NS-Black-Metal

NS-Black-Metal
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National Socialist Black Metal (NSBM; deutsch „Nationalsozialistischer Black Metal“) ist eine Bezeichnung für neonazistische Strömungen innerhalb der Black-Metal-Subkultur.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Innerhalb der Black-Metal-Subkultur herrschen Kontroversen, inwiefern eine Band zum NSBM zählbar ist oder nicht. Als Kriterium für eine Einstufung als NSBM gilt landläufig die Erfüllung folgender Kategorien:

  • Die Musiker vertreten eine nationalsozialistische Gesinnung und verarbeiten diese Ideologie oder Aspekte derselben in ihrem Auftreten und der Musik
  • Die Musik sollte im Großen und Ganzen als Black Metal definierbar sein

Bands, deren Mitglieder eine nationalsozialistische Einstellung haben, diese allerdings nicht in ihren Texten verarbeiten, werden in der Regel nicht dem NSBM zugerechnet.

Auch bestehen neben überzeugt nationalsozialistischen Bands solche, die weniger den Nationalsozialismus als vielmehr das Dritte Reich ausschließlich als brutales Geschichtsereignis verherrlichen, entweder aus einer misanthropischen Position heraus (wenngleich Misanthropie Hass auf die gesamte Menschheit beziehungsweise „den Menschen an sich“ bedeutet, wohingegen sich der Nationalsozialismus gegen ethnische und ideologische Gruppen richtet) oder aus einer ablehnenden Haltung gegenüber dem sowohl bei konventionellen als auch rechtsextremen Szeneangehörigen verhassten Christentum, das aus dem Judentum hervorging, welches von den Nazis zu vernichten versucht wurde.

Es existieren auch Bands, welche mit NS-Symbolik provozieren, dies nach eigener Aussage aber ohne politischen Hintergrund betreiben; ein Beispiel hierfür ist die Band Taake, deren Sänger am 20. März 2007 im Essener Club Turock mit einem auf die Brust gemalten Hakenkreuz auftrat[1] und das Publikum bespuckte und mit Glasflaschen und glimmenden Zigaretten bewarf, im Nachhinein jedoch beteuerte, dass Taake keine Band mit nationalsozialistischem Gedankengut sei, sondern das Konzept der Band auf Provokation aufbaue. Den Besitzer des „Turock“ jedoch beschimpfte er als „Untermenschen“.[2] Kritiker unterstellen jenen Bands allerdings die Absicht, sich in einer Grauzone aufzuhalten.

Innerhalb der Berichterstattung über die Szene wird eine erweiterte Definition des Begriffes benutzt, der rechtsextrem oder rassistisch eingestellte Gruppen einschließt, die sich im Umfeld der Szene bewegen. Des Weiteren werden oft auch heidnische Bands der Pagan-Metal-Szene unreflektiert und oft fälschlicherweise dem NSBM zugeordnet.[3]

Gedankengut

Das Gedankengut stellt eine Vermischung von im Black Metal geläufigen ideologischen Ansätzen in einer rechtsextremen Auslegung dar, d. h. es werden okkulte, heidnische oder esoterische Elemente mit denen faschistoider Strömungen vermengt. Im Gegensatz zum Rechtsrock sind wirklich politische Inhalte bei Vertretern des NSBM allerdings selten anzutreffen. Anstatt aktueller politischer Aspekte oder solcher des Nationalsozialismus finden sich in den Texten meistens eher Bezüge auf die Blut-und-Boden-Ideologie, Ahnenverehrung oder eine Vermischung von heidnischen und nationalsozialistischen Elementen. Oftmals wird hierbei das Dritte Reich in einen heidnischen oder okkulten/satanistischen Kontext gerückt. Hendrik Möbus von der Band Absurd beispielsweise bezeichnete den Nationalsozialismus als „die vollkommendste (und einzig realistische!) Synthese aus satanischem/luziferischen Willen zur Macht, dem elitären Sozialdarwinismus verbunden mit arisch-germanischem Heidentum.“[4]) und sich hierbei u. a. auf die Symbolik des Nationalsozialismus und die Verbindungen zwischen NSDAP und Thule-Gesellschaft bezogen; dass das Christentum das Judentum bereits zu Zeiten des Heiligen Römischen Reiches bekämpfte und der Nationalsozialismus auch Unterstützung von kirchlicher Seite (etwa durch die Deutschen Christen) erfuhr, wird dabei allerdings ausgeblendet oder sogar geleugnet; Hjarulv Henker von Der Stürmer beispielsweise behauptete:

