Nachschuß

Nachschuß
Oliver Neuville kurz vor der Ausführung eines Strafstoßes

Der Strafstoß (schweiz., auch österr. Penalty, meist als Elfmeter bezeichnet) beim Fußball ist eine vom Schiedsrichter verordnete Spielstrafe, die eine von einer Regelwidrigkeit benachteiligte Mannschaft in eine aussichtsreiche Position zum Torerfolg bringt. Vom Strafstoß ist das Strafstoßschießen zur Ermittlung eines Siegers (zur Spielentscheidung) zu unterscheiden (s. u.). Der Strafstoß wird dann durchgeführt, wenn ein Regelverstoß (meist Foul oder Handspiel), der einen direkten Freistoß nach sich zöge, innerhalb des eigenen Strafraumes stattfindet. Da ein Strafstoß eine spielentscheidende Situation sein kann, versuchen einige Spieler, ein Foul vorzutäuschen (so genannte „Schwalbe“), indem sie sich im gegnerischen Strafraum fallen lassen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Strafstoßes

Der Strafstoß wurde 1891 in Irland erfunden. Als Erfinder des Strafstoßes gilt der Leinenfabrikant und Sportsmann William McCrum, der als Torhüter von 1890-1891 beim Milford Everton FC in der Irish Football League zwischen den Pfosten stand. Der Strafstoß war als Ausgleich gedacht, wenn der Gegner absichtlich ein Bein stellt oder tritt. Noch im gleichen Jahr schlug die irische FA vor, den Strafstoß allgemein einzuführen, was nach einigen Debatten auch geschehen sollte.

In Deutschland wurde der Strafstoß 1893 eingeführt. Zunächst gab es sowohl in England als auch in Deutschland keinen Strafstoßpunkt, sondern eine Linie, die parallel zur Torlinie in einer Entfernung von 12 Yards (also fast genau 11 Meter, woher auch die übliche Bezeichnung stammt) zum Tor quer über das ganze Spielfeld verlief, diese hieß auch „Sühnelinie". Von überall auf der Linie aus durfte beim Strafstoß geschossen werden. Der Torhüter durfte sich bis zu fünfeinhalb Meter von der Torlinie entfernen. Im Jahre 1902 wurde der Strafpunkt zusammen mit dem Strafraum (oft als 16-Meter-Raum bezeichnet) eingeführt und die Linie durch einen Punkt ersetzt.

Seit 1906 darf der Torhüter die Torlinie beim Strafstoß nicht verlassen. Er durfte sich jedoch bis zum Schuss auf der Torlinie bewegen, was 1929 abgeschafft wurde, jedoch seit 1997 wieder erlaubt ist.

Ausführen des Strafstoßes

Der Strafstoß wird von einem Punkt fast genau 11 Meter (oder in der englischsprachigen Norm auch 12 yards = 10,9728 m) von der Torlinie in Richtung Mittelpunkt durchgeführt. Alle Spieler, außer dem Schützen der angreifenden und dem Torhüter der verteidigenden Mannschaft, müssen mindestens 9,15 m oder 10 yards (9,144 m) vom Ball entfernt, außerhalb des Strafraumes sowie hinter dem Strafstoßpunkt (näher an der Mittellinie) auf dem Spielfeld stehen. Der Raum, der weniger als 9,15 von der Strafstoßmarke entfernt ist, aber nicht im Strafraum liegt, wird vom Teilkreis am Strafraum markiert. Bei der Ausführung des Strafstoßes darf sich der Torwart nur auf der Torlinie bewegen. Ein Strafstoß muss vom Schiedsrichter mit einem Pfiff freigegeben werden. Wie beim Freistoß setzt der Schuss das Spiel fort. Nachdem der Ball sich bewegt dürfen also alle Spieler in den vorher gesperrten Bereich eindringen und können, falls der Ball nicht ins Tor oder Aus geht, in der Folge direkt ins Spiel eingreifen. So darf der Strafstoßschütze beispielsweise einem Mannschaftskameraden den Ball auflegen (indirekte Ausführung), muss ihn jedoch nach vorn spielen. Der Schütze selbst darf den Ball erst dann wieder spielen, wenn nach seinem Schuss mindestens ein anderer Spieler den Ball berührt hat. Das bedeutet zum Beispiel, dass der Strafstoßschütze den Nachschuss ausführen kann, wenn der Elfmeter vom Torwart abgewehrt wurde. Springt der Ball jedoch vom Pfosten oder der Latte zu ihm zurück, darf er das nicht. Berührt der Strafstoßschütze trotzdem zweimal hintereinander den Ball, gibt es an der Stelle, an der er den Ball ein zweites Mal berührt hat, indirekten Freistoß für die verteidigende Mannschaft.

