Naghsch-e Jahan

Naghsch-e Jahan
Überblick über den Platz in seiner heutigen Form

Meidān-e Emām („Platz des Imams“, persischميدان امام‎ [məi̯'dɔːn-ə e'mɔːm]), im historischen Zentrum der Stadt Isfahan, Iran gehört mit fast 9 Hektar Fläche zu den größten Plätzen der Welt. Er stellt ein wichtiges Zeugnis des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens Persiens im safawidischen Zeitalter dar und wurde 1979 als bedeutende historische Stätte in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Abbas I. ließ den Platz zwischen 1590 und 1595 unter dem ursprünglichen Namen Naghsch-e Dschahān („Entwurf der Welt“) anlegen. Später wurde er Meidān-e Schāh („Königsplatz“) genannt und erhielt nach der islamischen Revolution zu Ehren von Ajatollah Khomeni seinen heutigen Namen – Meidān-e Emām („Platz des Imams“), der sich indes nie wirklich durchsetzen konnte.

Der Platz bildet ein längliches Rechteck von 560 Metern Länge und 160 Metern Breite und ist nahezu exakt in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Zum Zeitpunkt seiner Anlage war er der weltweit größte Platz und zählt bis heute zu den größten öffentlichen Plätzen der Welt. Er wurde gleichermaßen als Marktplatz, Gerichtsort, Spielfeld und Festplatz geplant und ist von bedeutenden, monumentalen Bauwerken umgeben: Königspalast, Moschee und Basar, die ihrerseits durch eine zweistöckige, den Platz umrahmenden Arkatur verbunden sind. So fügen sich der Platz und die ihn umgebende Bebauung zu einem geschlossenen Ensemble, das die Verknüpfung von Weltlichem mit Geistlichem, von Kultur und Religion mit Handel und Kommerz symbolisieren soll.

Das Areal und seine Gebäude bilden den Mittelpunkt der Stadt und sind der Grund, dass die Schönheit Isfahans im Persischen sprichwörtlich wurde (mit einem phonetischen Wortspiel zu Naghsch-e Dschahān, dem ursprünglichen Namen des Platzes): Esfahān, nesf-e Dschahān, „Isfahan, die Hälfte der Welt“.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtlicher Hintergrund

Meidān-e Emām mit der Königsmoschee (oben) und der Hohen Pforte (rechts) (Pascal Coste, 1867)
Abbas I. (Kupferstich von Dominicus Custos, spätes 16. Jahrhundert)

Isfahans genauer Gründungszeitpunkt liegt im Dunklen, erste Siedlungsanfänge reichen vermutlich bis in die frühachämenidische Zeit zurück, also das 6. Jahrhundert v. Chr. Nach der Eroberung der Region durch Muslime im Rahmen der Islamischen Expansion um das Jahr 642 erlebte Isfahan im 12. Jahrhundert unter der Dynastie der Seldschuken eine erste Blütezeit. Kriege und häufig wechselnde Herrscher ließen die Stadt in den folgenden Jahrhunderten jedoch in Stagnation verharren. Unter der Dynastie der Safawiden, die Isfahan zu ihrer Hauptstadt machten und in diesem „Spiegel des Paradieses“[1] zahlreiche Prachtbauten und Gartenanlagen anlegten, erfuhr die Stadt ihre Glanzzeit.

1598 hatte Abbas I. seine Hauptstadt von Qazvin nach Isfahan verlegt und die Oase dazu bestimmt, als seine Residenz und ein bedeutendes Zentrum von Handel, Kultur und Religion zu werden. Er zog 30.000[2] (andere Quellen sprechen von 50.000[3]) Künstler, Handwerker und Händler aus dem ganzen Land zusammen, mit dem Auftrag, die am Rand des Zagrosgebirges inmitten der Salzwüste gelegene Oase nach den Paradiesvorstellungen des Islam umzugestalten. Viele von ihnen waren armenische Christen aus heute in Aserbaidschan liegenden Orten. Daraus hat sich bis heute eine auf derzeit rund 10.000 Personen geschätzte armenische Gemeinschaft in Isfahan erhalten.

