- Nachtschicht (Polizeifilm-Reihe)
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Seriendaten Originaltitel: Nachtschicht Produktionsland: Deutschland (Hamburg) Produktionsjahr(e): seit 2002 Produzent: Network Movie (ZDF) Episodenlänge: etwa 90 Minuten Episodenanzahl: 6 in – Staffeln Originalsprache: Deutsch Genre: Polizeiserie Erstausstrahlung: 2003
auf ZDFBesetzung - Armin Rohde: Erich Bo Erichsen
- Katharina Böhm: Paula Bloom (bis 2005)
- Barbara Auer: Lisa Brenner (ab 2005)
- Minh-Khai Phan-Thi: Mimi Hu
- Ken Duken: Teddy Schrader (bis 2008)
Gastauftritte:
- Pierre Semmler: Walter Jülich
- Uwe Ochsenknecht: Randy Schlosser
- Ill-Young Kim: Floyd
- Cosma Shiva Hagen: Rosa
- Florian Lukas: Alfons Töfting
- Ercan Durmaz: Felix Santini
- Jan Josef Liefers: Willy Nowak
- Josef Heynert: Fabio Menzell
Nachtschicht ist der Titel einer deutschen Polizeifilm-Serie von Regisseur Lars Becker. Die sechs Filme der Reihe wurden in loser Folge für das ZDF produziert, fünf davon bislang von mehreren Sendern ausgestrahlt.
Inhaltsverzeichnis
Idee und Konzept
Hauptfiguren der „Nachtschicht“-Polizeifilmreihe sind vier Beamte der Nachtschicht-Besetzung des Kriminaldauerdienstes (KDD) in Hamburg: Hauptkommissar Erich Bo Erichsen (Armin Rohde), Hauptkommissarin Paula Bloom (Katharina Böhm), Kommissarin Mimi Hu (Minh-Khai Phan-Thi) sowie der Polizist Teddy Schrader (Ken Duken). Erichsen ist im Nachtschicht-Team der erfahrene, aber auch etwas zwielichtige Straßenbulle, Bloom die ebenso einfühlsame wie taffe Polizeipsychologin. Die beiden Neulinge Schrader und Hu repräsentieren die junge Generation im Polizeidienst.
Anders als bei konventionellen Krimiserien steht bei den „Nachtschicht“-Filmen nicht die Lösung eines Falls im Vordergrund, sondern vielmehr die Dynamik der jeweiligen Handlung sowie die Personen, die daran beteiligt sind. Die ersten vier „Nachtschicht“-Filme konzentrierten sich vor allem auf die kleinen und großen Katastrophen, die oft den Hintergrund von Polizeiarbeit abgeben und verdichteten sie zu Noir-geprägten Großstadt-Thrillern: Bankraub mit Geiselnahme („Amok!“), die Beziehung von verurteilten Straftätern zu ihren Kindern („Vatertag“), Gewalt gegen Frauen („Tod im Supermarkt“) sowie das Spektakel bei einem Ausbruch aus dem Knast („Der Ausbruch“). Die Haupthandlung der einzelnen Folgen ist zeitlich jeweils auf den Turnus einer Nachtschicht – also von 18 Uhr abends bis 6 Uhr morgens – komprimiert. Aus dem Rahmen üblicher Polizeiserien fällt auch der stark an den Neo-Noir-Thriller angelehnte Inszenierungstil. Becker'sche Besonderheit: Um eine eindringlichere Wirkung zu erzielen, bemüht sich die Kameraführung, möglichst nah an den Figuren dranzubleiben.
Die einzelnen Filme der „Nachtschicht“-Reihe haben zwar schon aufgrund ihrer Länge Spielfilmcharakter. Bestimmte Handlungsstränge kehren allerdings immer wieder – so etwa die Frage nach dem finanziellen Background von Hauptkommissar Erich Bo Erichsen. Die mit Absicht unklar gelassene Frage, ob Erichsen bei der Verhaftung des ehemaligen Bühnenroadies Randy Schlosser die Beute für sich selbst auf die Seite geschafft hat, ist in sämtlichen Nachtschicht-Filmen ein mehr oder weniger stark mitschwingendes Thema. Auch weitere Protagonisten des ersten Films kehrten in weiteren Folgen wieder – so etwa der Taxifahrer Floyd (Ill-Young Kim) oder der Gewaltkriminelle Alfons Töfting (Florian Lukas).
Genre und Schauspieler
Lars Becker, bekannt bislang vor allem durch lakonisch-ungeschminkte Großstadtballaden wie zum Beispiel „Kanak Attack“ (1996) oder „Rette deine Haut“, blieb auch bei der vom ZDF produzierten Reihe „Nachtschicht“ seiner unkonventionellen, direkten Dramaturgie treu. Das hinter der Serie stehende Konzept beschrieb er in einem ddp-Interview wie folgt: „Mich interessieren an Stoffen immer die Beziehungen von Menschen und wie sie sich zueinander verhalten - egal ob mächtig oder machtlos.“ Für die Kostümausstattung der Serie verantwortlich war seine Frau Fana Becker. Stark geprägt wurde die Serie auch durch die bis in die Nebenrollen präsente Besetzung mit namhaften Schauspielern – etwa der ehemaligen VIVA-Moderatorin Charlotte Roche in einer Szene als Supermarkt-Kassiererin.
