Nacktwandern

Nacktwandern
Griechische Ringkämpfer, Skulptur von Philippe Magnier

Nacktsport ist die unbekleidete Ausübung sportlicher Tätigkeiten. Die Ursprünge des modernen Nacktsports gehen auf den Beginn des 20. Jahrhunderts zurück, als die Freikörperkultur entstand. Aus einem romantischen Naturverständnis heraus und aus gesundheitlichen Gründen verzichteten die FKK-Anhänger beim Sport auf Bekleidung, um sich möglichst frei in der Natur zu bewegen. Die Geschichte des Nacktsports ist aber viel älter.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Es gibt kaum zuverlässige Angaben über die Verbreitung der Nacktheit beim Sport in Deutschland. Aus Umfragen ist aber bekannt, dass bis zu zwölf Millionen Deutsche zumindest gelegentlich nackt baden oder sonnen. In FKK-Vereinen sind heute in Deutschland noch rund 50 000 Menschen organisiert, nach bis zu 150 000 in den frühen 1970er Jahren. Da sich diese Vereine als Sportvereine verstehen, betreibt ein nicht geringer Teil seiner Mitglieder auch Sport.

Akzeptanz des Nacktsports

Ein Meilenstein für die Akzeptanz des Nacktsports in Deutschland war die Aufnahme des Deutschen Verbandes für Freikörperkultur (DFK) in den Deutschen Sportbund 1963. Seitdem gewannen viele deutsche FKK-Vereine die Gemeinnützigkeit, weil sie die sportliche Betätigung ihrer Mitglieder fördern.

Allerdings findet Nacktsport auch außerhalb privater bzw. teilöffentlicher Bereiche viel Akzeptanz. So berichten Nacktsportler und -wanderer von neutralen bis wohlwollenden Reaktionen bei Begegnungen mit Bekleideten, Umfragen bestätigen diese Erfahrungen. Beim Nacktreiten ist die Akzeptanz eher noch größer. Dies mag damit zusammenhängen, dass dabei der Pferdekörper die Sicht auf die Geschlechtsregionen der Reiterinnen und Reiter weitgehend verdeckt.

Vorteile des Nacktsports

Der Hauptvorteil der Nacktheit beim Sport soll der bessere Temperaturausgleich des Körpers durch ungehindertes Schwitzen, sowie der wegfallende Aufwand für Erwerb, Pflege und Reinigung von Sportbekleidung sein. Ein weiterer Vorteil kann das angenehme Gefühl der Nacktheit insbesondere bei körperlicher Aktivität sowie das bessere Körpergefühl sein[1]. Als weiterer Vorteil wird genannt, dass sich Nacktsportler besser in die Bewegungsabläufe der verschiedenen Sportarten einfühlen können, da die Sinneswahrnehmung nicht durch Kleidung gestört wird[2].

Allerdings erfordern einige Sportarten Bekleidung, sei es zum Schutz (Fechten), zum Warmhalten des Körpers (Wintersport) oder weil der Bekleidung eine weitere Funktion in der entsprechenden Sportart zukommt (Judo, Sumo).

Geschichte

Antike

Die gymnischen (griechisch: „gymnos“ = deutsch: nackt) Sportarten der Antike, die – ihrem Namen entsprechend – nackt ausgeübt wurden, können als Vorläufer des heutigen Nacktsports angesehen werden, obwohl ihre Beweggründe woanders liegen als im Naturismus der Neuzeit. Nicht nur die Olympischen Spiele der Antike wurden mehrere Jahrhunderte lang nackt ausgetragen. Auch sportliche Übungen und zeremonielle Tänze wurden vielfach unbekleidet ausgeübt. Ein bekanntes Beispiel dafür sind die Gymnopaedien, ein großes und mehrtägiges sommerliches Festival zu Ehren des Gottes Apollo, das rund 800 Jahre lang jeweils im Juli auf der Agora von Sparta gefeiert wurde. Zu den Gymnopädien gehörten Chor-, Tanz- und Sportwettbewerbe mit teils religiösem, teils militärischem Charakter. Der überwiegende Teil der männlichen Jugend der Stadt nahm daran teil.

