Nachtschicht (Filmreihe)

Nachtschicht (Filmreihe)
Seriendaten
Originaltitel Nachtschicht
Produktionsland Deutschland (Hamburg)
Originalsprache Deutsch
Produktionsjahr(e) seit 2002
Länge 90 Minuten
Episoden 9
Genre Kriminalfilm-Reihe
Produktion Network Movie (ZDF)
Erstausstrahlung 2003 auf ZDF
Besetzung

Gastauftritte:

Nachtschicht ist der Titel einer deutschen Kriminalfilm-Reihe von Regisseur und Drehbuchautor Lars Becker. Die Reihe wird für das ZDF produziert, neun Folgen wurden bis Anfang 2011 in loser Folge ausgestrahlt.

Inhaltsverzeichnis

Filme

Die einzelnen Filmtitel lauten:

  1. Nachtschicht – Amok! (Erstausstrahlung ZDF: 24. März 2003)
  2. Nachtschicht – Vatertag (Erstausstrahlung ZDF: 22. März 2004)
  3. Nachtschicht – Tod im Supermarkt (Erstausstrahlung ZDF: 23. Januar 2006)
  4. Nachtschicht – Der Ausbruch (Erstausstrahlung ZDF: 29. Januar 2007)
  5. Nachtschicht – Ich habe Angst (Erstausstrahlung ZDF: 28. Januar 2008)
  6. Nachtschicht – Blutige Stadt (Erstausstrahlung ZDF: 26. Januar 2009)
  7. Nachtschicht – Wir sind die Polizei (Erstausstrahlung ZDF: 18. Januar 2010)
  8. Nachtschicht – Das tote Mädchen (Arbeitstitel: Russisch Roulette) (Erstausstrahlung ZDFneo: 18. November 2010; ZDF: 22. November 2010)
  9. Nachtschicht – Ein Mord zu viel (Erstausstrahlung ZDF: 17. Januar 2011)

Abgedreht und noch ohne Ausstrahlung ist die Folge Welt aus Eis (Arbeitstitel).[1]

Idee und Konzept

Hauptfiguren der „Nachtschicht“-Polizeifilmreihe sind vier Beamte der Nachtschicht-Besetzung des Kriminaldauerdienstes (KDD) in Hamburg: Hauptkommissar Erich Bo Erichsen (Armin Rohde), Hauptkommissarin Paula Bloom bis 2005 (Katharina Böhm), Lisa Brenner ab 2005 (Barbara Auer), Kommissarin Mimi Hu (Minh-Khai Phan-Thi) sowie der Polizist Teddy Schrader (Ken Duken). Erichsen ist im Nachtschicht-Team der erfahrene, aber auch etwas zwielichtige Straßenbulle, Bloom die ebenso einfühlsame wie taffe Polizeipsychologin. Die beiden Neulinge Schrader und Hu repräsentieren die junge Generation im Polizeidienst.

Anders als bei konventionellen Krimiserien steht bei den „Nachtschicht“-Filmen nicht die Lösung eines Falls im Vordergrund, sondern vielmehr die Dynamik der jeweiligen Handlung sowie die Personen, die daran beteiligt sind. Die ersten vier „Nachtschicht“-Filme konzentrierten sich vor allem auf die kleinen und großen Katastrophen, die oft den Hintergrund von Polizeiarbeit abgeben und verdichteten sie zu Noir-geprägten Großstadt-Thrillern: Bankraub mit Geiselnahme („Amok!“), die Beziehung von verurteilten Straftätern zu ihren Kindern („Vatertag“), Gewalt gegen Frauen („Tod im Supermarkt“) sowie das Spektakel bei einem Ausbruch aus dem Knast („Der Ausbruch“). Die Haupthandlung der einzelnen Folgen ist zeitlich jeweils auf den Turnus einer Nachtschicht – also von 18:00 Uhr abends bis 06:00 Uhr morgens – komprimiert. Aus dem Rahmen üblicher Polizeiserien fällt auch der stark an den Neo-Noir-Thriller angelehnte Inszenierungstil. Becker'sche Besonderheit: Um eine eindringlichere Wirkung zu erzielen, bemüht sich die Kameraführung, möglichst nah an den Figuren dranzubleiben.

Die einzelnen Filme der „Nachtschicht“-Reihe haben zwar schon aufgrund ihrer Länge Spielfilmcharakter. Bestimmte Handlungsstränge kehren allerdings immer wieder – so etwa die Frage nach dem finanziellen Background von Hauptkommissar Erich Bo Erichsen. Die mit Absicht unklar gelassene Frage, ob Erichsen bei der Verhaftung des ehemaligen Bühnenroadies Randy Schlosser die Beute für sich selbst auf die Seite geschafft hat, ist in sämtlichen Nachtschicht-Filmen ein mehr oder weniger stark mitschwingendes Thema. Auch weitere Protagonisten des ersten Films kehrten in weiteren Folgen wieder – so etwa der Taxifahrer Floyd (Ill-Young Kim) oder der Gewaltkriminelle Alfons Töfting (Florian Lukas).