„I don’t think that a dogma like christianity has a place in Aryandom. There is no way to make christianity fit into the Weltanschauung of the Aryan Overman. Christianity teaches humbleness, the loss of National and Racial identity, and equality, things alien to our cosmotheory. You cannot combine jesus with characters who represent Aryan ethics. The term “Aryan Christianity” is oxymoron, it is like trying to mix marxism with NS. The outcome will be something completely alien and it will prove dangerous in the future. One is either Aryan or christian. On the other hand, why should one blend christianity with Aryan ethos and ideals instead of reawakening the Ancient Archetypes in their original, pure form? Christianity is christianity and it is jewish by its very birth and conception, a vehicle in the jewish world domination and designed as such.“

Hjarulv Henker: [5]

Essentielle Grundlage der Ideologie sind das (Neu-)Heidentum in Form des Ásatrú oder Wotanismus/Odinismus sowie verschiedene okkultistische und esoterische Konzepte in einer manchmal neonazistischen, rassistischen und insbesondere antisemitischen Auslegung und Deutung. Die Arier (vedisch: „arya“; „die Edlen“) stammen demnach von den (nordischen) Göttern (Asen) ab und sollen allen anderen Menschenarten daher überlegen sein. Ein Beispiel für die Vermischung heidnischen und nationalsozialistischen Gedankengutes stellt das Absurd-Album „Asgardsrei“ dar, laut dessen Booklet der Begriff „Asgardsrei“ ein göttliches, germanisches Kriegertum, welches sich während des Mittelalters und der Neuzeit Europas vor allem in den Tempelrittern, den deutschen Ordensrittern und der Waffen-SS gezeigt haben soll, bezeichnet. Eine Verbindung dieser Elemente findet sich auch bei Varg Vikernes von der Band Burzum, der Adolf Hitler ebenfalls als einen der Krieger der Asgardsrei bezeichnete.[6] Eine Vermischung esoterischer und nationalsozialistischer Elemente findet sich beispielsweise bei der Band Der Stürmer, die von einem „esoterischen Hitlerismus“ spricht, der an die Schriften von Savitri Devi und Julius Evola angelehnt sei.[5]

Als vermeintlicher Beweis dieser Überlegenheit dient neben der Berufung auf eine behauptete germanische Hochkultur, die jedoch geschichtswissenschaftlich nicht belegt ist, sowie auf die Kulturen der alten Griechen und Römer die Behauptung, dass auch alle anderen Hochkulturen wie die der Sumerer und alten Perser von „Ariern“ begründet worden sein sollen oder zumindest alles Herausragende von diesen übernommen worden sei. Ursachen für den Niedergang solcher alten Hochkulturen seien „Rassenmischung“ und „Entartung“ gewesen.[7] Es gelte daher, an die „uralten Werte“ und Höhepunkte der „arischen Geschichte“ anzuknüpfen – zu denen ganz besonders das Dritte Reich zähle. Diese Darstellung ähnelt inhaltlich einigen Äußerungen aus dem Kapitel „Volk und Rasse“ in Adolf Hitlers „Mein Kampf“.

Das Christentum, auch abfällig „Judäo-Christentum“ genannt, wird als jahrtausendealter Plan einer jüdischen Weltverschwörung betrachtet, um die Arier durch die Verdrängung ihres „Artglaubens“ und ihrer „ursprünglichen“ Kultur zu schwächen und dadurch leichter knechten zu können.[8]