Der Anlauf darf nur abgestoppt werden, soweit dies kein unsportliches Täuschen beinhaltet. Ein Innehalten unmittelbar vor oder in der eigentlichen Schussbewegung stellt einen Regelverstoß dar. Geht der Ball in diesem Fall ohne eine Berührung des Torhüters neben das Tor, gibt es einen Abstoß. Springt der Ball vom Torhüter und/oder vom Pfosten und/oder der Latte zurück ins Feld, wird das Spiel mit einem indirekten Freistoß, dort fortgesetzt, wo sich der Regelverstoß ereignete. Geht der Ball ins Tor, so ist vom Schiedsrichter auf Wiederholung des Strafstoßes zu entscheiden.

Wenn ein Spieler der angreifenden Mannschaft vor dem Schuss den Strafraum oder den Teilkreis davor betritt, ergeben sich die gleichen Folgen analog des obigen Abschnitts, wie wenn der Schütze unsportlich täuscht.

Sollte ein Spieler der verteidigenden Mannschaft auf gleiche Weise zu früh den Strafraum oder den Teilkreis betreten und der Ball geht neben das Tor, so ist der Strafstoß, wenn er nicht zum Tor führte, zu wiederholen. Bei einem Treffer ist das Tor anzuerkennen und mit Anstoß fortzufahren. Sollte ein Vergehen beider Mannschaften bestehen, so ist immer auf Wiederholung zu entscheiden.

Beim Hallenfußball gibt es an Stelle des Elfmeters den Neunmeter bzw. Siebenmeter, der nach ähnlichen Regeln ausgeführt wird.

Mathematik und Statistik

Geometrische Berechnung des Elfmeter-Punktes

Geometrische Berechnung des Strafstoßpunktes

Auch die Distanz und exakte Lage des Strafstoßpunktes mittig vor dem Tor ist nicht durch Zufall, sondern durch die geometrische Denkweise der Engländer entstanden.

Wenn der Torraum parallel zur Seitenlinie verlängert wird, schneidet diese Linie den Strafraum. Von diesem Schnittpunkt aus zieht man nun diagonal eine Linie zu einer Ecke des Torraumes. Wenn man diese Konstruktion von beiden Seiten her ausführt, erhält man als Schnittpunkt dieser beiden Linien genau den Strafstoßpunkt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Torraum eigentlich ein Raum mit einem Abstand von 5,5 Metern und der Strafraum ein Bereich mit einem Abstand von 16,5 Metern zur Torlinie ist, da die eigentlichen Maße 6 bzw. 18 yard sind (siehe Spielfeld-Maße).

Berechnung: 5,5 m + (16,5 m - 5,5 m)/2 = 11 m

Diese Technik wird zur Kontrolle der Strafstoß-Markierung von Schiedsrichtern angewendet.

Auf diese Weise hat der Schweizer Schiedsrichter Martin Salm im August 2006 im Stade de Suisse festgestellt, dass der Penalty-Punkt auf dem Kunstrasen bei 10 statt 11 Meter aufgemalt war. Dies war zuvor von mehreren Super-League-Schiedsrichtern nicht bemerkt worden.

Statistik

In 75 bis 80 % der Fälle trifft der Schütze. Bei den Weltmeisterschaften liegt die Quote bei über 80 %. 90 % der Spieler schießen in eine der Ecken.

Bei einer Torgröße von 7,32 x 2,44 m müsste der Torhüter 18 m² abdecken. Nach Messungen ist der Ball 90-100 km/h schnell. Für die 11 m (Tormitte) braucht er nur 0,4 Sekunden, für die 11,59 m (Torenden) entsprechend 0,42 Sekunden. Mathematiker der Uni Erlangen haben ausgerechnet, dass der Torhüter mit der Geschwindigkeit eines 100 m-Läufers in die Ecke fliegen müsste, um den Ball noch zu erreichen.

Obwohl ein perfekt in die Ecke geschossener Strafstoß also nicht zu halten ist, gelingt es einigen Torwarten, deutlich mehr Strafstöße zu halten als der Durchschnitt. Diese Torhüter verfügen über die Fähigkeit, zumindest bei einigen Spielern zu erkennen, in welche Ecke sie schießen werden, werfen sich also in die richtige Ecke und haben so die Chance, einen nicht ganz in die Ecke platzierten Ball zu halten. Eilt einem Torwart dieser Ruf voraus, macht dies die Schützen noch nervöser, sodass sich zu den gehaltenen Strafstößen leicht noch verschossene Strafstöße addieren.