Besonders verbreitet war der Nacktsport in Sparta, wo Jungen und Mädchen gemeinsam gymnastisch ausgebildet wurden. Auf Grund dieser Tatsache hatten die Frauen Spartas im übrigen Griechenland teilweise den Ruf der Scham- und Treulosigkeit. Die nur von Frauen ausgeübten Heräen, die möglicherweise eine Entsprechung der Olympischen Spiele für Frauen waren, wurden in kurzer Tunika mit entblößter rechter Brust ausgeübt. Auch im römischen Reich war die öffentliche Nacktheit ursprünglich nicht tabuisiert. Die teilweise oder völlige Nacktheit der römischen Gladiatoren diente jedoch eher der Zurschaustellung gut trainierter Körper als dem Naturismusideal der Neuzeit.

Von der Spätantike bis zum 19. Jahrhundert

Mit der Durchsetzung des Christentums im 4. Jahrhundert nach Christus begann unter dem Einfluss eines restriktiv verstandenen Keuschheitsideals die Tabuisierung der öffentlichen Nacktheit und folglich auch des Nacktsports. Auch das Ende der Olympischen Spiele der Antike ging auf christlichen Einfluss zurück. Die Polemik galt hier primär dem heidnischen Ursprung der Spiele und nicht der Nacktheit der Athleten, die ja wie in den Anfangsjahren der Spiele auch wieder bekleidet hätten antreten können.

In Europa blieb die nackte körperliche Aktivität – Sport als Freizeitbeschäftigung im modernen Sinne gab es noch nicht – anschließend für viele Jahrhunderte auf den engsten privaten Bereich und kleine Sondergruppen begrenzt. Eine teilweise Ausnahme bildete in mehreren Ländern das Nacktbaden an Seen, Flüssen und Stränden. In mehreren außereuropäischen Kulturen gab es diese Tabuisierung so nicht.

19. und 20. Jahrhundert

Studenten beim Tauziehen

Allgemeine Entwicklung

Sport in seiner heutigen Form wurde erst im 19. Jahrhundert populär. Bis dahin war sportliches Training ein Privileg der gehobeneren Schichten. Insbesondere in den nordischen Ländern und Deutschland verbreitete sich mit der FKK-Bewegung ab dem frühen 20. Jahrhundert auch der Nacktsport. Seit den 1920er Jahren wurden relativ anspruchsvolle Schwimmwettbewerbe zeitweise nackt ausgetragen, da sich einige Schwimmer durch den Verzicht auf Badebekleidung bessere Zeiten erhofften. Dieses Argument hat sich allerdings mit der modernen Sportbekleidung ins Gegenteil verkehrt, weswegen nur noch reine Freizeitsportler Nacktwettbewerbe austragen.

Nacktsport und Reformpädagogik

In den 1920er Jahren ließ die Hamburger Oberschulbehörde aufgrund positiver Erfahrungen aus Dänemark den Nacktsport im Grundschulalter nicht nur zu, sondern empfahl ihn; Zitat aus einem Schreiben vom 4. September 1924: „Die Gewöhnung an diese Form des Nacktturnens muß mit dem Einsetzen der wärmeren Jahreszeit erfolgen, wobei auf schwächliche Kinder Rücksicht zu nehmen ist.“

Im Bereich der Privatschulen gab es solche Initiativen vereinzelt bereits vor dem Ersten Weltkrieg. So war die 1910 gegründete und noch heute existierende Odenwaldschule Oberhambach bei Heppenheim ein Ort pädagogischer Innovationen. Es gab keine Jahrgangsklassen, und die Lehrer wurden mehrere Jahrzehnte vor dem Aufkommen der antiautoritären Erziehung mit „Du“ angesprochen. Im Sportunterricht turnten Jungen und Mädchen gemeinsam und nackt.