Ein Teil der NSBM-Szene hängt neben dem Wotanismus einer eigenen Auslegung des Satanismus an, in der Satan als „ur-arische“ Gegenmacht zum „Judengötzen Jehovah“, dem jüdisch-christlichen Gott, betrachtet wird. Genau wie Jehova der Stammvater der Juden sei, sei Satan der Stammvater – oder zumindest Erschaffer – der Arier. Diese Auslegung wird oft als „völkischer Satanismus“[9] oder „arischer Satanismus“ bezeichnet; Chraesvelgoron von der Band The True Frost beispielsweise bezeichnete die „weiße Rasse“ im Szene-Almanach von 1998 als „Satans Rasse“[10]. Teils werden die sich bei der SS und in den Verbindungen zwischen NSDAP und Thule-Gesellschaft aufzeigenden okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus als charakteristisch für das Dritte Reich angesehen und dieses somit in einen okkulten oder satanistischen Kontext gerückt; laut Chraesvelgoron war der Nationalsozialismus „ein vielversprechender Versuch [...], den Satanismus auf eine kollektive Größe zu beziehen. Mit anderen Worten: Der NS ist die politische Erscheinungsform des Satanismus, er ist die kollektive Vergöttlichung des Menschen als ein soziales Tier – ›Göttlichkeit statt Menschlichkeit‹“.[11] Sein Bandkollege Sadorass bezeichnet diese Ideologie als „eine konsequente Weiterentwicklung von ›Blut und Boden‹ (völkischer Weg), diversen okkulten Lehren und den Ideen von Nietzsche in Verbindung mit Darwinschen Evolutionslehren“.[12]

Viele heidnische und NSBM-Bands betrachten den Satanismus allerdings als Teil des verhassten Christen- oder Judentums: Laut Capricornus (Capricornus, Ex-Graveland, Ex-Infernum) ist Satan „jüdischer Scheiß“.[13]. Umgekehrt verachtet der Kern der Black-Metal-Szene heidnische Bands und rechnet sie dem Black Metal aufgrund des fehlenden Bezuges zum Satanismus nicht zu.

Die NSBM-Szene ist zwar extrem rassistisch, ansonsten jedoch international ausgerichtet, da sie alle „weißen, arischen Völker“ als gleichwertig betrachtet. Chauvinismus gegenüber Angehörigen eines anderen solchen Volkes gilt in der NSBM-Szene daher als Verrat an einer behaupteten „weißen Rasse“. Dieser Grundgedanke entstammt der White-Power-Ideologie, die auch innerhalb der sonstigen Neonaziszene – vor allem der Musikszene – immer größere Bedeutung gegenüber der NS-Rassenlehre gewinnt und jene sogar schon überwiegend abgelöst hat. Der NSBM ist dieser Bewegung zuzuordnen, da in ihm beispielsweise von Anfang an deutsche und polnische Aktivisten eng zusammengearbeitet haben. Der Widerspruch zur Rassenlehre des Nationalsozialismus wird von slawischen NSBM-Anhängern „ausgeblendet, relativiert oder als historischer Irrtum entschuldigt. Dass nur die Juden eine Koalition Polens oder anderer osteuropäischer Staaten mit Nazi-Deutschland verhindert hätten, ist eine der gängigsten Verschwörungstheorien.“[14] Knjaz Varggoth, Sänger und Gitarrist der ukrainischen Band Nokturnal Mortum, liefert für diesen Widerspruch folgende Erklärung:

„Ich musste zwangsläufig feststellen, dass es sein Fehler war, der die Schwäche des weißen Mannes gegenüber der jüdischen Oligarchie offenbarte. Eine Vereinigung, der sich bekämpfenden Parteien unter dem Banner der Sonne, hätte zu einem Sieg unserer Rasse geführt. Wäre Hitler mit uns auf offenem Felde konfrontiert gewesen, hätte er, so denke ich, seinen Fehler erkannt. Aber die jüdische Provokation hatte die zwei arischen Völker schon gegeneinander aufgebracht und eine entsprechende politische Situation vor und während des Krieges geschaffen. Die Meinung Hitlers, dass Slawen keine Arier seien, ist völlig falsch. Heutzutage ist es bewiesen, dass Slawen fast die direktesten Nachfahren der großen uralten Arier sind.“

Knjaz Varggoth: Strength Through War, Nr. 2, 2001, o.S.: Nokturnal Mortum [Interview mit Knjaz Varggoth]. Zitiert nach Unheilige Allianzen, Seite 245

Goruths von der Band Temnozor, bei der Varggoth ebenfalls mitwirkte, betrachtet „die Slawen neben den Germanen und Kelten als Teil einer »monolithischen arischen Rasse«, deren heutigen Unterschiede aus der ›Degeneration‹ der »uralten hyperboreischen Superrasse des arischen Übermensch« [sic!] resultieren.“[15]