Religiosität war eine tragende Säule im Safawidenstaat, Handel und Kommerz die andere. Nach den ehrgeizigen Zielen Abbas I. sollte Isfahan nicht nur zur prächtigsten, sondern auch reichsten Stadt des Orients werden. Mitten in der Stadt sollte ein rationell durchgeplantes urbanes Handelszentrum entstehen, in dem jede Zunft, jedes Handwerk seinen Bereich erhalten und in dem Handel und Gewerbe durch die Gewährleistung von Sicherheit und Bereitstellung einer großzügigen Infrastruktur unterstützt werden sollten. Zur Verwirklichung dieser Pläne musste im Zentrum der Stadt das typische Labyrinth aus engen, staubigen Gassen, geschäftigen, aber unübersichtlichen Basaren und ineinander verschachtelten Lehmhäusern um die Freitagsmoschee einem riesigen Gelände weichen, das – deutlich inspiriert von monumentalen hellenistischen Platzanlagen und römischen Foren – künftig als Mittelpunkt des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens der Stadt fungieren sollte.

Geistliches (dargestellt durch die Moscheen) wurde dem Weltlichen (dem Basar) gegenüber gestellt, und alles konnte von dem mitten in diesem Spannungsfeld lebenden Herrscher auf seiner Aussichtsplattform über dem Durchgang zu seinem Palast bequem überblickt und durch seine auf dem königlichen Areal untergebrachten Sicherheitskräfte geschützt werden. Alle Bauwerke wurden durch doppelstöckige Arkaden miteinander verbunden und der großzügige Platz im Mittelpunkt diente als Treffpunkt, Handels- und Gerichtsplatz ebenso wie für sportliche Anlässe und Festivitäten. Die beeindruckende Größe des Platzes war mit auf den Umstand zurückzuführen, dass Abbas I. ein leidenschaftlicher Polospieler war und der Platz ein Polofeld von einer Größe von 300 mal 200 yds (274 mal 182 Meter) beinhaltete.

Die Pläne des Schahs gingen in Erfüllung. Die von ihm umgesiedelte armenische Händlergemeinschaft spann ein ausgedehntes Netz von Handelsverbindungen und spielte rasch eine wichtige Rolle im Seiden- und Gewürzhandel zwischen Orient und Okzident. Binnen kurzem liefen bedeutende Handelswege zwischen China und Europa über Isfahan und prägten – ganz anders als in anderen Wüstenstädten – türkisfarbene Kuppeln und kostbar schimmernde Kacheln der Moscheen und Medressen, blühende Gärten, vornehme Paläste und großzügige Wohnhäuser das Bild einer prosperierenden Stadt, was den nach entbehrungsreicher und kräftezehrender Reise in Karawanen ankommenden Besuchern wie eine Fata Morgana – oder eben das „Paradies auf Erden“ – vorgekommen sein mag.

Panoram des Meidān-e Emām mit von links nach rechts Scheich-Lotfollāh-Moschee, Königsmoschee und Hoher Pforte

Aufteilung des Platzes

Meidān-e Emām als Übersicht von 1703, gezeichnet von G. Hofsted van Essen

Das Panoramaphoto oben und die Zeichnung aus dem frühen 18. Jahrhundert rechts zeigen den monumentalen, fast 90.000 Quadratmeter großen, von umlaufenden doppelstöckigen Arkaden eingefassten Platz im Überblick, wobei auf den Abbildungen der Westen rechts, der Osten links, der Süden oben und der Norden unten liegen.

An den Schmalseiten des Platzes erheben sich zwei mächtige und reich verzierte Eingangsportale. Im Süden – auf den Abbildungen oben – steht das prächtige Eingangstor zur Königsmoschee, die heute Masdsched-e Emām heißt, und im Norden der breite, aber vergleichsweise einfach gestaltete Zugang zum Basar.

Im Westen – auf den Abbildungen rechts – liegt die Ali Qāpu, die Hohe Pforte, die als Eingang zum Gartenpalast des Schahs und gleichzeitig als Aussichtsplattform fungierte. Ihr gegenüber, im Osten, fügt sich das Eingangsportal des privaten königlichen Bethauses Masdsched-e Scheich Lotfollāh in die Arkaden ein.

Der Platz ist 560 Meter lang und 160 Meter breit. Heutzutage ist das Areal immer noch prägender Mittelpunkt der Stadt und ihres kulturellen und gesellschaftlichen Lebens. Gleichzeitig gehört er zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Iran. Der Platz wird heute von formalen, parkartigen Grünanlagen und einem riesigen Wasserbecken mit Springbrunnen in seiner Mitte dominiert, die Arkaden dienen als Flaniermeile, hinter denen Geschäfte, Handwerkerstände, Restaurants und Teestuben zum Besuch einladen.

