- Nacktheit
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Als Nacktheit bezeichnet man die Kleidungslosigkeit von Menschen oder die Haar- oder Federlosigkeit von Tieren.
Psychologisch bezeichnet man beim Menschen auch die mit der Nacktheit verbundene subjektive Empfindung selbst als Nacktheit; die Empfindung kann je nach Erziehung bzw. nach den Umständen unangenehm sein (Scham) oder angenehm sein (Gefühl der Freiheit oder Befreiung).
Das subjektive Empfinden von Nacktheit kann neben dem Fehlen von Kleidung auch aus dem Fehlen von Haaren oder gewohnheitsmäßig am Körper getragenen Gegenständen wie Waffen, Schmuckstücken, Perücken oder Schminke resultieren.
Inhaltsverzeichnis
Etymologie
Das Wort „nackt“ gehört der ältesten Schicht des deutschen Wortschatzes an. Es lässt sich bis in die Zeit des Proto-Indogermanischen zurückverfolgen und ist damit mindestens rund 5500 Jahre alt. In den meisten indoeuropäischen Sprachen gehört das Wort für „nackt“ ebenfalls dieser ältesten Schicht an. Allerdings hat sich dieses Wort in vielen Sprachen nicht ganz lautgesetzlich entwickelt, offenbar wurde es tabuistisch entstellt. Solche verniedlichenden oder verdeckenden Wortvarianten lassen sich in vielen Sprachen, darunter im Deutschen, bis in die neueste Zeit verfolgen, beispielsweise durch die umgangssprachlichen Formen „nackig“ oder „nackend“ für „nackt“.
Evolutionsbiologie
Der Mensch ist als einziger Primat von Natur aus nackt, das heißt großflächig wenig behaart. Verlässliche Aussagen zur Entwicklung der Nacktheit und des Zeitablaufes sind bisher nicht möglich, weil fossile Belege fehlen. Da eine wesentliche Funktion der Behaarung im Erhalt der Körperwärme liegt, lag möglicherweise ein wichtiger Vorteil der Nacktheit in der besseren Fähigkeit des frühen Menschen, bei höheren Temperaturen Beutetiere über längere Strecken zu verfolgen.
Subjektive Wahrnehmung
Viele Menschen empfinden beim Anblick von Nacktheit ein Gefühl der Verlegenheit, der Scham oder der sexuellen Anregung. Auch hier gibt es unterschiedliche Schwellenwerte. So tritt die Anregung oder Scham weniger oder gar nicht in einer Umgebung auf, in der Menschen sich allgemein wenig bekleiden. Umgekehrt reicht in sehr schamhaften Kulturen schon eine geringere Blöße, etwa der Arme, um solche Gefühle hervorzurufen.
Gesellschaft
In verschiedenen Kulturen ist Nacktheit unterschiedlich verbreitet und wird unterschiedlich bewertet. In den meisten Gesellschaften gehört die zumindest partielle Bedeckung des Körpers zur kulturellen Norm. Das Verständnis dieser Norm unterliegt aber teilweise deutlichen Schwankungen.
Oft verbunden mit der Nacktheit ist das Gefühl der körperlichen Scham, die sich zumeist auf primäre oder sekundäre Geschlechtsmerkmale bezieht und die je nach Kultur, Epoche, sozialer Situation und Lebensalter unterschiedliche Schwellenwerte aufweist. So gibt es indigene Völker wie die Yanomami, denen eine Schnur in der Lendengegend ausreicht, um sich bedeckt zu fühlen, die sich ohne diese Schnur jedoch nackt fühlen. Andere empfinden auch bei völliger Nacktheit in den meisten sozialen Situationen keine Scham.
Das andere Extrem ist die Verwendung der Burka oder des Niqab, einer Form der Ganzkörperverschleierung von Frauen im Islam. Durch die kulturelle Überlieferung ist hier eine Art Wettbewerb zur Vermeidung von Nacktheit entstanden. Ziel war dabei die Vermeidung von Triebgefühlen bzw. die möglichst strikte Befolgung religiöser Vorschriften. Im Extremfall kann bereits der Anblick des Gesichtes oder des Haars einer Frau vom Betrachter oder von der Gesehenen als Nacktheit empfunden werden.
Auch innerhalb der westlichen Welt kann die Schamschwelle unterschiedlich hoch liegen. So bedecken sich Amerikaner sogar während ärztlicher Untersuchungen mit einem Kittel, während zum Beispiel viele Skandinavier unter bestimmten Umständen (in einer öffentlichen Sauna oder am Strand) selbst gänzliche Nacktheit als unproblematisch empfinden.
Kulturgeschichte
Altes Testament und Judentum
In der biblischen Schöpfungsgeschichte ist die Nacktheit ein Symbol für Unschuld und Unbewusstheit. Erst nachdem Adam und Eva eine verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen gegessen hatten (Sündenfall), wurde ihnen ihre Nacktheit bewusst und sie schämten sich. Die Scham wird also theologisch als Folge dieser Erkenntnis betrachtet.[1]
Die verwandten, aber nicht identischen Empfindungen genitaler Scham einerseits und Scham als Folge einer Regelverletzung und Trennung von Gott andererseits werden dabei häufig verkürzend gleichgesetzt. Im weiteren Verlauf bleibt Nacktheit im Alten Testament ein Zeichen der Armut und teilweise der Schande, so bei der Deportation nackter Kriegsgefangener. Sie gilt aber nicht als schuldhaft und wird auch als prophetisches Zeichen verstanden und dabei positiv gewertet. Im späteren, orthodoxen Judentum ist Nacktheit jedoch verpönt.