Para Bellum (Ex-Draugwath, Blackdeath) bezeichnet den Krieg gegen Russland als Hitlers einzigen Fehler: „Russland und Deutschland hätten in diesem Krieg zusammen gegen die Juden und Amerika kämpfen können.“[16]

Die NSBM-Ideologen beziehen sich beispielsweise auf den bekannten Schweizer Psychoanalytiker Carl Gustav Jung, den der SS angehörigen Esoteriker Karl Maria Wiligut, auch „Weisthor“ genannt, und die französisch-griechische Philosophin Savitri Devi, die sich auch nach 1945 deutlich zum Nationalsozialismus bekannte. So interpretiert Hendrik Möbus von der Band Absurd die Kirchenbrände in Norwegen als „kulturellen Atavismus“ und als „plötzlichen und unerklärlichen Rückfall in vorchristliche, mittelalterliche Zustände“. Seiner Meinung nach hätte Jung dies als Wiederauftreten alter Archetypen erklärt; diese seien im Kollektiven Unbewussten noch immer vorhanden und hätten von den norwegischen Black Metallern Besitz ergriffen, die sich „in einem archaischen Geisteszustand und wie einer Massenhysterie“ wiedergefunden und diesen Zustand auch bei anderen herbeigeführt hätten. Später hätten diese die Bedeutung dieser Emotionen erkannt, sich mit dem Heidentum zu identifizieren begonnen und nationalistischer Politik, die das heidnische Erbe erhalten und kultivieren sollte, zugewandt. Der NSBM sei die „logische Schlussfolgerung“ der Bewegung[17].

Ein Teil der Szene sieht den Nationalsozialismus als die einzige zum Black Metal passende Ideologie an.[5] Athalwolf, der an mehreren griechischen Bands, Labels, Fanzines und Mailordern beteiligt ist, wirft unpolitischen „Bands und Fans vor, nicht ›echt‹ zu sein. Ihr vermeintlich böses Auftreten würde den Bezug auf den Nationalsozialismus aus Sorge um ihr Image aussparen. [...] Diese »politisch korrekten [und] süß aussehenden« Bands sind »Idole für die Schwachen« und stehen im krassen Gegensatz zum ›echten‹ NS-Underground, wie Athalwolf erklärt.“[18] Carl Warslaughter von Bestial Mockery und der inzwischen aufgelösten NSBM-Band Sons of Satan äußerte, „[j]eder, der Black Metal von ganzem Herzen verehrt, sollte zumindest das Großartige am Faschismus erkennen.“[19]

„Es gibt eine starke Verbindung zwischen Black Metal und Nationalsozialismus. Weißer Black Metal ist ein musikalischer Atavismus, der Nationalsozialismus ist ideologischer und religiöser Art. Black Metal entstammt unserem völkischen Unbewusstem, genau wie der Nationalsozialismus. [...] Die allernatürlichste Ideologie für den Black Metal ist der Nationalsozialismus, und es gibt nur eine Zukunft für den Black Metal: die Synthese der Musik und der Ideologie voranzutreiben.“

Hendrik Möbus: Booklet der Kompilation „The Night and the Fog. A Tribute to the National Socialist Black Metal Underground“. Zitiert nach Unheilige Allianzen, Seite 152

Viele NSBM-Befürworter akzeptieren diese Vermischung allerdings nur, wenn sie ihrem Verständnis des Black Metal entspricht. Laurent Franchet von der Band Kristallnacht äußerte, Black Metal sei „keine exklusive NS-Musik: Der NS passt zur Weltanschauung des Black Metal, aber das ist nicht das einzige: Satanismus, Heidentum, Nihilismus kann durch den Black Metal verbreitet werden. Elitismus und Antisemitismus (oder Anti-Judeochristentum, wenn das einer bevorzugen sollte) sind meiner Ansicht nach die Basis der ideologischen Seite des Black Metal.“[20]

Organisation und Entwicklung

Oft als neue Erscheinung des Rechtsrock bezeichnet, fußt NSBM auf wesentlich komplexeren Wurzeln. Eine gänzlich falsche Aussage wäre es, zu behaupten, dass es sich bei NSBM um eine Art neuen Trend des Black Metal handelt, da neonazistische und antisemitische Gruppierungen schon immer in dieser Subkultur vorhanden waren und auf derartige Tendenzen auch zum Zweck der Provokation zurückgegriffen wurde. Die Black-Metal-Szene ist allerdings sehr facettenreich und der Großteil der Mitglieder als eher unpolitisch einzustufen.