Gebäude

Nahezu gleichzeitig mit der Fertigstellung des Platzes 1601 wurde mit der Errichtung der Gebäude um den Platz herum begonnen, wobei lediglich bei der Hohen Pforte auf ein bereits vorhandenes Bauwerk zurückgegriffen werden konnte: einem Pavillon aus timuridischer Zeit, der aufgestockt und erweitert wurde.

Nach der Anlage des Platzes wurde die Hohe Pforte in ihrem ersten Bauabschnitt zuerst fertiggestellt, gefolgt von der relativ kleinen Lotfollāh-Moschee, die ab 1603 errichtet und 1619 eingeweiht wurde. Baubeginn für die Königsmoschee war 1590,[4] 1611[5] oder 1612,[6] ein erster Bauabschnitt sollte bereits 1615 fertiggestellt werden, denn der König, der seine Pläne noch zu seiner Lebenszeit verwirklicht sehen wollte, trieb zur Eile an. Tatsächlich wurde 1616 nur das Eingangsportal fertiggestellt, die Arbeiten an der Moschee konnten erst 1630 oder 1638 beendet werden.

Das Eingangstor zum neuen Basar wurde 1619 fertig.

Nicht zum Ensemble gehörende, 50 Jahre später im gleichen Baustil errichtete Brücke Pol-e Chādschu in Isfahan.

Arkaden

Die in traditioneller Ziegelbauweise errichteten zweistöckigen Arkaden mit Bogengängen verbinden die einzelnen Gebäude des Platzes. Sie werden als schattige Laubengänge und Zugang zu den hinter ihnen gelegenen Läden, Geschäften und Werkstätten genutzt. Ihre Gesamtlänge beträgt rund 1,2 Kilometer, sie umschließen den Platz bis auf die vier Auslassungen für die Pforten und Portale vollständig.

Ein anderer Bau in Isfahan, der sich derselben Bautechnik bedient und ebenfalls Arkaden mit Bogengängen aufweist, ist die unter der Regentschaft von Abbas II., dem Enkelsohn des 1629 verstorbenen Abbas I., ab 1650 erbaute Brücke Pol-e Chādschu über den Fluss Zayandeh Rud. Hier fand der zweigeschossige Arkadenbau gleichzeitig als Staudamm und Schleuse Verwendung.

Königsmoschee

Masdsched-e Emām (‏مسجد امام‎)

Mit dem Bau der Königsmoschee, die wie der Platz selbst nach der islamischen Revolution zu Ehren von Ajatollah Khomeni umbenannt wurde und heute offiziell Masdsched-e Emām, Imam-Moschee, heißt, wurde nach Chardin bereits 1590 begonnen, die meisten anderen Quellen aber berichten, dass Schah Abbas I. persönlich den Grundstein im Frühjahr 1611 oder 1612 gelegt habe. Sie sollte nach den Vorstellungen des Schahs die Komposition des Meidān-e Emām krönen. Ihre Vollendung im Jahre 1630 oder gar 1638 erlebte er allerdings nicht mehr.

Die Moschee wird als Meisterwerk islamischer Baukunst angesehen und besticht durch ihre himmelblaue Zwiebelkuppel und ihre reichen Mosaikarbeiten auf Portalen, Gebetshallen, Minaretten und Arkaden. Flankiert wird sie von zwei schlanken, türkisfarbenen, 50 Meter hohen Minaretten, die den 26 Meter hohen Türmchen des Eingangsportals ähneln.

Der Architekt Ostad Abu'l-Qasim musste die Moschee nicht nur in aller Eile planen und ausführen lassen; auch durch die Lage des zugewiesenen Grundstücks stand er vor einem Problem. Das Gebäude war – wie alle Moscheen – nach Mekka auszurichten, was mit der Lage des dazu diagonal ausgerichteten Platzes nicht zu vereinbaren war, zu dem der Schah unmittelbaren Zugang durch ein Portal wünschte. Der Architekt entschied sich daher dafür, die Moschee in einem Winkel von rund 45 Grad zum Meidān-e Emām zu platzieren. Heutzutage wird das Freitagsgebet auf dem Meidān-e Emām, direkt vor dem Eingangsportal zur Moschee verrichtet.