Griechische Antike
Im alten Athen war die (halb-)öffentliche Nacktheit den Männern vorbehalten und galt nur bei Frauen als anstößig. Die Kyniker lehrten die Bedürfnislosigkeit bei gleichzeitiger Ablehnung materieller Güter. Vorurteile sowie Scham wurden verworfen zugunsten der als natürlich empfundenen Gegebenheiten wie Nacktheit. Das Gymnasion als Ort der körperlichen Ertüchtigung belegt allein durch seinen Namen (gymnós = nackt), dass Nacktheit im alten Griechenland nicht alltäglich war, sondern auf besonders ausgewiesene soziale Räume beschränkt war, ebenso wie die griechische Kunst.
Einen besonderen Stellenwert hatte die Nacktheit im antiken Griechenland im Sport. Man war überzeugt, dass die Gymnastik die Ausbildung des Körpers zum einzigen Zweck habe, hinzu kamen Wettkämpfe an den Festen der Götter zu deren Ehre. Hier galt es zu zeigen, wie weit man es in allen Künsten, die sich für einen freien Mann schickten, gebracht habe. Schon im Jahre 720 v. Chr. wurde bei den Olympischen Spielen der Lendenschurz, mit dem die Kämpfer vermutlich bis dahin bekleidet waren, bei allen Disziplinen außer dem Pferderennen abgeschafft. (siehe Pythische und Isthmische Spiele)
Der Grund für die Nacktheit im Stadion ist nicht gesichert. Eine Theorie besagt, einer der Läufer habe während des Laufes den Schurz verloren und gesiegt. Das ließ die Athleten glauben, ohne Kleidung schneller sein zu können. Eine andere Vermutung besagt, ein Läufer soll den Lendenschurz verloren haben und über ihn gestolpert sein. Zur Sicherheit sei daraufhin Nacktheit angeordnet worden. Als dritte Möglichkeit wird eine Forderung aus Sparta angenommen. Die Athleten des Stadtstaates trieben als erste nackt Sport und könnten ihren Brauch bei den Olympischen Spielen durchgesetzt haben. In Sparta trieben, als einzigem der griechischen Staaten, auch die Mädchen Sport, nicht zusammen mit den Männern, aber ebenfalls nackt.
Römer
Im alten Rom war die Nacktheit ebenfalls nichts Ungewöhnliches, sie galt eher als Ausdruck von asketischer Anspruchslosigkeit denn als Ausdruck sexueller Empfindungen. In den Thermen wurde, wenn auch nach Geschlechtern getrennt, nackt gebadet. Gladiatoren kämpften ganz oder teilweise nackt.
Nach der Eroberung Griechenlands im Jahre 146 v. Chr. sahen die Römer keinen Anlass, die Nacktheit bei den Olympischen Spielen zu verbieten oder auch nur zu diskutieren. In einer Würdigung des Politikers und Schriftstellers Cato des Älteren erwähnt ein Schriftsteller ebenso anerkennend wie beiläufig, dass dieser Prototyp des tugendhaften Römers im Sommer nackt arbeitete.
Germanen, Kelten
Von den Germanen ist durch römische Schriftsteller überliefert, dass sie sich durch gemeinsame Bäder in Flüssen und Seen abhärteten und kleine Kinder teilweise nackt aufwuchsen. Von den keltischen Kriegern ist durch Schriftsteller und bildliche Darstellungen überliefert, dass sie nackt gegen die Römer kämpften.
Christentum
In der christlichen Tradition überwiegt eine ambivalente Einstellung zur Nacktheit, jedenfalls eine konsequente Betonung der (nicht nur körperlich verstandenen) Schamhaftigkeit und stärker noch der Keuschheit, also der Beherrschung des Sexualtriebes. Letztere war stets verbunden mit dem christlichen Verbot aller Formen der vor- und außerehelichen sexuellen Praxis, die sie als Unzucht bezeichneten.
Im Neuen Testament wurde die Nacktheit an sich zunächst so wenig verurteilt wie im Alten Testament. Sie galt nicht als Sünde, sondern als soziales Problem, nämlich als ein sichtbares Kennzeichen der Armut, Schande und Hässlichkeit (vergleiche Joh 21,7 EU). So stand auch das neutestamentliche Gebot, die Nackten zu kleiden, neben der Forderung der Fürsorge für Hungernde, Dürstende, Gefangene und Kranke (vergleiche Mt 25,34−40 EU).
In der christlichen Geschichte gab es im Einzelnen einen recht unterschiedlichen Umgang mit der Nacktheit. Beim Besuch von Gotteshäusern wird traditionell die Bedeckung der Schultern und, bei Frauen der Oberschenkel bis zu den Knien verlangt, bei Männern das Tragen langer Hosen. Teilweise hat das Christentum in Anlehnung an eine Forderung des Apostels Paulus ein Kopftuch oder einen Schleier für Frauen befürwortet oder sogar verlangt. Das Verbot der Nacktheit bei den Olympischen Spielen (und dieser Spiele überhaupt wegen ihres heidnischen Ursprungs) im Jahre 393 n. Chr. ging auf christliche Veranlassung zurück. Andererseits wurde zu fast allen Zeiten in christlichen Ländern in den Gewässern nackt gebadet.