Die schwächsten Strafstoßschützen der deutschen Fußball-Bundesliga

  1. Marko Pantelic 20 % - 4 von 5 vergeben
  2. Manfred Pohlschmidt 25 % - 6 von 8 vergeben
  3. Dieter Eckstein 33 % - 4 von 6 vergeben
  4. Marco Weißhaupt 33 % - 4 von 6 vergeben
  5. Günter Hermann 38 % - 5 von 8 vergeben
  6. Sergej Barbarez 40 % - 3 von 5 vergeben

Die Torhüter mit den meisten gehaltenen Strafstößen der deutschen Fußball-Bundesliga

  1. Rudi Kargus 24 gehaltene Strafstöße
  2. Harald Schumacher 21 gehaltene Strafstöße
  3. Norbert Nigbur 17 gehaltene Strafstöße
  4. Dieter Burdenski 15 gehaltene Strafstöße
  5. Andreas Köpke 14 gehaltene Strafstöße

Gefoulte Spieler und Elfmeter

Eine weitverbreitete Faustregel lautet, dass der gefoulte Spieler ein schlechter Elfmeterschütze sei. Doch von 1993 bis 1997 haben nur drei gefoulte Spieler in der Bundesliga (Peter Közle, Giovane Elber und Harry Decheiver) den Strafstoß nicht verwerten können[1].

Elfmeterschießen

Anwendung

Obwohl das Regelwerk eigentlich nur Strafstöße kennt, wird im Abschnitt „Vorgehensweisen zur Ermittlung eines Siegers“ vom Elfmeterschießen und von Elfmetern gesprochen.

Die meisten Fußballspiele bedürfen keiner Entscheidung, da ein „Unentschieden“ dann zur Punkteteilung führt. Einige Fußballwettbewerbe wie beispielsweise Pokalspiele oder Fußballturniere im Anschluss an die Gruppenphase erfordern aber zwingend einen Sieger. Endet die reguläre Spielzeit unentschieden und erbringt auch eine Verlängerung (regelmäßig 2 Halbzeiten zu je 15 Minuten) der Spielzeit keinen Sieger, folgt das so genannte Elfmeterschießen (offiziell Schüsse von der Strafstoßmarke zur Spielentscheidung).

Dabei bestimmt jede Mannschaft fünf Spieler, die im Wechsel mit der gegnerischen Mannschaft nacheinander von der Strafstoßmarke zum Torschuss antreten. Jede Mannschaft schießt abwechselnd einen hier Elfmeter genannten Strafstoß, wobei ein Nachschuss nicht möglich ist. Sobald eine Mannschaft uneinholbar in Führung liegt, hat diese gewonnen und das „Elfmeterschießen“ wird beendet. Besteht auch nach fünf Schützen beider Mannschaften noch immer bzw. erneut Gleichstand, wird im Wechsel so lange jeweils ein weiterer Strafstoß geschossen, bis ein Sieger feststeht; dabei darf ein Schütze erst dann zum zweiten mal antreten, wenn alle Spieler seiner Mannschaft, die zum Abschluss des Spieles am Spiel teilgenommen haben, einen Strafstoß geschossen haben.

Ablauf

Im Gegensatz zum üblichen Strafstoß ist beim Elfmeterschießen kein Nachschuss möglich und alle Spieler – mit Ausnahme des jeweiligen Schützen und beider Torwarte – müssen sich während des Elfmeterschießens im Mittelkreis (Feldspieler) aufhalten. Der Torwart der Mannschaft des Schützen muss sich außerhalb des Strafraumes aufhalten und soll dabei einen der Eckpunkte des Strafraumes mit der Torlinie aufsuchen. Die Schützen beider Mannschaften schießen auf dasselbe Tor. Dadurch wird ausgeschlossen, dass zum Beispiel durch einen tiefen Stand der Sonne ungleiche Bedingungen herrschen. Die Seite wird vor dem Elfmeterschießen durch den Schiedsrichter festgelegt, der dazu aber oftmals das Los entscheiden lässt.

