Namslau

Namslau
Namysłów
Wappen von Namysłów
Namysłów (Polen)
DEC
Namysłów
Namysłów
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Oppeln
Landkreis: Namysłów
Fläche: 22,62 km²
Geographische Lage: 51° 5′ N, 17° 42′ O51.08333333333317.77Koordinaten: 51° 5′ 0″ N, 17° 42′ 0″ O
Höhe: 137 m n.p.m
Einwohner: 16.421 (30. Juni 2007)
Postleitzahl: 46-100
Telefonvorwahl: (+48) 77
Kfz-Kennzeichen: ONA
Wirtschaft und Verkehr
Zweige: Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie
Straße: OleśnicaKluczbork
Nächster int. Flughafen: Flughafen Breslau
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Gemeindegliederung: 33 Ortsteile
Fläche: 289,95 km²
Einwohner: 26.183 (30. Juni 2007)
Verwaltung (Stand: 2008)
Bürgermeister: Krzysztof Kuchczyński
Adresse: ul. Stanisława Dubois 3
46-100 Namysłów
Webpräsenz: www.namyslow.eu

Namysłów (deutsch Namslau) ist eine Kreisstadt in der Woiwodschaft Oppeln im Süden Polens. Die Stadt liegt etwa 60 km östlich von Breslau und etwa 55 km nördlich von Oppeln an der Weide (Widawa), zählt rund 16.000 Einwohner und ist Hauptort einer Stadt- und Landgemeinde mit etwa 26.000 Einwohnern.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Namslau entstand im 13. Jahrhundert und wurde nach der Zerstörung während des Feldzugs der Goldenen Horde 1241 im Jahre 1249 neu gegründet und von Boleslaw II. von Schlesien mit Stadtrechten versehen. Die Stadtanlage entstand als typische Kolonistenstadt mit rechteckigem Ring (135 × 80 m) in der Ortsmitte mit einem gitterförmigen Straßennetz und erhielt auch eine Stadtbefestigung.

Bis 1294 war Namslau Teil des Herzogtums Breslau, später wurde die Stadt von 1312 bis 1323 Sitz eines eigenen Herzogtums, in diesem Zusammenhang wurde auch 1312 eine neue Burg erwähnt. Besitz des polnischen Königs Kasimir des Großen wurde die Stadt 1341. Die Zugehörigkeit der Stadt zu Polen endete 1348, da in Namslau der Vertrag von Namslau zwischen Kasimir und Kaiser Karl IV. von Luxemburg geschlossen wurde. In diesem Vertrag verzichtete der polnische König zu Gunsten Böhmens auf Schlesien, im Gegenzug gab Böhmen seine Ansprüche auf den polnischen Thron auf.

Im 15. Jahrhundert war Namslau für kurze Zeit freie Stadt und profitierte wirtschaftlich vom Anschluss an den Handelsweg von Breslau nach Krakau. Vor allem die Leinenherstellung wurde zu einem wichtigen Erwerbszweig. Der wirtschaftlichen Entwicklung konnten auch mehrere Stadtbrände nicht entgegenwirken. Während der Hussitenkriege wurde die Stadt 1418 und 1428 erfolglos belagert.

1453 fand in Namslau erneut ein wichtiges politisches Ereignis statt: Namslau weigerte sich als einzige schlesische Stadt neben Breslau dem umstrittenen böhmischen König Ladislaus Postumus zu huldigen. Später hatte die Stadt zwar Matthias Corvinus als König anerkannt, fiel aber gemäß dem Frieden von Olmütz 1479 unter die Herrschaft von Vladislav II. und 1526 an die Habsburger.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt von den Schweden nach längerer Belagerung erobert. Die alte Burg wurde 1703 von Kaiser Leopold I. an den Deutschen Ordens übergeben, der hier eine Komturei einrichtete.

1741 fiel die Stadt wie ganz Schlesien an Preußen und wurde im Zuge des Siebenjährigen Krieges von den Österreichern und später von den Russen erobert. Von 1806 bis 1807 fand sich Namslau mehrfach unter französischer Besetzung. 1810 wurde das Schloss säkularisiert.