Mit Epiphanius von Salamis setzte sich im 4. Jahrhundert die kirchenamtliche Verdammung der Nacktheit durch. Mystische kommunitäre christliche Gruppen, die eine heilige Nacktheit praktizierten, oder die man ihnen nachsagte, wie die Adamiten oder die Brüder und Schwestern des freien Geistes des Mittelalters, standen als Ketzer unter scharfen Verfolgungen.
Die öffentliche Nacktheit des Franz von Assisi, intendiert und von seinen Zuschauern verstanden als provozierend-schroffe Absage an jede Art von Materialismus und Konsumismus, wurde von der Kirche im Nachhinein nicht verurteilt, sondern als Hinweis auf seine Heiligkeit anerkannt. Sie wurde assoziiert mit der Nacktheit der Propheten. Auch findet sich Nacktheit in der christlichen Kunst nicht selten, dies sowohl bei der Darstellung von Adam und Eva über die Engel bis zu bestimmten biblischen Figuren und Heiligen. Eines der berühmtesten Beispiele dafür ist das Altargemälde der Sixtinischen Kapelle im Vatikan.
Insbesondere zu Studienobjekten des nackten männlichen Körpers entwickelten sich die weit verbreiteten Darstellungen des Hl. Sebastian, dessen von Wunden übersäte Gestalt dem Sadismus und Voyeurismus des Betrachters ausgesetzt erscheint. Die künstlerische Darstellung weiblicher Nacktheit im Abendland nahm ebenfalls ihren Anfang in der Aufnahme biblischer Motive wie Bathseba und Susanna im Bade.
Es findet sich in den zahlreichen und detaillierten Aussagen der katholischen Kirche des 20. Jahrhunderts zu allen Facetten der Sexualmoral kein Verbot der Nacktheit.
Eine katholische Sicht der Scham definierte Papst Johannes Paul II.:
„Weil Gott ihn geschaffen hat, kann der menschliche Körper nackt und unbedeckt bleiben und bewahrt unberührt seinen Glanz und seine Schönheit. Sexueller Anstand kann also nicht einfach irgendwie identifiziert werden mit der Verwendung von Kleidung, noch Schamlosigkeit mit der Abwesenheit von Kleidung und totaler oder teilweiser Nacktheit. Es gibt Umstände, unter denen Nacktheit nicht unanständig ist […] Nacktheit als solche darf nicht gleichgesetzt werden mit physischer Schamlosigkeit. Unanständigkeit ist nur gegeben, wenn Nacktheit eine negative Rolle in Hinsicht auf den Wert einer Person spielt […] Der menschliche Körper ist nicht an sich beschämend, noch sind es sinnliche Reaktionen aus demselben Grund, und menschliche Sinnlichkeit im Allgemeinen. Schamlosigkeit (genau wie Scham und Anstand) ist eine Funktion des Inneren der Person.“
Deutschland und Mitteleuropa seit dem 19. Jahrhundert
Die einfache Bevölkerung schwamm und badete in vielen europäischen Ländern bis ins 19. Jahrhundert hinein in Seen und Flüssen nackt. In Skandinavien blieb das Nacktbaden teilweise bis heute üblich. Jedoch verschwand im frühen 19. Jahrhundert die uralte Tradition der ungezwungenen Nacktheit beim Baden im Biedermeier. Erstmalig setzte sich Badekleidung allgemein durch. Diese bedeckte damals bei beiden Geschlechtern fast den ganzen Körper und war wegen der hohen Baumwollanteile in nassem Zustand eher unbequem.
Der ab dem späten 19. Jahrhundert aufgekommenen Freikörperkultur ging es um weit mehr als um die Wiedereinführung des erst vergleichsweise spät unüblich gewordenen Nacktbadens. Die FKK (anfangs auch Nacktkultur genannt, die Bezeichnung Naturismus kam erst später auf) strebte vielmehr als Teil der so genannten Lebensreform den Ausbruch aus naturfernen und teilweise ungesunden städtischen Lebensbedingungen an, die durch die Industrialisierung entstanden waren. Man traf sich in der Natur und war gemeinsam nackt. Zu ihren regionalen Ausgangspunkten gehörten das Ruhrgebiet (der erste FKK-Verein entstand 1898 in Essen) und Berlin. Es wurden Vereine und Bäder gegründet, in denen man – idealerweise ohne soziale Unterschiede – zusammen war, sich duzte und versuchte, sich gesund zu ernähren. Zum frühen Naturismus gehörte das oft rigide Verbot von Tabak und Alkohol. Angestrebt wurde nicht der Genuss und nur teilweise die Entspannung, sondern vor allem mehr Gesundheit. Oft wurde dabei die Nacktheit ideologisch überhöht, etwa im Sinne utopischer gesellschaftlicher Befreiungshoffnungen. Die Disziplin vieler FKK-Vereine war ausgesprochen streng, und Teile der Bewegung hatten unter dem Motto „nackt und deutsch“ sogar politisch Schlagseite nach rechts.[2]
Andere FKK-Vereine, zumal die im Arbeitermilieu entstandenen, tendierten hingegen nach links. Hier spielte das Gleichheitsideal eine Rolle, weil die Nacktheit angeblich soziale Unterschiede aufhebe.