Die 1919 gegründete Priory Gate School in England verfolgte dieses reformpädagogische Konzept mit Elementen einer naturistischen Pädagogik besonders konsequent. Jedes Kind bekam die umfassende Möglichkeit der Selbstentfaltung. Theodore J. Faithfull, Gründer und Leiter der Schule, sah in diesem individualistischen Konzept eine Alternative zu etablierten Schulen, die seiner Ansicht nach auf eine zu starke Anpassung der Schüler hinarbeiteten. Zum Konzept dieser Internatsschule gehörte die Nacktheit beim Sport, beim (Sonnen-)baden sowie beispielsweise beim Zeichenunterricht. Sitz der Schule war zunächst Sudbury (Suffolk), später siedelte sie nach Walsham Hall in Walsham-le-Willows, nahe Bury St. Edmunds über. Einen ähnlichen Ansatz verfolgte die 1927 von Alexander Sutherland Neill gegründete Schule Summerhill. Auch in dieser ersten „demokratischen Schule“ hatte der Nacktsport einen festen Platz, war jedoch ebenso freiwillig wie der Unterricht selbst.

In Deutschland entstand ebenfalls 1927 das Lichtschulheim Lüneburger Land (LLL) in Glüsingen (Lüneburger Heide). Der Pädagoge Dr. Walter Fränzel verwirklichte damit seinen Plan, eine höhere Schule auf dem Lande zu gründen, in der er all seine Reformideen verwirklichen könnte. Für Sport, Spiel und Sonnenbad wurde ein waldumschlossenes Gelände in der Nähe dazugepachtet. Zum Konzept Fränzels gehörte unter anderem der ständige Aufenthalt „in gesundheitsfördernder Wald- und Heideluft“, organische Verbindung von Leben und Unterricht, die freundschaftlich-kameradschaftliches Verhältnis von Lehrern und Schülern, außerdem die „Gewöhnung an Wind und Wetter besonders durch Nacktsein bei Gymnastik, Morgenlauf, Sport und Spiel im Sinne der Freikörperkultur“.

Heute

In den 1970er Jahren gewannen zahlreiche deutsche FKK-Vereine die von ihnen seit langem angestrebte Gemeinnützigkeit, weil sie die sportliche Betätigung ihrer Mitglieder förderten. Diese Begründung setzt voraus, dass die zuständigen Behörden und Gerichte den Nacktsport positiv bewerten. Sport war bereits seit ihrer Entstehung ein fester Bestandteil der modernen naturistischen Bewegung. Im Rahmen des Naturismus ist Nacktsport (Wandern, Reiten, Schwimmen, Tennisspielen, Indiaca, Boule, Federball usw.) heute weitgehend akzeptiert und für viele, etwa im Urlaub, fast zur Normalität geworden. Die Sportarten an FKK-Stränden und -Campingplätzen und in naturistischen Urlaubsanlagen unterscheiden sich nicht von denen in textilen Anlagen. Bei Sportarten mit Körperkontakt wird jedoch von Anfängern im Naturismus oft Kleidung getragen, um körperliche Erregung zu vermeiden. Die Angst vor einer solchen Offenbarung körperlicher Reaktionen ist in vielen Fällen unbegründet. So fordert etwa der nach altgriechischem Vorbild nackt betriebene Ringkampf Konzentration auf Kraft und Technik. Auf der Kampfmatte bleibt keine Zeit für ein Treibenlassen der Phantasie. In den weitaus meisten, aber nicht in allen naturistischen Urlaubsanlagen ist man abends bekleidet, also auch beim Tanzen.

Organisierter Naturismus und Nacktsport in Deutschland

Der Dachverband der rund 160 deutschen FKK-Vereine, der Deutsche Verband für Freikörperkultur (DFK) e. V. versteht sich selbst als Sportverband. Er trägt folglich den Namenszusatz „Verband für Familien-, Breitensport und Naturismus e. V. (DFK) im Deutschen Olympischen Sportbund“, seine Geschäftsstelle hat ihren Sitz im Haus des Sports in Hannover.

Innerhalb des DFK gibt es aktuell (2007) neben den Sportwarten der örtlichen Vereine zehn Sportwarte mit regionaler und acht mit Sportart-spezifischer Zuständigkeit. Neben der „Vizepräsidentin Sport“ im Präsidium des DFK (Erika Eickhoff), gibt es so genannte Fachwarte für Faustball, Indiaka, Kanu, Pétanque, Schwimmen, Tischtennis und Volleyball. In diesen Disziplinen werden auch regionale und bundesweite Wettbewerbe ausgetragen.