Im 19. Jahrhundert erfolgte ein Aufschwung auf geistiger wie auf wirtschaftlicher Ebene. Denn 1846 kam die erste Namslauer Zeitung heraus und 1862 wurde die Stadt telegrafisch mit Breslau verbunden. Bedeutend war auch der Anschluss an die Eisenbahnlinie Breslau–Kreuzburg 1868 und 1899 die Verbindung mit Oppeln. Das bekannteste Unternehmen war die Brauerei Haselbach. August Haselbach erwarb 1862 die 1538 errichtete Schlossbrauerei und kaufte 1895 das Schloss. Die industriell produzierende Großbrauerei war das Vorbild für weitere Haselbach-Brauereien in ganz Deutschland.

Während des Zweiten Weltkriegs errichteten die Nationalsozialisten auf dem Stadtgebiet ein Nebenlager des Konzentrationslagers Groß-Rosen. Am 21. Januar 1945 wurde die Stadt von der Roten Armee erobert. Den Kämpfen um die Stadt fielen über 50% der Bebauung zum Opfer. Am 30. April 1945 wurde Namslau als Namysłów unter polnische Verwaltung gestellt, die deutsche Bevölkerung wurde bis 1947 vertrieben, an ihre Stelle kamen polnische Vertriebene aus den von der Sowjetunion besetzten polnischen Ostgebieten. Nach dem Krieg wurde mit dem Wiederaufbau der Altstadt begonnen, jedoch wurde die 1789 fertig gestellte evangelische Kirche 1963 abgerissen.

Der Namslauer Ring mit dem Rathaus und der Stadtpfarrkirche im Hintergrund

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerzahlen von Namysłów nach dem jeweiligen Gebietsstand:[1]

Jahr Einwohner
1875 5.383
1880 5.868
1885 5.890
1890 6.167
1910¹ 6.062
1933 7.325
Jahr Einwohner
1939 8.196
1975 12.400
1983 13.700
1995 20.104
2000 18.940
2005 18.215

¹ Gutsbezirk Namslau: 45 Einwohner

Die Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul
Renaissancebrunnen im Schlosshof
Krakauer Tor mit Pulverturm

Sehenswürdigkeiten

  • Das Wahrzeichen der Stadt ist das Rathaus. Es besitzt einen 57 m hohen spätgotischen Turm, der 1625 mit einem bedeutenden Renaissance-Turmhelm versehen wurde. Der Rathausbau selbst stammt bereits aus den Jahren 1374–1378.
  • In Namslau steht die bedeutende gotische Pfarrkirche St. Peter und Paul, deren Bau von 1405 bis 1441 errichtet wurde. Die große dreischiffige Hallenkirche entstand nach dem Vorbild der größten Breslauer Kirche, der Sandkirche, und besitzt ein Sterngewölbe.
  • Die gotische Franziskanerkirche aus dem 14. Jahrhundert mit barocker Ausstattung.
  • Das alte Schloss des Deutschen Ordens wurde 1312 erstmals erwähnt und um 1360 als Steinbau erbaut. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts erfolgte ein erneuter Umbau und um 1600 wurde dort ein Renaissancebrunnen aufgestellt. Heute ist es wieder im Besitz einer Brauerei.

Außerdem blieben in der Stadt noch die alte Stadtmauer, das Krakauer Tor aus dem ausgehenden 14. Jahrhundert mit dem 26 Meter hohen Pulverturm, das 2006 grundlegend saniert und umgestaltet wurde – Rekonstruktion von Fallgatter, Turmhelm und hölzernen Wehrgängen – sowie alte Bürgerhäuser erhalten.

Partnerstädte

Es bestehen Partnerschaften mit folgenden vier Städten:

sowie der

Söhne und Töchter der Stadt

Gemeinde

Die Stadt Namysłów ist Hauptort der gleichnamigen Stadt- und Landgemeinde. Die Gemeinde zählt auf einer Fläche von 290 km² rund 25.000 Einwohner und neben Namysłów 32 Ortsteile:

  • Baldwinowice (Belmsdorf)
  • Barzyna (Kleinwaltersdorf)
  • Brzezinka (Schindlersfelde)
  • Brzozowiec (Wilhelminenort)
  • Bukowa Śląska (Buchelsdorf)
  • Głuszyna (Glausche)
  • Igłowice (Haugendorf)
  • Jastrzębie (Nassadel)
  • Józefków (Jauchendorf)
  • Kamienna (Giesdorf)
  • Kowalowice (Kaulwitz)
  • Krasowice (Kraschen)
  • Ligota Książęca (Fürsten-Ellguth)
  • Ligotka (Ellguth)
  • Łączany (Lankau)
  • Michalice (Michelsdorf)
  • Mikowice (Lampersdorf)
  • Minkowskie (Minkowsky; 1937-1945: Seydlitzruh)
  • Niwki (Niefe; 1937-1945: Neuenhagen)
  • Nowe Smarchowice (Neu Marchwitz)
  • Nowy Folwark (Sandvorwerk)
  • Objazda (Obischau)
  • Pawłowice Namysłowskie (Paulsdorf)
  • Przeczów (Prietzen)
  • Rychnów (Reichen)
  • Smarchowice Małe (Deutsch Marchwitz)
  • Smarchowice Śląskie (Windisch-Marchwitz)
  • Smarchowice Wielkie (Groß Marchwitz)
  • Smogorzów (Schmograu)
  • Woskowice Małe (Lorzendorf)
  • Ziemiełowice (Simmelwitz)
  • Żaba (Saabe)

Literatur

  • Namslau. In: Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl. 1888/89, Bd. 11, S. 994
  • Lech Szaraniec: Zabytkowe ośrodki miejskie; Górny Śląsk i Małopolska. Muzeum Śląskie, Katowice 1996, ISBN 83-85039-52-x (polnisches Buch über historische Stadtanlagen in Oberschlesien und Kleinpolen; darunter auch Namslau)
  • Namysłów 1249-1999, ISBN 83-906026-1-x (polnisch und deutsch, deutsche Postkarten und aktuelle Fotos)

Verweise

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Quellen der Einwohnerzahlen:
    1875, 1880, 1890, 1933, 1939: [1] – 1885: [2] – 1910: [3] – 1975: Heinz Rudolf Fritsche: Schlesien Wegweiser. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1996 – 1983: Encyklopedia Powszechna PWN – 1995, 2000, 2005: [4]

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Namslau — Namslau, 1) Kreis des Regierungsbezirks Breslau in der preußischen Provinz Schlesien, 104/5 QM.; 34,000 Ew.; ist meist eben, bewaldet u. hat sandigen, mittelmäßig fruchtbaren Boden; wird von der Winda, Stober u. dem Schwarzwasser bewässert;… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Namslau — Namslau, Kreisstadt im preuß. Regbez. Breslau, an der Weida, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Öls Tarnowitz und Oppeln N., 158 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, Präparandenanstalt, ein Denkmal des Kaisers… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Namslau — Namslau, Kreisstadt im preuß. Reg. Bez. Breslau, an der Weide, (1905) 6183 E., Garnison, Amtsgericht …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Namslau — Namslau, schles. Stadt im Reg. Bez. Breslau mit 3800 E., Tabaksfabrik, Viehmärkten …   Herders Conversations-Lexikon

  • Namslau — Nạmslau,   polnisch Namysłów [na misu̯uf], Kreisstadt in der Woiwodschaft Opole (Oppeln), Polen, an der Weide in Niederschlesien, 16 500 Einwohner; Kartoffelverarbeitung, Brauerei, elektrotechnische, Metall , Schuhindustrie.   Stadtbild:   Reste …   Universal-Lexikon

  • Landkreis Namslau — Landkreis Namslau, 1905 Der Landkreis Namslau ist ein ehemaliger Landkreis in Schlesien und bestand als preußisch deutscher Landkreis in der Zeit zwischen 1816 und 1945. Der Landkreis Namslau umfasste am 1. Januar 1945 die Stadt Namslau sowie 46… …   Deutsch Wikipedia

  • Herzogtum Namslau — Das Herzogtum Namslau entstand 1312 als Teilherzogtum von Glogau und gelangte 1331 mit dem Herzogtum Oels als ein Lehen an die Krone Böhmen. 1341 wurde es an das Herzogtum Brieg angeschlossen und 1348 vom römisch deutschen und böhmischen König… …   Deutsch Wikipedia

  • Treaty of Namslau — The Treaty of Namslau ( de. Vertrag von Namslau) or Namysłów, also known as the Peace of Namslau, was a peace treaty between King Charles IV of Bohemia and King Casimir III of Poland. It was signed at Namslau (Namysłów), Silesia, on 22 November… …   Wikipedia

  • Vertrag von Namslau — Der Vertrag von Namslau, auch „Der Friede von Namslau“, wurde am 22. November 1348 in der schlesischen Stadt Namslau zwischen dem böhmischen König Karl IV. und dem polnischen König Kasimir dem Großen geschlossen. Geschichte Nach der Erneuerung… …   Deutsch Wikipedia

  • Giesdorf (Schlesien) — Namysłów …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”