In den 1960er Jahren galt die Nacktheit in Teilen der so genannten 68er-Bewegung als Symbol für die Befreiung von Fesseln der Konvention und etablierte sich so als Form des Protestes. Wogegen dabei im Einzelnen protestiert wurde, ist aus heutiger Sicht oft nicht mehr ganz eindeutig. Es wurde soweit zugelassen, dass es zum Beispiel in den 1980er Jahren offizielle FKK-Badestrände an der Ostsee gab, an denen sogenannte Textilbader unerwünscht waren. Im Westen nun kam die Ideologisierung jedenfalls eindeutig von links, zumal die Nacktheit oft mit einem ausgesprochenen Hedonismus und sexuellem Libertinismus verbunden wurde (Hippie-Bewegung, Woodstock). In der DDR war die FKK-Kultur weit mehr verbreitet als im Westen.[3]
In der Frauenbewegung, die sich gegen die männliche Dominanz in patriarchalen Gesellschaften wendet, wurde die Nacktheit von Frauen teils als vorbildlich (als Ausdruck von Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung), teils auch als verwerflich (als Vorstufe von Pornografie) bewertet.
Mit dem vermehrten Aufkommen von Saunaanlagen in Mitteleuropa seit den 1980er Jahren des 20. Jahrhunderts ist das Nacktbaden wieder vermehrt gesellschaftsfähig geworden. In großen Teilen Europas werden Saunaanlagen nackt besucht, auch eine Geschlechtertrennung ist nicht üblich.
Aktuelle Entwicklungen
Das Aufkommen neuer Massenmedien wie das Privatfernsehen in Deutschland in den 1980er Jahren und später das Internet haben die Verfügbarkeit von Darstellungen nackter Menschen deutlich erhöht. An der gesellschaftlichen Bewertung der Nacktheit hat dies wenig geändert, vielmehr handelt es sich um neue Vertriebswege der Pornographie, also der kommerziell verwerteten und zudem meist sexualisierten Nacktheit nach dem Prinzip „Sex sells“ (frei: „Sex verkauft (sich) gut“).
Die soziale Akzeptanz der Nacktheit lässt sich eher an der Verbreitung des Nacktbadens in der Natur oder in Saunen und Badeanlagen ablesen. Die insgesamt größere Akzeptanz der Nacktheit hat wohl mit dazu geführt, dass die Bedeutung von Vereinen zur Pflege der Freikörperkultur zurückgeht.
In der westlichen Welt zeichnen sich sowohl die katholisch geprägten Länder Südeuropas sowie die englischsprachigen, puritanisch geprägten Länder durch eine prüdere und restriktivere Haltung gegenüber Nacktheit aus. In Mitteleuropa und Skandinavien liegt eine höhere Akzeptanz für Nacktheit in der Öffentlichkeit vor. Während des Superbowl 2004 sorgte die Sängerin Janet Jackson in den USA für einen Skandal, als ihr während eines Auftritts in der Halbzeitpause das Kleid verrutschte und für wenige Sekunden ihre linke Brust sichtbar wurde. Das Ereignis beschäftigte über Monate die US-Medien und Justiz und ging als Nipplegate-Skandal in die Mediengeschichte ein.[4] 2008 sorgte ein Werbeplakat der Royal Academy of Arts in London für Aufregung, weil auf diesem das Gemälde einer nackten Frau, die Venus von Lukas Cranach aus dem 16. Jahrhundert, zu sehen war. Die Kampagne führte zu Protesten muslimischer Einwanderer und Boykott der Londoner Verkehrsbetriebe.[5] Im selben Jahr sorgte ein deutsches Kinderbuch von Rotraut Susanne Berner für Schlagzeilen, welches in den USA nicht auf den Markt kommen durfte. Grund war die wenige Millimeter große, gezeichnete Abbildung des Penis eines Kleinkinds.[6]
In einem muslimischen Umfeld ist eine öffentliche Nacktheit im Allgemeinen nicht gestattet. Nicht wenige muslimische Familien verbieten ihren Töchtern die Teilnahme am geschlechtergemischten schulischen Schwimmunterricht, weil der Islam die Entblößung unbekleideter Haut vor fremden männlichen Personen nicht gestattet.
Außereuropäische Kulturen
Hinduismus
Im Jainismus gibt es seit ältesten Zeiten Digambaras genannte Mönche, die nackt oder fast nackt unter Bekleideten leben. Das Wort bedeutet „die Luftgekleideten“.
Auch die Sadhus (hinduistische Asketen) leben gesellschaftlich akzeptiert und hoch geachtet nackt unter Bekleideten. Ihre Zahl wird heute auf mehrere Hunderttausend geschätzt.
Japan
Das traditionelle heiße japanische Bad (Ofuro) wurde immer von ganzen Familien gemeinsam nackt genommen. Europäische Missionare waren über die dabei anscheinend fehlende Scham erstaunt. In öffentlichen Bädern, in denen ausnahmslos nackt gebadet wird, wurde die Trennung nach Geschlechtern erst nach dem Zweiten Weltkrieg auf Druck der USA eingeführt. Diese Trennung besteht manchmal nur aus einem kaum kniehohen Zaun, der eher eine Markierung darstellt. In vielen natürlichen Thermalquellen (Onsen) wird seit jeher und bis heute gemeinsam gebadet.
