Normsturz

Normsturz

Der Normsturz dient dazu, die Festigkeit von Kletterseilen zu messen und Kennwerte wie die Sturzzahl zu ermitteln. Dazu wird im Labor ein Sturz ins Seil als Bergunfall nachgestellt. Alle heute verkauften Kletterseile müssen mindestens 5 solcher Normstürze aushalten, einige sind auch mit mehr Stürzen belastbar.

Der Normsturz wird in der Europäischen Norm EN 892 definiert. Ein bestimmtes Gewicht wird aus einer bestimmten Höhe fallengelassen und muss vom Seil abgebremst werden. Das Seil wird dabei in einem Karabiner mit einem Radius von 5 mm umgelenkt. Das Seilende ist fixiert, der Sturz wird also statisch gehalten (das bedeutet, dass kein Sicherungsgerät eingesetzt wird, das ab einer gewissen Kraft einen Seildurchlauf aufweist, bei dem Fallenergie durch Reibung in Wärme umwandelt wird). Das einzige dynamische Element in diesem System, das die kinetische Energie des Probegewichts aufnehmen kann, ist also das Seil, dessen Charakteristika wie Fangstoß und Dehnung gemessen werden. Beim Abbremsen darf eine bestimmte Kraft (Fangstoß) nicht überschritten werden. Außerdem darf sich das Seil höchstens um einen bestimmten Faktor dehnen.

Die ausgegebene Seillänge beim Normsturz beträgt 2,80 m, davon 30 cm zwischen Seilfixierung und Umlenkungskarabiner und 2,50 m zwischen Umlenkungskarabiner und Gewicht. Bevor das Gewicht losgelassen wird, befindet es sich 2,30 m über der Umlenkung. Die Fallhöhe ohne Seildehnung beträgt also 4,80 m. Das ergibt einen Sturzfaktor von etwa 1,7 (Fallhöhe geteilt durch Seillänge.)

Die Belastung beim Normsturz ist so extrem ausgelegt, dass sie in der Praxis so gut wie nie auftritt. Das heißt, ein Seil, das noch einen Normsturz hält, kann in der Praxis nicht reißen (Ausnahme: Belastung über eine scharfe Kante).

Je nach Seiltyp gelten beim Normsturz unterschiedliche Anforderungen:

  • Einfachseile werden mit einem Gewicht von 80 kg im Einfachstrang getestet. Sie müssen mindestens 5 Stürze halten. Der maximal zulässige Fangstoß beim ersten Sturz beträgt 12 kN.
  • Halbseile werden mit einem Gewicht von 55 kg im Einfachstrang getestet. Sie müssen mindestens 5 Stürze halten. Der maximal zulässige Fangstoß beim ersten Sturz beträgt 8 kN.
  • Zwillingsseile werden mit einem Gewicht von 80 kg im Doppelstrang getestet. Sie müssen mindestens 12 Stürze halten. Der maximal zulässige Fangstoß beim ersten Sturz beträgt 12 kN.

Die größtmögliche Sturzbelastung des Bohrhakens liegt beim Klettern bei etwa 16 kN.[1][2] Dieser Wert wird bei einem Sturz in den ersten Haken bei einer statischen Sicherung (z.B. Grigri) durchaus erreicht. Am Haken tritt in diesem Fall also eine Belastung auf, die etwas kleiner ist als der doppelte Fangstoß.

Die Festigkeit ist nur ein Parameter eines guten Seils. Mindestens ebenso wichtig ist die Dehnung, die bei Belastung mehr als 9% betragen muss, um einen Absturz zu überleben.

Einzelnachweise

  1. http://www.ig-klettern.com/klettern/bohrhaken-skript.pdf
  2. http://www.alpenverein.at/sportklettern/Sicherheit/Einbohren/Bohrhaken_09.pdf

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