Über das Verhältnis von Naturismus und Nacktsport in Deutschland findet sich auf der Internetseite des DFK folgende Aussage:

„Ungefähr seit 1970 begann die organisierte Freikörperkultur ihre Struktur in Richtung FKK-Sportverein und -verband zu verändern. Diese äußerliche Veränderung und der Wettbewerb mit den textilen Sportvereinen lässt die traditionelle Freikörperkultur zu immer häufigeren Kompromissen greifen. Hier liegt die Gefahr, die Grundziele der freien Bewegung in Licht, Luft und Sonne auf den Geländen einer kommerziellen Sichtweise zu opfern. […] Das traditionelle Sportangebot muss erweitert werden, will der FKK-Verein im Kreis der Sportvereine bestehen.“

Einzelne Sportarten

Schwimmen und Strandsportarten

Die weitaus häufigste Form des Nacktsports ist das Schwimmen. In Deutschland und vielen Ländern Europas ist Nacktbaden und -schwimmen in Badeanlagen, an Strände, Seen und Flüssen weit verbreitet und gesellschaftlich fast völlig akzeptiert. Durch Gerichtsurteile ist „Nacktheit in Strandnähe“ in Deutschland faktisch legalisiert und stellt keine Ordnungswidrigkeit mehr dar. Infolgedessen werden auch viele Strandsportarten wie (Beach-)Volleyball, Softball, Frisbee, Federball und Ähnliches heute oft nackt ausgeübt. Viele, die es tun, betrachten sich selbst nicht als „FKKler“ oder Naturisten.

Wandern

Nacktwanderung zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Das Nacktwandern kam zusammen mit der Freikörperkultur (FKK) im frühen 20. Jahrhundert auf. Aus einem romantischen Naturverständnis heraus sprach sich beispielsweise Richard Ungewitter (1868–1958), einer der Pioniere der Freikörperkultur, im Jahre 1912 gegen „Zimmer-Luftbäder“ aus und forderte die öffentliche und damit auch der sozialen Kontrolle unterliegende FKK. In der „Geschichte des Naturismus“ der INF/FNI berichtet Karl Dreßen in diesem Zusammenhang von „zum Teil meilenweiten Nacktwanderungen“. Der erste Nacktwanderweg wurde im Juli 1984 von Franz Rutar nahe Klagenfurt (Österreich) geschaffen. Er führte über eine Länge von 3 km durch öffentlich zugänglichen, lichten Laub- und Fichtenwald. Im Harz wird 2009 über die Freigabe eines Nacktwanderweges – bisher gibt es in Deutschland keinen solchen – in der Nähe von Wippra nachgedacht.[3]

Nacktwanderung in den Bergen von Limousin (Frankreich)

Manche Nacktwanderer legen selbst größere Strecken barfuß zurück. Die meisten Nacktwanderer verstehen ihre Nacktheit nicht als Provokation. Um Störungen zu vermeiden, bevorzugen sie oft wenig begangene Strecken, wie entlegene Wald- und Feldwege. Öffentliche Straßen und Plätze sind dagegen tabu, da hier die Gefahr der Belästigung der Allgemeinheit nach §118 Ordnungswidrigkeitengesetz besteht.

In neuerer Zeit bilden die Bader an den so genannten wilden FKK-Seen und teilweise auch die in Vereinen organisierten FKK-Anhänger die größte Gruppe der naturistischen Wanderer. Gewandert wird bevorzugt in kleinen Gruppen auf weniger frequentierten Feld- und Wiesenwegen. Als Wandergebiete sind alle landschaftlich schönen Gebiete mit abwechslungsreicher Vegetation geeignet. Seit einigen Jahren finden unter anderem im Rothaargebirge, dem Spessart, der Eifel, im Umland von Berlin, im Isargebiet in und um München, in Kärnten sowie in den Schweizer Alpen mehr oder weniger regelmäßig naturistische Wanderungen statt.[4] Die Häufung von Nacktwander-Tourismus stößt jedoch bei der lokalen Bevölkerung auch auf Kritik. Der Kanton Appenzell Innerrhoden, der in Nacktwander-Kreisen namentlich als Ausflugsziel empfohlen und in der Folge Ziel von zahlreichen Nacktwanderern wurde, erließ Ende April 2009 ein Verbot und erklärte das Nacktwandern zum Offizialdelikt.[5]