Fast nackt wird das Sumo-Ringen ausgetragen. Der uralte, auf das 7. Jahrhundert zurückgehende Sport wird nach traditioneller Deutung zur Freude der Götter betrieben – eine bemerkenswerte Analogie zu den griechischen Olympischen Spielen. Die Nacktheit im Bad und beim Sumo bewegt sich innerhalb genau definierter sozialer Grenzen. Ansonsten ist Japan aus europäischer Sicht eher prüde. Nacktheit am Strand ist völlig unüblich und kaum vorstellbar, in Kinofilmen werden Nacktszenen nach wie vor retuschiert oder komplett geschnitten. Selbst Aufnahmen von Schlafzimmern wurden aus Filmen entfernt, um sexuelle Assoziationen zu verhindern.[7]
Australien, Ozeanien, Afrika, Karibik, Südamerika
In vielen traditionellen Kulturen dieser Räume lebten die Menschen bis in die Neuzeit hinein für unser Verständnis unbekleidet. Etwa die australischen Aborigines, Bewohner Neuguineas und mehrere Völker des Amazonas-Gebiets, sowie im zentralen und südlichen Afrika. In einigen dieser Kulturen hat sich diese Tradition bis heute erhalten und kaum gewandelt. Dabei wird beispielsweise von den Frauen eine dünne Schnur um die Hüfte getragen und von den Männern ein Penisfutteral, welches auch mit einer Schnur um die Hüfte getragen wird, ohne diese sie sich aber auch nackt fühlen.
Auf Samoa und anderen Inseln Ozeaniens waren die Menschen weitgehend unbekleidet, bis sie im Zuge der Missionierung nicht nur den neuen Glauben, sondern auch die Sitten der Missionare übernahmen. Dabei ist es bis heute geblieben, sodass es Touristen im Allgemeinen nicht gestattet ist, oben ohne am Strand zu liegen.
China
In der chinesischen Kultur hat die Nacktheit traditionell wenig Raum. In Hong Kong kämpfte Anfang 2005 ein bislang rein privater FKK-Club gegen erhebliche Widerstände um das Nutzungsrecht an einem Strandabschnitt. Es wäre trotz der durchaus vorhandenen Akzeptanz der Nacktheit in vielen Kulturen Asiens der zweite (Thailand) Naturistenclub des gesamten Kontinents (außer an der äußersten Peripherie Asiens in Russland und Israel).
Kunst
Der nackte menschliche Körper ist ein klassisches Thema der bildenden Kunst, insbesondere der Zeichnung, Malerei und Skulptur. Ein solches Werk wird seit dem 19. Jahrhundert Akt genannt.
Schon steinzeitliche Idole lassen Nacktheit erkennen, zum Beispiel bei der Venus von Willendorf. An die idealisierte Nacktheit der Griechischen Antike knüpfte die Kunst der Renaissance an, zum Beispiel Michelangelo, der auch die Heiligen oder den gekreuzigten oder auferstandenen Christus nackt darstellte. Solche Bilder, die Genitalien zeigten, übermalte man nachträglich, was häufig erst in jüngerer Zeit durch die Röntgenfotografie entdeckt wurde. Teilweise wurde bei solchen Gemälden wieder der Ursprungszustand hergestellt.
Eine neuere Form künstlerischer Nacktheit ist die Aktfotografie. Auch in anderen Künsten ist Nacktheit ein nicht selten verwendetes Ausdrucksmittel etwa im Theater, Film, in der Aktionskunst und in der Literatur (siehe Topos).
Nacktheit im öffentlichen Raum
Freikörperkultur und Tourismus
Spätestens seit den 1930er Jahren gewann das gemeinsame Nacktbaden an einigen Nord- und Ostseestränden (Sylt, Mecklenburg; in Berlin damals teilweise „schwedisch baden“ genannt) und in Teilen Istriens wieder eine gewisse Verbreitung. Doch die Anfänge gehen weiter zurück. So bemerkte der Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann, der die Insel Hiddensee regelmäßig besuchte, zu seinem 1916 dort begonnenen Roman Die Insel der großen Mutter: „Ich hätte sie wohl nie geschrieben, hätte ich nicht jahrelang auf Hiddensee die vielen schönen, oft ganz nackten Frauenkörper gesehen und das Treiben dort beobachtet.“
Nackt zu baden war seitdem (wieder) nicht nur eine Sache einsamer Seen und Buchten, sondern begann allmählich ein – wenn auch zunächst minimaler – Faktor des Fremdenverkehrs zu werden. Im Jahre 1950 öffnete an der französischen Atlantikküste die erste naturistische Ferienanlage (Montalivet-les-Bains) ihre Pforten. Bereits in den 1950er Jahren begann in Deutschland die offene gesellschaftliche Akzeptanz des Naturismus in Vereinen und im Urlaub. Diese Akzeptanz nahm ab den 1960er Jahren stark zu und parallel dazu wuchs die Zahl und Größe der FKK-Strände und der naturistischen Campingplätze und Feriendörfer.
Heute ist der Naturismus in vielen europäischen Ländern, vor allem in Frankreich, Deutschland, Kroatien, den Beneluxländern und in Skandinavien, ein etablierter Zweig des Sommertourismus. Allein in Frankreich existieren mehr als hundert kommerzielle naturistische Urlaubsanlagen. Auch in der Naherholung hat der Naturismus heute eine große Verbreitung, die Zahl der Möglichkeiten zum Nacktbaden an Seen, Flüssen und Stränden geht allein in Deutschland in die Tausende.
Kommerzielle Aspekte
Nacktheit wird oft als Mittel eingesetzt, die Aufmerksamkeit potentieller Konsumenten auf ein Produkt oder eine Werbebotschaft zu lenken. Nackte Personen, oft auch in Verbindung mit Body painting, werden als Werbeträger oder zum Verteilen von Flyern auf öffentlichen Veranstaltungen eingesetzt. In der Werbung und auf Titelblättern von Zeitschriften und Magazinen werden oft nackte oder leicht bekleidete Menschen abgebildet, selbst wenn die Nacktheit in keinem Bezug zum Inhalt steht; in Italien wird sogar für Tierfutter mit nackten Menschen geworben...[8]
Dabei soll einerseits die erotische Wirkung genutzt werden, insbesondere bei gegengeschlechtlichen Personen. Andererseits funktioniert Nacktheit auch unabhängig davon, weil sie in der Öffentlichkeit selten ist und nicht erwartet wird. Mit zunehmender Nacktheit in Medien und Öffentlichkeit lässt die Wirkung jedoch nach, da eine Gewöhnung in der Bevölkerung einsetzt, und Nacktheit wird zunehmend zur Normalität und verliert ihre Signalwirkung.