  1. Teilnahmeberechtigt sind alle Spieler, die beim Abpfiff auf dem Fußballfeld stehen. Auswechslungen sind nur dem Torwart gestattet, wenn dieser verletzt und das Wechselkontingent noch nicht erschöpft ist.
  2. Ist beim Ende der Verlängerung die Anzahl der Spieler (wegen Ausschlüssen / Verletzungen) unterschiedlich, muss die zahlenmäßig stärkere Mannschaft so viele Spieler entfernen, bis beide Teams gleich groß sind. Verändert sich die Anzahl der Spieler während des Elfmeterschießens, findet keine Anpassung mehr statt. (Hintergrund: Tritt eine Mannschaft mit nur noch 10 Spielern gegen einen vollzähligen Gegner an, müsste im elften „Pärchen“ der vermeintlich schwächste Schütze des kompletten Teams gegen einen frei wählbaren, also wahrscheinlich den besten Spieler der reduzierten Mannschaft antreten. So wäre ein Team, das einen Feldverweis hinnehmen musste, sogar im Vorteil. Dies widerspräche dem Fairplay-Gedanken).
  3. Der Trainer jedes Teams nominiert fünf Schützen und bestimmt eine Reihenfolge aller restlichen Schützen.
  4. Abwechselnd schießt je ein Spieler beider Teams einen Elfmeter. Das Elfmeterschießen gewinnt diejenige Mannschaft, die von ihren fünf Elfmetern mehr verwandelt als die andere Mannschaft (z. B. 5:4, wenn die andere Mannschaft einen ihrer Elfmeter „verschießt“). Vergibt ein Spieler einen Elfmeter und gerät seine Mannschaft dadurch in Rückstand, so hat sie noch nicht verloren, sofern noch genügend Elfmeter verbleiben, um den Rückstand wieder aufzuholen (z. B. bei einem Stand von 2:3 nach je drei Elfmetern). Erst nach fünf geschossenen Elfmetern pro Mannschaft wird „abgerechnet“ und der Sieger ermittelt. Das Elfmeterschießen wird vorzeitig beendet, wenn eine der beiden Mannschaften schon frühzeitig als Gewinner feststeht. Beispiel: nach jeweils vier Elfmetern steht es 4:2, so dass die zurückliegende Mannschaft mit ihrem fünften Elfmeter höchstens noch auf 4:3 verkürzen kann. In diesem Fall braucht die führende Mannschaft ihren fünften Elfmeter nicht mehr auszuführen, denn sie gewänne ja in jedem Fall (mit 5:2, 5:3, 4:2 oder 4:3).
  5. Sollte auch nach jeweils fünf geschossenen Elfmetern keine Entscheidung gefallen sein, wird das Elfmeterschießen so lange um jeweils einen Elfmeter für jede Mannschaft fortgesetzt, bis ein Sieger ermittelt ist. Es gibt dann keine Möglichkeit mehr, einen Fehlschuss später auszugleichen. Beispiel: Beide Mannschaften verwandeln ihre ersten fünf Elfmeter, es steht 5:5. Verwandelt eine Mannschaft ihren 6. Elfmeter und vergibt die andere ihren 6. Elfmeter, so gewinnt die erste Mannschaft mit 6:5 und das Spiel ist beendet.
  6. Besteht nach den ersten 11 Elfmetern für jede Mannschaft (die Torhüter müssen auch antreten) noch immer Gleichstand, so schießt (wieder abwechselnd) erneut jeweils ein Spieler beider Mannschaften. Die Reihenfolge der Schützen innerhalb des Teams ist jedoch von den ersten 11 Schützen unabhängig; der elfte Schütze darf z. B. den 12. Elfmeter schießen. Kein Spieler darf jedoch ein drittes Mal schießen, bevor nicht alle Mannschaftskollegen auch mindestens zweimal angetreten sind.

Geschichte

Die K.o.-Runden von Welt- oder Europameisterschaften sind die Blüte des Elfmeterschießens. Standen Begegnungen am Ende der Spielzeit von 90 Minuten plus einer etwaigen Verlängerung von 30 Minuten unentschieden und wurde gleichwohl ein Sieger für das Weiterkommen in einem Turnier oder dessen Sieger gesucht, wurden früher entweder Münzen geworfen oder Lose gezogen, so z.B. im Halbfinale der EM 1968 zwischen Italien und der Sowjetunion.[2] Ein Münzwurf entschied zugunsten des späteren Europameisters Italien.