Reiten

Eine nackte Frau auf einem ungesattelten Pferd

Nach Auffassung vieler Nacktreiter ergänzen Freikörperkultur und Reitsport einander ideal, manche reiten auch ohne Sattel und Decke. Pferde mit hohem, knochigen Widerrist und hervortretender Wirbelsäule sind dafür allerdings weniger geeignet. Dasselbe gilt für Pferde mit besonders schwungvollem Trab. Inwieweit das Reiten ohne Sattel für das Pferd unangenehm ist, hängt vom Gewicht und vom Sitz des Reiters ab und von der Dauer des Rittes.

Gesundheitliche oder hygienische Probleme verursacht das Nacktreiten nicht, nur ist bei einem Sturz die Verletzungsgefahr höher. Ebenso kann es bei längeren und sehr schnellen Ritten durch die Reibung zu Hautirritationen kommen, und vereinzelt treten Tierhaarallergien auf. Je nach Jahreszeit und Vegetation können Dornen, hochwachsende Brennnesseln und Insekten stören, daher sind Meeresstrände für das Nacktreiten besonders geeignet.

Nacktreiten wird unter anderem in den FKK-Anlagen „La Jenny“ und in „La petite Brenne“ in Frankreich, „Lido Braco“ in Jamaica, in „Pizzo Greco“ in Kalabrien und im Naturistendorf „El Fonoll“ in Katalonien angeboten. In Namibia gehören Nacktritte zum Programm naturistischer Safaris. In Deutschland wird unter anderem in der Nordeifel und in der Nähe von Bonn nackt geritten.

Radfahren

York Naked Bike Ride 2006

Seit dem Jahr 2003 findet jährlich mit wachsender Beteiligung der Weltnacktradeltag (World Naked Bike Ride, WNBR) statt, meistens Anfang/Mitte Juni. Im Jahr 2006 nahmen in mehreren Dutzend Städten, zumeist in den USA, mehrere tausend Radfahrer an dem Ereignis teil. In Deutschland gab es Teilnehmergruppen in etwa einem halben Dutzend Städte, darunter Berlin, Frankfurt am Main, Bonn und München. Die Veranstalter demonstrieren damit vor allem für die Akzeptanz der Nacktheit in der Öffentlichkeit und für mehr Umwelt- und Klimaschutz. Die Publizität des Weltnacktradeltages hat auch die Zahl privater Nackt-Radtouren zunehmen lassen. In München finden z. B. seit 2005 regelmäßig Nackt-Radtouren statt[6].

Nacktlaufen

Schon in dem Buch The Zen of Running von 1974 wurde das Laufen mit so wenig Kleidung wie möglich und barfuß empfohlen, um Luft und Sonne an die Haut zu lassen und den Körper zu erden [7]. Trotzdem gilt das öffentliche Nacktlaufen in Deutschland als Ordnungswidrigkeit und wird entsprechend geahndet.

FKK-Vereine haben zum Teil Laufstrecken auf ihrem Gelände, auf denen beim Nacktjoggen keine Anzeigen drohen[8].

Nacktyoga

Der US-Amerikaner Aaron Star hat das Nacktyoga „erfunden“. Es geht dabei um das Annehmen des eigenen Körpers mit seinen Unvollkommenheiten und darum, „das Herz zu öffnen“.[9] Angeblich wird auch das Körpergefühl gestärkt[10]. Diese Art des Yoga wird zunehmend auch in Europa praktiziert.[11]

Im Gegensatz zum normalen bekleideten Yoga sind beim Nacktyoga mehr Männer als Frauen anzutreffen[12].

Nacktringkampf

Ringkämpfe, ausgetragen mit Verzicht auf Kleidung, wurden in den letzten Jahren überwiegend in erotischen Spezialsegmenten thematisiert. Erst in jüngerer Zeit gewinnt der breitensportlich orientierte Gedanke unbekleideten Ringens wieder einen gewissen Raum. Bezugnahme ist dabei der Ringkampf als sportliche Auseinandersetzung in der vorchristlichen Kultur des antiken Griechenland. Ringen gehörte als Teilsportart zum antiken Pentathlon (Laufen, Fünfsprung, Diskuswurf, Speerwurf, Ringen).