Genre und Schauspieler

Lars Becker, bekannt bislang vor allem durch lakonisch-ungeschminkte Großstadtballaden wie zum Beispiel Kanak Attack (1996) oder Rette deine Haut, blieb auch bei der vom ZDF produzierten Reihe „Nachtschicht“ seiner unkonventionellen, direkten Dramaturgie treu. Das hinter der Serie stehende Konzept beschrieb er in einem ddp-Interview wie folgt: „Mich interessieren an Stoffen immer die Beziehungen von Menschen und wie sie sich zueinander verhalten - egal ob mächtig oder machtlos.“ Für die Kostümausstattung der Serie verantwortlich war seine Frau Fana Becker. Stark geprägt wurde die Serie auch durch die bis in die Nebenrollen präsente Besetzung mit namhaften Schauspielern – etwa der ehemaligen VIVA-Moderatorin Charlotte Roche in einer Szene als Supermarkt-Kassiererin. In der zehnten Folge spielt Götz George eine Hauptrolle.

Die in der deutschen Filmbranche als „Becker-Kreativ-Clan“ bekannte Kontinuität des Regisseurs bei der Besetzung von Rollen machte sich in der „Nachtschicht“-Reihe auf zweierlei Art bemerkbar – zum einen durch Nebenfiguren, die in mehreren Folgen auftauchen wie zum Beispiel Rosas Freund, der Taxifahrer Floyd (Ill-Young Kim). Einige Schauspieler verkörpern in unterschiedlichen Episoden auch unterschiedliche Figuren: Ercan Durmaz etwa in „Amok!“ den Nachbarn von Rosa, in „Vatertag“ hingegen den tragischen Outcast Sandini. Eine ähnliche Wandlung machte die Nebenrollen-Besetzung Oscar Ortega Sánchez durch: War er in der ersten Folge als Besitzer einer italienischen Espresso Bar zu sehen, gab er im Nachfolger „Vatertag“ den Betreiber eines Strip-Ladens im Rotlichtmilieu. Einen Bruch gab es in Folge 2 („Vatertag“) auch bei der Revierleitung des KDD: Anstelle des gewohnten Pierre Semmler markierte Christian Redl eine Folge lang den unmittelbaren Vorgesetzten der „Nachtschicht“-Truppe.

Erfolg und Kritik

Als Polizeifilm-Reihe abseits des TV-Mainstreams unterscheidet sich „Nachtschicht“ stark von gängigen TV-Krimi-Produktionen. Direkt vergleichbar ist die Reihe mit einer weiteren Polizeifilm-Produktion des ZDF: der dreiteiligen Filmserie „Die Musterknaben“ von Ralf Huettner. Ähnlich von Machart und Milieuschilderung sind auch die ZDF-Serie „KDD – Kriminaldauerdienst“ oder die langjährige ARD-Serie „Der Fahnder“ sowie die in der vierten Staffel vorerst auf Eis gelegte RTL-Serie „Abschnitt 40“. Die Genre-Kategorisierungen der „Nachtschicht“-Reihe reichen von Neo-Noir-Thriller und Polizeifilm bis hin zu „Polizeiballade“ – einer Wortschöpfung von Hans Janke, beim ZDF Leiter der Hauptabteilung Fernsehfilm und stellvertretender Programmdirektor.

Die Hauptdarstellerin Katharina Böhm lobte in einem Interview bei ZDF-online insbesondere die gesellschaftskritische Haltung der Serie: „Ich finde das etwas sehr Schönes an ›Nachtschicht‹, dass der Film ein Bild auf diese Gesellschaft wirft. Auf eine Gesellschaft, in der Kinder in einer Wohnung verhungern und Nachbarn sagen: ‚Das geht mich nichts an, dass sie schreien, die schreien ja immer.‘ Das hat ganz viel mit Wegschauen zu tun. In dieser Gesellschaft kommt es doch zu so vielen Extremsituationen, weil wir einfach nicht mehr aufeinander aufpassen und nicht mehr miteinander leben.“

Die Ausstrahlung des ersten Films der Reihe verlief überdurchschnittlich erfolgreich. Mit insgesamt 5,7 Millionen Zuschauern hatte der am 25. März 2003 als Fernsehfilm der Woche ausgestrahlte „Nachtschicht“-Erstling einen Marktanteil von 17,3 Prozent. Auch bei der Kritik kam der Film gut an. Der Kölner Stadt-Anzeiger urteilte über „Amok!“: „Eine straffe Story, durchweg gute Darsteller, peppige Dialoge und die nötige Portion Spannung.“ 2004 wurde diese Debütfolge für den Adolf-Grimme-Preis nominiert; 2005 stand die Serie auch auf der Nominierungsliste für den Hamburger TV-Produzentenpreis. Über die Erstausstrahlung durch den produzierenden Sender ZDF hinaus wurden die bereits gedrehten Folgen im TV mehrfach wiederholt; „Amok!“ etwa im Rahmen des 3sat-Zuschauerpreises Ende 2006.

Nach ihrer Ausstrahlung im Fernsehen sind die vier ersten Folgen der Reihe seit 2007 auf DVD erhältlich.

Einzelnachweise

  1. Welt aus Eis bei der Produktionsfirma Network Movie

Weblinks


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