Als einer der Wegbereiter der neonazistischen Tendenzen im Black Metal gilt allgemein Varg Vikernes, einziges Mitglied der Band Burzum, der laut einem Interview mit Blood & Honour „bereits um 1992 mit dem neonazistischen Magazin Gjallarhorn der Organisation Norges Nasjonalsocialistiske Bevegelse (NNSB) bzw. seinerzeit noch Zorn 88 in Berührung kam“[21] und sich noch vor seiner Inhaftierung wegen mehrerer Brandstiftungen und des Mordes an Øystein Aarseth dem „Weißen Arischen Widerstand“ angeschlossen haben soll.[22] Wenngleich seine Texte keine solchen Aussagen aufweisen und seine Musik daher im allgemeinen nicht als NSBM eingeordnet wird, stellen seine Bücher doch eine geistige Grundlage in dieser Subszene dar.

Die NSBM-Szene ist sehr international organisiert und agiert weitgehend konspirativ. In der Ukraine, Russland und Weißrussland verfügt die NSBM-Szene über ähnlich viele Bands wie der rechtsextremistische Teil der Skinheadszene, wodurch sie dort einen der wichtigsten Faktoren des subkulturell geprägten Rechtsextremismus überhaupt darstellt. Weitere geographische Schwerpunkte der NSBM-Szene sind unter anderem Polen, Griechenland und Frankreich sowie in Deutschland Thüringen, Sachsen, Franken und Brandenburg.

Die NSBM-Szene verfügt über enge Kontakte und zum Teil auch personelle Überschneidungen mit den international agierenden, rassistischen Skinheadorganisationen „Blood & Honour“ und „Hammerskin Nation“.

Dementsprechend kommt es auch vor, dass einige NSBM-Bands Rechtsrock-Bands covern; auf dem Album „Pestpogrom“ der Band Totenburg, deren Sänger auch bei der Rechtsrock-Band Eugenik und als politischer Aktivist tätig ist, beispielsweise findet sich als Hidden Track eine textlich abgeänderte Landser-Coverversion.

In letzter Zeit ist ein so deutliches Wachstum der NSBM-Szene zu beobachten, dass diese andererseits auch immer häufiger von antifaschistischen und politisch linken Organisation erkannt, angeprangert und bekämpft wird. Über Artikel auf den Plattformen wie „Turn it down!“ oder die schon länger bestehende Kampagne „Rock gegen Rechts“, aber auch verschiedene linke Periodika wird versucht Aufklärung zu leisten. Diese finden jedoch in der Black-Metal-Szene selbst wenig Anklang, was zum einen an übertrieben empfundenen Vorwürfen gegen Bands wie beispielsweise Impaled Nazarene [23] und teilweise schlecht recherchierten Artikeln liegt, zum anderen aber auch am unpolitischen Image der übrigen Szene kratzt. „Völkischer Pagan Metal und neonazistisches Auftreten“ sind laut den Autoren Christian Dornbusch und Hans-Peter Killguss „der Trend in der Black-Metal-Szene und dabei, sich auch im ›Mainstream‹ der Metal-Szene auszubreiten.“[24] Diese Entwicklung wird auch von einigen Bands, die die Ansichten von NSBM-Bands teilen oder zumindest nicht ablehnen, als „Trend“ angesehen und deshalb oder wegen der Vermischung des Black Metal mit politischen Ansichten bzw. dessen Nutzung als Propagandainstrument, wie sie beispielsweise die griechische Band Der Stürmer praktiziert,[25] abgelehnt. Die Band Darkened Nocturn Slaughtercult beispielsweise äußerte, sie teile bestimmte Ansichten „so genannter NSBM-Bands“, würde diesen „Missbrauch“ allerdings nie mitmachen;[26] „Politik im BM“ sei „[g]enauso unangebracht wie Black Metal Konzerte im Tageslicht“.[27] Umgekehrt betrachtet Mattias Gardell NSBM als eine Minderheit im Black Metal.[28]