Die in der deutschen Filmbranche als „Becker-Kreativ-Clan“ bekannte Kontinuität des Regisseurs bei der Besetzung von Rollen machte sich in der „Nachtschicht“-Reihe auf zweierlei Art bemerkbar – zum einen durch Nebenfiguren, die in mehreren Folgen auftauchen wie zum Beispiel Rosas Freund, der Taxifahrer Floyd (Ill-Young Kim). Einige Schauspieler verkörpern in unterschiedlichen Episoden auch unterschiedliche Figuren: Ercan Durmaz etwa in „Amok!“ den Nachbarn von Rosa, in „Vatertag“ hingegen den tragischen Outcast Sandini. Eine ähnliche Wandlung machte die Nebenrollen-Besetzung Oscar Ortega Sánchez durch: War er in der ersten Folge als Besitzer einer italienischen Espresso Bar zu sehen, gab er im Nachfolger „Vatertag“ den Betreiber eines Strip-Ladens im Rotlichtmilieu. Einen Bruch gab es in Folge 2 („Vatertag“) auch bei der Revierleitung des KDD: Anstelle des gewohnten Pierre Semmler markierte Christian Redl eine Folge lang den unmittelbaren Vorgesetzten der „Nachtschicht“-Truppe.
Erfolg und Kritik
Als Polizeifilm-Reihe abseits des TV-Mainstreams unterscheidet sich „Nachtschicht“ stark von gängigen TV-Krimi-Produktionen. Direkt vergleichbar ist die Reihe mit einer weiteren Polizeifilm-Produktion des ZDF: der dreiteiligen Filmserie „Die Musterknaben“ von Ralf Huettner. Ähnlich von Machart und Milieuschilderung sind auch die ZDF-Serie „KDD – Kriminaldauerdienst“ oder die langjährige ARD-Serie „Der Fahnder“ sowie die in der vierten Staffel vorerst auf Eis gelegte RTL-Serie „Abschnitt 40“. Die Genre-Kategorisierungen der „Nachtschicht“-Reihe reichen von Neo-Noir-Thriller und Polizeifilm bis hin zu „Polizeiballade“ – einer Wortschöpfung von Hans Janke, beim ZDF Leiter der Hauptabteilung Fernsehfilm und stellvertretender Programmdirektor. Die Hauptdarstellerin Katharina Böhm lobte in einem Interview bei ZDF online insbesondere die gesellschaftskritische Haltung der Serie: „Ich finde das etwas sehr Schönes an ›Nachtschicht‹, dass der Film ein Bild auf diese Gesellschaft wirft. Auf eine Gesellschaft, in der Kinder in einer Wohnung verhungern und Nachbarn sagen: ›das geht mich nichts an, dass sie schreien, die schreien ja immer‹. Das hat ganz viel mit Wegschauen zu tun. In dieser Gesellschaft kommt es doch zu so vielen Extremsituationen, weil wir einfach nicht mehr aufeinander aufpassen und nicht mehr miteinander leben.“
Die Ausstrahlung des ersten Films der Reihe verlief überdurchschnittlich erfolgreich. Mit insgesamt 5,7 Millionen Zuschauern hatte der am 25. März 2003 als Fernsehfilm der Woche ausgestrahlte „Nachtschicht“-Erstling einen Marktanteil von 17,3 Prozent. Auch bei der Kritik kam der Film gut an. Der „Kölner Stadtanzeiger“ urteilte über „Amok!“: „Eine straffe Story, durchweg gute Darsteller, peppige Dialoge und die nötige Portion Spannung.“ 2004 wurde die Folge für den Adolf-Grimme-Preis nominiert; 2005 stand die Serie auch auf der Nominierungsliste für den Hamburger TV-Produzentenpreis. Über die Erstausstrahlung durch den produzierenden Sender ZDF hinaus wurden die bereits gedrehten Folgen im TV öfter wiederholt; „Amok!“ etwa im Rahmen des 3sat-Zuschauerpreises Ende 2006. Nach ihrer Ausstrahlung im Fernsehen, sind die vier ersten Folgen der Reihe seit 2007 auf DVD erhältlich.
Folgen
Anmerkung: Die dritte Nachtschicht-Folge wurde zunächst unter dem Arbeitstitel „Blinde Wut“ angekündigt, lief dann jedoch unter dem Titel „Tod im Supermarkt“.