Ali Reza, der Kalligraph, war für die kunsthandwerkliche Ausführung verantwortlich, die er in bemerkenswerter Präzision ausführte. Aufgrund der Ungeduld des Auftraggebers wurde hinsichtlich der Fliesen zusätzlich eine während der Bauzeit entstandene neue Brenntechnik namens Haft Rangi (wörtlich: „Sieben Farben“) eingesetzt. Die neue Technik gestattete es, mit bis zu sieben Farben gleichzeitig auf einer Fliese zu arbeiten, ohne dass diese ineinander laufen, wobei das Verfahren schneller und billiger als Mosaiktechniken ist. Nach Erfindung dieser Technik wurden Fliesen mit mehrfarbiger Bemalung oft als Ersatz für Mosaiktechniken verwendet. Die Verkleidung der Königsmoschee besteht aus Fliesen des alten und neuen Stils.

Ali Reza ist auch verantwortlich für die Jahresinschrift von 1616 am Eingangstor zum Meidān-e Emām, was aber lediglich das Tor selbst betraf. Die Arbeiten an der Moschee gingen bis mindestens 1630, wahrscheinlich gar bis 1638 weiter.

Für das Gebäude wurden schätzungsweise 18 Millionen Ziegelsteine, für Verkleidung und Futtermauern rund 472.500 Kacheln verbaut.

Hohe Pforte

Ali Qāpu (‏عالی‌قاپو‎)

Ursprünglich lediglich als Torbau und Durchgang zu den geplanten königlichen Gärten und Residenzen geplant, entwickelte sich der an der Westseite des Platzes gelegene Ali Qāpu selbst zu einem Palastbau. Der Palast verfügt über fünf Ebenen bei einer Gesamthöhe von 68 Metern und ist in derselben traditionellen Ziegelbauweise ohne Verkleidung ausgeführt, wie die umlaufenden Arkaden.

Das Gebäude ist das einzige am Meidān-e Emām, das auf einem bereits bestehenden Bauwerk aufbaute: Abbas I. ließ einen Pavillon aus timuridischer Zeit von zwei auf fünf Ebenen erhöhen und eine Eingangspforte vorbauen.

Der Name Ali Qāpu, Hohe Pforte, bezieht sich den auf Durchgang in seiner Mitte in Form eines gewölbten Gangs, der zu dem ausgedehnten, sich direkt hinter dem Meidān-e Emām erstreckenden Gelände führt, das später den 1647 entstandenen „Gartenpalast der 40 Säulen“ (Tschehel-Sotoon (‏چهل ستون‎) beherbergen sollte. Auf der Vorderseite wurde über der zweiten Ebene eine Aussichtsplattform errichtet, die von 18 Zedernholzsäulen umrahmt zu einer das dritte und vierte Stockwerk umfassenden, offenen Säulenhalle unter einem imposanten Flachdach gestaltet wurde. Diese geräumige Veranda (tālār) war der ideale Platz für den König und den Hofstaat, Polospiele und andere Ereignisse zu verfolgen, die auf dem Meidān-e Emām abgehalten wurden.

Palastwachen und Verwaltung residierten im Untergeschoss, die Privatgemächer des Herrschers befanden sich in den oberen Etagen. Hier ließ er sich auch nach den neuesten Erkenntnissen der Akustik ein Musikzimmer einbauen. Dieser berühmte Raum enthält kunstvolle Durchbruch-Verputzarbeiten, die mittels einer speziellen zweiwandigen Stuckornamentik in Schattenmanier verschieden Arten von Vasen und anderen Gefäßen darstellen (wobei jedoch zweifelhaft bleibt, ob in diesen Nischen ursprünglich wirklich Gefäße standen, wie oft behauptet oder die Nischen selbst den Schmuck darstellten).

Mit der palastartigen Hohen Pforte, seinem luftig gebauten auf Holzsäulen ruhenden Obergeschoss und mit seiner prachtvollen Innenausstattung hat sich ein für den safawidischen Palastbau typischer graziöser Pavillon erhalten.[7]

Hinter Ali Qāpu befinden sich die königlichen Gärten, in denen weitere Pavillons, die Thronhalle und der berühmte Vierzig-Säulen-Palast, liegen. Dieses Gebiet ist vom Meidān-e Emām aus aber nicht einsehbar.