Auch die rechtsextreme Szene befürwortet die Zusammenarbeit mit der Black-Metal-Szene nicht durchgehend: Während einige die textlichen Inhalte und Ideale befürworten, sehen andere Black Metal als Teil einer „Sex,-Drugs-&-Rock-’n’-Roll“-Kultur bzw. als entartete Musik an oder lehnen die Szene aufgrund der äußerlichen Erscheinung ihrer Mitglieder ab: „Bis heute passen manchem Neonazi die Langhaarigen nicht in ihr Weltbild, suspekt sind ihnen vor allem eben diese langen Haare, die sie mit den verhassten Hippies, Ökos und ›Zecken‹ verbinden.“[29]

„Die ›Black-Metal-Musik‹ ist abstoßend und beleidigend für jedes deutsche Ohr. Was man da an Mauschel- und Urwaldtönen hört, ist das Wunschkonzert der Black-Metal-Fanatiker. Black Metal und seine menschenverachtende Ideologie basiert grundsätzlich auf die völlige Verneinung jeglichen Lebens und hat nichts, aber auch gar nichts, mit dem Heidentum zu tun! Darum ist es wichtig, jeden Satanskult, der sich mit heidnischen Idealen umgibt, abzulehnen und zu bekämpfen. [...] Eine Daseinsberechtigung darf die ›Black-Metal-Szene‹ in der nationalen Bewegung nicht haben, denn sie ist letztendlich ein Feind, dem [sic] es zu vernichten gilt!“

White Supremacy, Nr. 2, 2000, S. 33, zitiert nach Unheilige Allianzen, S. 281

Stellung im Black Metal

Viele Black Metaller lehnen nationalsozialistische Ansichten sowie den wachsenden nationalsozialistischen Einfluss auf den Black Metal ab. Gründe dafür können neben der Ablehnung der Herdenmentalität[30] faschistischer oder allgemein totalitärer bzw. die eigene Individualität einschränkender Ansichten auch die heidnischen Wurzeln der meisten NSBM-Bands oder die Unvereinbarkeit dieser Ideologien[31] mit der eigenen, misanthropischen oder lebensverneinenden sein.

„Wo macht es Sinn, wenn so ein Kleinkind behauptet, ein totaler Menschenhasser zu sein und dabei noch so passenderweise sozialistische, lebensbejahende Ideen propagiert?“

Peter Wolinsky: Runenblut, Nr. 1, 2002, S. 15: Minutum Mundum [Interview mit Peter Wolinsky], von Lohan. Zitiert nach Unheilige Allianzen, S. 96

NSBM-Künstler bilden laut Mattias Gardell eine Minderheit im Black Metal[28] und werden von zahlreichen Black-Metal-Musikern wie den Gorgoroth-Mitgliedern King ov Hell[32], Tormentor[31] und Infernus[33] abgelehnt.

Während Teile der Szene neonazistische Bands und ihre Labels boykottieren, ziehen andere eine Trennlinie zwischen der Musik und den Botschaften und Musikern oder leugnen den ideologischen Kontext bzw. die Gesinnung der Musiker. Sie achten nicht auf rassistische Einstellungen, nach dem Credo: „Nur die Musik zählt“. Das Ausklammern der inakzeptablen Aspekte der Musik führt jedoch auch zu scharfer Kritik, da nach Meinung der Kritiker besonders im Black Metal Botschaft und Musik eine Einheit bilden würden; man würde den NSBM passiv unterstützen. Die großen Printmedien im Bereich des Black Metal, welche politisch eigentlich eher im mitte- bis linksliberalen Bereich anzusiedeln sind, tendieren zum Ignorieren von Tonträgern einschlägiger Bands.[8]

Das Buch Unheilige Allianzen löste in diesem Bereich eine kurz hochkochende Debatte auf, während dieser die Zeitschrift Legacy davon Abstand nahm, einzelne Werbungen diverser umstrittener Labels, wie beispielsweise No Colours Records, anzunehmen. Eine weitere Debatte fand auf den Leserbriefseiten des Metal-Magazins Rock Hard nach einem Artikel von Wolf-Rüdiger Mühlmann statt. [34]