Der kanadische Fernsehsender Naked News, dessen Programm aus Nachrichten und Informationssendungen besteht, setzt ausschließlich nackte Reporter und Moderatoren ein. Der Sender, welcher mit dem Anspruch antritt, seriöse Inhalte zu vermitteln, will somit einen zusätzlichen Reiz bieten und das eigene Programm gegenüber der Konkurrenz positionieren.[9]
Nacktheit und politischer Protest
Ein historisches Beispiel für Nacktheit als Mittel des Protests ist die Legende der Lady Godiva. Von dieser Gräfin des 11. Jahrhunderts wird erzählt, dass sie nackt, nur von ihrem langen Haar bedeckt, durch Coventry geritten sei, um damit gegen die hohe Steuerlast der Bürger zu protestieren.
Es gibt heutzutage eine Reihe von Protestaktionen, bei denen die Demonstranten, meistens mit Transparenten ausgestattet, besondere Aufmerksamkeit auf sich und ihr Anliegen lenken wollen, in dem sie sich unbekleidet in großen Menschenansammlungen oder auf öffentlichen Plätzen bewegen[10]. Bekannt sind zum Beispiel Demonstrationen der Organisation PETA gegen das Tragen von Pelzen, bei denen die Teilnehmer mit ihrer Nacktheit neben der erhöhten Aufmerksamkeit auch einen Bezug zwischen nackter Haut und dem Pelz herstellen. Oft stellen sich hierfür auch Prominente zur Verfügung wie zum Beispiel die deutsche Band No Angels[11].
Zum Teil sind bei Nacktprotestaktionen die Grenzen zwischen einer Protestaktion einerseits und der künstlerischen Gestaltung fließend, wie bei verschiedenen Aktionen des Fotografen Spencer Tunick[12] oder bei öffentlichen Studentenprotesten gegen Kürzungen im Bildungswesen[13]. 2004 protestierte die italienische Schauspielerin Monica Bellucci gegen das Verbot künstlicher Befruchtung in Italien, indem sie sich nackt auf dem Titelblatt der italienischen Ausgabe von Vanity Fair abbilden ließ[14].
Um Aufmerksamkeit für die Krebsforschung zu erregen, trainierten 28 Frauen in London nackt für den Cancer Research UK's Race for Life 2008[15].
- PETA
Um gegen die traditionelle Stierhatz durch die Straßen von Pamplona zu demonstrieren, laufen seit 2002 Aktivisten der Tierrechtsorganisation PETA zwei Tage vor dem ersten Stierrennen nackt durch die Straßen von Pamplona. An der Veranstaltung nahmen 2007 circa 1500 Menschen aus 30 Ländern teil.
- World Naked Bike Ride
Ein weiteres Beispiel für den Einsatz von Nacktheit als Protest ist der jährliche World Naked Bike Ride, mit dem unter anderem auf die Gefahr der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und die Verletzlichkeit des menschlichen Körpers im Straßenverkehr hingewiesen wird.[16]
Gesundheitlich-hygienische Aspekte
Die FKK-Bewegung des 20. Jahrhunderts begründete die Nacktheit mit gesundheitlichen Argumenten. So wurden von dem Schweizer Lebensreformer Arnold Rikli bereits 1853 Sonnen- und Luftbaden empfohlen, das ohne Kleidung seine volle Wirkung entfalten sollte.
Vieles davon ist aus heutiger Sicht überholt. Körperliche Bewegung sowie der Verzicht auf Nikotin und Alkohol sind per se gesund, unabhängig von der Bekleidung. Gegen Rachitis, Mangel an Vitamin D und andere gesundheitsschädliche Folgen von Sonnenmangel, schlechter Ernährung und beengten Wohnverhältnissen hilft das Baden und der Sport an der frischen Luft mit Bekleidung so wirksam wie ohne. Jedoch kann das Vermeiden nasser Badebekleidung vor Blasenentzündungen schützen.
In der Sauna ist Nacktheit üblich, zumindest in Ländern mit ausgeprägter Saunatradition wie den mittel- und osteuropäischen Ländern sowie in Skandinavien[17]. In öffentlichen Saunen ist dabei oftmals Nacktheit sogar vorgeschrieben, das heißt ein Betreten des Saunabereichs in Badebekleidung ist nicht gestattet. Die Begründung hierfür liegt meist in hygienischen Aspekten, da sich in der Badebekleidung der Schweiß und somit Keime und Bakterien sammeln können. Darüber hinaus ist das Saunieren mit unbedeckter Haut gesünder und effektiver, da die heiße Luft ungehindert zirkulieren kann. Entsprechendes gilt auch für die auf den Saunagang folgende Abkühlphase.[18][19]
Sport
Bei den Olympischen Spielen der Antike der Jahre 776 v. Chr. bis 393 n. Chr. wurden ab 720 v. Chr. die meisten Wettbewerbe von den Athleten nackt ausgetragen (sogenannte gymnische Disziplinen). Nur bei den Pferderennen waren die Athleten bekleidet.