Auch das kurzfristige Ansetzen eines Wiederholungsspiels gehörte zum Repertoire, um eine Entscheidung zu erzielen. Jedoch ist es z.B. bei einer Weltmeisterschaft im Viertelfinale zeitlich kaum möglich, ein Wiederholungsspiel anzusetzen. Entweder ist die weiterkommende Mannschaft durch das kurzfristig angesetzte Wiederholungsspiel erschöpft und hat damit schlechtere Chancen im folgenden Halbfinale gegen eine Mannschaft ohne Wiederholungsspiel, oder das Turnier müsste insgesamt zeitlich hinausgeschoben und damit der Spielplan durcheinandergebracht werden, was bei großen Turnieren praktisch kaum möglich ist. So blieben nur Münzwurf oder Losentscheid, also Vorgänge, auf die die Leistungen der Mannschaften keinerlei Einfluss haben.

Weil er das Werfen einer Münze als Entscheidung eines Fußballspiels, besonders wenn es um den Sieg eines großen Turniers ging, als extrem unbefriedigend empfand, entwickelte der Schiedsrichter Karl Wald aus Frankfurt am Main die Idee des Elfmeterschießens. Er fand 1970 auf dem bayerischen Verbandstag in München für die von ihm akribisch ausgearbeitete, heute international geltende Regel eine Mehrheit bei den Delegierten gegen den Widerstand der Verbandsführung. Wenig später übernahm der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Regel aus Bayern, kurz darauf folgten die Europäische Fußball-Union (UEFA) und der Weltverband FIFA. Das erste große Turnier, das durch ein Elfmeterschießen entschieden wurde, war die Fußball-Europameisterschaft 1976, als im Finale Deutschland und die Tschechoslowakei aufeinandertrafen. Uli Hoeneß schoss den Ball statt ins Tor in den nächtlichen Himmel von Belgrad, während Antonín Panenka seinen Strafstoß mit einem leichten Lupfer in die Tormitte verwandelte und die CSSR zum Europameister machte. Erstmals bei Weltmeisterschaften wurde das Halbfinale Deutschland gegen Frankreich bei der WM 1982 in Spanien mit einem Elfmeterschießen entschieden, wobei Deutschland sich durchsetzte.

Das Elfmeterschießen kann allerdings auch zur Förderung unattraktiven Sicherheitsfußballs beitragen. Dies kann dann passieren, wenn beide Mannschaften aufs Elfmeterschießen hoffen und gegen Ende der regulären Spielzeit bzw. in der Verlängerung nicht mehr in erster Linie eigene Tore schießen, sondern nur noch Tore des Gegners verhindern wollen. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1986 wurden drei der vier Viertelfinalspiele und bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 beide Halbfinalspiele erst durch Elfmeterschießen entschieden. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1994 schaffte im Finale Brasilien-Italien keine der beteiligten Mannschaften innerhalb von 90 Minuten regulärer Spielzeit und 30 Minuten Verlängerung einen Treffer, so dass der WM-Titel nach einem 0:0 mit folgendem Elfmeterschießen vergeben werden musste. Brasilien siegte 3:2, Roberto Baggio war der tragische Verlierer. Ähnlich knapp war das Finale der WM 2006 zwischen Italien und Frankreich (1:1, 5:3 i.E.).

Um das Spiel attraktiver zu gestalten, führte die FIFA in den 1990er-Jahren zeitweise die Golden-Goal-Regelung ein, durch die es seltener zum Elfmeterschießen kommen sollte. Dabei siegt die Mannschaft sofort, die in der Verlängerung als erste ein Tor erzielt. Das Spiel wird zu diesem Zeitpunkt beendet. Da diese Regelung aufgrund der fehlenden Möglichkeit zum Ausgleich vielfach als ungerecht empfunden wurde, wurde sie inzwischen wieder abgeschafft. Auch die Silver-Goal-Regel - sie kam bei der Fußball-Europameisterschaft 2004 zur Anwendung - konnte sich nicht durchsetzen.

Bemerkenswerte Spiele

Das längste Elfmeterschießen gewann der argentinische Verein Argentinos Juniors 1975 gegen Racing Club Avellaneda mit 20:19.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat ihre Elfmeterschießen bei Weltmeisterschaften allesamt gewonnen. Deutschland ist weltweit eines der erfolgreichsten Länder im Elfmeterschießen. Man verlor neben dem EM-Finale 1976 nur das Halbfinale des Osterturniers 1988 gegen Schweden 3:5 und ein Elfmeterschießen im Halbfinale bei den Olympischen Spielen 1988 gegen Brasilien mit 2:3. Bei den Olympischen Spielen, wie in dem Beispiel Brasilien gegen die Bundesrepublik (1988), handelte es sich allerdings nicht um die A-Nationalmannschaften.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Lexikon der populären Irrtümer
  2. Spiegel-Online: Ein Münzwurf ermöglichte Italien den Titel

Weblinks


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