Internationale Treffen und Wettbewerbe

Fast alle FKK-Vereine und naturistischen Urlaubsanlagen bieten ein mehr oder weniger großes Sportangebot an, vielfach werden dort auch Wettbewerbe ausgetragen. Im folgenden werden darum nur einige überregional bekannte und wiederkehrende Nacktsport-Ereignisse dargestellt.

Die Internationale naturistische Sportwoche bei Szeged

Das mit Abstand größte und vielseitigste Nacktsport-Ereignis in Europa ist die Internationale naturistische Sportwoche in der FKK-Anlage Sziksósfürdő bei Segedin (ungarisch: Szeged). Bei dem Treffen, das seit 1989 jeweils in der letzten Juliwoche stattfindet, stehen fast 40 Disziplinen auf dem Programm, darunter typische FKK-Sportarten wie Volleyball, Badminton, Schwimmen, Tischtennis, Tauziehen und Pétanque, aber auch seltener nackt ausgeübte Disziplinen wie Hochsprung, Weitsprung, 100-Meter-Lauf, Geländelauf und eine Variante des Sumo, die ohne den Gürtel Mawashi auskommt. Eine ungarische Besonderheit ist der Wettbewerb im Turul, eine Mannschaftssportart mit Regeln ähnlich dem Indiaka. Hinzu kommen Wettbewerbe im Schach, Tischfußball, Armdrücken sowie reine Spaß-Wettbewerbe wie Autoreifen-Weitwurf, Trabi-Schieben, Eiswürfel-Weitspucken und Körperbemalung. Die Teilnehmerzahl stieg zuletzt auf knapp 400.

Das Alpe-Adria Treffen

Ein internationales Sporttreffen mit vielseitigen Wettbewerben, das im Jahr 2007 zum 35. Mal ausgetragen wird. Es fand jahrelang auf dem kroatischen Campingplatz Monsena statt, der aber seit 2006 eine Textilanlage ist (neuer Name: „Camping Amarin“). Darum hat im Jahr 2005 erstmals der FKK-Campingplatz Kažela be Medulin das Alpe Adria-Treffen ausgerichtet. Das 35. Treffen findet vom 7. bis 10. Juni 2007 wiederum im Camping Kažela statt. Acht Disziplinen stehen auf dem Programm, ungefähr 150 Teilnehmer werden erwartet.

Schwimmfest und Pétanque-Turnier der INF

Die internationale Naturistenföderation (INF-FNI) veranstaltet seit vielen Jahren Schwimm- und Pétanque-Wettbewerbe. Zum 35. INF-Schwimmfest im November 2006 im Gijon/Spanien trafen sich rund 130 Teilnehmer. Das Petanque-Turnier findet im Jahre 2007 zum 26. Mal statt, am 25./26. August in der Anlage Hamaland im niederländischen Almere-haven.

Naturistische Schwimmgala in Amersfoort

Seit den 1970er Jahren organisiert der Niederländische Naturistenbund (NFN) ein jährliches Schwimmtreffen in Amersfoort mit Wettbewerben, Spielen und Unterhaltung („Zwemgala“). Das Treffen fand im Jahr 2007 bereits zum 33. Mal statt (11. März).