Scheich-Lotfollāh-Moschee

Masdsched-e-Sheich Lotfollāh (‏مسجد شيخ لطف الّله‎)

Gegenüber der Hohen Pforte und dem königlichen Palastgebiet liegt im Osten des Platzes das farbenprächtige, blaugrundige Eingangsportal der Scheich-Lotfollāh-Moschee. Der Architekt hieß Muhammad Reza ibn Ustad Hosein Banna Isfahani.

Die Moschee mit ihrer einfarbigen hellen Kuppel und dem türkisfarbenem Kleid ist innen und außen mit kostbaren Kacheln geschmückt und wurde in der Zeit von 1603 bis 1616 errichtet. Je nach Lichteinfall changieren die Kuppelfliesen von rosa über beige bis karamellfarben. Bis zur Errichtung der Königsmoschee wurde sie vom Schah und seiner Familie benutzt. Sie ist durch einen unterirdischen Gang unter dem Meidān-e Emām mit der gegenüberliegenden Hohen Pforte verbunden, um die weiblichen Angehörigen der königlichen Familie vor fremden Blicken zu schützen.

Abbas I. widmete sie seinem Schwiegervater, Scheich Lotfollāh, nach dessen Tod 1622, dessen Namen sie seither trägt.

Das Gebäude und sein weiterer Zweck bergen bis heute Geheimnisse. Die Inschrift im Portal weist es als Moschee aus („Masdschid“), aber die Anlage verfügt weder über ein Minarett noch einen für Moscheen ebenfalls üblichen Innenhof mit Waschgelegenheiten (Wudu’). Der Hauptraum umfasst eine Grundfläche von 19 mal 19 Metern, der ein Mihrab, eine Gebetsnische enthält, die zur Qibla ausgerichtet ist, so dass die Anlage circa 45 Grad zum Platz versetzt liegt. Neben dem Hauptraum befindet sich ein annähernd gleich großer Raum mit tiefem Gewölbe, das auf vier oktagonalen Pfeilern ruht.

Insgesamt passt die Gestaltung der Anlage eher zu einem Mausoleum, es ist aber davon auszugehen, dass dort niemand bestattet wurde. In der Literatur wird das Gebäude meist als privates Bethaus der königlichen Familie bezeichnet, was in der Iranischen Architektur aber unbekannt ist.

Königlicher Basar

Bazār Qeisarieh

Der Eingang des Königlichen Basars, Qeisarieh genannt, wirkt im Gegensatz zu den anderen Portalen des Meidān-e Emām eher unscheinbar. Doch lagen ihm bei seiner Fertigstellung moderne Überlegungen zugrunde.

Als Abbas I. Isfahan seine Residenz neu gestaltete, legte er nicht nur Wert auf einen angemessenen Palast und prächtige Moscheen, sondern beschäftigte sich auch mit Fragen des Handels und der Sicherheit. Der frühere Basar der Stadt hatte sich, relativ weit vom Palastbezirk entfernt, unübersichtlich, eng und unkomfortabel um die Freitagsmoschee herum gedrängt. Abbas wollte das künftige Zentrum von Handel und Handwerk im Herzen der Stadt, nahe seiner eigenen Residenz und seiner Sicherheitskräfte wissen. Entstehen sollte ein modernes, großzügiges Areal, das allen Händlern, Handwerkern und Dienstleistern ausreichend Platz und Schutz und eine moderne Infrastruktur bieten sollte.

Der Königliche Basar zieht sich vom Eingang am Nordende des Meidān-e Emām und schlängelt sich nördlich bis zur Freitagsmoschee, wo er früher endete und begrenzt war, sich heute aber in weitere kleinere Basare aufteilt. Bis heute wird – nunmehr nur noch symbolisch und nicht mehr aus Sicherheitsgründen – das Eingangstor zum Basar abends verschlossen.

Der Eingang ist mit astrologischen Zeichen geschmückt. Die Spandrillen zeigen Kacheln mit zentaurenähnlichen Figuren, die sich nach hinten wenden und mit Pfeil und Bogen schießen. Diese Darstellungen mögen von der Angewohnheit der Parther herrühren, sich bei Reiterangriffen im Sattel zu drehen und den rückwärtigen Feind mit Pfeilen zu überziehen. Die Figuren erinnern dabei auch an den Schützen, das Sternzeichen der Stadt.

