°C mit Lauge) oder bei der Füllung (> 4,0 bar).
  • Druckbeständigkeit. Die Innendruckbeständigkeit einer gefüllten, mit Kronkorken verschlossenen Bierflasche bei etwa 18°C (Raumtemperatur) liegt um 10 bis maximal 40 bar. Diese nimmt aber rasant mit jedem Kratzer an und in der Flasche ab. Der Kronkorkenverschluss ist der gewollte Schwachpunkt. Er soll bei > 6 bar Innendruck undicht werden und den Druck ablassen (abblasen in der Brauersprache). Dies ist eine Maßnahme der Sicherheit, um unter Normalbedingungen einem Platzen der Glasflasche vorzubeugen.
  • Flaschengeometrie. Die Form und Wanddicke der Bierflasche, sowie die Form des Flaschenbodens (konkave Wölbung nach innen) haben einen Einfluss auf die Stabilität der Flasche, was z.B. beim Entwurf neuer Flaschentypen berücksichtigt werden muss.
  • Kälte. Die Stabilität einer gefüllten, verschlossen Bierflasche hängt ab vom Alkoholgehalt, dem CO2-Gehalt, dem Scruffing-Grad der Flasche, der Füllhöhe, der Kühlungsgeschwindigkeit und der Flaschengeometrie. Die Eisbildung (noch weitere Volumenzunahme des Wassers) wird zwar durch den gleichzeitig zunehmenden Druck in der Flasche verzögert, steigt aber bei weiterer Abnahme der Temperatur weiter an. Aus Sicherheitsgründen sollte ein normale verschlossene Bierflasche nicht unter 2,2° C gekühlt werden. Selbst wenn das Bier nicht gefriert, besteht die Gefahr einer dauerhaften Trübung (Kältetrübung durch im Bier gelöste Proteine), die nicht schädlich ist, das Bier aber unansehnlich macht.
  • Hitze. Biere mit 5,4 g/l CO2 erreichen bei Normalbedingungen etwa einen Innendruck von 2,2 bar. Der Innendruck einer gefüllten, verschlossenen Bierflasche erhöht sich mit steigender Temperatur durch die damit verbundene Abnahme der Löslichkeit von CO2 in wässriger Lösung. Ebenso erhöht ein Schütteln den Innendruck und auch Biere mit höherem CO2-Gehalt haben einen erhöhten Innendruck. Bei 50° C erreicht eine gefüllte, verschlossenen Bierflasche einen Innendruck von etwa 5 bis 6,5 bar, was die Gefahr des CO2-Verlustes durch das Abblasen des Kronkorkens birgt (Abblasverhalten: Kronenkorken Typ A bei 8 bis > 11 bar; Kronenkorken Typ B bereits bei über 5 bar). Eine Gefahr des Platzens besteht nicht unmittelbar, kann aber auch nicht ausgeschlossen werden (s.o. Scruffing). Jede Bewegung einer derart heißen Flasche sorgt für ein rasantes Ansteigen des Innendruckes, welchen der abblasende Kronkorken unter Umständen nicht abfangen kann und die Flasche platzt. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass eine erhöhte Temperatur auch den Geschmack des Bieres verändert.

Einzelnachweise

  1. Die hier erwähnten Daten wurden freundlicherweise von den Qualitätssicherungsabteilungen zweier großer deutscher Brauereien auf Anfrage mitgeteilt (Stand: Jan. 2008).

Siehe auch


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