Wettläufe

Wettlauf beim Festival von Roskilde

Während des jährlichen Festivals in Roskilde (Dänemark) wird seit dem Jahr 1999 ein nackter Wettlauf ausgetragen. Organisiert vom Festival-Radiosender, mussten ursprünglich 25 kurze Runden zurückgelegt werden. In den letzten Jahren wurde der Lauf mehrfach auf bis zu zwei Runden verkürzt, vor allem bei schlechtem Wetter. Nachdem in den Jahren 2003 und 2004 nur jeweils zwischen 10 und 15 Männer teilgenommen hatten, stieg die Teilnehmerzahl zuletzt auf fast 30, die Hälfte der Teilnehmer sind jetzt Frauen. Mit mehreren Tausend Zuschauern hat sich der Wettlauf als fröhlicher Bestandteil des Festivals fest etabliert. Sieger unter den Männern war in den Jahren 2004 bis 2007 der Kopenhagener Magnus Boesen. Siegerin im Jahr 2007 war die irische Wirtschaftsstudentin Aoife Dineen. Beim unmittelbar anschließenden Interview im lokalen Fernsehen erklärte die 21-Jährige auf die Frage, warum sie an dem Lauf teilnahm: „I decided it’s a fantastic experience and it would be good for the soul, you know? And it has been!“ Und weiter: „It’s a bit scary but definitely good. I recommend that everyone should do it.“

Die „Naked Mile“ in Ann Arbor, Michigan

Seit 1986 begehen einige Studentinnen und Studenten an der Universität von Ann Arbor das Ende der Klausuren des Wintersemesters im April mit einem Nackt-Lauf durch die Straßen der Stadt Ann Arbor. Das Ereignis gewann wachsende Aufmerksamkeit, bis im Jahre 2000 die Universität und die städtische Polizei angeblich aus Sicherheitsgründen gegen das Rennen vorzugehen begannen. Im Jahre 2004 war die Zukunft des Ereignisses unsicher[13].

Carrera Nudista de Sopelana

Seit 1999 wird am Strand von Sopelana in der Nähe von Bilbao (Spanien) das 5000-Meter-Rennen „Carrera Nudista de Sopelana“ für Männer, Frauen und Kinder durchgeführt. Gegründet wurde das Event durch den Läufer Patxi Ros [14].

Der Surfwettbewerb des Sydney Fringe Festival

In den 1990er Jahren wurde mehrere Jahre lang jeweils im Januar an der Bondi Beach von Sydney ein nackter Surfwettbewerb ausgetragen. Der Nude Surfing Contest[15] war ein Bestandteil des Sydney Fringe Festival und zog mehrere Dutzend Teilnehmer sowie Tausende Zuschauer an, Thema des Festivals waren Musik, Theater und Film. Der Surfwettbewerb war meist das einzige textilfreie Ereignis des Treffens und hatte damit eine ähnliche Stellung wie der Nacktlauf des Roskilde-Musikfestivals. Mehrfacher Gewinner war der Surfer Rod Cox. Im Internet fehlen Belege für eine Wiederholung des Wettbewerbs nach dem Jahr 2003.

Quellen

Literatur

  • Tony Perrottet: The Naked Olympics, Random House 2004
  • Anita & Wolfgang Gramer: 1,2,frei! Das NacktAktivbuch, mym Verlag, Berlin 2005
  • Werner Sonntag: Kampfes Lust. (Alles zum Thema Frauenringkampf, mit vielen Bezügen zum Nacktsport), 662 Seiten, 210 Abbildungen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fit For Fun 3/2008, S. 8
  2. FKK und Sport bei Symbioseweb.de
  3. Spiegel Online, gesehen 20.01.2009
  4. http://www.paradisi.de/Fitness_und_Sport/Ausdauersport/Nacktwandern/Artikel/603.php?PHPSESSID=d0f5af293757d8fd5ef521bec426688c
  5. Nacktwandern verboten – 200 Franken Busse, Tages-Anzeiger, 26. April 2009
  6. Süddeutsche Zeitung vom 25.06.2008
  7. Fred Rohé: The Zen of Running, New York 1974, ISBN 0394730380
  8. http://www.bffl-bs.de/start.htm
  9. http://www.amica.de/beauty_body/trends/naked_yoga
  10. http://www.yoga-connection.de/yogastile/nackt-yoga/
  11. http://www.monstersandcritics.de/artikel/200720/article_4870.php/Nackt-Yoga-Sich-selbst-annehmen-samt-Falten-und-Pfunde
  12. http://www.stern.de/wissenschaft/mensch/:Naked-Yoga-H%FCllenlos-Harmonie/548694.html
  13. http://www.goodspeedupdate.com/index-naked_mile.htm
  14. Die Welt
  15. http://www.cnn.com/WORLD/9801/27/fringe/aussie.nudists/

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