Rezeption

Voyages de Mr. Le Chevalier Chardin en Perse et autres lieux de l'Orient, 1723

Von August bis Dezember 1637 hielt sich Adam Olearius als Sekretär des Hamburger Kaufmanns und Gesandten Otto Brüggemann (1600-1640) in Isfahan auf und berichtete darüber in seinen Aufzeichnungen: Moskowitische und persische Reise: die holsteinische Gesandtschaft 1633-1639.

1673 bis 1677 bereiste der als Sir John Chardin bekannt gewordene Jean Chardin Persien, ebenfalls mit dem Schwerpunkt Isfahan, und veröffentlichte hierüber seine Voyages en Perse et aux Indes orientales, die so begeistert aufgenommen wurden, dass sie noch im selben Jahr in englischer Übersetzung (Travels in Persia) und nur ein Jahr später in einer deutschen Übersetzung erschienen.

Die Stadt im 19. Jahrhundert wird westlichen Lesern durch den französischen Gesandten Pierre Loti nahe gebracht, der im April 1900 eine abenteuerliche Reise zur Rosenblüte nach Isfahan zu unternehmen hatte und anschließend seinen Reisebericht Nach Isfahan vorlegte.

In den 1970er Jahren sammelte Sybilla Schuster-Walser verschiedene zeitgenössische Reiseberichte in dem Buch Das safawidische Persien im Spiegel europäischer Reiseberichte (1502–1722) und untersuchte insbesondere die damalige Wirtschafts- und Handelspolitik zwischen Orient und Okzident.

Namen und Schreibweisen

Nicht nur hat der Platz selbst im Laufe seiner Geschichte seinen Namen einige Male geändert – von „Entwurf der Welt“ über „Königsplatz“ zum heutigen „Platz des Imams“ – auch seine heutige Schreibweise im westlichen Ausland ist höchst unterschiedlich: Meidan-i Imam, Maidan-e Imam, Meidān-e Emam oder auch Meydān-e Emām.

Auf Farsi bedeutet Meidān (auch Meydān oder Mejdān) „Platz“ und Imam (oder Emām) „Vorbeter“.

Ähnlich unterschiedlich ist die Schreibweise für Moschee: Masdsched (auch Masdshed, Masdjed oder Masjed).

Einzelnachweise

  1. Schätze der Welt - Erbe der Menschheit - Isfahan. Ein Film von Faranak Djalali und Rüdiger Lorenz (2000)
  2. Von dieser Zahl sprechen die weit überwiegenden Quellen, unter anderem Ina Baghdiantz: The Eurasian Trade of the Julfa Armenians in Safavid Iran and India (1530-1750) McCabe 2001, ISBN 0788505718. Und im Internet zum Beispiel hier oder hier
  3. Von höheren Zahlen sprechen christliche oder armenische Quellen, wie diese. Ganz vereinzelt werden auch 100.000 Personen genannt.
  4. Sir John Chardin: Travels in Persia, 1673–1677. Dover Publications Inc., Mineola New York (Neudruck der Ausgabe von 1927)
  5. Islamic Architecture: [1]
  6. Webseite über die Königsmoschee bei archINFORM
  7. Dr. Mohammad Reza Malmanesh, Philipps-Universität Marburg [2]

Literatur

  • Henri Stierlin: Islamic Art and Architecture. From Isfahan to Taj Mahal. Thames & Hudson Ltd, 2002, ISBN 0-500-51100-4 (Englisch). 
  • Heinz Gaube, Eugen Wirth: Der Bazar von Isfahan. In: Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients. Reihe B. Nr. 22, Reichert, Wiesbaden 1978. 
  • Sybilla Schuster-Walser: Das safawidische Persien im Spiegel europäischer Reiseberichte (1502-1722). ISBN 3-871-18048-3. 
  • Adam Olearius: Moskowitische und persische Reise: die holsteinische Gesandtschaft 1633-1639. Thienemann, Stuttgart 1986, ISBN 3-522-60650-7 (Reprint der Ausgabe von 1656: Außführliche Beschreibung der kundbaren Reyse nach Muscow und Persien, so durch gelegenheit einer Holsteinischen Gesandschafft). 
  • Jean Chardin: Travels in Persia, 1673-1677. Dover Publications Inc., April 1988, ISBN 0-486-25636-7 (Englisch). 
  • Pierre Loti: Nach Isafahan. Dtv, April 2000, ISBN 3-4231-2763-5. 

Weblinks

Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch

32.65777777777851.67757Koordinaten: 32° 39′ 28″ N, 51° 40′ 39″ O


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