In allen Kulturen und Epochen wurde außerdem nackt geschwommen und gebadet, wenn auch oft nach Geschlechtern getrennt. Der Naturismus ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert hat zu einer Wiederentdeckung der Nacktheit beim Sport geführt; zu den beliebtesten Sportarten im Naturismus gehören Schwimmen, Volleyball, Pétanque (Boule), Federball (Badminton), Indiaca, Tischtennis, Bogenschießen, Segeln, Surfen und Wandern. Meistens werden im Naturismus Sportarten ohne oder mit wenig Körperkontakt bevorzugt, außerdem natürlich solche Sportarten, in denen Kleidung nicht als Schutz (Fechten) oder aus anderen Gründen (Judo) benötigt wird.
Juristische Aspekte öffentlicher Nacktheit
In Deutschland ist die öffentliche Nacktheit wie in den meisten Ländern nicht ausdrücklich verboten. Durch gerichtliche Entscheidungen ist die „Nacktheit in Strandnähe“ in Deutschland faktisch legalisiert. Anderswo kann die Nacktheit als Ordnungswidrigkeit („Belästigung der Allgemeinheit“, § 118 OWiG) und früher als „grober Unfug“ geahndet) mit einer Geldbuße bis zu 1000 Euro belegt werden. Die Nacktheit in freier Natur gilt als juristischer Grenzfall – faktisch kommt es darauf an, ob jemand behauptet, belästigt zu werden und deswegen Strafverfolgung verlangt, was sehr selten ist.
Eine breitere Aufmerksamkeit erlangte die Frage nach dem Recht auf Nacktheit oder die Pflicht zur Kleidung durch das Nacktjoggen.[20] § 118 OWiG führt aus: „Bloße Ärgernisse, geringfügige Belästigungen oder Verhaltensweisen, die lediglich von den gängigen Vorstellungen über Erziehung und Geschmack abweichen, bewirken keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und können daher nicht mit Mitteln des Ordnungsrechts reguliert werden.“ Die juristische Sichtweise, dass von öffentlicher Nacktheit eine mehr als nur geringfügige Belästigung ausgeht, ist somit fraglich. Die Nacktheit in der eigenen Wohnung sowie auf dem eigenen Grundstück ist grundsätzlich erlaubt, auch bei Einsehbarkeit der Wohnung zum Beispiel durch fehlende Vorhänge.
Die Nacktheit im öffentlichen Raum wird aber meist nach den Polizeigesetzen der Länder als Verstoß gegen die öffentliche Ordnung angesehen und mit einem sog. Platzverweis geahndet.[21]
Die gesetzliche Regelung in der Schweiz ist bezüglich des Strafgesetzbuches ähnlich liberal wie in Deutschland, nachdem 1991 die entsprechenden Abschnitte gelockert wurden[22]. Diese Strafrechtsreform wurde vom Volk in einer Referendumsabstimmung am 17. Mai 1992 gutgeheissen. Gemäß Art. 194 und 198 ist nur Exhibitionismus strafbar, d.h. es muss, zusätzlich zur Nacktheit, noch klar erkenntlich eine sexuelle Handlung vollzogen werden oder die Absicht dazu bestehen.[23] Trotz der im Prinzip liberalen gesetzlichen Regelung sind Örtlichkeiten, in denen das Nacktsein üblich ist, verhältnismäßig rar – ausgenommen von inzwischen recht populär gewordenen Saunaanlagen, die auch in der Schweiz normalerweise textilfrei sind und einigen, meist nicht offiziellen Badeplätzen an Flüssen und Seen. Gegen das Nacktwandern wurde im Kanton Appenzell Innerrhoden per Volksbeschluss ein Verbot erlassen[24]. Gegen ein Urteil des Obergerichtes von Appenzell Ausserrhoden, in dem eine Buße von Fr. 100.- gegen einen Nacktwanderer wegen groben Unfugs bestätigt wurde, ist beim Bundesgericht am 18. Mai 2011 Beschwerde eingereicht worden. Die kantonalen Obergerichte von Bern und Appenzell Ausserrhoden sind der Meinung, dass die Sanktionierung der Nacktheit als Verstoß gegen öffentliche Ordnung in der Kompetenz der Kantone liege und kaum etwas mit dem Strafgesetz zu tun habe: In anderen Kantonen gibt es keine explizite Erwähnung wie in Appenzell Innerrhoden, jedoch steht jedermann eine Klage wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses im Rahmen des Zivilgesetzes oder der Regelungen der Polizeiübertretungen offen.[25]
Vor allem in der englischsprachigen Welt wird öffentliche Nacktheit teilweise stärker verfolgt. So ist es in den USA in vielen Bundesstaaten verboten, öffentlich die Genitalien sichtbar zu machen, für Frauen gilt dies auch für die Brustwarzen. Ausnahmen hiervon gibt es nur für stillende Mütter.[26] Da das Verbot von Nacktheit sich in vielen Staaten auch auf Strandbereiche erstreckt, besteht die Möglichkeit, Genitalien und Brustwarzen zum Sonnenbaden mit sogenannten Pasties zu bedecken. Diese sind selbstklebend und ermöglichen es, Strafen wegen öffentlicher Nacktheit zu umgehen. Sie werden vor allem in den USA vertrieben.[27]
Verboten ist die Erregung öffentlichen Ärgernisses durch sexuelle Handlungen in der Öffentlichkeit. Durch umstrittene Gerichtsentscheidungen zur Freiheit der Kunst sind im Theater sowie im Rahmen von so genannter Aktionskunst auch sexuelle Handlungen in der Öffentlichkeit zulässig.