Nachtschicht – Amok! (2002)
Der abgehalfterte Ex-Roadie und Knacki Randy Schlosser (Uwe Ochsenknecht) verschanzt sich mit acht Geiseln in einer Bankfiliale. Auf Schlosser aufmerksam wurde die KDD-Truppe eher zufällig: durch einen Hilferuf seiner Nachbarin Rosa (Cosma Shiva Hagen), in dem sie aufgrund einer aktuell durchgeführten Pfändung mit Selbstmord droht. Die beiden Handlungsstränge laufen schnell zusammen: Bald stellt sich heraus, dass Schlosser Erichsen kennt. Zufälliger Kunde in der Bank ist auch Rosas Freund Floyd (Ill-Young Kim). Eine neue Entwicklung bahnt sich an, als eine der Geiseln als Trittbrettfahrer in den Coup mit einsteigt. Die Situation im Finale weist schließlich einige Parallelen auf mit dem spektakulären Geiseldrama von Gladbeck.
Nachtschicht – Vatertag (2004)
Der auf Bewährung entlassene mazedonische Gewaltkriminelle Felix Sandini (Ercan Durmaz) hat Krebs. Sein letztes Ziel: noch einmal eine Zeitlang mit seinem Sohn zusammen zu sein. Das Problem: Seine Ex-Frau (Jasmin Gerat) gab diesen jedoch schon vor Jahren zur Adoption frei. Neuer Ziehvater des Jungen ist just der Ermittler der Abteilung für interne Angelegenheiten, welcher derzeit die Amtsenthebung von Erichsen betreibt aufgrund der bleibenden Unklarheiten im Fall Schlosser. Schließlich kommt es zu einer Kindesentführung – eine Konstellation, in der Erichsen und der Beamte von der „Internen“ (Wotan Wilke Möhring) plötzlich, was Gut und Böse angeht, in für sie ungewohnten Rollen dastehen.
Nachtschicht – Tod im Supermarkt (2005)
Im Mittelpunkt des dritten „Nachtschicht“-Films steht ein wegen sexueller Nötigung und Misshandlung vorbestrafter Wachschutz-Mann sowie die von Einschüchterung, Machtmissbrauch und teils kriminellen Law & Order-Methoden geprägte Atmosphäre in dem Supermarkt, in dem er arbeitet. Die Kellnerin Mona Lopez (Susanne Bormann) wird zunächst Opfer, später Tatverdächtige. Ein blinder Obdachloser (Vadim Glowna) entwickelt sich zu einem wichtigen Zeugen dieser Folge, in der das Nachtschicht-Team schließlich nach alter Wer-wars-Manier einen Giftmord aufzuklären hat.
Nachtschicht – Der Ausbruch (2006)
Die vierte Folge bringt einen erneuten Auftritt des Gewaltverbrechers Alfons Töfting aus der ersten Folge. Töfting gelingt es, zusammen mit dem wegen Totschlag verurteilten Willy Nowak (Jan Josef Liefers) aus der Hamburger Justizvollzugsanstalt Santa Fu auszubrechen. Auch das ermittelnde Polizeiteam hat sich etwas verändert: Anstatt der bislang tätigen Hauptkommissarin Paula Bloom tritt nun ihre Nachfolgerin Lisa Brenner (Barbara Auer) ihren Dienst bei der Nachtschicht an. Nowaks Ehefrau wird von Anna Loos gespielt, im wirklichen Leben ebenfalls Ehefrau von Jan Josef Liefers.
Nachtschicht – Ich habe Angst (2008)
Unter dem Arbeitstitel Die Angst wurde der fünfte Teil der Serie im April/Mai 2007 in Hamburg von Network Movie, Köln (Reinhold Elschot) im Auftrag des ZDF gedreht. Das Erfolgsteam des Kriminaldauerdienstes (KDD) wurde wieder mit dem Schauspieler-Quartett original besetzt. Neu war allerdings, dass Ken Duken alias Teddy Schrader danach aus der Serie offiziell ausgestiegen ist. Lars Becker war wieder Drehbuchautor und Regisseur. [1]
Nachtschicht – Blutige Stadt (2009)
Im sechsten Teil mit dem Titel Nachtschicht: Blutige Stadt ermitteln Brenner, Hu und Erichsen im Drogenmilieu; ein anonymer Anrufer kündigt Morde an Drogendealern an. Lars Becker zeichnete wieder für Buch und Regie verantwortlich. [2]
Weblinks
- Nachtschicht (Film-Reihe) in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Nachtschicht – Amok bei Prisma-online
- Nachtschicht – Vatertag bei Prisma-online
- Nachtschicht – Tod im Supermarkt bei Prisma-online
- Nachtschicht – Der Ausbruch bei Prisma-online
- Nachtschicht – Ich habe Angst bei Prisma-online
- Nachtschicht – Blutige Stadt bei Prisma-online
- Nur wer das Genre ändert, bleibt ihm treu! – Interview mit Lars Becker auf Zdf.de
Referenzen
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