Einzelnachweise

  1. Fotografie des Konzerts in Essen
  2. „Statement from Hoest“
  3. [1]
  4. Stormblast, Nr. 2-3, 1999., zitiert nach ak - analyse & kritik - zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 428 / 8.7.1999
  5. a b c Interview mit Der Stürmer im LEGEONES
  6. Interview mit Varg Vikernes im griechischen Metal Hammer
  7. Interview mit Varg Vikernes
  8. a b ak - analyse & kritik - zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 428 / 8.7.1999
  9. Wintry Night Nonstop/Aenaon Skotos Anosion, o.J., ca. 2000, o.S.: Frost/Sadorass [Interview mit Sadorass]. Zitiert nach Unheilige Allianzen, Seite 202
  10. Szene-Almanach 1998, S. 48
  11. Strength through War, Nr. 4, Sommer 2003, o.S.: Frost. Interview answered by Chraesvelgoron. Zitiert nach Unheilige Allianzen, Seite 202
  12. Flagellation, Nr. 2, 2001, S. 29. Zitiert nach Unheilige Allianzen, Seite 203
  13. Gammadion, Nr. 1, 1997, o.S.: Capricornus. Zitiert nach Unheilige Allianzen, Seite 241
  14. Unheilige Allianzen, Seite 239
  15. Unheilige Allianzen, Seite 250
  16. Medieval Tortures, Nr. 3, ca. 2000, S. 39. Zitiert nach Unheilige Allianzen, Seite 250
  17. „National Socialist Black Metal“ von Hendrik Möbus, Mirror auf Archive.org
  18. Unheilige Allianzen, Seite 233
  19. Satanic Carnage, Nr. 1, o.J. (2000/2001), o.S.: Bestial Mockery [Interview mit Carl Warslaughter]. Zitiert nach Unheilige Allianzen, Seite 259
  20. Final Solution, Nr. 3, 2003, o.S.: Uruk-Hai [Interview mit Defernos]. Zitiert nach Unheilige Allianzen, Seite 221
  21. Unheilige Allianzen, Seite 277
  22. Artikel der Berliner Zeitung von 1996
  23. Artikel in der jungle-world
  24. Unheilige Allianzen, Seite 290
  25. Interview mit Der Stürmer im BLASPHEMER
  26. Interview im Explosion Cerebral Zine, 2004
  27. Interview im Final War, 2003
  28. a b Mattias Gardell: Gods of the Blood, S. 307
  29. Unheilige Allianzen, Seite 280
  30. DISSECTION. Interview mit Jon Nödtveidt, Juni 2003
  31. a b Tormentor von Gorgoroth in Metal Heart 2/00
  32. Interview mit JOTUNSPOR :: Maelstrom :: Issue No 50
  33. BLABBERMOUTH.NET - GORGOROTH Guitarist INFERNUS: 'I Personally Am Against Racism In Both Thought And Practice'
  34. Mühlmann, Wolf-Rüdiger: Der rechte Rand im Black Metal. In: Rock Hard, Nr. 241, Juni 2007

Literatur

Deutsch

  • Christian Dornbusch, Hans-Peter Killguss: Unheilige Allianzen. Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus. Münster, Unrast Verlag, 2005, ISBN 3-89771-817-0
  • Johannes Lohmann, Hans Wanders: Evolas Jünger und Odins Krieger - Extrem rechte Ideologien in der Dark-Wave- und Black-Metal-Szene in: Christian Dornbusch, Jan Raabe: RechtsRock - Bestandsaufnahme und Gegenstrategien. (S. 287-311) Hamburg/Münster, Unrast Verlag, 2002, ISBN 3-89771-808-1.
  • Michael Moynihan, Didrik Søderlind: Lords of Chaos. Satanischer Metal: Der blutige Aufstieg aus dem Untergrund. Zeltingen, Index Verlag / Promedia, 2005, ISBN 3-936878-00-5 / Los Angeles, Feral House Books, 1998, ISBN 0-922915-48-2 (englische Originalausgabe)

Englisch

  • Nicholas Goodrick-Clarke: White Noise and black metal in: Black Sun: Aryan Cults, Esoteric Nazism and the Politics of Identity (S. 193-213). New York University Press, 2002, ISBN 0-8147-3124-4
  • Mattias Gardell: Hail Loki! Hail Satan! Hail Hitler! Darkside Asatrú, Satanism and Occult National Socialism in: Gods of the Blood: The Pagan Revival and White Separatism. (S. 284-324). Duke University Press, 2003, ISBN 0-8223-3071-7

Weblinks


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