Unfreiwillige Nacktheit
Das öffentliche Entblößen gefesselter oder wehrloser Personen wird und wurde teilweise zur Folter missbraucht, etwa um jemanden gefügig zu machen oder öffentlich zu erniedrigen, vergleichbar einem öffentlichen Pranger. Die Nationalsozialisten verwendeten diese Art der Folter, um Gefangene der Konzentrationslager bloßzustellen.[28]
Für einen internationalen Skandal sorgten Bilder aus dem Abu-Ghuraib-Gefängnis im Irak, die zeigten, wie amerikanische Soldaten sich einen Spaß daraus machten, Gefangene nackt zur Schau zu stellen.
Siehe auch
- Prüderie
- Bara Bröst: Aktionsbündnis in Schweden, das sich dafür einsetzt, dass sich auch Frauen öffentlich „oben ohne“ zeigen dürfen
Literatur
- Kerstin Gernig (Herausgeber): Nacktheit. Ästhetische Inszenierungen im Kulturvergleich. Böhlau, Köln, Weimar 2002. ISBN 978-3-412-17401-9
- Wilhelm Hornbostel (Hrsg.): Nackt. Die Ästhetik der Blöße. Prestel, München 2002. ISBN 3-7913-2635-X.
- Oliver König: Nacktheit. Soziale Normierung und Moral. Westdeutscher, Wiesbaden 1990, ISBN 3-531-12175-8
- Tobias G. Natter (Hrsg.): Die nackte Wahrheit. Klimt, Schiele, Kokoschka und andere Skandale. Prestel, München 2005, ISBN 3-7913-3284-8.
Weblinks
Commons: Nacktheit – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikiquote: Nacktheit – Zitate- Nackt im Grünen: „Ohne Notfallunterhose im Wald“ - Tagesschau (nicht mehr online verfügbar)
- Nackt ist nicht nackt genug. FKK hat eine steile Karriere hinter sich: Heute kann man sich fast überall nackt im Gras wälzen – und keiner guckt mehr hin - Süddeutsche Zeitung
- Dr. V. Ellmauthaler: Versuch über das Nacktsein. Vergleichende Psychosoziologie. - 45 Seiten, 33 ausführliche Anmerkungen. Als pdf oder gebunden. Wien: 2009. (286 kB)
Einzelnachweise
- ↑ Helmut Burkhardt u. a. (Hrsg.): Das große Bibellexikon. Band 4: M-P. Brockhaus/Brunnen, Wuppertal / Gießen 1996, S. 1578 (vgl. auch 1. Mose 3,7).
- ↑ Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft: Lichtkämpfer, Sonnenfreunde und wilde Nackte
- ↑ Aufstand der Nackten: FKK in der DDR. In: EinesTages, Der Spiegel
- ↑ Jackson 'Nipplegate' illustrates the danger of chilling free speech - CNN
- ↑ Londoner U-Bahn Bitte nur Busen, sonst ist die Venus zu nackt - Die Welt
- ↑ Kein deutscher Mini-Penis für die USA - Die Welt
- ↑ Brigitte Steger: (keine) Zeit zum Schlafen. LIT Verlag, Berlin-Hamburg-Münster (Auszug in der Google Buchsuche).
- ↑ Menschliche Nacktheit für Tierfutter-Werbung
- ↑ Nichts als die nackten Tatsachen – Der Spiegel
- ↑ Körpertherapeutin nackt auf dem Münchner Karlsplatz
- ↑ No Angels protestieren nackt. blick.ch, abgerufen am 26.06.
- ↑ SZ Magazin Heft 36/2007
- ↑ Spiegel Online 5. Dezember 2003
- ↑ SPIEGEL ONLINE 24. Juli 2004
- ↑ Cancer Research UK
- ↑ Nackter Protest für mehr Umweltschutz
- ↑ Richtiges Benehmen erhält den Schwitzspaß - Focus
- ↑ Kauppinen: Facts and Fables about Sauna (1997)
- ↑ In der Abkühlphase - Sauna Portal
- ↑ Nacktjogger zum Lendenschurz verurteilt
- ↑ OVG NRW, Nackt in der Öffentlichkeit, 18. Juni 1996, NJW 1997, 1180.
- ↑ Daniel Kettiger: Nackte (Rechts-)Tatsachen zur strafrechtlichen Verfolgung des Nacktwandern. In: Jusletter. 23. Februar 2009 (pdf).
- ↑ Nach der Intention des Bundesgesetzgebers wurde anstelle der bisherigen moralisierenden Begriffe «unsittlich» und «unzüchtig» der wertneutrale Begriff der sexuellen Handlung eingeführt, vgl. Maier (Fn. 12), N. 21. Das durchschnittliche, landläufige, normale oder «gesunde» Sittlichkeitsempfinden soll für die Strafbarkeit nicht mehr maßgeblich sein (BBl 1985 II 1064).
- ↑ Nacktwandern verboten – 200 Franken Busse, Tages-Anzeiger, 26. April 2009
- ↑ Tele-Ostschweiz, News, (ab min. 06:50), 24. Mai 2011
- ↑ The Law Explored: indecent exposure
- ↑ The free expression project
- ↑ Gabrielle Kirk McDonald, Olivia Swaak-Goldman: Substantive and Procedural Aspects of International Criminal Law: The Experience of International and National Courts. Brill, 2000, S. 280–283.
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